Indoor Farming Ernte daheim

Indoor Farming – Ernte in den eigenen vier Wänden

Die Indoor Farming Bewegung bekommt Rückenwind: Immer mehr Stadteinwohner verzichten auf Aldi, Lidl & Co. beim Einkauf von Kräutern und züchten diese daheim, in ihren eigenen vier Wänden. Große Fans dieser Bewegung sind insbesondere jene die weder einen Garten noch einen Balkon haben.

Wer in punkto Kräuterzucht schon genügend herumexperimentiert hat, überträgt sein Know-How auf die Züchtung von z.B. Tomaten, Paprika oder Erdbeeren. Diejenigen die es auf die Spitze treiben, integrieren sogar Smart-Technologien um ihre Mini-Zuchtanlagen professioneller zu steuern.

Wer gerne bei Ikea einkauft bzw. auf der Suche nach Ideen ist, hat diesen Trend sicherlich seit rund einem Jahr verstärkt wahrgenommen. Eins muss man dem schwedischen Möbelgiganten lassen: die Jungs/ Mädels setzen nicht nur Trends fest, sondern greifen diese schneller auf als manch einer atmet.

Was hat es auf sich mit den Wohnzimmerbauern? Ist diese Art „Mini-Landwirtschaft“ überhaupt nachhaltig?

Old School vs. New School beim Indoor Farming

Soll ich meine Kräuter auf der Fensterbank in der Küche lassen, damit sie viel Licht abbekommen oder wachsen diese problemlos auch im Wohnzimmer, in meinem feschen Bücherregal? Letztes Jahr hatte ich die Zucchini neben der Stereoanlage und die Ernte war perfekt.

Während die einen beim Lesen dieser Zeilen mit dem Kopf schütteln, wiederfinden sich die anderen in der obigen Diskussion zu 100%. Sowohl der Platz als auch das Prozedere sind für den Wohnzimmergärtner von großer Bedeutung. Was die Herangehensweise betrifft, so stehen diesen folgende zwei Optionen offen:

  1. Old School: Man besorgt sich Blumentöpfe in unterschiedlichen Grössen und entsprechende Erde im Gartencenter. Das ist der traditionelle Weg.
  2. New School: Man kauft sich eine moderne Mini-Zuchtanlage die aus kleinen bis großen Geräten bestehen kann. Die modernen Systeme (z.B. Hängesysteme, hydroponische Systeme) versorgen die Pflanzen mit Wasser und Licht. Der Preis für fertige Kleinst-Systeme startet bei rund 40€; bei den größeren Varianten sollte man mit 150€ und aufwärts rechnen.

Es gibt auch eine Ultra-Luxus-Variante für Smart-Technologie Anbieter, die am liebsten den gesamten Indoor Farming Prozess automatisiert haben möchten. Für diese Anbeter hat die Münchener Firma Agrilution einen speziellen Indoor-Gewächsschrank konzipiert.

Der Plantcube ist ein Zuchtschrank der sich nahtlos in das Küchendesign integrieren lässt. Ausgestattet mit speziellen Behältern, einer Wasser- und Lichtanlage, bleibt dem Hobbygärtnern nichts anderes übrig als die Lieblingssamen auszusuchen und das System mit Hilfe einer App zu steuern. Die einzige manuelle Tätigkeit die übrig bleibt ist das Zuführen von Nährstoffen, wobei der Hersteller auch diesen Teil des Prozesses baldmöglichst automatisieren will.

Quelle: Agrilution, YouTube

Und was kostet dieser Spass?

Das Basic-Paket gibt es für 3.000 EUR.

Zurück zu „good old“ Blumentöpfe

Nicht jeder hat das nötige Kleingeld für einen derartigen Zuchtschrank bzw. auch wenn, möchte er/sie lieber ohne Apps und Tech unterwegs sein. Wer Spass am bewässern, zupfen und Co. hat, der bleibt seinen Blumentöpfen treu.

