Pflanzenschutzmittel und Insektensterben

News: Pflanzenschutzmittel, Insektensterben, Verbrauchererwartungen

In wenigen Wochen heißt es goodbye Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Flurtamone. Damit sind ein paar weit verbreitete Getreideherbizide und -fungizide nicht mehr zugelassen. Der Industrieverband Agrar e.V. (IVA) spricht von „gravierende Eingriffe in Eigentumsrechte der Landwirte“.

Die drei Getreideherbizide Bacara, Bacara Forte und Cadou Forte dürfen bis zum 27. Dezember 2019 weiter verkauft und müssen bis zum 27. März 2020 aufgebraucht werden. Zum 30. April 2019 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auch die Zulassung aller Getreidefungizide mit dem Wirkstoff Fenpropimorph widerrufen. Die vier Präparate Corbel, Diamant, Juwel Top und Opus Top müssen bis zum 30. Oktober 2019 verkauft und bis zum 30. Oktober 2020 aufgebraucht werden.

Da die Zulassung für Capalo planmäßig am 30. April 2019 endet, ist kein gesonderter Widerruf nötig. Selbstverständlich gelten auch hier die genannten Abverkaufs- und Aufbrauchfristen.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Es handelt sich hierbei um eine EU-weite Entscheidung. Es heißt:

„Im Verfahren zur Erneuerung der Genehmigung konnten Risiken für Verbraucher und die Umwelt nicht abschließend bewertet werden.“

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Deshalb haben sich die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten darauf geeinigt, die Genehmigung nicht zu erneuern. So kommt es, dass bestehende Zulassungen widerrufen werden müssen.

Windräder: Tolle Energiequelle und gleichzeitig schuldig am Insektensterben?

Der starke und langanhaltende Wind in Deutschland hat einem besonders gut getan: den Windrädern.

Seit Jahresbeginn haben die großen spinnartigen Hochgenossen 33 Milliarden Kilowattstunden Strom geliefert. Letztes Jahr wurden die 33 Mrd. kWh erst Ende März erreicht. Sollte der starke Wind bis Ende diesen Monats anhalten, dann rechnet der Energiekonzern Eon mit 38 bis 40 Mrd. kWh im ersten Quartal.

Der diesjährige Höchstrekord wurde am 8. Januar erzielt. An diesem Tag wurden 961.000 Megawattstunden produziert.

Sollte die Windgeschwindigkeit mehr als 90 km pro Stunde betragen, also Windstärke 10, dann werden die Windräder automatisch abgeregelt und aus dem Wind gedreht.

Quelle: Handelsblatt

Als nächstes möchte ich auf eine aktuelle Studie des Instituts für Deutsche Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) eingehen. Denn hier heißt es, dass des Ausbau von Windparks (seit 1990) für einen erheblichen Teil der Dezimierung der Population von Fluginsekten verantwortlich sind.

Am Insektensterben sind mehrere Schuldige verantwortlich, unter anderem:

  • die intensive Landwirtschaft
  • der Einsatz von Pestiziden
  • der Trend hin zur Urbanisierung und die Entstehung sog. Mega-Cities
  • der stetig steigende Verkehr und die damit einhergehende Infrastruktur
  • der Klimawandel

Nun soll also ein weiterer Faktor in die obige Liste mit aufgenommen werden: Windparks.

Das Thema Insekten- und Bienensterben ist auch so schon komplex genug, aber mit der neuen Perspektive, steigen auch die Lösungsanforderungen und -erwartungen ungemein.

Ein paar Erkenntnisse aus der Studie:

  • Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Abnahme von Fluginsekten und der Zunahme von Windparks.
  • Korrektur folgender Annahmen: (1) Fluginsekten bewegen sich fast ausschließlich außerhalb des Bereichs der meisten Windrotoren (FALSCH). (2) Insekten fliegen nicht bei hohen Windgeschwindigkeiten (FALSCH).
  • Der Insektenschlag auf den Rotorblättern der Windkraftanlagen verursacht Verschmutzungen, was wiederum zu Effizienzverlusten von bis zu 50% führen kann.
  • Die Zahl der durch die Rotoren getragenen Insekten liegt laut Modellanalyse bei etwa 24.000 Tonnen pro Jahr nach 2003.
  • Die geschätzten Verluste liegen bei durchschnittlich 5-6 Mrd. Insekten pro Tag während der warmen Jahreszeit von April bis Oktober.

