Lebensmittelverschwendung in Deutschland

Lebensmittelverschwendung in Deutschland: 11 Mio. Tonnen pro Jahr landen im Müll

Es geht uns gut in Deutschland, sogar sehr gut, wenn wir uns erlauben können 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr in den Müll zu schmeissen. Im Herzen Europas scheint Lebensmittelverschwendung zur „Normalität“ geworden zu sein.

Wer sind die größten Akteure im Bereich Lebensmittelabfall?

Hierzu gibt es eine detaillierte Studie der Universität Stuttgart (2012, 2017), gefördert durch das Bundesernährungsministerium (BMEL).

Daraus ergibt sich, dass Privathaushalte mit 61%, den größten Teil des Lebensmittelabfalls verursachen. Die Lebensmittelindustrie und Großverbraucher (z.B. Kantinen, Restaurants) kommen jeweils auf einen Anteil von 17%. Die restlichen 5% werden im Handel verursacht. Die Verluste in der Landwirtschaft wurden in der in 2012 durchfgeführten Studie nicht berücksichtigt.

Die Welternährungsorganisation Food and Agriculture Organisation (FAO, 2011) schätzt den weltweiten Verlust von Lebensmitteln von der Landwirtschaft bis zum Verbraucher auf den Teller auf rund 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr. Damit gehen auf dieser „Route“ ca. ein Drittel der Lebensmittel verloren. Und das weltweit.

Die Ursachen für die Lebensmittelverschwendung sind vielfältig:

  • in der Produktion wird der Rohstoff nicht komplett verwertet
  • Lebensmittel entsprechen nicht den Normen
  • es entstehen unverkäufliche Überschüsse
  • Verbraucher achten nicht auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)
  • Obst und Gemüse was nicht mehr „perfekt“ aussicht, landet in den Müll

Was wird weggeschmissen und wie können wir Lebensmittelverluste minimieren?

Knüpfen wir uns als erstes die privaten Haushalte vor.

Eine repräsentative GfK-Studie im Auftrag des BMEL lieferte folgende Ergebnisse über die Art und Zusammensetzung von Lebensmittelabfällen von Privathaushalten in Deutschland:

  • 34% der vermeidbaren Lebensmittelabfälle entfallen auf frisches Obst und Gemüse
  • 14% machen Brot und Backwaren aus

Weitere Erkenntnisse der Untersuchung:

  • Je jünger der Haushaltsvorstand, umso mehr Lebensmittel werden weggeworfen.
  • Haushalte bestehend aus älteren Personen werfen tendenziell weniger weg.
  • Neben frischen Lebensmitteln gelangen auch zubereitete Mahlzeiten häufig in den Müll.
  • 55 kg Lebensmittel pro Kopf und Jahr landen im Müll privater Haushalte.
  • 44% der Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten ist vermeidbar.

Den 40-seitigen Schlussbericht zur GfK-Studie findet Ihr hier.

Als nächstes werfen wir einen Blick auf den Außer-Haus-Markt (AHM).

Von den 70,5 kg Lebensmitteln, die jedes Jahr im AHM pro Person bereitgehalten werden, landen rund 23,6 kg in den Müll – so eine Schätzung des Umweltbundesamtes. Das sind gut ein Drittel der Lebensmittel (33,5%).

Die Gründe hierfür: es wird nicht alles aufgegessen, ein Teil bleibt auf den Buffettischen (insb. bei „All you can eat“ Konzepten), in der Essensausgabe oder im Lager liegen.

Und wie sieht’s im Handel aus?

Von den 11 Mio. Tonnen Lebensmittelabfall im Jahr entfallen rund 550.000 Tonnen auf den Handel. Zu den typischen Problemen wie z.B. Ablauf des MHDs, Produktbeschädigung beim Transport oder Frischeware die am nächsten Tag nicht mehr angeboten werden kann – addieren sich noch weitere dazu.

Es geht um die aktuellen Herausforderungen mit denen der Handel heutzutage verstärkt konfrontiert wird:

  • Längere Öffnungszeiten
  • Sicherstellung voller Regale bis zum Ladenschluss
  • Unberechenbares Einkaufsverhalten

Insbesondere leicht verderbliche Lebensmittel haben es unter solchen Bedingungen immer schwerer.

Lebensmittelverschwendung ade – Ein paar Lösungsansätze

Die Probleme sind bekannt. Und es gibt auch ein paar richtige gute Initiativen und Lösungen.

Man blickt öfters auf das Nachbarland Frankreich und unterstreicht die Bedeutung des Lebensmittelgesetzes. So dürfen in Frankreich Supermärkte ab einer bestimmten Größe (die großen Auchans, Carrefours und Coras) keine Esswaren entsorgen.

Ist sicherlich eine gute Sache, aber was passiert mit den anderen Teilnehmern in der Wertschöpfungskette? Wieso werden diese nicht ebenfalls gesetzlich in die Pflicht genommen?

In Deutschland haben sich in der Zwischenzeit auch ein paar richtig tolle Initiativen etabliert.

So retten die Tafeln jährlich 260.000 Tonnen Lebensmitteln aus ca. 30.000 Lebensmittelmärkten.

Die in Deutschland und Österreich entstandene soziale Bewegung Foodsharing (nicht zu verwechseln mit Foodfunding) hat bereits mehrere tausend Tonnen Lebensmittel gerettet und kostenlos an Menschen verteilt. Mittlerweile hat sich die in 2012 gegründete Initiative auch in anderen Teilen der Welt erfolgreich ausgebreitet.

Anbei ein kurzes Video das aufzeigt, wie Foodsharing funktioniert.

Quelle: Was? Das geht?, YouTube-Kanal

Eine weitere Initiative ist die vom BMEL ins Leben gerufene Plattform Lebensmittelwertschaetzen.de. Sobald man auf die Internetseite geht, wird man mit dem Hinweis „-50% Lebensmittelabfälle bis 2030“ konfrontiert. Das hat sich die Politik und vor allem Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner vorgenommen. Sie legte bereits den nationalen Strategieplen zur Reduzierung der Nahrungsmittelabfälle vor.

Ein Blick auf die oben aufgeführte Webseite lohnt sich für jeden von Euch der aktiv gegen das Thema Lebensmittelverschwendung vorgehen will aber noch nicht genau weiß, wie er / sie es am besten anpackt.

Von der Herstellung von Bananenbrot aus überreifen Bananen (be bananas) bis hin zu Snacks aus geretteten Lebensmitteln (Dörrwerk), da ist für jeden etwas dabei. Und wenn nicht, dann freuen sich alle wenn frischer Wind und damit einhergehend, neue Ideen und Initiativen auf der Plattform aufgeführt werden können. Setzt Eurer Kreativität keine Grenzen.

Wie setzt Ihr Euch gegen die Lebensmittelverschwendung ein? Welche Projekte liegen Euch besonders am Herzen?

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