Es gibt jedoch auch hier einiges zu beachten insbesondere wenn es um die Themen Licht und Luftfeuchtigkeit geht:

  1. Licht: Wessen Wohnung in Richtung Süden ausgerichtet ist, kann seine Pflanzen auf der Fensterbank stehen lassen. Wichtig hierbei, dass die Pflanze nicht die Fensterscheibe berührt, sonst droht diese zu verbrennen. Wenn die Wohnung Richtung Norden schaut, dann kann das benötigte natürliche Licht durch künstliches Licht kompensiert werden. In Baumärkten und Gartencentern findet man geeignete Lampen. Es gibt auch Hängesysteme die mit Lampen ausgestattet sind und bei der Pflanzenzucht im Eigenheim eine gute Lösung darstellen können.
  2. Luftfeuchtigkeit: Während Zitrusfrüchte sich in feuchten Räumen wohl fühlen, ist das bei Tomaten, Gurken und Kräutern ganz anders. Diese Nutzpflanzen benötigen trockene Räume wie das Wohnzimmer oder die Küche.

Fängst Du gerade mit Indoor Farming an?

Dann starte am besten mit Salate und Kräutern, denn diese sind schon nach wenigen Wochen erntereif. Wenn Dir das gut gelungen ist, dann kannst Du Dein Zuchtportfolio auf Tomaten, Zucchini, Gurken, Erdbeeren und Co. ausbreiten.

Die Kehrseite von Indoor Farming

Wohnzimmerbauern ohne Garten oder Balkon haben es schwer. Sie stossen früher oder später an die räumlichen Grenzen. Ein Zitronenbaum im Wohnzimmer ist „fancy“, kommt aber gegen einen heimischen Apfelbaum im Garten oder einer Mini-Variante auf dem Balkon schwer an.

Wer auf frisches Basilikum, Kresse oder Dill aus dem eigenen Wohnzimmertopf nicht verzichten mag, der erfreut sich diesen Nutzpflanzen als fester Bestandteil seiner eigenen vier Wände. Im Endeffekt kann man Glück langfristig nicht kaufen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, auf die es ankommt.

Bleibt Indoor Farming eine Mainstream-Bewegung oder heisst es bald ade? Wir werden sehen.

Bildquelle: Foto von silviarita from Pixabay

Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris

Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris

Die Versorgung der Megacities ist und bleibt eine Herausforderung. Nachdem London ein Luftschutzbunker dazu benutzt, um Salat für seine City-Bewohner anzubauen, kommen jetzt auch die Franzosen mit einer ganz außergewöhnlichen Idee um die Ecke. Auf einem 14.000 Quadratmeter großen Dach werden allerlei Obst- und Gemüsesorten für die Pariser Häuser und Restaurants angebaut.

Egal ob Underground Farming in London oder Rooftop Farming in Paris, die Vorteile beider Landwirtschaftsprojekte stechen hervor. Es geht in erster Linie um die Reduzierung der Transportwege und der Lagerungskosten.

Ein weiterer Vorteil ist die Versorgung der Hauptstadtbewohner mit frischen und oft auch in Vergessenheit geratenen Produkten. Das sog. „Zero-Pestizid“-Label steht auch hier im Vordergrund.

Quelle: YouTube, FRANCE 24 English

Ein paar Eckdaten zu Europas größter Dachfarm

Immer mehr Menschen verlangen nach regionalen Lebensmitteln. So wie auch hierzulande immer mehr Verbrauchermärkte und Supermärkte die deutsche Herkunft hervorheben, passiert das Gleiche auch in Frankreich.

Im Zuge der Lebensmittelumstellung hat die größte Supermarktkette Carrefour bereits erstaunliches erreicht, denn 95% seines Angebots besteht aus französischem Obst und Gemüse (Quelle: Les Echos).

