Landwirtschaft: Jeder dritte Betrieb setzt auf Einkommensalternativen
Ein zweiter Job, eine weitere Einkommensquelle weil das Geld vorne und hinten nicht ausreicht – das kennt man nur von Niedrigverdienern, oder doch nicht? Wie sieht es denn eigentlich bei uns in der Landwirtschaft aus?
Letztes Jahr gab es in Deutschland rund 280.800 landwirtschaftliche Betriebe. Rund 30% dieser Betriebe schafften sich Einkommensalternativen.
Kurz durchatmen… und weiter gehts…
Trend #1: Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt kontinuierlich.
In 2013 gab es laut Statistischem Bundesamt rund 285.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland. In 2015 meldet das Handelsunternehmen Agravis nur noch 280.800 landwirtschaftliche Betriebe. Das ist ein Verlust von 4.200 Betrieben innerhalb von 2 Jahren.
[Exkurs] Das „Sterben“ der Bauernhöfe nimmt auch im benachbarten Österreich kein Ende…
Quelle: YouTube Video von Die Veguerilla
Trend #2: Rund 30% der Betriebe setzen auf Einkommensalternativen.
Jedes dritte landwirtschaftliche Betrieb setzt auf eine weitere Einnahmequelle. Bevorzugt werden hierbei folgende Standbeine:
- Urlaubs- und Freizeitangebote auf dem Bauernhof
- Verarbeitung und Vermarktung eigener Produkte (z.B. Hofladen)
- Erzeugung erneuerbarer Energien (z.B. Biogasanlagen)
Trend #3: Die Zahl der kleinen Betriebe nimmt weiter ab.
Konzentration ist nicht nur im deutschen Lebensmittelhandel ein großer Trend, sondern auch in der Landwirtschaft. Immer mehr große Betriebe und immer weniger kleine Betriebe…
Laut Agravis bewirtschaften 7 von 10 Bauern eine Fläche von weniger als 100 Hektar.
Erschreckend ist auch folgende Zahl:
In Deutschland verschwindet täglich rund 74 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche durch bauliche Maßnahmen wie z.B. Straßenbau.
Einkommen in der Landwirtschaft: Wer verdient was?
Der negative Trend zieht sich auch im Bereich durchschnittliche Jahreseinkommen durch. Die Zahlen haben sich durch die Bank verschlechtert.
Betriebe mit sonstigem Futterbau und Milchviehbetriebe verdienen am wenigsten. Ackerbaubetriebe führen weiterhin die „Mehrverdiener“-Gruppe an.
Im Einzelnen stellt sich das Ganze dann wie folgt dar (Eurobetrag pro Familienarbeitskraft):
- Insgesamt: 29.979 EUR/Jahr vs. 45.656 EUR in 2013/2014
- Ackerbaubetriebe: 46.265 EUR/Jahr vs. 58.823 EUR in 2013/2014
- Milchviehbetriebe: 26.441 EUR/Jahr vs. 47.218 EUR in 2013/2014
- Betriebe mit sonstigem Futterbau: 23.062 EUR/Jahr vs. 35.640 EUR in 2013/2014
- Veredlungsbetriebe: 30.935 EUR/Jahr vs. 46.122 EUR in 2013/2014
Für alle die Zahlen gerne in einer visuellen Darstellung bevorzugen, empfehle ich die hierzu erstellte Infografik der Firma Agravis. Hier gehts zum Download der Infografik…
Dokumentar: Bauer sucht Einkommen…
Quelle: YouTube Video von DocumentaryTuber
[Exkurs] Ernte 2015: 12% weniger Silomais in 2015
Rekordernte in 2014. Zweistelliges Minus in 2015. So nah liegen Gewinn und Verlust beisammen.
Die Witterungsbedingungen letztes Jahr waren alles andere als optimal für die Silomaisernte. Der Deutsche Maiskomitee veröffentlichte letzte Woche die aktuellen Zahlen.
- Die Erntemenge 2015 lag bei 87,2 Mio Tonnen und damit 12% weniger als in 2014 (99,2 Mio. Tonnen).
- Der Silomaisertrag lag bei 413,6 dt/ha (unter dem 5-Jahresdurchschnitt 2009-2014). In 2014 waren es 473,3 dt/ha.
