2023-05 Nachhaltiges Bauen hat nichts mit primitiv zu tun - Agrarbetrieb

Nachhaltiges Bauen hat nichts mit primitiv zu tun

Es ist allgemein bekannt: die `reichen´ Länder, zu denen wir hier in Deutschland auch zählen, verbrauchen einen Großteil der weltweiten Ressourcen. Wir verbrauchen alles, was uns in die Finger kommt, egal ob es sich dabei um natürliche Ressourcen oder nicht erneuerbare Rohstoffe, wie z.B. Metalle und seltene Erden, handelt. Aber es geht auch anders, denn es gibt nachwachsende Alternativen, die sich für nachhaltiges Bauen perfekt eignen.

Stahl und Beton durch Hanf, Lehm oder Pilze zu ersetzen, mag komisch klingen, aber das Interesse und die Nachfrage nach „nicht auf Öl basierten“ Bauelementen steigt kontinuierlich an. Den Ölgiganten schmeckt dieser Trend sicherlich nicht, aber solange es sich „nur“ um eine Nische handelt, welche die Profite der Branche nicht wesentlich beeinflusst, wird da wohl ein Auge zugedrückt.

Nachhaltiges Bauen und nachhaltige Landwirtschaft haben einiges gemeinsam, aber die wohl größte Gemeinsamkeit liegt darin, dass sie im Bewusstsein der Menschen als „primitiv“ abgespeichert sind. Und hiermit einhergehend wird geglaubt, dass man für die Umsetzung keine moderne Technologie benötigt, dass die Konzepte auf Materialien basieren, die nicht haltbar sind, dass es sich hierbei nur um eine Fassade handelt, um etwas besser zu verkaufen usw.

In meinem heutigen Blog geht es mir nicht darum, die einen oder anderen zu überzeugen, sondern vielmehr möchte ich aufzeigen, woran einerseits Forscher arbeiten und andererseits, welche nachhaltigen, natürlichen Baualternativen bereits erfolgreich eingesetzt werden.

Hierzu ein kleiner Überblick über einige Artikel, die ich zu diesem Thema hier auf Agrarbetrieb bereits geschrieben habe:

Nachhaltiges Bauen mal ganz anders: Ein Häusle aus Pilze

Ein nachhaltiges Haus was am Ende auch noch kompostierbar ist? Soll das ein Scherz sein?

Geht es nach den Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und ETH Zürich, dann könnten wir künftig Baumaterialien aus Pilzen und Bambus herstellen.

Derzeit forscht das Team um Professor Dirk Hebel (Leiter der Professur für Nachhaltiges Bauen, KIT) an einer Baumasse, welche aus dem Wurzelwerk des Pilzes Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling) besteht. Dazu werden Holzspäne und andere pflanzliche Abfälle, wie z.B. Getreideschalen, vermischt. Das Mycel, eine schwammähnliche Substanz, lässt sich leicht in Formen gießen. Um das Wachstum des Pilzes zu stoppen, wird der Baubestandteil getrocknet.

Das leichte Baumaterial eignet sich hervorragend zum Isolieren.

Des Weiteren forscht Prof. Hebel an neuartigen Verbundwerkstoffen, die aus Bambus entwickelt werden. Anders als Holz, wächst Bambus viel schneller und seine langen stabilen Fasern sind eine willkommene Eigenschaft im Bauwesen. Das Material wird von den Forschern insbesondere auch auf sein Druck- und Zugbelastbarkeit getestet. Diese sollen durch die gezielte Gestaltung geometrischer Formen mit Hilfe dreidimensionaler grafischer Statik verbessert werden.

Ausgefallen? Wie wär’s mit einem Lehmhaus im Inneren eines Gewächshauses?

Wer Pilze und Bambus als Baumaterialien skurril findet, wird bei der nächsten Bauweise sicherlich nicht schlecht staunen. Es handelt sich nämlich um ein 150 Quadratmeter Haus aus Lehm, Stroh und Holz, welches sich im Inneren eines 300 Quadratmeter großen Glas- bzw. Gewächshauses befindet.

Es handelt sich hierbei um das gemütliche Häusl des 72-jährigen Jürgen Heermann, ein ehemaliger Bordingenieur, der dieses Prachtstück aus Flammersfeld im Westerland vor 15 Jahren von einem praktizierenden Schamanen kaufte. Das energieeffiziente Haus besteht aus natürlichen und ökologischen Baumaterialien. Mehr Informationen hierzu gibts im beigefügten Video des SWR.