Zurück zur Pariser Dachfarm:

  • Der Dachgarten befindet sich auf dem Palais des congrès.
  • Den Auftrag für die Gestaltung der Farm erhielt das in Paris ansässige städtische Landwirtschaftsunternehmen Agripolis.
  • Kultiviert werden hauptsächlich Tomaten, Paprika, Gurken, Bohnen, Auberginen, Mangold, Grünkohl, Peperoni, Salate und Erdbeeren.
  • Die Farm soll in der Hochsaison täglich rund 1.000 kg Obst und Gemüse produzieren.
  • Der Fokus liegt auf gesunde, pestizidfreie Produkte die lokal angebaut werden.
  • Saisonalität und Nachhaltigkeit sind zwei weitere Schwerpunkte.
  • Zielgruppen: lokale Unternehmen, Firmenrestaurants und Bauernverbände in der näheren Umgebung.
  • Aeroponik wird angewandt: Hocheffiziente Technik erfordert keine Pestizide und maximiert den Platz. Es gibt keinen Boden in den Säulen, d.h. die Wurzeln hängen in der Luft. Die Pflanzen werden mit einer Mischung aus Wasser und Nährstoffen regelmäßig „geduscht“.

Eine weitere Besonderheit dieses Projekts besteht in der Tatsache, dass Einheimischen die Möglichkeit geboten wird, einen Platz auf der Dachfarm zu mieten, um ihr eigenes Gemüse und Obst anzubauen.

Die urbane Farm – ein Comeback der Landwirtschaft in der Stadt

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der Stadt. In 2050 sollen es laut Statista sogar 70% der Menschheit sein. Diese Menschen zu versorgen stellt uns vor immensen Herausforderungen. Die landwirtschaftlichen Ressourcen werden von Bauten verschlungen und die Abfallproduktion schiesst in die Höhen.

Eins ist klar: Das bestehende System kann so nicht aufrecht erhalten werden.

Neue Konzepte müssen her. Es geht darum große Mengen überall, zu jeder Jahreszeit und vor allem nachhaltig zu produzieren.

Um die Zukunft der Städte aufrecht erhalten zu können, wird die urbane Landwirtschaft ganz neue Formen annehmen müssen. Die urbane Farm wird wie ich so oft schon in meinen Blogs hier auf Agrarbetrieb erwähnt habe, vertikal sein.

An dieser Stelle darf ich Euch folgende Beiträge zu diesem Thema empfehlen:

Dieses „schleppen“ von Lebensmitteln von A nach B, wobei A und B oft auch unterschiedliche Kontinente repräsentieren, ist alles andere als nachhaltig. Tomaten von Spanien nach Frankreich zu transportieren ist völlig sinnlos und trotzdem wird dies weiterhin praktiziert. Kartoffeln von Ägypten nach Deutschland, England oder Rumänien zu importieren, wo alle drei Länder problemlos ihre Bevölkerung mit dem lokalen Gemüse versorgen können, entzieht sich jeglichem Argument.

Wie fragil und zerbrechlich unser globale Versorgungssystem ist, haben wir jetzt live mit der Gesundheitskrise und dem Brexit erlebt. Fahrer samt LKWs mussten tagelang an den Grenzen verweilen, leere Container wurden über mehrere Hundert und Tausend Kilometer durch die Gegend gefahren und ganze Industriezweige sahen sich gezwungen ihre Mitarbeiter nach Hause zu schicken, da die Lieferung wichtiger Bestandteile ausblieb.

Eine neue Herangehensweise muss her. Wir müssen ein Mix aus horizontaler und vertikaler Landwirtschaft kreieren, das uns erlaubt sowohl die Bevölkerung auf dem Land als auch die City-Bewohner optimal zu versorgen. Die Pariser Dachfarm ist genauso wie der Londoner Weltkriegsbunker das als Farm verwendet wird oder die zahlreichen vertikalen Farmen in den USA und Asien, ein Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen uns anders aufstellen, da gibt’s kein wenn und aber.

