Landwirtschaft zwischen Artenvielfalt und Gentechnik
Biodiversität, das ist es was unseren Planeten so bunt und vielfältig macht. Während in den USA darüber gestritten wird ob genom-editiertes Soja zur Gentechnik gehört oder nicht, setzt man hierzulande verstärkt auf Artenvielfalt.
Heute scheint die Vorstellung von Fleisch aus dem Reagenzglas für äußerst bizarr. Gegrillte Heuschrecken und Mader finden die meisten von uns aus westlichen Kulturen einfach nur eckelhaft. Mit genom-editierten Pflanzen können wir so richtig nichts anfangen.
Neues wird skeptisch betrachtet oder gar abgelehnt, Bekanntes hingegeben geradezu angebetet.
Wir Menschen sind eine sehr merkwürdige Spezies. Und genau diese Spannung zwischen Neuem und Bekanntem ist es was uns erlaubt hat durch das Leben zu navigieren und diesen Planeten seit nunmehr tausenden von Jahren zu bewohnen.
Sind genom-editierte Pflanzen die Antwort auf die stetig steigende Weltbevölkerung?
Die UN-Prognosen in Punkto Zahl der Erdbewohner regen zu neuen Denkmodellen an. Bis 2050 soll die Weltbevölkerung auf 9,7 Milliarden und bis 2100 auf 11,2 Milliarden wachsen. [Quelle: Statista]
US-Behörden haben entschieden: Genome Editing ist keine Gentechnik
Was sind gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und was nicht?
Genome Editing gezüchtete Pflanzen fallen nicht unter die Gentechnik-Vorschriften, so eine aktuelle Entscheidung der US-Behörden. Diese Entscheidung musste dringend getroffen werden, da in diesem Jahr die ersten genom-editierten Sojabohnen auf den Markt kommen.
Europa hinkt hinterher. Noch in diesem Jahr soll auch auf unserem Kontinent entschieden werden, ob die jeweiligen Pflanzen die mit dieser Züchtungsmethode gezüchtet wurden unter die Gentechnik-Vorschriften fallen oder nicht. Das Europäische Gerichtshof (EuGH) hat sich zu diesem Thema bereits im Januar getroffen und folgende Vorentscheidung gefallen:
Editierte Pflanzen fallen dann nicht unter die aktuellen Gentechnik-Vorschriften, wenn sie auch unter natürlichen Bedingungen hätten entstehen können – so der Generalanwalt in seiner jüngsten Stellungnahme.
Was passiert beim Genome-Editing Verfahren?
An vorgegebenen Stellen im Erbgut werden gezielt Mutationen herbeigeführt, um dadurch Pflanzen mit neuen oder verbesserten Eigenschaften zu entwickeln.
Hier ein paar Beispiele von Calyxt, einem Bioscience-Unternehmen aus Minnesota (USA):
- Editierte Sojabohnen: 2 Gene wurden blockiert; das führt zu einem veränderten Fettsäureprofil wodurch der Gehalt an Ölsäuren steigt. Die ölsäure-reichen Sojabohnen produzieren weniger Transfettsäuren (sind gesundheitlich bedenklich) beim Braten und Frittieren.
- Mehltau-resistenter Weizen
- Herbizidresistente Soja- und Weizensorten
- Raps mit verbesserter Fettsäurezusammensetzung
- Länger lagerfähige Kartoffeln
- Leichter verdauliche Luzerne für Tiere
Quelle: ARD, YouTube
Wie läuft es mit den Genehmigungen in den USA?
Seit nunmehr 7 Jahren können US-Züchter (egal ob Unternehmen oder Forschungseinrichtungen) bei der Landwirtschaftsbehörde USDA offiziell überprüfen lassen, ob die Neuzüchtung zur GVO zählt oder nicht.
Wurde kein artfremdes Genmaterial eingeschleust und die Pflanze ist „transgen-frei“, dann darf die Sorte angebaut werden. Bis dato sind 59 Anfragen eingegangen. Die meisten erhielten grünes Licht.
Hier ein paar Beispiele von editierten Pflanzen die eine offizielle Freigabe erhalten haben:
- DowDuPont Pioneer für einen dürreresistenten Wachsmais mit spezieller Stärkezusammensetzung
- Yield10 Bioscience für die ertragsreichere Leindottersorte Camelina
- Miracle-Gro für Gräser, die langsamer wachsen und weniger oft geschnitten werden müssen
Quelle: transgen.de
Worauf müssen wir uns einstellen?
Eins ist sicher: die vereinfachte CRISPR-Methode ermöglicht es Unternehmen, in Rekordzeit editierte Pflanzen auf den Markt zu bringen. Hinzu kommt, dass diese neuere Methode günstiger als die davorgehende TALEN-Methode.
Übersetzt heisst das: in den USA geht der Trend ungebremst weiter. Zahlreiche genom-editierte Pflanzen werden in den kommenden Wochen und Monaten den amerikanischen Markt erobern.
Was ist mit Europa?
Wir hinken hinterher.
Gleichzeitig können wir es uns nicht erlauben inaktiv zu bleiben. Denn genom-editierte Pflanzen werden angebaut und verarbeitet wie konventionelle Artgenossen. Importkontrollen sind zwar da, aber sie werden bei genom-editierte Pflanzen ins Leere laufen.
Sollte die EU genom-editierte Pflanzen als GVO regulieren und damit zur entsprechenden Kennzeichnung auffordern, dann wäre das sehr schwer zu kontrollieren. Den Agrarhandel mit den USA gänzlich oder teilweise einzustellen – damit werden sich viele Damen und Herren sehr schwer tun. Es muss eine andere Lösung her.
Wird die EU genom-editierte Pflanzen auch als Non-GVO deklarieren? Oder setzt die EU diese Pflanzen dem GVO gleich? Wie soll man die Importe kontrollieren? Wer / was kann das leisten?
Viele Fragen auf die wir u.a. auch aus Brüssel dringend Antworten benötigen.
Deutsche Landwirte setzen auf Artenvielfalt
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich über ein Projekt erfahre, welches sich Biodiversität auf die Fahne geschrieben hat. Denn um unsere heimische Agrarlandschaft aufrecht zu erhalten, müssen wir auf Artenvielfalt setzen. Gleichzeitig geht es auch um die wirtschaftliche Komponente. Es geht dabei also darum, diese beiden Enden der „Schere“ gut miteinander zu koordinieren und aufeinander abzustimmen.
Das Verbundprojekt F.R.A.N.Z. unter der Federführung der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz und dem Deutschen Bauernverband hat sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zu entwickeln, um die Biodiversität hierzulande zu fördern. Zu den Maßnahmen zählen u.a. Blühstreifen und -flächen, Feldlerchenfenster, Kiebitzinseln, Altgrasstreifen und Extensivgrünland.
Wie Ihr sicherlich schon wisst, bin ich bereits seit mehreren Jahren mit meiner bunten Blumenwiese unterwegs.
Der bunte Blumenfleck gilt als Paradies unter anderem für Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge. Gerne hüpfen ab und zu auch mal Wildhasen zwischen den Blumen, was dem ganzen Ambiente eine herrliche Note gibt.
Ich bin ein großer Befürworter von Artenvielfalt, deshalb halte ich das oben erwähnte Verbundprojekt für eine tolle Sache. Mein Glückwunsch an alle landwirtschaftlichen Betriebe die an dieser Initiative teilnehmen!
Jetzt ist Eure Meinung gefragt
Es geht um genom-editierte Pflanzen:
Zählen diese Eurer Meinung nach zur Gentechnik oder nicht? Wieso JA bzw. NEIN?
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