Quelle: SWR Room Tour, YouTube

Leider herrscht bei vielen Mitmenschen der falsche Glaube im Kopf, dass nachhaltige Häuser, die oft auch noch vom Versorgungsnetz abgekoppelt „leben“, primitiv sind. Earthships, Lehmhäuser inmitten von Gewächshäuser oder Hanfhäuser bieten all den Komfort, den moderne Betonhäuser auch bieten — sogar mehr als das, denn sie sind natürlich.

Die Ökosysteme die verwendet werden, um das Wasser zu recyclen und aufzubereiten erfordern ein klares Verständnis für Natur und Physik. Hinzu kommt, dass diese Häuser schneller und günstiger zu bauen sind als die herkömmlichen Varianten.

Egal ob autark und vom aktuellen System ganz oder teilweise abgekoppelt oder ob einfach mal ein natürliches Haus, das im Einklang mit der Natur existiert, eins ist klar:

Wir befinden uns am Anfang der Entdeckungsreise.

Nachhaltiges Bauen erfordert Mut, jede Menge Kreativität und die Bereitschaft anders zu denken. Neue Ideen und Konzepte werden niemals aus der Masse kommen.

Bildquelle: Foto von Andrea Davis auf Unsplash

2023-03 Organoide Intelligenz Künstliche Intelligenz - Agrarbetrieb

Ade Künstliche Intelligenz – Hier kommt die Organoide Intelligenz

Als ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal über die Organoide Intelligenz (OI) erfuhr, da staunte ich nicht schlecht. Jetzt sollen menschliche Gehirnzellen als Computerprozessor verwendet werden. Die Grundlage dafür sind Hirnorganoide. Dieser hochwertige „Biocomputer“ soll die Vorteile der künstlichen Intelligenz mit denen des menschlichen Gehirns miteinander kombinieren, um leistungsstärker zu werden als das, was wir heute kennen. Was sagt die Ethik über diese ganze Geschichte?

Die Künstliche Intelligenz (KI) bereitet der Menschheit heute schon jede Menge Sorgen, aber das, was sich jetzt ein paar Wissenschaftler der John Hopkins Universität überlegt haben, ist eine ganze andere Hausnummer. Bis jetzt ging es uns darum, den Computer gehirnähnlicher zu machen. Das jedoch ist nun ein Paradigmenwechsel: Hirnorganoide, also im Labor aus menschlichen Zellen gezüchtete Gewebestrukturen, sollen computerähnlicher werden.

Wie können wir sicherstellen, dass diese „Innovationen“ nicht nach hinten losgehen? Was passiert, wenn diese Hirnorganoide ein Bewusstsein entwickeln? Werden die Spender dieser Zellen anonym gehalten und entsprechend rechtlich geschützt?

Das Projekt wirft jede Menge Fragen auf, die äußerst komplex und ethisch sehr umstritten sind.

Organoide Intelligenz kann effizienter, leistungsfähiger und schneller sein als KI

Wir dachten ChatGPT macht uns schon das Leben zur Hölle, weil so viele Schüler, Studenten, Blogger und Co. dieses Modell des maschinellen Lernens nutzen, um schneller Ergebnisse zu erzielen, ohne großartig etwas dafür zu tun. Betrachtet man OI als ein zukunftsfähiges Konzept, dann erscheint alles KI-bezogene im Vergleich dazu, äußerst primitiv zu sein.

Wo soll OI denn überhaupt eingesetzt werden?

Laut Teamleiter Thomas Hartung kommen 3 zentrale Einsatzbereich in Frage:

  1. OI könnte uns dabei helfen, die Funktionsweise des menschlichen Gehirns besser zu verstehen.
  2. Aufgrund seiner Art, komplexe Informationen zu verarbeiten und zu speichern, hat OI als Biocomputer die Chance, die Welt der Computertechnologie neu zu überdenken.
  3. OI könnte einen großen Beitrag in der Entwicklung von Medikamenten gegen neurodegenerative Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer’s oder Demenz, leisten.