Die Erwartungen an die urbane Farm sind groß. Diese soll ethisch, ökologisch und trendy sein zugleich. Die Zukunft der Städte hängt davon ab, daher bin ich sicher, dass uns die Forscher und Wissenschaftler mit jede Menge neuen Ideen und futuristischen Konzepten einer „anderen Art“ Landwirtschaft zu betreiben, eher früher als später überraschen werden.

Welche Gestaltungsformen wird Deiner Meinung nach die urbane Farm der Zukunft annehmen?

Bildquelle: Foto von Gigi auf Unsplash

Schiffscontainer Mehr als nur bezahlbare Studentenwohnungen

Schiffscontainer: Mehr als nur bezahlbare Studentenwohnungen

In Kopenhagen zu studieren ist ein Luxus. Bezahlbare Studentenwohnungen sind eine Rarität. Urban Rigger verwendet Schiffscontainer und baut schwimmende Viertel an Stadtkanälen, um bezahlbaren Wohnraum für Studenten zu schaffen. Kann die Landwirtschaft von dieser Idee profitieren? Wie können wir das in unserer Branche nutzen?

Von der dänischen Firma Urban Rigger hörte ich zum ersten Mal in 2016. In einem kurzen Video präsentierte das Unternehmen damals seine erste schwimmende Plattform mit ein paar Schiffscontainern drauf. Urban Rigger 1.0 beherbergt 12 Studenten, die über ein eigenes Schlafzimmer, ein eigenes Bad und eine eigene Küche verfügen.

Folgendes gehört noch zu einer Urban Rigger:

  • 160 qm großer gemeinsamer grüner Innenhof
  • eine Badeplattform
  • ein Grillplatz
  • eine Kajaklandung
  • 65 qm große gemeinschaftliche Dachterrasse
  • 220 qm großer Keller mit einem Gemeinschaftsbereich, Waschgelegenheiten und individuellen Schließfächern für jede Wohnung => das alles befindet sich unterhalb des Meeresspiegels

Was kostet ein Zimmer auf der Urban Rigger?

Die Miete für Studenten liegt bei rund 600€ pro Monat.

Für Investoren liegen die Preise bei 955.000 DKK (rund 149.000 US-Dollar) bis 1,25 Mio DKK (rund 196.000 US-Dollar) pro Einheit, je nach Präferenz. [Quelle: Mashable]

Wie sieht eine Urban Rigger aus Schiffscontainer aus? Welche innovativen Heizungs- und Lüftungslösungen werden angewandt? Welche Rolle spielen Solar- / PV-Anlagen bei der Schaffung moderner, energieeffizienter schwimmender Häuser für Kopenhagens Studenten?

Dies und mehr erfahrt Ihr in dem nachfolgenden Videobeitrag.

Quelle: Danfoss, YouTube

Urban Rigger 2.0

Ende letzten Jahres war es dann soweit. Die neuen Urban Rigger Schiffscontainer wurden zusammengebaut und bereitgestellt.

Fünf weitere Plattformen machen das Angebot heuer perfekt. Die revolutionäre Idee führte zu einer Expansion der schwimmenden Wohnsysteme in den Kanälen der Stadt Kopenhagen. In der teueren Stadt hat die junge Generation endlich eine Alternative.

Quelle: Urban Rigger, YouTube

Schiffscontainer in der Landwirtschaft

Bezahlbare Studentenwohnungen ist eine Sache, aber wie können diese Schiffscontainer noch anderweitig eingesetzt werden?

In der Landwirtschaft kommen vielen Erntehelfer diese Container sehr bekannt vor. Sie werden nämlich als Sanitärcontainer oder auch als mobile Raum- (Unterkunft) und Bürocontainer eingesetzt.

