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AgTech-Landwirtschaft-Digitalisierung

AgTech – Fluch oder Segen für Jobs in der Landwirtschaft?

Die Digitalisierung und Automatisierung in der Landwirtschaft wird immer ausgefeilter. Der AgTech-Sektor ist definitiv auf dem Vormarsch. Aber ist er ein Fluch oder Segen für landwirtschaftliche Jobs?

Smart Farming, Landwirtschaft 4.0, Precision Farming, … die Landwirtschaft der Zukunft setzt auf High-Tech und Digitalisierung.

Auf der einen Seite ist es ein Segen. Die neuen Technologien ermöglichen ein landwirtschaftliches Arbeiten, wie es nie zuvor möglich war.

Die Maschinen übernehmen mehr und mehr das “Denken”, können einschätzen, welche Aktion jetzt am besten ausgeführt wird, um das optimale Wachstam der Pflanzen oder auch Tiere zu gewährleisten.

Individuell, schnell, resourcenschonend, präzise, … – wieso sollte High Tech in der Landwirtschaft ein Fluch sein?

Weil die Technologie menschliche Arbeitskraft ersetzt. Wozu benötigt man noch den Landwirt, wenn die Maschine quasi einen besseren Job macht? 

Kostet Smart Farming uns die Jobs? Bevor wir jedoch zur Beantwortung dieser Frage kommen, lasst uns kurz noch auf eine aktuelle Stellungnahme der WHO schauen:

Antibiotikaeinsatz in vielen Ländern zu hoch

Am Dienstag hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu dem Antibiotika-Einsatz im Human- und Tierbereich geäußert.

Sie hat vor allem vor einer zu häufigen und sorglosen Verwendung von Antibiotika in vielen Ländern gewarnt.

So gibt es Länder, in denen bis zu 80 Prozent des landesweiten Antibiotika-Verbrauchs in den Ställen eingesetzt wird. 

Vor allem warnt die WHO vor dem Einsatz von Antibiotika um das Wachstum von gesunden Tieren zu fördern oder die Verabreichung der Medikamente ohne eine Diagnose vorab zu erstellen. 

Die Überdosierung bzw. den Missbrauch von Antibiotika in Tieren und Menschen trägt laut WHO zur wachsenden Antibiotika-Resistenz bei. 

„Ein Mangel an wirksamen Antibiotika ist eine ähnlich große Gefahr wie der plötzliche Ausbruch einer tödlichen Krankheit“, sagte Dr. Tedros Adhanom Ghenreyesus, Generaldirektor der WHO.

Laut WHO steige weltweit, aufgrund der steigenden Nachfrage nach tierischen Produkten, der Einsatz von Antibiotika. 

Gleichzeit gibt es aber auch Länder, die den Einsatz reduzieren. So wird die Europäische Union genannt, die bereits seit 2006 Antibiotika zur Wachstumsförderung verbietet. 

Der Deutsche Bauernverband sieht sich in seiner Strategie, den Einsatz von Antiobiotika zu Minimieren, bestätigt. 

Generell hat sich der Antibiotika-Einsatz in Deutschland stark reduziert. So wurden seit 2011 fast 60 Prozent weniger Antibiotika an Tierärzte abgegeben. 

Der Trend zur Reduzierung ist auch aus dem QS-Antibiotikamonitoring deutlich erkennbar. Dieses wirtschaftsgetragene Monitoring zeigt auf, wieviel Antibiotika bei Geflügel, Schweinen und Mastkälbern eingesetzt wird. 

Auch der Einsatz für Wirkstoffe, die zur Therapie bei Menschen eingesetzt werden, hat sich signifikant reduziert. Gegenüber dem Vorjahr wurden 20,2 Prozent weniger eingesetzt. Bei weniger als 1,1 Prozent machten davon kritische Antibiotika aus. 

(Quelle: Deutscher Bauernverband)

Aber nun zur spannenden Frage – kostet uns die AgTech-Branche Jobs?

AgTech – die innovative Branche boomt

Der Suchmaschinenbetreiber Joblift, hat den Stellenmarkt der Agrarwirtschaft der letzten 24 Monate ausgewertet.

Bereits 4 Prozent der Stellenausschreibungen konnten AgTech – Unternehmen zugeordnet werden. 

Und – trotz zunehmender Automisierung wurden in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr 20 Prozent mehr Stellenanzeigen veröffentlicht. 

