Bauernhof der Zukunft vertikale Landwirtschaft

Bauernhof der Zukunft: Kein Boden und 95% weniger Wasser

Während sich hierzulande die GroKo (erneut) formiert und wir nun eine neue Agrarministerin bekommen, passiert in den Vereinigten Staaten etwas außergewöhnliches. Nein, es hat nichts mit dem Präsidenten Donald Trump zu tun. Es handelt sich um den Bauernhof der Zukunft.

Unsere Reise führt uns nach Newark, New Jersey – unweit von New York. Hier werden Pflanzen auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern, mehr als 30 Fuß hoch gestapelt. Das ist Vertical Farming par excellence.

Bevor ich noch ein paar weitere Highlights dieses Projekts mit Euch teile, hier schonmal einen Blick hinter die Kullissen.

Quelle: Stories, YouTube

Der Bauernhof der Zukunft erstreckt sich nach oben

Hinter dem Projekt in Newark steckt die Firma AeroFarms. Eine alte sog. Lasertag-Arena beherbergt heute eins der bekanntesten Indoor-Farming-Systeme der Welt.

Das Außergewöhnliche bei diesem Vertical Farming Projekt ist die aeroponische Technologie die angewandt wird.

Die Wurzeln der Pflanzen werden vernebelt und dadurch wird 95% weniger Wasser verbraucht als bei konventionellen Anbaumethoden.

Die Faszination von David Rosenberg, CEO von AeroFarms ist deutlich im Interview zu spüren:

„Normalerweise sitzen die Wurzeln im Wasser, und man versucht, das Wasser mit Sauerstoff zu versorgen. Der Erfinder von AeroFarms hat erkannt, dass durch das Weglassen von Ernährung an der Wurzelstruktur, die Wurzeln eine bessere Sauerstoffversorgung erhalten.“

Was macht diesen Bauernhof der Zukunft aus Newark so besonders?

Zu den Hauptvorteilen zählen unter anderem:

  • Die aeroponische Technologie erlaubt AeroFarms 95% weniger Wasser zu verwenden als konventionelle Feldanbaumethoden.
  • Es werden keine Pestizide und auch keine Herbizide verwendet.
  • Kein Boden: Die Pflanzen wachsen nicht im Boden, sondern auf großen Stoffmaterialien die aus recyclerbarem Kunststoff bestehen.
  • Die Funktion der Sonne wird durch spezielle LED-Lampen übernommen.
  • Pflanzen wachsen doppelt so schnell wie im Bereich des konventionellen Outdoor Farmings.
  • Pflanzen wachsen das ganze Jahr über mit deutlich geringeren Auswirkungen auf die Umwelt.
  • Keine langen Transportwege: Weniger CO2-Ausstoß durch Belieferung der Supermärkte vor Ort.

Inzwischen gibt es vertikale Farmen in Vancouver (Kanada), Singapur, Panama, Großbritannien (siehe hierzu Underground Farming) und überall in den USA.

In Newark baut AeroFarms derzeit ein zweites Vertical Farming System – dieses Mal muss ein altes Stahlwerk herhalten, das größer ist als ein Fußballfeld. Hier sollen jährlich bis zu 2 Millionen Pfund Pflanzen wachsen, und zwar: vertikal nach oben.

Ist vertikale Landwirtschaft der Weg in die Zukunft?

Die einen sind fest davon überzeugt, die anderen wiederum skeptisch.

Sicherlich ist das Konzept des Vertical Farming eine tolle Sache für den Anbau von Salat und weiteren Pflanzenvariationen die wenig Gewicht haben. Und wenn damit zumindestens einen Teil der Bevölkerung in Großstädten ernährt werden kann, umso besser.

In London wird ein Luftschutzbunker verwendet, um Underground Farming zu betreiben. In den Niederlanden, in Singapur und Australien werden schwimmende Farmen ausgetestet. In Japan wiederum wird das Konzept der vertikalen Landwirtschaft zu einer Roboter-Farm umgewandelt.

Die Frage, wie wir die steigende Weltbevölkerung und die Mega-Cities satt kriegen ist damit nicht beantwortet. Denn was machen wir mit den „schweren“ Pflanzen (Getreide, Kartoffeln usw.)? Oder wollen wir uns zukünftig alle nur noch von Salat (vertikale Landwirtschaft) oder Fisch (schwimmende Farmen) ernähren?

Und wenn wir alles in Pulver umwandeln (auch ein viel diskutiertes Konzept) – Okey, aber das alles muss irgendwo erstmals produziert werden. Soll diese Produktion auch in Hochhäusern stattfinden? Wie denn?

Wir haben noch einen langen Weg vor uns und es wird sicherlich nicht langweilig.

Abschliessend noch ein paar aktuelle Neuigkeiten aus dem „Hier und Jetzt“:

  1. Politik: Deutschland hat eine neue Agrarministerin. Der Amt geht an Julia Klöckner von der CDU.
  2. Hollywood: Der schwäbische Landwirt und Effektbauer Gerd Nefzer hat den Oscar für Spezialeffekte für den Film „Blade Runner 2049“ gewonnen.
  3. Firmenübernahme: John Deere übernimmt das spanische Unternehmen King Agro. Schon heute gilt dieser als Zulieferer von Carbon-Spitzgestänge für die Pflanzenschutz-Selbstfahrer von JD. Das High-Tech Werkstoff Carbon überzeugt durch sein geringes Gewicht sowie die hohe Festigkeit und Robustheit.

Modern Farming, Changing World

Hinter dem Begriff Modern Farming steckt alles mögliche. Von Vernetzung und Farming 4.0, also digitale Transformation von Landwirtschaft über autonome / fahrerlose Landtechnik und Vertical Farming bis hin zur personalisierten Ernährung.

In der Zwischenzeit geht es weiter mit den Firmenübernahmen und der immer stärkeren Dominanz von Wenigen über Viele. Diese Zyklen, sei es in der Gesellschaft oder im Bereich Technologie sind feste Bestandteile unserer Evolution. Alles was neu oder innovativ ist erschreckt viele; andere wiederum stürzen sich in gefährliche Missionen mit dem Ziel uns als Menschheit voranzutreiben und -bringen.

Zur Erhaltung der Balance werden wohl beide Gruppen benötigt, oder?

Was glaubt Ihr? Wie wird der Bauernhof der Zukunft tatsächlich ausschauen?

2 Kommentare
  1. Elmar Licht
    Elmar Licht sagte:

    Auch spannend ist der Trend zum privaten vertikalen Garten. Da gibt es ja inzwischen verschiedene Systeme auf dem Markt, die mensch sich einfach in die eigene Küche stellen kann. Bin gespannt, ob sich das durchsetzt.

    Antworten

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