Der Begriff Container-Farmen müsste für Urban Farming Liebhabern wie Musik in den Ohren klingen. In den USA gibt es bereits mehrere Anbieter die Farming-Container-Boxen anbieten. Das Prinzip ist bei allen gleich, d.h.:

  • Es werden Schiffscontainer verwendet.
  • Zuerst werden diese von innen isoliert.
  • Auf dem Dach wird eine PV-Anlage installiert, die den Strom für das Belüftungs-, Wasserversorgungs- und Lichtsystem liefert.
  • Die Pflanzen werden in einer Nährstofflösung eingebettet.
  • Das Wachstum findet vertikal statt (für weiterführende Infos siehe hierzu meine Beiträge zur vertikalen Landwirtschaft).
  • Die passende Dosis an LED-Licht und Wasser wird per App gesteuert.

So wird aus einem simplen Schiffscontainer, ein „smarter“ Container der Salat, Kräuter und Co. per Knopfdruck produzieren kann.

Eine interessante Umsetzung kommt von den beiden Gründern des deutschen Unternehmens ECF Farmsystems GmbH. In 2011 haben Christian Echternacht und Nicolas Leschke auf dem Gelände einer alten Malzfabrik in Berlin, einen Schiffscontainer zu einem Aquaponik-System umgebaut.

Das Aquaponik-Farmsystem funktioniert wie folgt:

  • Im Container befindet sich eine Art Aquarium für Fische (z.B. Barsche).
  • Auf dem Dach des Containers, wird das Gewächshaus platziert (z.B. Basilikum).

VORTEIL Geschlossener Wasserkreislauf: Die Ausscheidungen der Fische im Container werden als Dünger für das Gewächshaus verwendet. Die Pflanzen auf dem Dach, dienen als Kläranlage für das Wasser.

Quelle: Der Spiegel, YouTube

Mobile, nachhaltige Aquaponik- / Container-Farmen für die Stadtbewohner

Immer mehr Menschen ziehen in die Städte und ein Verzicht auf frische, nachhaltig produzierte Lebensmittel kommt für sie nicht in Frage. Um diese Stadtbewohner zu versorgen, spielen derartige mobile Container-Farmen bzw. Farm-Boxen eine wichtige Rolle. Denn sie sind platzsparend, unabhängig von Witterungseinflüssen und bieten „regional“ angebautes frisches Gemüse und evtl. auch Fische an. Kurze Transportwege sind ein weiterer Vorteil.

Wie bereits in meinem Beitrag „Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme“ erwähnt, können wir mit Vertical Farming und / oder Urban Farming keine Stadt komplett versorgen.

Diese Schiffscontainer und auch kleinere Containereinheiten die z.B. im eigenen Garten platziert werden können, sind interessante Stadtfarm-Alternativen, die eine kleine Entlastung in die oft sehr angespannte und äußerst komplexe Versorgungssituation vor Ort bringen können.

Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren ein paar tolle neue Optionen für unsere Mitbürgern aus den Städten finden werden. Solange wir alle kreativ bleiben, an innovativen Lösungen tüfteln und bereit sind von anderen Branchen zu lernen, sehe ich nichts was uns im Weg stehen kann.

Der Einsatz von Schiffscontainer in der Landwirtschaft – Top oder Flop? Was glaubt Ihr?

Image: hectorgalarza / Pixabay.com

Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme

Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme

Die Welt steht kopfüber. Kein gesunder Menschenverstand weit und breit. Viele Supermarktregale sind leer und die Einwohner großer Städte erwachen langsam aber sicher zur Realität. Versorgungsprobleme sind zu erwarten.

Wir stehen derzeit vor riesen Herausforderungen. Über die Schattenseiten der Urbanisierung und Globalisierung in punkto Lebensmittelversorgung wurde zwar diskutiert aber getan wurde vielzu wenig. Seit Jahren warnen Industrieexperten, Forscher und auch wir aus der Landwirtschaft, dass die Konzepte nicht nachhaltig sind und das System langfristig so nicht funktionieren kann.

Alles nur noch über Großkonzerne und „big investment money“ abwickeln zu lassen, hat die Situation nur noch verschärft. Wozu Regionalität, Tradition und Kultur beachten, wenn wir alles über einen Haufen kehren können? Falsche Denkweise; die Konsequenzen spüren wir in Krisensituationen wie heuer besonders stark.

