Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme

Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme

Die Welt steht kopfüber. Kein gesunder Menschenverstand weit und breit. Viele Supermarktregale sind leer und die Einwohner großer Städte erwachen langsam aber sicher zur Realität. Versorgungsprobleme sind zu erwarten.

Wir stehen derzeit vor riesen Herausforderungen. Über die Schattenseiten der Urbanisierung und Globalisierung in punkto Lebensmittelversorgung wurde zwar diskutiert aber getan wurde vielzu wenig. Seit Jahren warnen Industrieexperten, Forscher und auch wir aus der Landwirtschaft, dass die Konzepte nicht nachhaltig sind und das System langfristig so nicht funktionieren kann.

Alles nur noch über Großkonzerne und „big investment money“ abwickeln zu lassen, hat die Situation nur noch verschärft. Wozu Regionalität, Tradition und Kultur beachten, wenn wir alles über einen Haufen kehren können? Falsche Denkweise; die Konsequenzen spüren wir in Krisensituationen wie heuer besonders stark.

Jetzt stehen vor allem die ‚Big City‘ Bürger vor leeren Regalen und die Fragen mehren sind. Wieso haben wir das zugelassen, dass wir so abhängig werden? Einen Vorgeschmack gab es schon mal, u.z. als der Vulkan in Island ausbrach und u.a. der Flugverkehr (auch Cargo) eingestellt wurde. Die ersten beiden Wochen waren noch OK aber in der dritten Woche standen mehr und mehr Regale leer.

London, New York, Los Angeles, Sydney, Paris, Berlin – Wie wollen wir die teils über 10. Mio Einwohner großen Städte versorgen?

In kritischen Zeiten (wie jetzt gerade) müssen sich z.B. Londoner auf Mengeneinschränkungen einlassen. So darf man derzeit in einigen Supermarktfilialen nicht mehr als 2 Packungen Nudeln / Reis kaufen. Es ist sogar von Coupons die Rede, die einem erlauben sollen nur für einen bestimmten Betrag Lebensmitteln zu kaufen. Die Einführung von Lebensmittelrationen ist in den kommenden Tagen auch denkbar.

Wieso wurden die innovativen Lösungsansätze Vertical Farming und Underground Farming nicht angenommen?

Nicht alle Großstädte haben in punkto Versorgung so eine tolle Lage wie z.B. Wien oder München. Es gibt jede Menge landwirtschaftliche Betriebe in der Nähe, die einerseits neben den globalen Playern am Markt agieren und andererseits mit ihrer regionalen Ware schnell vor Ort sein können. Hinzu kommt, dass die beiden Städte im Vergleich zu den Mega Cities London oder New York recht „klein“ sind.

Ich habe hier auf Agrarbetrieb des Öfteren über das Thema vertikale Landwirtschaft geschrieben und u.a. auch Erfolgskonzepte aus Asien präsentiert, wo in dieser Richtung sehr viel getan wird. Berichtet habe ich auch über den in 33 Meter tiefen Weltkriegsbunker der von zwei britischen Unternehmer dazu verwendet wird, um die Londoner Supermärkte Marks und Spencer, Whole Foods oder Ocado mit z.B. Salat zu versorgen.

Wenn Ihr mehr dazu erfahren wollt, empfehle ich Euch folgende Beiträge:

Versorgungsprobleme in Großstädten waren vorprogrammiert. Selbstverständlich potenziert die aktuelle Situation die gesamte Thematik um das Mehrfache.

„In the age of information, ignorance is a choice.“

— Donny Miller

Versorgungsprobleme proaktiv angehen

Offensichtlich sind Hochhäuser und Luftschutzbunker nicht DIE Lösung für dieses komplexe Problem; aber sie sind schonmal zwei bewährte Alternativen die funktionieren und die Situation vor Ort in punkto Lieferung von Salate, Kräuter & Kleingemüse ein bisschen entschärfen.

In Zukunft erwarte ich ein paar interessante Lösungsansätze aus dem Bereich der 3D-Printer, die in der Hydroponik großartig eingesetzt werden können (siehe hierzu meinen Beitrag zu Hydrokulturen).

Quelle: The B1M, YouTube

Bei „Grünzeug“, was wenig Gewicht hat, sind diese Konzepte Klasse. Aber was ist mit denjenigen die auf Fleisch und Fisch nicht verzichten möchten? Auch auf diese Frage versuchen Viehzüchter zusammen mit Forscher und Experten, eine passable Lösung zu finden. So steht derzeit eine sogenannte schwimmende Farm am Hafen der niederländischen Stadt Rotterdam. Die zweistöckige 1.200 qm große Plattform bietet Platz für 40 Kühe. Derzeit leben 32 Tiere der Rinderrasse Montbeliard auf der Milchviehfarm.

Wenn der Begriff ’schwimmende Fischfarmen‘ fällt, dann denken die meisten von uns direkt an Vietnam, Malaysia, Indonesien & Co. Jedoch, pimpt man diese Fischfarmen mit ‚High-Tech‘ auf, dann könnten sie auch in der nächsten Umgebung der Mega Cities Sydney, New York oder Los Angeles angedockt werden.

Zu den Vorteilen der oben aufgeführten Methoden zählen u.a. kurze Lieferwege, weniger Umweltbelastung, Produktion und Versorgung direkt vor Ort, mehr Unabhängigkeit. Ein großer Nachteil dieser Konzepte ist sicherlich die Tatsache, dass dies eher was für die Big Player ist, die sich die entsprechenden Genehmigungen, Technologien und vor allem Mieten leisten können.

Krise hin oder her, es wird in den kommenden Jahren auch mit der traditionallen „horizontalen“ Landwirtschaft nicht einfacher. Die Anzahl der Familienbetriebe sinkt (in 2016 gab es nur noch 244.000 Einzelunternehmen; in 2010 waren es 273.000), dafür steigt die Zahl der Personengesellschaften (von 21.000 in 2010 auf 26.000 in 2016). Strukturwandel, Digitalisierung, Preisverfall, Gesellschaftswandel, Bevölkerungswachstum, Landflucht…. Das sind nur einige der Themen die auf uns zupreschen.

Jammern bringt nichts. Auf die Regierung warten, bringt noch weniger. Wir müssen es selbst anpacken, kreativ sein, uns austauschen und zusammen neue Konzepte entwickeln. Nur so kommen wir weiter. Nur das wird uns erlauben pragmatische Lösungen für die Versorgungsprobleme der Zukunft zu finden.

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