News NutriScore und Sozialexperiment

NEWS: NutriScore, Tönnies und ein Sozialexperiment

Welchen Nährwert haben Lebensmittel? NutriScore soll Abhilfe leisten. Das neue Label soll die Nährwertkennzeichnung in Deutschland erleichtern.

Vier Modelle standen zur Auswahl. In einer Verbraucherstudie im Auftrag des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hatte NutriScore die Nase vorn. Dieses Modell wurde von Verbrauchern am besten verstanden.

NutriScore ist ein einfaches Modell bestehend aus der eingängigen Farbenwelt einer Ampel. So ist der Buchstabe „A“ grün hinterlegt und „E“ rot hinterlegt. Das Label bietet demnach eine schnelle Orientierung, lässt jedoch keine Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Nährwerte zu. Wer tiefgreifendere Infos benötigt sollte sich unbedingt die Zutatenliste und die Nährwerttabelle anschauen.

Das System wurde von zwei Gruppen von Menschen besonders stark geschätzt: einerseits waren es Personen mit Adipositas (Fettleibigkeit) und andererseits, Personen die sich gar nicht bzw. selten mit der Zusammensetzung von Lebensmitteln beschäftigen. [Quelle: Welt]

In unserer schnellebigen Welt wo gesundes Essen oft durch Fertiggerichte, Fast-Food und Cola ersetzt wird, dürfte das neue Ampelsystem dem einen oder anderen ein netter „Reminder“ sein. Vorgestellt wurde NutriScore am 30.09. von der Bundesministerin Julia Klöckner. Die Zustimmung des Kabinetts fehlt noch.

Was kann die Lebensmittelampel wirklich?

Hier ein paar Erkenntnisse aus Ländern wie z.B. Frankreich, die NutriScore schon etwas länger im Einsatz haben.

Quelle: marktcheck, YouTube

Tönnies investiert 500 Mio. EUR für einen Schlachthof in China

An China kommt heute kaum noch ein Unternehmen vorbei. Die Wachstumsraten locken immer mehr Fremdinvestoren ins Land. Mehr als eine Milliarde mögliche Kunden – das ist eine spannende Zahl.

 „Die Nachfrage nach Schweinefleisch in China und vielen weiteren asiatischen Ländern ist groß und wird in den kommenden Jahrzehnten weiter wachsen“, sagt Clemens Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter der Tönnies Holding.

Die offizielle Absichtserklärung ist unterzeichnet, nun kann das deutsch-chinesische Joint Venture bestehend aus der Tönnis Unternehmensgruppe und dem Dekon Group (Tochter des West Hope Group) loslegen. Die Grundsteinlegung für den ersten Produktionsstandort außerhalb Europas ist für 2020 vorgesehen. Das neue Schlacht- und Zerlegezentrum entsteht in der Region Sichuan und ist zunächst für 2 Millionen Schweine ausgelegt. In einem zweiten Schritt soll der Standort dann auf 6 Millionen Schweine ausgebaut werden.

Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 500 Mio. EUR. Rund 150 Mio. EUR hiervon entfallen auf das Schlacht- und Zerlegezentrum. Als Vorbild für die Bauten gelten die deutschen Tönnies-Betriebe.

Ganz so rosig ist die Situation in China derzeit nicht. Dies liegt an den unzähligen AFS-Fällen (Afrikanische Schweinepest) die viele Betriebe dazu gezwungen hat ihre Bestände zu keulen. Chinesische Betriebe sind nun bemüht bei ihrer Biosicherheit einem westeuropäischen Standard zu entsprechen. Darin sieht die Tönnies Holding eine große Chance; deutsche Standards samt Erfahrung sind in China sehr gefragt.

Quelle: Tönnies

Sozialexperiment „Was ist dir dein Einkauf wert?“ liefert überraschende Ergebnisse

Der Bio-Supermarkt Bio Company aus Berlin hatte eine super Idee. Das Team wollte nämlich ganz konkret wissen, was die Kunden bereit sind für ihre ausgewählten Produkte zu zahlen.

Das Sozialexperiment:

  • Tag: 24. September 2019
  • Zeit: zwischen 14 bis 18 Uhr
  • Markt: Bio Company Supermarkt in der Yorckstr. 37 in Berlin-Kreuzberg
  • Kunde entscheidet an einer speziellen Kasse was ihm der Einkauf wert ist
  • 132 Teilnehmer von insgesamt 347 Kunden welche die spezielle Kasse nutzten und damit den Preis für ihren Einkauf selbst bestimmt haben

Die Ergebnisse:

  • Insgesamt zahlten Kunden deutlich zu wenig für die Bioprodukte => die Preisabweichung liegt bei -20%
  • 62% der Kunden schätzten den Preis für ihren Einkauf zu niedrig ein
  • 29% der Kunden zahlten mehr
  • 9% nannten einen Betrag der in etwa mit dem tatsächlichen Preis übereinstimmt

Aufgrund der Ergebnisse, stellt sich berechtigterweise folgende Frage:

Haben die Kunden die Chance eines günstigen Einkaufs genutzt ODER haben sie unwissend weniger für die Produkte gezahlt als diese tatsächlich wert sind?

Das Statement von Georg Kaiser, Geschäftsführer der Bio Company durfte keinen verwundern – zumindest keinen aus der Landwirtschaft. Kein Wunder, dass die Kunden jegliches Feingefühl für eine faire Preisgestaltung verlieren – sie werden ja mit Dumpingpreisen jedes Mal aufs Neue in die Geschäfte gelockt. Hauptsache der Lebensmitteleinzelhandel boomt. Mit Nachhaltigkeit hat dieses Verhalten nichts zu tun.

Quelle: Bio Company

NutriScore, Sozialexperimente, Investitionen

Heute habe ich drei unterschiedliche Themen aufgegriffen, die uns als Landwirte mehr oder weniger beeinträchtigen. Das Label NutriScore ist sicherlich eine nette Orientierungshilfe, aber das was uns in der Landwirtschaft stärker interessiert ist das Thema Preiswahrnehmung des Kunden. Daher finde ich die Ergebnisse des Sozialexperiments in Berlin, auch wenn es eine kleine Gruppe von Teilnehmern war, recht erschreckend. Es reflektiert jedoch das was wir als wichtige Kette in der Nahrungsmittelerzeugung erleben.

Verzerrte Realität?

Solange der LEH / Discounter seine Machtposition ausnutzt, wird es schwer. Kunden ändern ihre Wahrnehmung nicht von heute auf morgen insbesondere dann nicht, wenn sie sowohl Online als auch Offline mit Werbung bombardiert werden, die ihnen Top Ware zu Spottpreisen verspricht.

Kriegen wir mit NutriScore das Thema Fettleibigkeit in den Griff oder ist das eher nur ein schickes neues Etikett?

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