Die Wachstumstrends sind für die einzelnen Bundesländer jedoch unterschiedlich verteilt. Die folgenden Bundesländer konnten den größten Teil der Stellenausschreibungen für sich verbuchen:

  • Niedersachsen: 14 Prozent
  • Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern: 10 Prozent
  • Schleswig-Holstein: 7 Prozent

Einen kleinen Dämpfer gibt es in den Wachstumszahlen: die Auswertung zeigt auf, dass die befristeten Stellen in 2017 abgenommen haben.

Die Arbeit fällt in der Landwirtschaft saisonal an, so dass die folgende Verteilung durchaus typisch für den Sektor ist:

  • 20 Prozent der Stellenausschreibungen sind Teilzeitstellen
  • 18 Prozent der Stellenausschreibungen sind unbefristete Arbeitsverhältnisse

Allerdings: haben sich in 2017 gegenüber 2016 – trotz wachsendem Agrar-Arbeitsmarkt – die Angebote für befristete Stellen verringert.

So wurden in 2017 gegenüber dem Vorjahr bisher 1.587 mehr Stellen ausgeschrieben, aber zugleich 1.122 weniger befristete Stellen veröffentlicht. 

Für die vergangenen 2 Jahre wurde insgesamt 19.405 Stellen ausgeschrieben.

Rund um den landwirtschaftlichen High-Tech, sprich um agricultural technology (AgTech), ging es bei 4 Prozent der Stellenausschreibungen in den letzten 24 Monaten.

Klingt erstmal vielleicht noch nicht wirklich viel, allerdings:

Der gesamtdeutsche Stellenmarkt als auch die konventionelle Landwirtschaft wuchsen durchschnittlich um die 3 Prozent pro Monat.

Der AgTech-Sektor konnte einen durchschnittlichen Anstieg von freien Stellen um die 12 Prozent pro Monat verzeichnet.

Dies bedeutet, dass die AgTech-Branche boomt. Sie wächst viermal so schnell wie der konventionelle Agrarsektor. 

Agrarinnovationen finden in Konzernen statt

Die Auswertung von Joblift zeigt auch auf, dass sich der innovative Agrarsektor anders als andere Wirtschaftszweige entwickelt. 

Üblicherweise werden Innovationen eher von Startups entwickelt. In der AgTech-Branche werden jedoch nur 11 Prozent der Stellen von Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeiter ausgeschrieben. 

Stattdessen werden Agrartechnologien, wenn man die Stellenausschreiben betrachtet, von Konzernen angeführt. 

Ein Drittel der offenen Stellen wurde von Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiter angeführt. An der Spitze stehen: 

  • Bayer AG: 7 Prozent der offenen Stellen
  • Robert Bosch GmbH: 5 Prozent der offenen Stellen
  • BayWa AG: 2 Prozent der offenen Stellen

Stellt sich noch die Frage, welche Bereiche besonders gesucht werden. Die AgTech-Branche schreibt vor allem in drei Gebieten aus: 

  • Biomaterials and Food Processing (biochemische Weiterentwicklung von Lebensmitteln sowie deren Qualität und Sicherheit): 19 Prozent der offenen Stellen
  • Smart Farming: Entwicklung von
    • Hardware in Form von Drohnen: 16 Prozent der offenen Stellen;
    • Robotern: 7 Prozent der offenen Stellen
    • Software für Sensor- und Messtechnik, Bilderkennung oder Machine-to-Machine Kommunikation: 16 Prozent der offenen Stellen
  • Crop Science und Soil Tech (Düngermanagement, biologische Inputfaktoren und Behandlung von Saatgut und Böden): 15 Prozent der offenen Stellen

Wer unter Euch mehr wissen möchte zu Berufs- und Karrierechancen in der Landwirtschaft, der sollte auf der Agritechnica 2017 in Halle 21 vorbeischauen. 

Hier gibt es für Euch ein breites Angebot im Bereich Campus & Career.  Der 16. November 2017 ist der Young Farmers Day auf der Agritechnica. 

Hier wird insbesondere für Junglandwirte und Nachwuchskräfte den ganzen Tag ein Fachprogramm mit Fragen zu „Berufseinstieg, Karriere und Gehälter“ geboten. 

Digitalisierung und Automatisierung ändern das Berufsfeld des Landwirt. 

Aber was meint Ihr: wie wird die berufliche Zukunft von Landwirten aussehen? 

Konzentration im Agrarsektor

Die Konzentration im Agrarsektor geht ungebremst weiter

Bayer-Monsanto, Dow-DuPont, Syngenta-ChemChina — ein Ende der Mega-Fusionen ist nicht in Sicht.