Jetzt stehen vor allem die ‚Big City‘ Bürger vor leeren Regalen und die Fragen mehren sind. Wieso haben wir das zugelassen, dass wir so abhängig werden? Einen Vorgeschmack gab es schon mal, u.z. als der Vulkan in Island ausbrach und u.a. der Flugverkehr (auch Cargo) eingestellt wurde. Die ersten beiden Wochen waren noch OK aber in der dritten Woche standen mehr und mehr Regale leer.

London, New York, Los Angeles, Sydney, Paris, Berlin – Wie wollen wir die teils über 10. Mio Einwohner großen Städte versorgen?

In kritischen Zeiten (wie jetzt gerade) müssen sich z.B. Londoner auf Mengeneinschränkungen einlassen. So darf man derzeit in einigen Supermarktfilialen nicht mehr als 2 Packungen Nudeln / Reis kaufen. Es ist sogar von Coupons die Rede, die einem erlauben sollen nur für einen bestimmten Betrag Lebensmitteln zu kaufen. Die Einführung von Lebensmittelrationen ist in den kommenden Tagen auch denkbar.

Wieso wurden die innovativen Lösungsansätze Vertical Farming und Underground Farming nicht angenommen?

Nicht alle Großstädte haben in punkto Versorgung so eine tolle Lage wie z.B. Wien oder München. Es gibt jede Menge landwirtschaftliche Betriebe in der Nähe, die einerseits neben den globalen Playern am Markt agieren und andererseits mit ihrer regionalen Ware schnell vor Ort sein können. Hinzu kommt, dass die beiden Städte im Vergleich zu den Mega Cities London oder New York recht „klein“ sind.

Ich habe hier auf Agrarbetrieb des Öfteren über das Thema vertikale Landwirtschaft geschrieben und u.a. auch Erfolgskonzepte aus Asien präsentiert, wo in dieser Richtung sehr viel getan wird. Berichtet habe ich auch über den in 33 Meter tiefen Weltkriegsbunker der von zwei britischen Unternehmer dazu verwendet wird, um die Londoner Supermärkte Marks und Spencer, Whole Foods oder Ocado mit z.B. Salat zu versorgen.

Wenn Ihr mehr dazu erfahren wollt, empfehle ich Euch folgende Beiträge:

Versorgungsprobleme in Großstädten waren vorprogrammiert. Selbstverständlich potenziert die aktuelle Situation die gesamte Thematik um das Mehrfache.

„In the age of information, ignorance is a choice.“

— Donny Miller

Versorgungsprobleme proaktiv angehen

Offensichtlich sind Hochhäuser und Luftschutzbunker nicht DIE Lösung für dieses komplexe Problem; aber sie sind schonmal zwei bewährte Alternativen die funktionieren und die Situation vor Ort in punkto Lieferung von Salate, Kräuter & Kleingemüse ein bisschen entschärfen.

In Zukunft erwarte ich ein paar interessante Lösungsansätze aus dem Bereich der 3D-Printer, die in der Hydroponik großartig eingesetzt werden können (siehe hierzu meinen Beitrag zu Hydrokulturen).

Quelle: The B1M, YouTube

Bei „Grünzeug“, was wenig Gewicht hat, sind diese Konzepte Klasse. Aber was ist mit denjenigen die auf Fleisch und Fisch nicht verzichten möchten? Auch auf diese Frage versuchen Viehzüchter zusammen mit Forscher und Experten, eine passable Lösung zu finden. So steht derzeit eine sogenannte schwimmende Farm am Hafen der niederländischen Stadt Rotterdam. Die zweistöckige 1.200 qm große Plattform bietet Platz für 40 Kühe. Derzeit leben 32 Tiere der Rinderrasse Montbeliard auf der Milchviehfarm.

