Direktvermarktung mit Pfiff

Direktvermarktung mit Pfiff: vom Landwirt direkt zum Konsumenten

Das Konzept der Direktvermarktung sorgt für ein Erdbeben. Die Großen haben es bereits verstanden: der Weg direkt zum Endverbraucher – das ist die Zukunft. Keine Zwischenhändler mehr. Ein reibungsloses System. Es lebe die sogenannte „disruption economy“.

Am 16. Juni 2017 sorgte Amazon für Schlagzeilen. Der Onlinegigant kaufte die weltweit größte Biosupermarktkette für 13,7 Milliarden US-Dollar. (Quelle: Forbes) Der US-amerikanische Konzern mit Sitz in Seattle war bereits mit AmazonFresh unterwegs, doch das reichte dem Unternehmen nicht. Amazon wollte schnell an Marktanteile kommen und verstärkt Zugriff auf die Belange und Wünsche der Konsumenten haben.

Wer ein Imperium aufbaut und seine Macht behalten möchte, muß den Endverbraucher kennen und direkten Zugriff zu diesem haben.

Amazon versteht die Power die hinter dem Begriff Direktvermarktung steht nur allzu gut.

Es blieb aber nicht dabei. Der Tech-Gigant, der bekannt dafür ist, schwerwiegende Störungen im Wirtschaftsgeschehen herbeizuführen, schnappte vor ein paar Monaten erneut zu. Dieses Mal war der Immobilienmarkt dran.

Im Juli 2019 ging Amazon eine Partnerschaft mit Realogy ein und setzte Immobilienmakler weltweit ins Staunen. (Quelle: CNBC) Realogy ist nämlich der größte Vermittler von Wohnimmobilien in den USA. Zur Gruppe zählen renommierte Makler wie Sotheby’s, Coldwell Banker oder Century 21. Damit nutzt Amazon maximal die Gelegenheit aus, den Prozess des Immobilienkaufs ins digitale Zeitalter zu bringen. Klassische Maklerunternehmen schauen verblüfft zu.

Disrupting the economy – das hat Amazon immer wieder aufs Neue bewiesen. Kein Industriezweig ist mehr sicher. Es kann und wird früher oder später jede Branche treffen.

Das Imperium schlägt zurück

Wir müssen jedoch nicht immer über den Ozean blicken, um zu verstehen, was gerade „abgeht“. Hierzulande passiert auch einiges, vielleicht etwas gediegener und langsamer, aber auch Deutschland ist von dieser Evolution betroffen.

Denkt doch mal nach, Aldi befand sich vor Kürze erneut auf einer Einkaufstour in Ostdeutschland. Die Erben des Discounters haben nach der Übernahme des Agrarbetriebs Kayna eG im Süden Sachsen-Anhalts nun auch die Geithainer Landwirtschafts GmbH gekauft.

Warum kauft Aldi landwirtschaftliche Großbetriebe?

Überlegt doch mal.

Die Aldi-Erben verstehen nur allzu gut was in der nächsten Dekade auf sie zukommt und beziehen heute schon Position.

Kein Zwischenhändler mehr? Der Hersteller bzw. Landwirt soll direkt mit dem Endverbraucher kommunizieren und an diesen gleichzeitig auch noch direkt verkaufen? Wo bleiben dann Aldi & Co.?

Direktvermarktung ist für jeden Zwischen-Mann/Frau ein riesen Problem. Und so kommt es, dass der Begriff Marke bzw. Brand eine ausserordentlich große Rolle spielen wird. Menschen werden von bekannten Marken bzw. Personen kaufen. Aldi will diese Power aufbauen, denn ohne eine konkrete Nachfrage für Aldi-Brands wird es den Discounter auf kurz oder lang nicht mehr geben.

Die ganze Direktvermarktungs-Geschichte geht Hand in Hand mit der Blockchain-Technologie. Das Zittern in der Politik und Finanzwelt ist gigantisch. Deshalb wird dieses Prinzip ähnlich wie auch im Falle der Kryptowährung, nicht besonders unterstützt. Ob die mächtigsten Staaten dieser Welt (z.B. USA, Russland, China) das jemals zulassen werden, bleibt abzuwarten.