Die ersten veröffentlichten Illustrationen zeigen, wie dieses „Ökosystem“ aufgebaut werden soll. Im Zentrum befindet sich ein Hirnorganoid, welcher in einer Petrischale mit Flüssigkeit schwimmt. Die Hirnzellen bilden ein dreidimensionales Hirnorganoid, das mit Röhrchen nach außen verbunden ist. Einerseits werden hierüber Nährstoffe und Sauerstoff hinzugeführt sowie Abfallstoffe beseitigt. Andererseits will man die Röhrchen dafür nutzen, um Informationen an die Zellen zu senden sowie diese auszulesen, um festzustellen zu können, was sie denken.

Hier geht’s zur Illustration:

https://www.frontiersin.org/files/Articles/1017235/fsci-01-1017235-HTML-r6/image_m/fsci-01-1017235-g001.jpg

Außerdem geht’s hier, im Fachblatt „Frontiers in Science„, zur aktuellen OI-Studie, welche erst am 28. Februar 2023 erschienen ist. Ganz frisch also.

Der nachfolgende kurze Videoclip veranschaulicht uns bereits die Idee in visueller Form:

Quelle: Frontiers, YouTube

Die Auswirkungen von OI auf andere Bereiche unseres Lebens

Kunstfleisch, genveränderte Getreidesorten, GVO-Mais, GVO-Soja, … – erst ging es mit unserer Nahrung los, jetzt soll auch unser Gehirn als Computerprozessor für künstliche Spielereien herhalten.

Ich verstehe die Marketing- und Verkaufsargumente sehr wohl, denn jeder Alzheimer’s, Demenz, Parkinson’s und Co.-Patient träumt davon, seine Krankheit in der Griff zu bekommen oder gar verschwinden zu lassen. Ich muss gestehen, das ist für mich, wenn überhaupt, das stärkste Argument für OI. Aber auch hier bin ich nicht ganz überzeugt. Denn, wenn wir weiterhin nicht die Ursachen dieser neurodegenerativen Krankheiten ausfindig machen, bekommen wir mit einer Weiterentwicklung von Medikamenten das Thema denke nicht gelöst. Wir gewinnen die Schlacht nicht, wenn wir über die Phase „Symptome bekämpfen“ nicht hinauswachsen.

Was kommt als Nächstes? Nutzen wir OI, um weitere menschliche Organe mit Computern zu „pimpen“ und diese dann in menschliche Körper zu transplantieren? Nach neuesten wissenschaftlichen Studien, speichert jede einzelne Zelle bereits sämtliche eigene Lebenserfahrungen ab und beinhaltet gar Informationen aus den Leben der Eltern und Großeltern, d.h. Wissen aus den früheren Generationen wird auf zellulärer Ebene vererbt und wird stetig erweitert. Wie wirken sich die ganzen, durch OI erzeugten Datensätze auf die eigenen, gespeicherten Informationen des Empfängers aus?

Ignorieren wir weiterhin schamlos die bahnbrechenden Erkenntnisse der Quantenphysik, weil sich Lobbyisten und Profiteure der Newtonischen Physik nicht eingestehen können, dass es weitaus mehr physikalische Naturgesetze gibt, die große Auswirkungen auf unser Leben haben, als wir bisher dachten?

Die kommenden Jahre werden äußerst spannend sein. Die Forschung im Bereich Organoide Intelligenz wird weiter voranschreiten. Sie wird sich von anderen Forschungszweigen darin unterscheiden, dass es hier keine Tierversuche gibt. Ob wir die mystischen Fähigkeiten des menschlichen Neocortex je entziffern werden, wage ich jedoch zu bezweifeln.

Bildquelle: Foto von Ermal Tahiri auf Pixabay

2023-02 3D-gedruckte Hanfhäuser

3D-gedruckte Hanfhäuser – Green Deal mal anders

Die aktuellen Zeiten sind wirklich spannend. Mehr und mehr innovative Ideen werden erfolgreich umgesetzt, die nicht nur einzeln betrachtet, sondern gerade in ihrer Kombination miteinander ganze Bereiche revolutionieren können. Über den Einsatz von Hanfbeton im Bausektor habe ich bereits berichtet. Ebenso habe ich auch über die neuen High-Tech-Häuser aus dem 3D-Drucker geschrieben. Was den heutigen Beitrag so einzigartig macht, ist die einzigartige Kombination dieser beiden Ansätze: Hanfhäuser aus dem 3D-Drucker.

Die australische Firma Mirreco hat sich auf nachhaltige Baumaterialien bestehend aus Hanf spezialisiert. Das Biotechnologieunternehmen setzt für den Bau nicht nur dieses innovative Material ein, sondern setzt auch in der Produktion auf neueste Technologien: es entwickelt 3D-gedruckte Hanfplatten, die in Wänden, Fußböden und Dächern verwendet werden.

