Lebensmittel vs Nahrungsmittel – Wo liegen die Unterschiede?
Wir schmeissen die Begriffe Lebensmittel und Nahrungsmittel gerne durcheinander, wissen jedoch kaum was im Detail dahinter steckt. Was zählt zu den Lebensmitteln und was verbirgt sich hinter Nahrungsmitteln? Wie hoch ist der Anteil von Lebensmitteln in einem Supermarkt? Was landet schlussendlich in unserem Einkaufswagen und sind wir uns dessen auch wirklich bewusst?
Viele Fragen, auf die wir heute sehr gezielt Antworten suchen werden.
Um diese Reise in die komplexe Welt der Ernährung so professionell wie möglich zu gestalten, werden wir uns die Erkenntnisse und Erfahrungen des Pioniers der Vollwerternährung, Professor Werner Kollath heranziehen.
Professor Kollath war ein deutscher Bakteriologe und Hygieniker. Er studierte Medizin an mehreren deutschen Universitäten und erhielt nach seiner Promotion in 1920 die Approbation zum Arzt. Prof. Kollath veröffentlichte mehrere Bücher und Fachpublikationen. In 1942 erblickte sein Hauptwerk „Die Ordnung unserer Nahrung“ das Tageslicht was bis zum heutigen Tage als Grundlage der Vollwerternährung gilt. Seitdem wurde das Buch des öfteren überarbeitet und neu publiziert, so dass in 2005 die derzeit aktuellste und damit 17. überarbeitete Auflage vom Haug Verlag erschien.
Für alle Interessenten, das Buch ist auf Amazon erhältlich.
Lebensmittel oder „lebende Kost“ vs. Nahrungsmittel oder „tote Nahrung“
Lebensmittel sind Prof. Kollath zufolge natürlich, mechanisch verändert oder fermentiert. Sie sind „lebende Kost“, die Fermente enthalten.
Nahrungsmittel sind erhitzte, konservierte oder präparierte „tote Kost“. Fermente werden durch diese Prozesse vernichtet, was dazu führt, dass das LEBEN verloren geht.
Diese sechs Wertgruppen bzw. Wertstufen sind die Basis der Ernährungstabelle nach Prof. Werner Kollath.
Da ich davon ausgehe, dass nicht jeder das Buch kaufen und lesen wird, hier ein paar Beispiele aus den jeweiligen Wertgruppen:
- LEBENSMITTEL – natürlich: Getreide, Nüsse, frisches Obst und Gemüse, frische Kräuter, Eier, Muttermilch, Rohmilch, Quellwasser
- LEBENSMITTEL – mechanisch verändert: frisch gemahlenes keimfähiges Getreide, frisch gemahlene Nüsse, kaltgepresste Öle, Frischkost, rohes Fleisch, Rohmilchprodukte wie z.B. Butter und Sahne, frische Obstsäfte, Leitungswasser ohne chemische Zusätze
- LEBENSMITTEL – fermentativ verändert mittels Bakterien, Hefen, Eigenfermenten: ungekochtes und unerhitztes Frischkorngericht, Gärgemüse wie z.B. Sauerkraut, Gärmilchprodukte aus Rohmilch wie z.B. Käse oder Joghurt, Alkoholische Gärgetränke wie z.B. Apfelmost, Wein oder Bier aus biologischer Produktion
- NAHRUNGSMITTEL – erhitzt: Vollkornbrot, Vollkorngebäcke, Vollkornkuchen, gekochtes Obst und Gemüse, gekochte Gerichte wie z.B. Hülsenfrüchte, Kartoffeln aber auch Vollkornreis und Vollkornnudeln, gebratenes oder gekochtes Fleisch / Fisch, erhitzte / pasteurisierte Milch und Milchprodukte, Tee, frische Gemüsebrühe
- NAHRUNGSMITTEL – konserviert: Dauerbackwaren, Fruchtkonserven, Gemüsekonserven, Trockenfrüchte, Babynahrung, Tierkonserven, H-Milch, Obst und Gemüsesäfte aus Konzentrat
- NAHRUNGSMITTEL – präpariert: Alle Fabrikzuckerarten und Produkte daraus, Auszugsmehl und Auszugsmehlprodukte (z.B. Weißbrot, weiße Nudeln, weißer Reis), raffinierte Öle und Margarine, Aromastoffe, Tierpräparate, Säuglingsnahrung, Milchpulver, künstliche Getränke wie z.B. Cola, Limonaden oder Alcopops
Wer hat schon etwas „Erschreckendes“ auf dieser Liste entdeckt?
Dass Softdrinks, raffinierter Industriezucker, erhitzte Pflanzenöle oder Produkte aus raffiniertem Weißmehl nicht gut für uns sind, wissen die meisten bereits.
Die tiefrote Liste hingegen wo wir Nahrungsmittel wie z.B. Säuglingsnahrung, Babynahrung oder Milchpulver wiederfinden, sollte jedem sehr bewusst sein; immerhin „ernähren“ viele Eltern ihr Nachwuchs mit diesen Produkten.
Der gewöhnliche Supermarkt – Ein Paradies für Nahrungsmittel wohlgemerkt
Nachdem wir wissen welche Produkte wohin zuzuordnen sind, lasst uns mal gaaaanz bewusst durch einen Supermarkt laufen.
Als erstes werden wir von der frischen Obst- und Gemüseabteilung salutiert, was natürlich sehr einladend ist. Das meine lieben Freunde sind die unter der Wertstufe #1 aufgeführten Lebensmittel. Da sind wir also noch komplett im grünen Bereich sozusagen.
Verlassen wir jedoch diese frische Oase, gelangen wir meistens recht zügig in die Brot- und Backwarenabteilung wo wir direkt eine „Bruchlandung“ im roten Bereich der Nahrungsmittel erleben. Und von hier aus wird es fast gänzlich nur noch dunkelrot bis tiefrot – ausser wir navigieren zur Kühltheke um ganz gezielt nach fermentiertem Sauerkraut oder Chinakohl (auch bekannt unter dem Namen Kimchi) ohne Konservierungsstoffe zu suchen bzw. einen Naturjoghurt oder einen hochqualitativen Käse aus Rohmilch zu ergattern.
Mit diesen Informationen gewappnet wagen wir uns nun an die Beantwortung einer meiner Ursprungsfragen, nämlich:
Wie hoch ist der Anteil von Lebensmitteln in einem Supermarkt?
Ein Zehntel des Sortiments oder gar weniger, ein Zwanzigstel?!
Ich bin kein Warenmanager deshalb überlasse ich Euch eine weitere Schätzung.
Nun zur Beantwortung der letzten Frage und zwar ob wir uns wirklich bewusst sind was wir in unserem Einkaufswagen legen.
Ich gehe davon aus, dass jeder von uns nach dieser Reise in die Welt von Prof. Kollath etwas bewusster einkaufen wird. Das Konzept der „lebenden Kost“ vs. „toter Nahrung“ rüttelt einen wach und lädt zur Erweiterung des Blickwinkels in punkto Ernährung ein.
Als Landwirt und enger Verbündeter der Natur, schätze ich frische Produkte mehr als alles andere. Denn diese spenden unseren Zellen im Körper die nötige Energie und Vitalität, um kraftvoll, gesund und vor allem wachsam durchs Leben zu gehen.
Lebensmittel oder doch verstärkt Nahrungsmittel – Woraus besteht denn Dein persönlicher Ernährungsplan?
Bildquelle: Foto von Chantal Garnier auf Unsplash
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