Wenn der Begriff ’schwimmende Fischfarmen‘ fällt, dann denken die meisten von uns direkt an Vietnam, Malaysia, Indonesien & Co. Jedoch, pimpt man diese Fischfarmen mit ‚High-Tech‘ auf, dann könnten sie auch in der nächsten Umgebung der Mega Cities Sydney, New York oder Los Angeles angedockt werden.

Zu den Vorteilen der oben aufgeführten Methoden zählen u.a. kurze Lieferwege, weniger Umweltbelastung, Produktion und Versorgung direkt vor Ort, mehr Unabhängigkeit. Ein großer Nachteil dieser Konzepte ist sicherlich die Tatsache, dass dies eher was für die Big Player ist, die sich die entsprechenden Genehmigungen, Technologien und vor allem Mieten leisten können.

Krise hin oder her, es wird in den kommenden Jahren auch mit der traditionallen „horizontalen“ Landwirtschaft nicht einfacher. Die Anzahl der Familienbetriebe sinkt (in 2016 gab es nur noch 244.000 Einzelunternehmen; in 2010 waren es 273.000), dafür steigt die Zahl der Personengesellschaften (von 21.000 in 2010 auf 26.000 in 2016). Strukturwandel, Digitalisierung, Preisverfall, Gesellschaftswandel, Bevölkerungswachstum, Landflucht…. Das sind nur einige der Themen die auf uns zupreschen.

Jammern bringt nichts. Auf die Regierung warten, bringt noch weniger. Wir müssen es selbst anpacken, kreativ sein, uns austauschen und zusammen neue Konzepte entwickeln. Nur so kommen wir weiter. Nur das wird uns erlauben pragmatische Lösungen für die Versorgungsprobleme der Zukunft zu finden.

Hydrokulturen 3D-Drucker

Hydrokulturen: 3D-gedruckte Systeme helfen Pflanzen beim Wachsen

Wenn wir menschliche Organe und Prothesen mit einem 3D-Drucker herstellen können, dann geht das in der Landwirtschaft auch. Der Bereich der Hydrokulturen eignet sich hervorragend hierfür und so kommt es, dass ein innovatives Druckunternehmen aus Italien ein spannendes Projekt initiiert hat.

Endlich eine neue, funktionelle Leber bekommen, was der Körper nicht abstoßt – davon träumen weltweit Millionen von Menschen.

Forscher an der Universität Berkeley in Kalifornien, sind davon überzeugt, dass wir in den nächsten zehn Jahren menschliche funktionelle Organe wie z.B. Nieren, Leber oder Herz drucken werden können. Der Grund für diese kühne Aussage sind die neuen 3D-Drucker.

Anders als bei einem herkömmlichen 3D-Drucker wo Objekte Schicht auf Schicht gedruckt werden, wird bei der neuesten Generation des 3D-Druckers mithilfe von Licht eine gelbe geleeartige Substanz in wenigen Minuten in detailreich ausgearbeitete Objekte verwandelt.

In einem ersten Schritt werden Aufnahmen eines Objekts aus unterschiedlichen Blickwinkeln gemacht. Anschliessend setzt ein Projektor die Einzelbilder zusammen und wirft sie als Lichtmuster auf ein Gefäß mit einer Lösung aus Plastikmolekülen, die sich durch die Bestrahlung in die gewünschte Form erhärtet.

Wie Hydrokulturen von 3D-Druckern profitieren können

Vor wenigen Tagen wurde ich auf ein interessantes Video von Mashable aufmerksam. Darin zu sehen waren unterschiedliche 3D-gedruckte Systeme bzw. komplexe geometrische Gebilde aus denen Pflanzen hervorwuchsen. Das italienische 3D-Druckunternehmen WASP hat ein neues Projekt ins Leben gerufen, in der es versucht, sein Know how und seine Erfahrung in die Hydrokultur zu integrieren.

Dieses kurze Video möchte ich Euch nicht vorenthalten.