Was unterscheidet diese neuartigen Hanfplatten von herkömmlichen Materialien?

Sie sind einfach herzustellen, bieten eine solide Struktur und eine überlegene Wärmeleistung.

In Zusammenarbeit mit dem australischen Architekturbüro Arcforms, das seinen Sitz ebenfalls in Perth, wie auch Mirreco, hat, konnte ein neues Konzept für ein nachhaltiges Hanfhaus präsentiert werden:

Die Böden, Wände und das Dach werden aus Hanf-Biomasse hergestellt, und in den Fenstern kommt modernste Technologie zum Einsatz, die es ermöglicht, Licht durch Glas zu leiten, wo es in Strom umgewandelt wird.

— Mirreco, The Extract

Häuser aus dem 3D-Drucker

Während wir in Deutschland, in der westfälischen Stadt Beckum, das erste Haus aus dem 3D-Drucker bewundern dürfen, entsteht in der niederländischen Stadt Bosrijk, in der Nähe von Eindhoven, der weltweit erste Standort mit bewohnbaren 3D-gedruckten Häusern. Es handelt sich hierbei um das Projekt „Milestone“, das in Gänze fünf Betonhäuser beinhaltet, die mit Hilfe der 3D-Technologie konstruiert wurden.

Bevor ich den Vorteilen der 3D-gedruckten Hanfhäuser näher auf den Zahn fühle, möchte ich auf zwei mit dem Thema verwandte Artikel verlinken, welche ich hier auf Agrarbetrieb bereits veröffentlicht habe:

Die Klimaziele, wie etwa die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, werden hoch gesteckt. Wie können Hanfhäuser aus dem 3D-Drucker dabei helfen?

In erster Linie, nimmt Hanf, anders als herkömmliche Baumaterialien, CO2 auf und ist demnach ein umweltfreundlicher Baustoff. Anders als beim konventionellen Beton, benötigt man bei der Bauweise mit Hanfplatten keine Unmengen von Sand. Also müssen dafür keine Meere und Flüsse herhalten, um den steigenden Bedarf nach Wohnplatz zu decken. Es wird hierfür kein Ökosystem zerstört.

Hinzu kommt noch eine weitere wichtige Komponente, auf welche oft nicht eingegangen wird: das Haus bildet eine „echte“, natürliche Umgebung für den Wohn- und Nutzraum, d.h. sie kommt ohne Mineralölresiduen und weitere Toxine aus.

Tagein, tagaus hören wir über die Bedeutung von erneuerbaren Alternativen. Der Fokus liegt hier aber vor allem auf den Energie- oder Automobilsektor.

Warum nicht auch bei der Bauindustrie ansetzen?

Was spricht dagegen, Hanfbeton, Hanfplatten und Co. vollständig einzuführen?

Ganze Städte aus Hanfhäuser – Wunschdenken oder bald Realität?

Hanfhäuser, Hanfbatterien, Hanf-Flugzeuge, Hanf als Medizin … Was kann man aus Hanf denn alles basteln, was unseren Planeten vor der grausamen Ausbeutung von Ressourcen retten würde?

Es hängt sehr viel von unserer Bewusstseins- und Verhaltensveränderung als Spezies ab. Wie wir uns entfalten und weiterentwickeln bestimmt darüber, wie unsere Kinder leben werden. Ganze Siedlungen aus modernen High-Tech-Hanfhäusern, die jung und alt begeistern, könnten schaffen, dass sie ein Umfeld erschaffen, in dem Generationen wieder zueinanderfinden. Ein Leben in Gemeinschaft, in dem wir uns gegenseitig respektieren und ein nachhaltiges Miteinander kultivieren, ist nicht nur erstrebenswert, sondern auch bitter nötig.

Wir haben das außergewöhnliche Glück, einen wunderschönen Planet zu bewohnen. Als enger Verbündeter mit der Natur, freue ich mich jedes Mal, wenn mutige Menschen ihre Erfindungen präsentieren und umsetzen, die nicht nur uns Menschen kurzfristig ein schönes Leben bescheren, sondern auch im Einklang mit der Natur stehen. D.h. auf Ressourcen setzen, die die Natur auf diesen Planeten erhalten können, so dass die kommenden Generationen in einem gesunden Umfeld ohne Altlasten aufwachsen können.

