Jetzt heisst es Mehlwürmer essen
Mehlwürmer haben in der EU die Zulassung als Lebensmittel erhalten. Der formellen Entscheidung der Brüsseler Behörde steht nichts mehr im Weg. In Asien sind Insekten auf jeder Strassenecke als Snack, Hauptgericht, Beilage oder sogar Cookie zu geniessen. Nun sollen sie auch den Europäern den Appetit anregen. Wird das gelingen?
Als ich im Frühling 2015 den Beitrag Gegrillte Heuschrecken und Mader: So isst Deutschland in 2030 in Anlehnung an der vom größten Lebensmittelkonzern Nestle durchgeführten Studie „Wie is(s)t Deutschland 2030?“ schrieb, betrachteten das die meisten Leser als Utopie. Heute wo es nun aus Brüssel heisst, dass wir unser Lieblingsschnitzel oder ein Stück Steak mit einer „Mehlwürmer-Pampe“ austauschen können, ist das Ganze bittere Realität geworden.
Verkauft werden uns die Mehlwürmer als wichtige Proteinquelle und nachhaltige Ernährung. Sie sollen gemäß EU-Kommission als Snack oder Zutat z.B. in Nudelprodukten oder Keksen verwendet werden. Ob es dabei bleibt, werden wir sehen. Ich gehe davon aus, dass die Marketingmaschine bald so richtig angeschmissen wird, um uns diesen „gesunden“ neuen Ernährungs- und Lebensstil salopp formuliert, zu verkaufen.
Wenn Ihr die entsprechende Nachricht in den News verpasst habt, hier ein kleiner und sehr knapp gehaltener Überblick von Euronews.
Quellen: EU-Kommission, Nestle
Mehlwürmer und Co. als Klimaretter?
Wenn wir also keinen Fleisch mehr verzehren, sondern stattdessen auf Kunstfleisch bzw. Fleisch aus dem Reagenzglas oder Insekten umsteigen, dann retten wir den Planeten — so die Message in den Mainstream Medien.
Sicherlich bieten Insekten eine interessante Ernährungsoption, das will ich gar nicht bestreiten. Gleichzeitig häufen sich bei der ganzen Initiative folgende Fragen:
- Sollen jetzt 8 Milliarden Menschen auf Insekten, Kunstfleisch und Co. umsteigen weil XYZ-Studien das irgendwo simuliert haben?
- Wer sind die großen Profiteure dieser „Umstellung“? Bei Kunstfleisch wissen wir dass Investoren wie z.B. Bill Gates und Richard Branson bzw. große Konzerne wie z.B. Cargill (Agro) oder Merck (Pharma!) ganz vorne mitspielen und den Trend bestimmen.
- Wer finanziert diese Studien und was ist die wahre Intention dahinter?
Von Spekulationen halte ich nichts; ich bin ein Mensch harter Fakten und Zahlen. Als Landwirt setze ich großen Wert auf Nachhaltigkeit, denn ich erlebe jeden Tag live, wie unsere Bienenpopulation sinkt bzw. dass immer weniger Regenwürmer und andere Kriech- und Krabbeltiere unsere Felder besuchen.
Wie wichtig die Qualität unserer Ackerfelder ist bei der ganzen Geschichte, braucht mir kein Professor oder Wissenschaftler erzählen. Welche Auswirkungen die erhöhte Urbanisierung, der Trend Richtung Mega Cities, der Fokus auf Konsum, die Abholzung der Wälder rund um den Globus, die Verschmutzung der Meere (insb. mit Plastik) etc. auf unseren Planeten haben, sollte mittlerweile jedem klar und deutlich sein.
Wenn diese zu den Hauptverursacher zählen, wieso wird das Essensmenü adjustiert? Sollen Mehlwürmer und Burger aus Kunstfleisch Mutter Gaia retten?
Ich überlasse die Laborfleischexperimente den Forschern und den oben aufgeführten Akteure. Wie die langfristigen Auswirkungen auf das menschliche DNA aussehen werden, wird der eine oder andere von uns noch miterleben.
Hier auf Agrarbetrieb freue ich mich jedes Mal wenn ich praktikable Lösungen und Alternativen mit Euch teilen kann. Beispiele:
- ReGen Village Almere – ein autarkes Ökodorf in Holland
- Sikkim – der erste 100-prozentige Bio-Bundesstaat der Welt
- Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris
- Foodscaping – eine Mini-Marktwirtschaft für kleine Gemeinden
Des weiteren liegt es mir am Herzen, Euch über die neuesten Trends und Entwicklungen zu informieren — egal ob diese in die gute oder eher schlechte Richtung gehen. Diesen dualen Stempel überlasse ich jedem einzelnen von Euch.
Der nachfolgende Beitrag von PULS Reportage passt wie die Faust aufs Auge. Viel Spass beim „Insekten essen: Fleischersatz und Klimaretter – funktioniert das im Alltag?“
Bereit einen Quiche mit Mehlwürmern zu probieren?
Werden Europäer ihr Fleischkonsum mit Insekten substituieren? Können wir unser Gehirn beim Essen dieser Speisen ausschalten oder müssen wir die kleinen Tierchen klug verpacken bzw. als Zutat verstecken?
Ich gehe davon aus, dass wir bei Edeka, Rewe, Aldi und Co. recht bald unterschiedliche Insekten-Speisen entdecken werden. Wenn die Margen gut sind, dann wird der Handel nicht zurückschrecken diese Produkte zu listen. Wenn das „Zeug“ im Regal steht und das Marketingturbo eingeschaltet wird, dann werden die Konsumenten zugreifen — das steht ausser Frage.
Paradoxerweise fällt mir hierzu ein Zitat von Steve Jobs (Gründer von Apple) ein:
„Es ist wirklich schwer, Produkte für Zielgruppen zu entwickeln. Sehr oft wissen die Menschen gar nicht was sie wollen – bis du es ihnen gezeigt hast.“
— Steve Jobs
Lust auf einen Burger mit Mehlwürmer oder bevorzugst Du lieber eins mit Kunstfleisch? Bist Du ein waschechter Fleischkonsument der nichts von diesen sogenannten „Pseudo-Alternativen“ hält?
Bildquelle: Foto von katerinavulcova auf Pixabay
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