Diese Konzentration im Agrarsektor sollte an keinem so leicht vorbei gehen. Werden derartige Fusionen von der Politik und von den Wettbewerbsbehörden weiterhin ohne große Bedenken durchgewunken, ist mit verheerenden gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen zu rechnen.

In dem heutigen Blog möchte ich ein paar wichtige Erkenntnisse aus dem neulich veröffentlichten Konzernatlas 2017: Daten und Fakten über die Agrar- und Lebensmittelindustrie 2017 mit Euch teilen.

Einige dieser Informationen sind Euch sicherlich bekannt, andere wiederum werden den Einen oder Anderen so richtig zum Denken anregen.

Das 52 seitige PDF-Dokument hat es in sich. Nicht umsonst warnen die Herausgeber darin vor einer enormen Markt- und Lobbymacht einzelner Konzerne.

Die über 50 Karten, Grafiken und Diagramme mit Daten und Fakten über die Agrar- und Lebensmittelindustrie bringen die allarmierenden Trends und Entwicklung stärker ins Bewusstsein. Ein visuelles Feuerwerk – vielleicht wachen jetzt auch noch die Letzten aus dem Tiefschlaf auf.

Legen wir doch am besten gleich los…

Bühne frei für die Global Player

Die Großen wachsen ungebremst weiter und werden zu Giganten. Konzentrationsprozesse finden mit einer enormen Dynamik statt und so richtig traut sich keiner diesem Trend ein Ende zu setzen.

Die Nahrungsmittelindustrie wächst und mit ihr einhergehend auch die Big Player. Gleiches gilt auch für die Handelsketten.

Die Bauern und Bäuerinnen, das schwächste Glied in der Kette, kämpfen fürs Überleben – und damit auch für das Überleben dieser emotionalen Bilder, die wir auf den Lebensmittelverpackungen sehen. Dabei hat die industrielle Lebensmittelherstellung rein gar nichts mehr mit diesen Bildern zu tun.

Aber wie wir wissen: Emotionen verkaufen sich immer gut!

Die Top 5 Agrar- und Food-Konzerne der Welt sind

Auf Industrieseite sind es:

  1. Nestle
  2. PepsiCo
  3. JBS
  4. Coca-Cola
  5. Anheuser-Busch InBev

Auf der Handelsseite sind es:

  1. Wal-Mart
  2. Cargill
  3. Costco
  4. Kroger
  5. Tesco

Der Griff nach den Äckern und der Boom von Monokulturen

Neue sowie alte Konzerne kaufen und pachten Ländereien was das Zeug hält. Insbesondere in den südlichen Hemisphären ist der Trend weg von Regional und hin zur landesweiten Ernährungssicherung stark bemerkbar.

Was wird angebaut?

Der Fokus liegt auf vier Produkten die sowohl als Nahrungsmittel als auch als Futter verwendet werden. Es handelt sich hierbei um Palmöl, Mais, Zucker und Soja.

In Europa leiden am stärksten die osteuropäischen Länder. Hier boomt die Übernahme von Agrarflächen, um für den Weltmarkt zu produzieren.

Precision Farming geht am besten mit viel Kapital

Viel Geld und große Flächen machen Präzisionslandwirtschaft einfach.

Aber wer kann sich das schon leisten?

Die Großen natürlich.

Deere ist ganz vorne. Zwar soll die Branchenkrise noch bis 2018 anhalten, aber davon lässt sich JD überhaupt nicht beeindrucken. Man will ja nicht als „schwach“ abgestempelt werden.

Hier sind die Top 6 der Agrartechnik – einige dieser Hersteller treten unter ihrem eigenen Namen auf, andere wiederum verkaufen ihre Maschinen unter einer Vielzahl von Markennamen:

  1. Deere (USA)
  2. CNH (Sitz in London und Amsterdam)
  3. AGCO (USA)
  4. Kubota (Japan)
  5. Claas (Deutschland)
  6. Mahindra (Indien)

Konzentration auch bei den Düngerproduzenten

In diesem Jahr soll auch bei den Düngerproduzenten eine Mega-Fusion stattfinden. Die aktuelle Nr. #1 Agrium soll mit der Nr. #4 Potash zusammen gehen. Damit würde ein neuer Gigant entstehen.