Wie schnell wird sich ein Wandel vollziehen können? Werden wir die Hanfplatten demnächst auch bei uns in den Baumärkten erwerben können? Zählen Baugenehmigungen für Hanfhäuser bald zu unserem Alltag?

Bildquelle: Foto von giovanni gargiulo auf Pixabay

Gewaechshaus der Zukunft - 3 innovative Konzepte

Gewächshaus der Zukunft – 3 innovative Konzepte

Ein eigenes Gewächshaus zu haben ist für viele Natur- und Lebensmittelliebhaber das Non-Plus-Ultra. Die einen verlassen ihre gut bezahlten „City“-Jobs und kaufen sich ein Stück Land, um endlich das zu tun, was sie schon immer wollten, andere wiederum kehren dem hektischen Alltag den Rücken und ziehen sich in ihr eigens gebasteltes Refugium zurück.

Gewächshäuser unterschiedlicher Größe, Art und Couleur schießen mittlerweile weltweit wie Pilze aus dem Boden. Was sie von den Standard-Gewächshäuser, die wir gewohnt sind, unterscheidet, ist ihre Funktionsweise. Saisonunabhängig Erdbeeren, Tomaten, Bohnen und Co. zu züchten, ist langweilig geworden; die neuen Konzepte sind innovativ, inspirierend und äußerst kreativ.

Heute möchte ich Euch drei innovative Gewächshaus-Konzepte präsentieren, als wichtiger Reminder dafür, dass es sich lohnt anders zu denken.

1. Ein Studentenwohnheim im Gewächshaus

Ein wandelndes Wohnbiotop in den 20 Studenten hausieren, ist schon etwas Außergewöhnliches. Das ESA Selbstbau-Projekt (Energiesparende Studentenwohnheim-Architektur) entstand in den 80er Jahren mit Hilfe von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern der TU Kaiserslautern sowie entsprechenden Handwerkern.

Das energieeffiziente Gebäude, das nach dem Haus-in-Haus-Prinzip gebaut wurde, befindet sich auf dem Campus der Uni, am Rande des Pfälzer Waldes. Die Einrichtung besteht aus:

  • 20 Wohneinheiten mit Zimmern und Gärten oder Terrassen
  • einer großen Gemeinschaftsküche
  • Gemeinschaftsräume
  • Bäder
  • Kellerräume

Die Hülle des Hauses besteht aus Folie und Glas.

Das Biotop erscheint wie ein Paradies aus Kletterpflanzen, heimischen Obst- und Gemüsesorten. Auch Exoten wie Kiwis und Feigen reifen in dem mit den Jahreszeiten wandelnden Gewächshaus.

Ich überlasse am besten den Studenten, die derzeit dort wohnen, Euch auf eine Besichtigungstour mitzunehmen:

Quelle: SWR Room Tour, YouTube

2. Walipini-Gewächshäuser eignen sich auch für den Westen

Das unterirdische Gewächshaus, das in den 90er Jahren von Freiwilligen in La Paz, Bolivien gebaut wurde, fasziniert seither die Menschen auf der ganzen Welt.

Die Idee bitterkalte Nächte und gar Jahreszeiten zu überwinden und dabei die Vegetationsperiode von Pflanzen zu verlängern, spricht immer mehr Seelen an. Dieses Grubengewächshaus in Ländern wie z.B. Norwegen, Schweden oder Kanada nachzubauen und über die dunklen Wintermonate von frischem Obst und Gemüse zu profitieren, ist sicherlich etwas wundervolles.

Walipinis sind grundsätzlich, wenn richtig gebaut:

  • warm aufgrund der Erdisolierung ==> Übrigens: Walipini bedeutet „Ort der Wärme“
  • gemütlich und
  • hell (Sonnenlicht dringt durch Plastikfolien oder Glas durch).
  • Hinzu kommt, dass diese sehr effizient sind.

Für detaillierte Informationen über Walipinis empfehle ich Euch meinen Beitrag mit dem gleichnamigen Titel.

Walipini: Grubengewächshäuser erobern die ganze Welt

3. Permakultur im geodätischem Kuppel-Gewächshaus

Von der Großstadt direkt in die sogenannte „Ecobubble – für manche ein Alptraum, für andere wiederum die absolute Traumwelt. „Goodbye Keyboard-Jobs!“ Das sagte sich ein kanadisches Paar als es aus Toronto wegzog und sich für ein Leben auf dem Land entschieden hat.

