Blockchain in der Landwirtschaft

Blockchain in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor

Bei dem Begriff Blockchain denken die meisten sofort an Bitcoin, Litecoin und Ethereum. Es stimmt, alle diese Kryptowährungen basieren auf Blockchain-Technologie und digitale Signaturen aber das dezentrale „Peer-to-Peer“-Prinzip lässt sich auf fast alle anderen Branchen übertragen.

Die Blockchain wird im Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor bis 2023 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 47,8% hinlegen. Der Sektor wird von 60,8 Millionen US-Dollar in 2018 auf schätzungsweise 429,7 Millionen US-Dollar in 2023 wachsen, so ein aktueller Bericht von ReportLinker.

Alleine in Deutschland landen jährlich rund 11 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll. Weltweit sind es gemäß der Welternährungsorganisation FAO 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel pro Jahr, also ein Drittel der globalen Lebensmittel, die verloren gehen. Diese enorme Verschwendung soll durch den Einsatz von Blockchain gestoppt werden. Es soll für Transparenz in der Lieferkette sorgen.

Blockchain 101: Was steckt dahinter?

Starten wir am besten mit der Definition.

Eine Blockchain (Blockkette) ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, „Blöcke“ genannt, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Jeder Block enthält dabei typischerweise einen kryptographisch sicheren Hash (Streuwert) des vorhergehenden Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten.

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Das ganze nochmal für alle Non-Techies, denn es ist auch so schon kompliziert genug:

Bei der Blokchain werden Daten dezentral über beliebig viele lokale Server gespeichert. Ein Datenbündel muss sich erst einer kollektiven Überprüfung unterziehen, bevor es als „Block“ mit einer verschlüsselten Signatur dem Datenstrang hinzugefügt wird. Und genau diese Vorgehensweise macht es Hackern derzeit unmöglich, die Blockchain zu knacken.

Wieso wird diese Technologie so schnell adoptiert? Wo liegen die Vorteile?

Wir haben einerseits das Login-basierte System und andererseits das Blockchain-System – bei der Zweiteren fällt der Mensch als Gefahrenquelle weg. Demnach hat Blockchain in punkto Sicherheit ganz klar die Nase vorn.

Da die Daten von allen autorisierten Teilnehmer einer Wertschöpfungskette fast in Echtzeit abgerufen werden, weiss jeder was sich wo befindet. Das spricht für eine erhöhte Transparenz.

Das Verfahren der kryptografischen Verkettung in einem dezentral geführten Buchführungssystem ist die technische Basis für Kryptowährungen, kann aber darüber hinaus in verteilten Systemen zur Verbesserung bzw. Vereinfachung der Transaktionssicherheit im Vergleich zu zentralen Systemen beitragen. Eine der ersten Anwendungen von Blockchain ist die Kryptowährung Bitcoin.

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Die 3 wichtigsten Vorteile kurz im Überblick:

  • dezentral
  • sicher
  • transparent

Blockchain im Lebensmittelmarkt

Die ganzen Lebensmittelskandale der letzten Jahre haben das Vertrauen der Verbraucher in den Handel und der jeweiligen Big Brands etwas schwinden lassen. So dürfte es keinen wundern, dass nahmhafte Lebensmittelunternehmen wie Walmart, Carrefour, Nestle, Coca-Cola, Univeler usw. angefangen haben Blockchain zu nutzen, um die Lebensmittelsicherheit und -integrität zu erhöhen.

Ein paar Beispiele:

  • Walmart, Kroger und andere US-Handelsriesen haben sich mit IBM zusammengeschlossen, um Blockchain-Systeme in ihre Wertschöpfungsketten zu integrieren
  • Die französische Handelskette Carrefour nutzt Blockchain, um die Herkunft der Lebensmittel zurückzuverfolgen
  • The Grass Roots Farmers Kooperative nutzt Blockchain, um zu verfolgen, wie Tiere gezüchtet werden
  • Coca-Cola setzte Blockchain ein, um Zwangsarbeitsfälle in der Zuckerrohrlieferkette zu identifizieren

Eine besonders wichtige Rolle spielt die Blockchain-Technologie bei der Identifizierung von Ineffizienzproblemen und der Offenlegung von Produktions- und Lieferinformationen. Aber bis die gläserne Kuh oder der transparente Huhn beim Endverbraucher ankommt, dauert es noch ein paar Jährchen.

Blockchain in der Landwirtschaft

Was kommt auf uns Landwirte zu? Wird Blockchain dafür sorgen, dass der Getreidehandel an Transparenz gewinnt? Was ist denn mit dem Endverbraucher – ist dieser bereit, mehr Geld für Transparenz zu zahlen?

Ende 2016 führte das australische Unternehmen AgriDigital den weltweit ersten Verkauf von 23,46 Tonnen Getreide über Blockchain durch. Es war ein Erfolg. Seitdem waren knapp über 3.000 Benutzer in Verkäufe von mehr als 5,6 Millionen Tonnen Getreide über das Cloud-basierte System mit 1,102 Millionen US-Dollar Erzeugerzahlungen involviert [Stand: 19.03.2019].

In der Viehzucht scheint es etwas einfacher vonstatten zu gehen. Die amerikanische Company GoGo Chickens verfolgt Hühnchen mit Fußreifen und sammelt die Informationen online. Das australische Projekt „From Paddock to Plate“ verfolgt die Produktion und Lieferung von Rindfleisch, um Australiens Ruf einer Qualitätsproduktion zu schützen.

Die Blockchain-Technologie spielt in erster Linie für kleinere landwirtschaftliche Betriebe und Kooperativen eine wichtige Rolle bei der Effizienzsteigerung. Mit Hilfe von Krypto-Konten und mobile Apps lässt sich schnell ein Kreis des Vertrauens kreieren.

Die Herausforderungen

Sicherlich sind Euch folgende zwei Nachrichten nicht entgangen:

  • JPMorgen startet seine eigene Kryptowährung für internationale Zahlungen. (Quelle: BBC)
  • Facebook soll anscheinend nach dem Kauf des Blockchain-Startups Chainspace nun auch an seiner eigenen Kryptowährung rumbasteln. (Quelle: Cointelegraph)

Was spricht gegen die breite Annahme dieser Technologie?

In Blockchain zu investieren erfordert vor allem das richtige Know-how und genau das fehlt kleineren und mittleren Unternehmen. Die Großen können sich die Expertise einkaufen; die nötigen Mittel haben sie ja dazu.

Eine weitere Hürde ist das Thema „Regulierung“. Die massiven Preisfluktuationen die wir bei Kryptowährungen erleben, sind ein Paradies für Spekulanten. Es gibt zur Zeit immer noch kein Konsensus zwischen der politischen und Tech-Elite, wie man Blockchain-Technologie benutzen und Transaktionen die mit Crypto stattfinden, ausführen sollte.

Zu allem addiert sich noch das Thema Komplexität. Die Blockchain-Technologie versteht bei weitem nicht jeder (da hilft auch die komplizierte Formulierung auf Wikipedia nicht weiter). Und auch in punkto Anwendung, müsste noch viel getan werden, damit es einfacher wird.

Was glaubt Ihr?

Wie können wir Eurer Meinung nach das Thema Blockchain in der Landwirtschaft vorantreiben? Was spricht dagegen?

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