Artenvielfalt – ein Kampf zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Artenvielfalt, Biodiversität, Greening – sind das alles nur Schlagwörter die von Politikern gerne genutzt werden, um an Popularität zu gewinnen oder steckt da mehr dahinter? Was zeigen uns die wissenschaftlichen Studien und welche Interessen verfolgen große Konzerne?

Ein super kontroverses Thema was mich persönlich als Landwirt besonders stark beschäftigt. Als Konsument wird man mit dem Thema spätestens im Supermarkt konfrontiert: überall die gleich aussehenden Gurken, ampelfarbige Paprika die wir aus Holland importieren, Tomaten die nach nichts riechen, Kartoffeln die kaum einen Geschmack haben usw. Hinzu kommt noch, dass wir diese „frischen“ Produkte das ganze Jahr über bekommen, Saison spielt also keine Rolle mehr UND wer gerne in andere Länder reist, hat sicherlich schon festgestellt, dass die Supermärkte in Spanien, England, Italien & Co. das gleiche ‚einmalige‘ Sortiment aufweisen wie wir hierzulande.

Was ist denn in 2020 überhaupt noch länderspezifisch?

Spielt Saison denn überhaupt keine Rolle mehr?

Die wenigsten fragen sich, ob das alles nachhaltig und vor allem gesund ist. Monokulturen wo das Auge nur hinreicht, ganze Insektengruppen die vom Aussterben bedroht sind, Bienen die völlig verwirrt durch die Gegend irren und neuerdings durch Roboterbienen ersetzt werden sollen – wo führt denn das Ganze hin?

Artenvielfalt ist mehr als nur ein Modewort

Vor rund zwei Jahren (am 8. März 2018) sorgte der US-amerikanische Handelsriese Walmart mit seinem Patentantrag für Roboterbienen für Schlagzeilen. Ähnlich wie Deutschland, stehen auch die USA vor einer massiven Herausforderung – es handelt sich um das Bienensterben. So kamen Forscher der Harvard-Universität auf die glorreiche Idee die Bestäubungsarbeit der Bienen durch High-Tech Fluggeräte zu übernehmen.

DIE FAKTEN – Das sagen die wissenschaftlichen Studien:

  • Das Sterben der Bienen und Insekten schreitet voran: 40% der Arten sind von einem Rückgang gekennzeichnet und jede dritte Art ist von Aussterben bedroht.
  • Es gibt derzeit keine großflächigen Lösungen die weltweit greifen.
  • Rund 80% der Pflanzen die unsere Nahrung sichern, müssen bestäubt werden. Durch das Bienensterben bleibt die Bestäubungsarbeit aus, d.h. es werden dringend zusätzliche Kapazitäten benötigt.
  • Der Wert der Bestäubung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen durch Insekten wird weltweit jährlich auf dreistellige Milliardenbeträge beziffert: 153 Milliarden USD weltweit.
  • Ohne Insekten kollabiert unser Ökosystem.

Der deutsche Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein soll 1949 folgendes gesagt haben:

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr. “

Albert Einstein, 1949

Studien

  • Sanchez-Bayo F., Wyckhuys A.G.: Worldwide decline of the entomofauna: A review of its drivers, Biological Conservation, April 2019, in ScienceDirect.
  • Gallai N., Salles J.M., Settele J., Vaissiere B.E.: Economic valuation of the vulnerability of world agriculture confronted with pollinator decline, Ecological Economics, Issue 3, 15. January 2009, in ScienceDirect.
  • Biodiversitätsverlust – eine Bedrohung für unsere Lebensgrundlage, 30. August 2017, Europäischer Wirtschafts- und Sozialsausschuss (EWSA).

Wenn die Profite aus der Natur den menschlichen Verstand ausschalten

Wir können hier schön und lange über Artenvielfalt diskuttieren aber solange die Gier und sogenannte „schädliche Subventionen“ unser System speisen, wird es verdammt schwer sein unser Ökosystem zu retten.

Ganz konkret meine ich damit u.a. den Anstieg der Wilderei in Ländern wie Südafrika, Namibia oder Simbabwe die obendrauf auch noch auf eine Lockerung des Handelsverbots pochen oder auch die Subventionen von Aquafarmen in Südostasien die zu einer Zerstörung der Mangroven-Küstenwälder und damit wenige Jahre später zum ökologischen Tod der Küsten führten.

Mit der Natur lassen sich Milliarden verdienen.

Solange wir Menschen es nicht kapieren, dass Selfies mit von uns getöteten Elefanten, Giraffen und andere exotische Tierarten nichts weiter sind als dumme Glücksspiralen des Egos, wird unser Ökosystem leiden. Beim Thema Artenvielfalt und Artenschutz geht es also um vielmehr als ein paar Bienen und Motten.

Die Verantwortung liegt bei jedem einzelnen von uns. Wir können nicht immer auf Politiker, Landwirte oder Konzerne die Finger zeigen. Hinter diesen Berufen, Positionen und Institutionen verbergen sich Individuen. Vergessen wir das bitte nicht.

Quelle: tagesschau, YouTube

Förderung der Artenvielfalt

Die Aktionen Volksbegehren in Bayern und Baden-Württemberg haben das Thema Insektensterben in das Bewusstsein der Menschen stärker positioniert. Neue Gesetze sind ins Leben gerufen worden und viele Landwirte, insb. kleine Familienbetriebe verstehen die Welt nicht mehr. Hauptsache zwei Pole aufbauen, denn davon profitieren die Medien am meisten. So dreht sich das Karussell gemäß dem Motto „Das Leben ist ein Spektakel“ munter weiter.

Einen besonderen Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Hummeln, Motten & Co. schaffen, das lag mir schon immer am Herzen. Am besten geht das mit einem bunten Fleck Blumen. Das führte zur Geburt meiner Aktion Blumenwiesenpatenschaften. Wer die Natur liebt und unseren Planeten möglichst lange bunt und glücklich erleben möchte, dem empfehle ich eine Blumenwiesenpatenschaft.

Mehr dazu erfahrt Ihr hier:

Artenvielfalt fördern, Blumenwiesenpate werden

Lasst uns gemeinsam etwas tun und vor allem an dem Thema dranbleiben. Es reicht nicht nur Bewusstsein zu schaffen und politische Debatten darüber zu führen.

Neue Technologien einzusetzen, um uns bei der Arbeit zu unterstützen ist eine Sache, dafür zu sorgen, dass wir nicht alles was natürlich ist irgendwann nur noch mit High-Tech-Drohnen ersetzen eine andere.

Wer möchte schon in einer Welt leben wo alles rundherum nur noch digital und künstlich ist?

Ich auf jeden Fall nicht. Dafür liebe und respektiere ich die Natur vielzu sehr.

Auf die nachhaltige Landwirtschaft und Artenvielfalt.

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