Wichtig hierbei ist folgendes: diese Insektenverluste wirken sich nicht nur auf den Reproduktionsprozess negativ aus (Dezimierung der Insektenpopulation), sondern auch auf die nachfolgende Nahrungskette.

Was raten uns die Forscher?

In erster Linie weisen die Forscher darauf hin, dass ihre theoretischen Modellanalysen dringend empirisch verifiziert werden sollten. Des weiteren, sollte der Zusammenhang von Insektenmigration und Windparkbetrieb besser verstanden werden.

Weitere Maßnahmen wären das Monitoring der Insektenmigration und die Installation von „automatischen Schwarmerkennungssystemen in Verbindung mit einer entsprechenden Steuerung der Rotoren“.

Hier geht’s zur Studie.

SocialLab: so ticken Verbraucher, Landwirte und der Handel

Auf 76 Seiten versuchen Wissenschaftler aus acht Forschungseinrichtungen Antworten auf ein paar kritische Fragen zu finden.

Wie soll man mit Tieren umgehen? Was versteht der Verbraucher unter Tierwohl und was erwartet dieser von tierhaltenden Betrieben? Welche Rolle spielt der Handel als Bindeglied zwischen Landwirt / Viehzüchter und Konsument?

Das Forschungsprojekt „SocialLab“ unter Federführung des Thünen-Instituts hat am 13. März 2019 seine Ergebnisse im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellt.

Ein paar Ergebnisse im Überblick:

  • Verbraucher bewerten Tierwohl höher als Umweltschutz, arbeitswirtschaftsliche Ziele der Betriebe und Arbeitssicherheit.
  • Verbraucher in Deutschland legen Wert auf die Vielfalt von hochwertigen Lebensmitteln.
  • Regionalität spielt weiterhin eine große Rolle.
  • Konflikte ergeben sich beim Thema Preis: Die Mehrheit verlangt mehr Tierwohl und regionale Produkte ist gleichzeitig jedoch selten bereit dafür mehr Geld auszugeben.
  • Auffällige Diskrepanzen gibt es weiterhin zwischen Verbrauchererwartungen und -verhalten. (Beispiel: Tierwohl ja, aber mehr bezahlen nein)

Eine der Schlußfolgerungen von Bundesministerin Julia Klöckner lautet deshalb wie folgt:

Die Mehrkosten für alle oben aufgeführten Themenschwerpunkte kann nicht alleine der Landwirt tragen.

Die Verbraucher müssen mehr Verständnis für den Landwirt aufbringen und genauso gilt das auch umgekehrt. Das Schlüsselwort hier ist: Bewusstsein für die Position des anderen schaffen.

Dem Projekt ist eins recht gut gelungen, und zwar Zielkonflikte aufzuzeigen. Diese betreffen landwirtschaftliche Betriebe gleichermassen: An welchen Stellschrauben soll ich als Landwirt drehen, ohne an den Verbraucherwünschen vorbei zu produzieren? Was kann ich tun, um nicht auf den Mehrkosten sitzen zu bleiben wenn schonmal klar ist, dass der Konsument dafür nicht bereit ist zu zahlen?

Hier geht’s zur Studie von SocialLab.

Kurz noch zurück zu den Insekten

Blumenwiesen, eine bunte Vielfalt von Blumen an Wegrändern, Ackerstreifen und in Gärten – das können wir Landwirte u.a. tun, damit unsere Bienen und Insekten nicht aussterben.

Die Zeitung inFranken.de hat einen Beitrag über die Intiative „Mürscht blüht auf“ geschrieben. Zusammen mit meinem Imkerkollegen Dieter Schölzke wollen wir die Münnerstädter dazu animieren, wieder mehr Blumenkästen anzupflanzen. Wir bieten im Mai dazu auch einen Workshop an und bereiten uns damit kräftig auf das Stadtjubiläum 2020 vor.

Hier geht’s zum Artikel „Münnerstadt soll aufblühen„.

Wer Interesse an einer Blumenwiesen-Patenschaft hat, der kann mir gerne hier einen Kommentar hinterlassen oder mich direkt kontaktieren. Ich freue mich auf Eure Nachricht!

Was können wir noch gemeinsam gegen das Insektensterben tun?

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