ReGen Village Almere – ein autarkes Ökodorf in Holland
Als James Ehrlich, der ehemalige Ökoberater von Barack Obama vor ein paar Jahren sein Konzept der ReGen Villages zum ersten Mal veröffentlichte, wurde er komisch angeschaut. Heute wo sein Traum gerade verwirklicht wird und ein hypermodernes regeneratives Ökodorf entsteht, das völlig unabhängig von der Weltwirtschaft funktioniert, wird der Mann endlich ernst genommen.
Was genau steckt hinter dieser Idee? Ist das ein viables „Escape-Konzept“ aus den Megacities und die damit in Verbindung stehenden Versorgungsprobleme? Kommt es zu einem Splitt der Gesellschaft ON und OFF „the grid“?
Starten wir unsere Reise heute mit der These von James Ehrlich, die komplett gegensätzlich ist zu dem was wir bis dato von Politik & Co. gehört haben. Der ehemalige Umweltberater des Weißen Hauses vertritt die Meinung, dass der aktuelle Trend kippen wird und Menschen vermehrt zurück in die Dörfer gehen.
Dass der Mitte 50-Jährige mit seiner Prognose recht haben könnte, durften wir im letzten Jahr live erleben. Die Büros blieben leer und die meisten durften von zu Hause aus arbeiten. Immer mehr Menschen suchten nach Ausgleich in der Natur und der eine oder andere packte seine sieben Sachen und zog in ländlichere Regionen.
Was favorisiert noch diesen umgekehrten Trend?
Neben der eingeleiteten Homeoffice-Kultur wären da noch folgende Themen zu berücksichtigen: die Krise auf dem Immobilienmarkt, die „sinnlose“ hin und her Fahrerei (Umweltbelastung), der Anstieg der Single-Haushalte und der Menschen die Anschluss an Communities mit Gleichgesinnten suchen und in der Natur leben wollen usw.
Ein autarkes Ökodorf und die geschlossene Kreislaufwirtschaft
Das Dorf der Zukunft basiert auf vier Bereiche:
- Nahrungsmittel: Saisonabhängige Gärten im Freien, vertikale Farmen mit innen gelegenen Gemüsegärten, Viehzucht (Fische, Hühner), Aquaponik
- Wasserversorgung: Regenwassersammelsystem => liefert gefiltertes Trinkwasser und ungefiltertes Wasser zum Bewässern der Gärten
- Energieversorgung: Biogas- und Solaranlagen
- Abfallwirtschaft: Am Ende bleibt nur Kompost übrig; was nicht kompostierbar ist, dient der Energieerzeugung
Das umweltfreundliche Dorf soll dann wie folgt aussehen – siehe Videobeitrag.
Was ist denn wirklich so bahnbrechend neu an der ganzen Geschichte?
Die Technologien sind nicht neu und auch die Idee dahinter ist nichts revolutionär neues.
NEU ist hingegen die intelligente Kombination dieser umweltfreundlichen Lösungen
Was macht denn dieses Retro-Zukunfts-Dorf so attraktiv?
Einerseits ist die Idee des vollautarken Ökodorfes ein Pushback gegen die Globalisierung und ein klares Zeichen, sich ein Stück Unabhängigkeit zurück zu holen. Zweitens, handelt es sich hierbei um High-Tech-Landwirtschaftskonzepte wie z.B. Vertical Farming und Aquaponik, die uns an das alte Babylonien und den Hängenden Gärten aus Semiramis zurück erinnern.
Drittens, lässt sich diese nachhaltige Art zu leben mit der Homeoffice-Bewegung und dem Laptopzeitalter gut überlappen.
Für Autofans hingegen gibt es ein wesentliches Downside: Autos sind in ReGen Villages nämlich unerwünscht.
Werfen wir einen Blick auf die Zahlen
Was soll denn so ein Häuschen im „Ökoparadies“ kosten?
Laut Edison Media kosten die Häuser 170.000 EUR pro Stück. Die monatlichen Betriebskosten sollen sich bei rund 500 EUR belaufen.
Aber es gibt auch ein „Leckerli“:
Jene Dorfbewohner die sich für die Gemeinschaft engagieren, bekommen die Betriebskosten erlassen.
Mit rund 25 Millionen EUR soll ein komplettes ReGen Ökodorf entstehen.
Für weiterführende Informationen besucht ReGen Villages.
Geringere Nutzfläche, höherer Ernteertrag und mögliche Konflikte
Auf dem ersten Blick klingt das Ganze absolut Klasse.
Geringere Nutzfläche bzw. weniger Landverbrauch = CHECK
Weniger Wasserverbrauch = CHECK
Höherer Ernteertrag auf geringerer Fläche mit weniger Wasserverbrauch = DREIFACH CHECK
Einsatz moderner Technologien wie z.B. Aquaponik, Hydroponik, vertikale Landwirtschaft = CHECK
Fokus auf erneuerbare Energien darunter auch Biogas = CHECK
Ressourcen in einem geschlossenen Kreislauf nutzen = CHECK
Inspiration für grüne Unabhängigkeit = CHECK
Großstädte und Versorgungsketten entlasten = CHECK
Harmonie in der Dorf-Community = FRAGEZEICHEN
Praktikabilität der Lösung und Skalierung = FRAGEZEICHEN
Das Experiment startet in der niederländischen Stadt Almere. Ob wir derartige autarke Ökodörfer bald auch hierzulande erleben werden, wird sich wohl zeigen. Das Interesse ist wohl groß. Die Begeisterung in Dänemark, Schweden, Norwegen, den USA und Asien für derartige Dörfer, wo der Fokus ganz klar auf Permakultur liegt, soll immer stärken steigen.
Wird sich das Konzept autarker Ökodörfer durchsetzen? Welche Skalierungsalternativen bieten sich an?
Bildquelle: Foto von Gerd Altmann auf Pixabay
(Aktualisiert am 29.11.2022)
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