Die Silomaisernte fiel nicht überall gleich schlecht aus. Es hab deutliche regionale Unterschiede – bedingt auch durch das Wetter. Die Ernteergebnisse im Süden der Republik fielen besonders schlecht aus. Im Nordwesten sind die Erträge wiederum recht stabil gewesen.
Ernteprognose 2016: Weizen und Gerste unter Vorjahresniveau
Der Deutsche Reiffeisenverband (DRV) hat seine Ernteprognose für 2016 veröffentlicht. Bei einer unveränderten Gesamtanbaufläche soll die diesjährige Getreideernte bei 48,3 Mio. Tonnen ausfallen. Damit soll das letztjährige Niveau erreicht werden; die Erntemenge lag letztes Jahr bei 48,9 Mio. Tonnen.
Ein Minuszeichen soll bei den Sorten Weizen (-1,7%), Gerste (-4,4%) und Roggen (-6%) stehen. Die Rapsernte soll auf Vorjahresniveau ausfallen, d.h. 5 Mio. Tonnen.
Bei Mais erwartet man hingegen eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Die Hektarerträge bei Mais sollen mit 8,7% über dem Vorjahresniveau liegen.
Wie siehts denn mit einer Einkommensprognose für landwirtschaftliche Betriebe aus?
Ernteprognosen gibts ja wie Sand am Meer…
Einkommensprognose hingegen, weniger oder gar keine. Da traut sich wahrhaftig keiner der „Großen“ aus dem Fenster. Wer freut sich schon auf Schlagzeilen wie zum Beispiel „xxx kleine Betriebe müssen schliessen wegen Dumpingpreisen bei Milch und Fleisch“.
Eine Erholung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, wenn das mit der Konzentration in Richtung „viel Fläche in wenig Händen“ weiter geht, dann dürfen wir alle bald verkünden, dass 50-60% der landwirtschaftlichen Betriebe zusätzlich noch bei Aldi, Rewe & Co. an der Kasse stehen müssen, um am Leben zu bleiben.
Oder doch nicht, vor allem wenn Roboter vermehrt eingesetzt werden… Wobei das ist eine typische Tätigkeit die auch im Kassenbereich bei Aldi & Co. durch Roboter ausgetauscht werden könnte (siehe Self-Checkout-Systeme und Self-Scan).
Was glaubt Ihr?
Treiben Dumpingpreise immer mehr landwirtschaftliche Betriebe am Rande ihrer Existenz? Lösungsvorschläge für die Landwirtschaft sind gefordert.
Am Jahres ende fehlen in unserem Betrieb 130.000.-€nur Milchgeld
Das ist Sklaverei!
Hallo Rudolf,
das fehlende Geld ist das eine und man braucht das auch nicht verharmlosen.
Einfach so weiter machen kann ja auch nicht die Lösung sein.
Von der Politik wird es auch keine große Hilfe geben denn die wollten das ja auf EU Ebene so haben.
Es sind ja bald wieder Wahlen und da sitzt bekanntlich das Geld etwas lockerer bei den Politikern.
Hast Du Dir schon was überlegt wie das weiter gehen soll? Ist so eine Milchtankstelle was für Dich?
Oder schau Dir mal den Link von Hemme Milch an http://www.hemme-milch.com/index.php/unser-hof.html
Der hat das selbst in die Hand genommen und klein angefangen. Sein Bruder hat das dann im Osten noch mal nachgemacht und es läuft.
Regionale Produkte sind nach wie vor im kommen sagen die vom LEH. Bei den Eiern wird´s ja schon gemacht.
Milchtankstelle so kann`s gehen – schau mal da – so ist das auch zu finanzieren und die Leute kommen und holen die Milch 🙂
http://agrarbetrieb.com/crowdfunding-landwirt-will-milchautomaten-finanzieren/
Ma schauen oder eine kleine Käserei auf jedenfall wähle ich diese Vollpfosten nicht mehr das ist rum Weltmarkt das ich nicht lache
So eine kleine Käserei ist schon mal eine sehr gute Idee Rudolf.
Da hast Du den Markt und den Preis selbst in der Hand.
Mit dem richtigen Marketing kann das ein Baustein sein, einen Teil deine Milch besser zu verkaufen.
Wenn ich Dir bei der Ideenfindung helfen kann einfach anrufen.