Inmitten des Grundstücks erstreckt sich heuer ein kleines Paradies, nämlich ein geodätisches Kuppelgewächshaus. Bei dem nördlichen Klima das ganze Jahr über frisches Gemüse und Obst zu haben, ist sicherlich eine Herausforderung. Doch die beiden meistern diese hervorragend.

Sie nutzen dabei die Permakultur– und Hügelkulturmethoden, um in den Gärten Lebensmittel anzubauen. Sie verwenden dabei keine Pestizide oder Herbizide. Die Mikrofarm produziert frische Lebensmittel für den Eigenbedarf, für die Nachbarn und auch für einen kleinen Verkaufsstand, an dem sie ihre Produkte zum Verkauf anbieten.

Quelle: Exploring Alternatives, YouTube

Lust auf so ein Kuppelgewächshaus?

Der Geodom Rechner hat sich als recht hilfreich bei der Planung von Geodomen bzw. geodätischen Gewächshäusern erwiesen. Hier geht’s zum Dome Calculator.

Kreativität ohne Grenzen

In jedem von uns schlummern jede Menge kreative Schätze und Ideen, leider setzen die Wenigsten diese in Realität um. Dabei wären wir als Gesellschaft und Spezies so viel weiter, wenn sich mehr Menschen trauen und ihre tollen Visionen umsetzen würden.

Wem die oben aufgeführten Ideen immer noch zu „Mainstream“-mässig klingen, kann selbstverständlich sein gesamtes Haus mit einem Gewächshaus umhüllen. Klingt verrückt und nicht realisierbar?

Mag verrückt klingen, aber ein schwedisches Paar hat auch dies bereits umgesetzt. (Lese hierzu meinen „Häusle bauen“ Beitrag)

Der Öko-Trend der die ganze Welt erobert hat, wird in den kommenden Jahren eine Vielfalt von jetzt wohl noch „merkwürdigen“ Konzepten und Projekten ans Tageslicht bringen. Es hängt einzig und alleine von uns ab, wie offen wir innovative Ideen annehmen und so vielleicht auch neue Ansätze für aktuelle Herausforderungen umzusetzen.

Könntet Ihr Euch vorstellen ein Gewächshaus rundum Euer Haus zu bauen bzw. in ein fertig gebautes einzuziehen?

Bildquelle: Foto von Dominika Gregusova auf Pexels

Nano-Ton zur Wuestenbelebung und Nahrungsmittelproduktion

Nano-Ton zur Wüstenbelebung und Nahrungsmittelproduktion

In der Wüste stecken jede Menge verborgene Schätze. Wer hätte gedacht, dass man mit der richtigen Nano-Ton-Rezeptur diese endlosen, sandigen Flächen in fruchtbare Ackerfelder umwandeln kann? Nutzt man obendrauf die Kraft von Flüssen, dann zeigen Pflanzen ihre vollkommene, vitalisierende Pracht.

Ein spezielles Projekt aus Dubai hat von Anfang an meine Begeisterung geweckt. Das norwegische Forschungsteam Desert Control hat sich vorgenommen den 4.000 Kilometer gelegenen Nil anzuzapfen und die Wüsten in Dubai und Ägypten in fruchtbares Ackerland zu verwandeln.

Wie gewaltig ein Fluss wie der Nil sein kann, erlebten die Bewohner, die an den angrenzenden Flächen leben, jedes Jahr aufs Neue, wenn der Nil die Gebiete überflutete. Das sogenannte Desaster nahm mit dem Bau des 4-Kilometer langen Assuan-Staudamms ein Ende. Der Betonkoloss sollte fortan nicht nur die Fluten kontrollieren und für Stromerzeugung sorgen, sondern auch die Landwirtschaft in der Region wieder ankurbeln. Womit keiner jedoch gerechnet hatte, war ein kontinuierliches Sinken der Erträge der Felder flussabwärts. Die Innovation ging teilweise also nach hinten los.

Mit Nano-Ton die Wüsten in Dubai erblühen lassen

Dass der Assuan-Staudamm essentielle Zutaten für ein fruchtbares Ackerfeld zurückhalten würde, damit haben die Bauexperten nicht gerechnet. Ton, Schlicker und Lehm lagerten nun oberhalb des Damms, was wiederum dazu führte, dass die Felder ermüdeten.