Quelle: Mashable, YouTube

Was sind Hydrokulturen?

Kurze Wiederholung für alle die noch nicht über diesen ‚Fachbegriff‘ gestolpert sind.

Hydrokultur (oder Hydroponik) ist eine Form der Pflanzenhaltung, bei der die Pflanzen in wassergefüllten Behältern oder in der Natur in einem Feuchtgebiet angebaut werden. Wichtig hierbei: die Pflanzen wurzeln nicht im Erdreich.

Beispiele:

  • Hydrokultur von Zimmerpflanzen zur Innenraumbegrünung
  • Hydroponisch kultiviertes Gemüse und Obst
  • Hydroponisch kultivierte Speisepilze
  • Pflanzenkultivierung in überfluteten Feldern wie z.B. der Nassanbau von Reis

Wenn Ihr tiefgreifendere Informationen zu diesem Thema benötigt, dann wirft doch einen Blick auf meine Artikel aus der Kategorie Vertical Farming sowie die Beiträge über den Bauernhof der Zukunft und die schwimmende Farmen.

Das Hortus Projekt

Zurück zum Video und das von der 3D-Druckerfirma WASP gestarteten Initiative.

Wie kann eine Tech-Company sein Wissen in dem Bereich der Hydrokulturen einbringen?

WASP erstellt Drucktürme, die anschließend zum Anbau von Gemüse verwendet werden. Jeder dieser Türme ist so konstruiert, dass es eine korrekte Bewässerung der Pflanzen sowie eine kontinuierliche Wiederverwendung von Wasser im zentralen Becken ermöglicht.

Die neue 3D-Druckertechnologie eröffnet völlig neue Perspektiven und spornt uns an, neue Einsatzmöglichkeiten zu finden.

Ist Hydroponik die Zukunft des Lebensmittelanbaus?

Die Italiener sind nicht die einzigen kreativen Köpfe in diesem Spiel. Auch aus Deutschland kommen Klasse Vorschläge und Lösungsansätze.

Erinnert Ihr Euch noch an das 3D-gedruckte E-Bike?

Diese stammt vom deutschen 3D-Druckerhersteller BigRep, der mit seinem BANYAN Eco Wall Projekt nunmehr auch die Herzen von Pflanzenliebhaber, Hobbygärtner und Landwirte stärker zum schlagen bringt.

BANYAN ist eine vollständig 3D-gedruckte grüne Wand mit integriertem Bewässerungs- und Entwässerungssystem. Designtechnisch handelt es sich hierbei um mehr als Drucktürme; je anspruchsvoller und undenkbarer die Modelle, umso faszinierender das Endprodukt.

Sicherlich hat Hydroponik jede Menge Vorteile, vom schnelleren Pflanzenwachstum über Wasser- und Düngereinsparung bis hin zur Verringerung von Schäden durch Schadpilze, Mikroorganismen und Kleintiere. Trotzdem dürfen wir die Nachteile (wie z.B. höhere Energiekosten, technisches Know how / Überwachung der Technik, im Wasser lebende humanpathogene Bakterien, energieaufwändig produzierte Kunstdünger) nicht komplett aus den Augen verlieren, sondern uns stärker dafür einsetzen, dass wir diese so gut wie möglich minimieren.

Fakt ist, wir werden in dieser Dekade mehr technologische Fortschritte sehen und erleben als bisher kumuliert. Inwieweit eine weltweite Finanz- oder Gesundheitskrise bzw. regional beschränkte Kriege diesen Trend beeinflussen werden, bleibt abzuwarten. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir uns heute schwer vorstellen können, was in 10 Jahren möglich sein wird.

Wie so oft, überschätzen wir das was wir in einem Jahr erreichen und unterschätzen gleichzeitig das was wir in 10 Jahren auf die Beine stellen können.

Wo macht der Einsatz von Hydrokulturen Eurer Meinung nach am meisten Sinn? Wo können sie uns am besten helfen?