Direktvermarktung schafft Transparenz und sorgt für absolute Klarheit. In einer Welt, wo keiner mehr zwischen echt und unecht, authentisch und gespielt, so richtig unterscheiden kann, verspricht die Beziehung Produzent-Endverbraucher frische Kraft.

Landwirtschaftliche Direktvermarktung verspricht nachvollziehbare Herkunft und Frische

Was bedeutet Direktvermarktung ganz konkret für uns Landwirte?

Kurz und schmerzlos: wir verkaufen unsere landwirtschaftliche Produkte direkt an den Endverbraucher. Kein Rewe, Edeka, Aldi und Co. mehr.

Vorteile für den Endverbraucher:

  • Frische und Qualität weil direkt vom Hof; keine Qualitätsminderung
  • Endverbraucher weiß von wem er kauft, kann Fragen stellen und kriegt diese auf der Stelle beantwortet (Fachkompetenz)
  • Vertrauen wird aufgebaut
  • starke Kundenbindung
  • Endverbraucher zahlt für die Ware, keine Handelsspanne für Zwischenhändler oder sonstige ‚versteckte‘ Kosten

Vorteile für den Landwirt:

  • Landwirt weiß worauf Kunden wert legen und kann sein Sortiment / Angebot entsprechend anpassen
  • frische Ware direkt aus dem Garten
  • kann regionale und saisonale Produkte anbieten ohne dafür zusätzliche Listungsgelder dem Handel zu zahlen
  • Handelsspanne verbleibt im Betrieb
  • Vertrauensbasis
  • Kundenbindung

Selbstverständlich hat das Konzept der Direktvermarktung nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile wie z.B. Neukundenaquise ist schwer, Kunden erwarten lange Öffnungszeiten, die Nähe zu Ballungsgebieten ist nicht immer gegeben.

Wie sieht die Zukunft der Direktvermarktung aus?

Basierend auf das was derzeit weltweit passiert, wird das Konzept in den kommenden Jahren deutlich an Fahrt aufnehmen. Es gibt jedoch ein Hindernis, wenn man das so bezeichnen kann. Ich rede hierbei von ‚Bequemlichkeit‘.

Wir Menschen sind sehr bequem geworden. Ein Kaffee auf die Hand, Fast Food und verpacktes Essen wo man nur hinschaut, ein paar Klicks auf dem Smartphone und schon bekommen wir die heisse Suppe direkt ins Wohnzimmer geliefert. Woher dieses Essen stammt, welche Zutaten sich darin befinden und ob das alles wirklich so gesund ist, gilt für viele als Nebensache.

Dann gibt es die Menschen die auf Gesundheit achten, für die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt, die wissen wollen woher ihre Produkte stammen und was sie ihrem Körper wirklich antun. Für diese Menschen ist Direktvermarktung das perfekte Konzept.

Ob wir die Fast-Food-Generation für unsere landwirtschaftliche Produkte die sie direkt bei uns auf dem Hof erwerben können (oder direkt Online bestellen können!), jemals begeistern werden, ist eine andere Debatte. Vielleicht wenn sie älter werden oder eher, wenn sie merken, wie schädlich das was sie essen und die Mengen die sie verzehren für ihre Gesundheit sind.

Direktvermarktung ist eine tolle Chance für kleine Betriebe. Wie gesagt, Ihr müsst keinen Laden aufmachen, wenn Ihr die Kapazitäten dafür nicht habt. Ihr könnt jederzeit einen Onlinehandel betreiben. Der Konsument kauft trotzdem direkt von Euch. Das tolle dabei: die beliebte Zutat ‚Bequemlichkeit‘ wird zum Bestandteil Eures Erfolgsrezepts.

Wie setze ich persönlich dieses Konzept um?

Indem ich meine Aroniabeeren unter der Marke FrankenAronia direkt an den Endverbraucher vermarkte. Das Feedback ist gigantisch und ich liebe die Interaktion mit den Kunden. Sie können mir Fragen stellen und kriegen diese auf der Stelle beantwortet. Das kriegt keine Handelskette hin. Das ist unsere absolute Stärke als Landwirt und der Endverbraucher schätzt diese Fachkompetenz enorm.

Eure Meinung zur Direktvermarktung – Seid Ihr ein Fan davon oder eher nicht? Wieso?

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