In sandigen Böden lässt sich die Feuchtigkeit sehr schlecht binden, d.h. Pflanzen finden einerseits keine Nahrung und andererseits auch keinen Halt. Mit der richtigen Menge und Komposition von Ton kann man dem jedoch entgegen wirken.

Hier kommt die Erfindung des norwegischen Teams von Desert Control zur Rettung:

Nano-Ton bzw. flüssiger Nano-Ton.

Nach 15 Jahren Forschung haben der Geschäftsführer Ole Kristian Sivertsen und seine Mannschaft die perfekte flüssige Mischung kreiert, um die „magischen zehn bis zwanzig Zentimeter des Bodens“ zu behandeln, die sich im kritischen Bereich in und unterhalb der Wurzelzone befinden.

Die Nano-Ton-Rezeptur hat es in sich.

Lehmpartikel haben aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung eine negative Ladung, während Sandkörner positiv geladen sind“, erklärt Sivertsen. „Diese natürliche Polarität bedeutet, dass sie sich binden, wenn sie sich physikalisch treffen.“

Quelle: Ole Kristian Sivertsen, CEO Desert Control im Gespräch mit der BBC

Das Konzept lässt sich für den Laien wie folgt übersetzen:

Der flüssige Nano-Ton verwandelt die Sandkörnchen in Schneeflocken. Diese größeren Oberflächen ermöglichen aufgrund einer gezielten chemischen Reaktion die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen direkt im Sand.

Mit folgendem Ergebnis:

7 Stunden nach dem Auftragen der Tonschicht kann man die ersten Pflanzen säen.

Ein weiterer Pluspunkt dieser innovativen Vorgehensweise:

Die Tonschicht muss erst nach rund 5 Jahren erneuert werden.

Rentiert sich das überhaupt?

In Dubai verwandelte Desert Control in einem ersten Pilotprojekt rund 1.000 Quadratmeter Wüste in fruchtbares Ackerland. Nach etwa 40 Tagen wurden die ersten Früchte geerntet, darunter 200 kg Wassermelonen, Zucchini und Hirsen.

Nano-Ton aus Skandinavien nach Dubai zu verschicken macht keinen Sinn, deshalb zielen die Forscher darauf ab, große Anlagen vor Ort in Container einzubauen, damit der flüssige Nano-Ton vor Ort produziert werden kann.

Derzeit ist man u.a. auch in Dubai gut beraten, die Wüste Wüste sein zu lassen und sich furchtbares Ackerland anderswo auf der Welt für 0,50 – 3,50 US-Dollar kaufen zu lassen. Die Norwegen rechnen pro Quadratmeter fruchtbarer Wüste mit Kosten zwischen 1,50 und 4,50 EUR.

Die Technologie bleibt in punkto Wasserverbrauch unschlagbar und damit auch in anderen Bereichen sehr gut einsetzbar:

Mit Hilfe von flüssigem Nano-Ton lässt sich der zur Bewässerung der Ackerfelder benötigte Wasserverbrauch um bis zu 47% reduzieren.

An dieser Stelle gewinnen die Schlagwörter „lokal anbauen“ und „Regionalität“ eine ganz andere Bedeutung.

Selbstverständlich kann ein Land, das rund 90% seiner Lebensmittel aus dem Ausland importiert, nicht von heute auf morgen den Hahn umdrehen und alles in seinen Wüsten umlagern. Jeder von uns weiss, dass dies nicht so schnell funktioniert, egal wie klimafreundlich wir sein mögen.

Ich muss gestehen, dass ich mich über derartige Projekte sehr freue. Das, was wir heute mit den Lebensmitteln treiben, muss aufhören. Die Ackerfelder brauchen Nährstoffe und wir sind gut beraten, die Kraft der Natur dafür zu nutzen, uns mit lokalen Obst- und Gemüsesorten zu versorgen. Dies sorgt nicht nur für eine höhere Schwingung im Körper, sondern entlastet die Umwelt und führt dazu bei, diesen tollen Planeten noch ganz viele Jahre grün und fruchtbar zu erhalten.

Wenn die Innovation rundum Nano-Ton uns dabei helfen kann, Wüsten in fruchtbare Ackerfelder zu umwandeln, um die Menschen vor Ort mit vitalisierenden Nahrungsmitteln zu ernähren, dann ist das eine tolle Sache.

Bildquelle: Foto von Jose Antonio Alba auf Pixabay