Going Veggie mit KFC, Nestle und der Rügenwalder Mühle
Hype, Trend, „etwas Gutes für die Umwelt tun“ – Fakt ist, immer mehr Verbraucher verlangen nach Veggie. So müssen sich u.a. auch die bekannten Fast-Food-Ketten zügig was einfallen lassen, denn die Kunden erwarten gesündere, antibiotika- und hormonfreie Burger die gut schmecken und auch noch umweltverträglich sind. Die Zeit für Veggie-Burger, -Wings und -Nuggets ist gekommen.
Spätestens seit dem ‚Rush‘ auf die veganen Beyond-Meat-Burger bei Lidl und dem veganen „Wonder Burger“ bei Aldi Süd, kann die Fleisch-Lobby nicht mehr so tun, als wäre das Ganze ein Hype einzelner Non-Fleisch-Fanatiker.
Dieser Trend ist in der ganzen Welt bemerkbar. Fast-Food-Ketten und Konzerne die für ihr Fleischportfolio bekannt geworden sind, stehen vor einer großen Herausforderung: entweder bieten sie selbst Veggie-Alternativen an oder schauen zu wie sie ihre Kunden verlieren.
Deutschlands Discounter Aldi Süd und Lidl sind das ‚Risiko‘ eingegangen, haben ihre Veggie-Burger angeboten und sieha da; die Produkte verkauften sich rasend schnell. Selbstverständlich ließ der Shitstorm auf Twitter nicht lange auch sich warten: „kalkulierte Knappheit“, „ein PR-Gag“, „mies organisiert“ – die typischen Slogans halt. Ihr wisst ja, nichts verbreitet sich schneller im Netz als Beschwerden.
Werden die Deutschen jetzt auf ihr beliebtes Stück Fleisch verzichten?
Darum geht es nicht. Fleischesser wird es immer geben und damit auch die entsprechenden Angebote.
Vielmehr geht es darum, auf das veränderte Verbraucherverhalten zu reagieren. Wer sich an die neuen Verhältnisse und Marktgegebenheiten nicht anpasst, der verliert nicht nur Kunden, sondern auf kurz oder lang auch seine Marktposition. Die Nachfrage nach Veggie-Burgern und Veggie-Wurst steigt und damit erzwingen Verbraucher den Wandel.
US-Fast-Food-Ketten KFC, Burger King und Carls Jr. setzen auf Veggie
Es soll dem Klima und der Erde möglichst wenig schaden und demnach einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck hinterlassen – genau das versprechen pflanzlich basierte alternative Fleischprodukte.
Immer mehr Kunden weltweit erwarten ein derartiges Verhalten und nun reagieren die ersten großen Fast-Food-Ketten wie folgt:
- Carls Jr. bietet in über 1,000 Restaurants einen vegetarischen Burger der Firma Beyond Meat an.
- Kentucky Fried Chicken (KFC) ist im August ebenfalls eine Partnerschaft mit der Firma Beyond Meat eingegangen. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam ein pflanzliches Hühnerfleisch-Imitat namens „Beyond Fried Chicken“ in den KFC-Filialen in Atlanta testen. Verkaufen sich die Veggie-Alternativen gut, dann wird KFC höchstwahrscheinlich das Angebot in allen US-Filialen ausweiten.
- Burger King hat zunächst seinen Impossible Whopper in der Region St. Louis getestet. Seit dem 8. August kann der pflanzliche Burger in allen Burger King Filialen der USA, nämlich an 7.200 Standorten, verzehrt werden. [Quelle: CNET]
- Dunkin‘ Donuts Restaurants in New York servieren seit August den „Beyond Sausage Breakfast Sandwich“, ein rein pflanzliches Sandwich. Sollte sich das Konzept bewähren, dann steht einem nationalen Launch wohl nichts mehr im Weg.
Kalifornischer Veggie-Burger-Hersteller Beyond Meat im Höhenflug
Beyond Meat, ein Startup aus Kalifornien sorgt mit seinen veganen Fleischersatzstoffen weltweit für Schlagzeilen. Anfang Mai ging das Unternehmen an die Börse und jedes Mal wenn die Firma eine neue Partnerschaft eingeht (wie z.B. neulich mit KFC), dann schnellen die Kurse in die Höhe.
Der Umsatz des US-Herstellers für Fleischersatz belief sich im ersten Halbjahr 2019 auf 107,5 Mio. USD (+257% ggü VJ). An der Börse wird die Firma bereits als Big Player behandelt; sein Wert beläuft sich auf rund 12 Mrd. USD.
Wie lange die Dominanz von Beyond Meat anhält ist höchstwahrscheinlich eine Frage der Zeit. Eins der gefährlichsten Mitbewerber wird sicherlich aus dem Bereich „Private Label“ kommen.