Die Top 10 der Düngemittelkonzerne sind:

  1. Agrium (Kanada)
  2. Yara (Europa)
  3. Mosaic (USA)
  4. Potash (Kanada)
  5. CF Industries (USA)
  6. Sinofert (China)
  7. ICL ( Sitz in Tel Aviv)
  8. PhosAgro (Russland)
  9. Uralkali (Russland)
  10. K+S (Deutschland)

Von 7 auf 4 – die Zahl der Akteure im Agrarsektor sinkt

Die weltweite Produktion von Saatgut und Pestiziden befindet sich aktuell in der Hand von sieben Unternehmen. Das soll sich jedoch ändern.

Was daraus resultiert sind:

  • 3 Konzerne mit 60% Marktanteil am kommerziellen Saatgut und an den Agrarchemikalien
  • 3 Konzerne die fast alle gentechnisch veränderten Pflanzen dieses Planeten anbieten
  • 3 Konzerne die gemeinsam, die meisten Anmeldungen für das Eigentum an Pflanzen beim Europäischen Patentamt haben

Findet das keiner denn erschreckend?

Die Top 10 der Agrarchemie sind:

  1. Syngenta (börsennotiert)
  2. Bayer (börsennotiert)
  3. BASF (börsennotiert)
  4. Dow Chemical (börsennotiert)
  5. Monsanto (börsennotiert)
  6. DuPont (börsennotiert)
  7. ChemChina (oder Adama, befindet sich im Staatsbetrieb)
  8. FMC (börsennotiert)
  9. Nufarm (börsennotiert, Sitz in Melbourne, Australien)
  10. UPL (börsennottiert, Sitz in Mumbai, Indien)

Die Global Player der Lebensmittelindustrie

Immer weniger Player beherrschen immer mehr.

Auf 50 Firmengruppen entfallen 50% des weltweiten Umsatzes mit der Herstellung von Lebensmitteln. Die Umsatzanteile steigen und damit einhergehend auch die Macht dieser Akteure.

Die Top 10 der Lebensmittelhersteller weltweit sind:

  1. Nestle
  2. JBS (Familienunternehmen mit Sitz in Brasilien)
  3. Tyson Foods
  4. Mars
  5. Mondelez
  6. Kraft Heinz
  7. Unilever
  8. Danone
  9. General Mills
  10. Smithfield (Staatsbetrieb, weltgrößter Schweinefleischproduzent und -lieferant)

Profit steigt, Hunger bleibt

Während sich die westliche Welt auf die Schultern klopft und seine Konzerne feiert, fragen sich Millionen von Menschen, wie sie das lästige Magenknurren los werden.

Es gibt mehr als 800 Millionen unterernährte Menschen auf der Welt – das ist fast jeder 9-te Mensch !!!

Für diese Menschen haben die doch so beliebten „Hunger bekämpfen“ Kampagnen der Konzerne die Nahrungsmittel herstellen, nichts gebracht.

Ganz im Gegenteil: industrielle Nahrungsmittelsysteme haben die Ungleichheiten eher verschärft als gelöst.

Und wisst Ihr was das Paradoxe an der ganzen Geschichte ist?

„Unabhängige, meist kleinbäuerliche Produzentinnen und Produzenten sowie in der Landwirtschaft abhängig Beschäftigte machen heute mehr als die Hälfte aller Hungernden aus.“

Ich weiß nicht wie es Euch beim Lesen dieser Zeilen aus dem gleichnamigen Dokument geht, aber ich musste wirklich schlucken.

Jetzt stehen wir da. Die Probleme sind ganz klar: Konzentration von Macht in der Hand weniger Player, Unterernährung, weg von der Vielfalt und hin zu Hochertragssorten (damit Boom der Monokulturen), erhöhter Einsatz von Dünger und Pestiziden, Gentechnik auf Acker und Teller… und die Liste nimmt kein Ende.

Was können wir dagegen tun?

Fakt ist, dass immer mehr Konzerne in die Kritik geraten.

Weltweit protestieren Menschen gegen eine Agrar- und Handelspolitik, die die Macht der Multis stärkt. Lobbykritische Organisationen in Kooperation mit unabhängigen Medien und sogenannter Whistleblowern decken immer wieder auf, wie Konzerne gegen Abkommen verstoßen sowie auf die Verteilung von Subventionen und Forschungsgelder Einfluss nehmen.

Wollt Ihr mehr wissen?

Die oben aufgeführten Themen sind alle Bestandteile des neulich veröffentlichten Konzernatlas 2017. Wenn Ihr Lust habt tiefer in die Materie einzusteigen, dann könnt Ihr das PDF-Dokument hier herunterladen.

Welche sind Eurer Meinung nach die größten Herausforderungen im Agrarsektor der kommenden Jahre?