Food-Trends: Fleisch aus dem Reagenzglas
Bill Gates, Richard Branson und das weltweit größte Agrarunternehmen Cargrill gehören zu den Investoren von Memphis Meats, ein Startup was sich auf Fleisch aus dem Reagenzglas spezialisiert hat. Die Millionen sollen in die Ausweitung des Teams und der Entwicklung gehen. Das finale Ziel: künstliches Fleisch soll ‚massentauglich‘ gemacht werden.
Erst hatten wir die Vegetarier, dann die Veganer und nun kommt die Welle mit dem tierfreiem Fleisch. Ob das jedoch nur eine verrückte Zukunftsidee von ein paar Uniprofessoren oder Biomediziner ist, daran glauben heute nur noch wenige derjeniger die bereits mit diesem Konzept konfrontiert wurden.
Das Fleisch aus dem Reagenzglas ist nichts Neues. Seit ein paar Jahren arbeiten Forscher aus den Niederlanden sowie zahlreiche Startups aus den USA an dem tierfreien Fleisch. Die Millionen-Fundings machen vieles möglich.
Werden uns McDonald’s & Co. bald Fleisch aus dem Labor servieren oder ist das Ganze nur ein dummer Scherz?
Starten wir doch unsere heutige Reise mit einem kurzen Beitrag des WDR. Dafür geht es zu unseren Nachbarn, in die Niederlande.
Quelle: Quarks, YouTube
Wißt Ihr was in Eurem Fleisch auch wirklich drin ist?
Die Antwort lautet „JA“ bei dem Fleisch aus dem Reagenzglas. Ein deutlicher Vorteil.
Man bekommt ein Fleisch:
- ohne Krankheitserreger
- ohne Antibiotika
- ohne chemische Substanzen
Da die aktuelle Methode mit der Gewinnung der Stammzellen aus Kälberserum nicht ganz so ohne ist, arbeitet der holländische Biomediziner Mark Post an einer neuen Idee. Das Ganze soll aus Algensubstanzen hergestellt werden.
Ein klarer Vorteil der neuen Methode: die Herstellungskosten werden ordentlich nach unten gedrückt.
Statt den ehemals 300.000 US-Dollar würde ein heute im Labor produzierter Burger nur noch 10 EUR kosten.
Die Amerikaner von Memphis Meats haben die Idee des Niederländers Mark Post recht zügig aufgegriffen und arbeiten aktuell an der industriellen Herstellung in Supertanks. Und so kommt es, dass auch ein deutsches Unternehmen – Wiesenhof – an Hähnchenfleisch aus dem Labor arbeitet. Das Ganze soll in 5-10 Jahren spruchreif sein.
Memphis Meats gibt Gas. Kein Wunder, denn die Millionen der großen Investoren helfen bei derartigen Projekten ungeheim. Und wenn Milliardäre wie Bill Gates und der abenteuerlustige Richard Branson mit von der Partie sind, dann erwartet die Welt schon bald erste konkrete Ergebnisse.
Fleisch aus dem Reagenzglas: Weitere Vorteile
Eine Studie der Universität Oxford sorgt für großes Staunen und unterstützt die Initiative aller, die tierfreies Fleisch massentauglich machen wollen.
Die Treibhausgasemissionen in der Fleischproduktion sollen um 78-96% reduziert werden können.
Der Energieverbrauch soll um 7-45% gesenkt werden können.
Der Wasserverbrauch könnte um 82-96% gesenkt werden.
Der Bedarf nach Land würde sich um 99% reduzieren.
Wann wird das Laborfleisch für Otto-Normalbürger erhältlich sein?
In ausgewählten Restaurants in den USA und Asien, stehen die Fleisch-Delikatessen aus dem Labor bereits auf der Karte. Wer bereit ist 6.000 EUR für ein Labor-Fleischbällchen zu zahlen, dem werden die Chefs diesen Wunsch wohl erfüllen können.
Für alle anderen von uns heisst es erstmals warten.
Hierzu zwei Anmerkungen noch, die den Markteintritt etwas verzögern bzw. erschweren könnten:
1. Die Zulassung
Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat vor Kürzem bekannt gegeben, dass der Verzehr dieses Fleisches nicht mit Sicherheitsbedenken verbunden ist. Als Voraussetzung gilt jedoch die korrekte Herstellung. Die Zulassung liegt noch nicht vor.
2. Der Ekelfaktor
80% der Amerikaner würden Fleisch aus dem Reagenzglas (bekannt auch als In Vitro Fleisch) nicht essen. Das ergab eine Umfrage von Pew Research aus dem Jahr 2014. Nur drei Jahre später, hieß es, dass ein Drittel der Teilnehmer sich vorstellen könnte, regelmäßig ‚Clean Meat‘ zu essen.
Quellen: Pew Research, CNN, PLOS
Was sagt die Agrarbetrieb-Community dazu?
Ich fokussiere mich in meinen Blogs eher auf die Getreideproduktion, Landtechnik, Superfoods und Blumenwiesen. Das Thema Laborfleisch wollte ich jedoch unbedingt zumindest mal anreißen. Denn es betrifft uns alle, sowohl Verbraucher als auch Landwirte.
Logischerweise sind die Kollegen aus der Viehzucht stärker davon betroffen, aber die Entwicklung die dahinter steckt sollte auch uns Getreide & Co. -Hersteller nicht völlig kalt lassen. Wird der Trend bald auch in Richtung Raps oder Weizen aus dem Reagenzglas überschwappen? Essen wir bald auch Laborhonig der von Roboterbienen erstellt wurde?
Fleisch aus dem Reagenzglas: Hop oder Flop? Und wie lange dauert es Eurer Meinung nach bis wir das tatsächlich auch hierzulande auf den Tellern serviert bekommen werden?
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