In Deutschland haben die beiden Discounter Lidl und Aldi Süd viel aus der Veggie-Sonderaktion gelernt. Beide bieten nun eigene pflanzliche Burger an und unterbieten mit ihren Eigenmarken den Verkaufspreis von Beyond Meat in Höhe von 4,99€. Die Veggie-Burger der Eigenmarken Lidl / Aldi kosten jeweils 2,99€ je Zweierpack.
Welche fleischlosen Alternativen bieten die Player in Deutschland an?
Wenn der Firmenchef eines namhaften Wurstproduzenten folgendes behauptet: „Es ist an der Zeit, mal 50 Prozent weniger Tiere zu essen“ – spätestens dann sollte jedem klar sein, dass die Veggie-Sparte ernst zu nehmen ist.
Jawohl, Rügenwalder Mühle-Chef Gogo Röben wirbt für einen stärkeren Verzicht auf Fleisch. Und das sind keine leeren Worte, denn 40% des Umsatzes des Wurstherstellers stammt heute schon aus vegetarischen Produkten.
Bereits vor 5 Jahren erkannte der nun 50-jährige Chef, dass das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr zukunftsfähig ist und launchte die ersten Veggie-Produkte. Die Einführung verlief nicht problemlos, Wiederstand gab es von Anfang an, denn „Der Vegetarier war ja der natürliche Feind des Fleisch- und Wurstherstellers“, so Röben.
Die Fleischbranche hätte es in den vergangenen Jahren übertrieben und die Themen Tierwohl und Klimaschutz seien auf der Strecke geblieben, so der Firmenchef.
Obwohl bei Rügenwalder immer mehr klassische Varianten aus Fleisch durch Veggie-Alternativen ersetzt werden, liegt die finale Entscheidung beim Konsumenten – „Den Menschen vorzuschreiben, was sie essen sollen, funktioniert nicht“.
Viele Konzerne haben sich die Themen Nachhaltigkeit und Gesundheit auf die Fahne geschrieben, so auch der weltweit größte Konsumhersteller Nestle. Nach der Einführung des „Incredible Burger“ im April diesen Jahres, folgt nun im Oktober das „Incredible Hack“.
Die Veggie-Linie läuft unter der eigens dafür kreierte Nestle Marke „Garden Gourmet“. Das Angebot wird erweitert: neben dem klassischen Burger-Patty aus pflanzlichen Zutaten, gesellt sich fortan ein pflanzliches Hackfleisch dazu, welches genauso gut aussehen und schmecken soll wie „echtes“ Hackfleisch.
Nestle sieht im Hackfleisch-Markt ein riesen Potenzial und tut mit dem Launch von „Incredible Hack“ alles dafür, um von Anfang an ganz vorne dabei zu sein. „Das Hack-Segment ist zwanzigmal so groß wie das Burger-Segment“, so Christian Adams, Manager bei Garden Gourmet.
Quelle: n-tv.de, Lebensmittel Zeitung, Handelsblatt
The Veggie Hype Goes On
Ich erinnere mich noch wo wir über Veganer und Vegetarier gelacht haben. Vor allem als Landwirt, hat man als V-Person früher (und teils auch heute noch) keinen guten Stand gehabt. Das hat sich zum Glück größtenteils geändert.
Ich esse gerne ab und zu mal ein gutes Stück Fleisch und zelebriere die Saftigkeit und den tollen Geschmack. Dafür bin ich bereit auch entsprechend zu bezahlen, denn ich weiss wieviel Arbeit dahinter steckt und wie schwer meine Kollegen aus der Viehzucht dafür kämpfen.
Der Veggie-Trend ist nicht mehr aufhaltbar – das ist mir inzwischen auch sehr klar geworden.
Vor ein paar Jahren wo ich gelesen habe, dass Bill Gates, Jeff Bezos und Richard Branson bzw. der Großkonzern Cargill auf Kunstfleisch und Veggie-Burger gesetzt haben, war mir klar, dass dies kein Spiel ist, sondern eine absolut ernst zu nehmende Trendwende in der Landwirtschaft und Viehzucht.
Verbraucherverhalten ändern sich.
Marktsysteme und -gegebenheiten definieren sich neu.
Sturr zu bleiben und sich an die Vergangenheit fest zu beissen, hilft nichts. Egal wie sehr wir an Fleisch festhängen, das was auf uns zurollt ist massiv und es wird die Art und Weise WIE und vor allem WAS wir essen dramatisch verändern.
Habt Ihr schonmal einen Veggie-Burger probiert? Welche Zukunft prophezeit Ihr der Veggie-Bewegung?
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