Jetzt gibt’s Biogasanlagen auch für Privathaushalte
Auf rund ein Fünftel der Ackerflächen in Deutschland findet Biomasseerzeugung statt. Sie sind und bleiben erstmals der mengenmäßig wichtigste erneuerbare Energieträger und ein bedeutender Standbein für die Landwirte. Seit Neuestem können auch Privathaushalte von Biogasanlagen profitieren. Ein israelisches Unternehmen macht es möglich.
Biogasanlagen sind etwas für die Landwirtschaft… Von wegen…
Das israelische Start-up Unternehmen HomeBiogas hat eine Mini-Biogasanlage für den Privathaushalt entwickelt. Die kompakte 2 qm große Anlage kann im Garten aufgestellt werden. Küchen- und Gartenabfälle landen damit nicht mehr auf der Müllheide, sondern direkt in der eigenen Anlage.
Die kleine Biogasanlage funktioniert wie folgt:
- Der Biogastank wird mit 650 Liter Wasser gefüllt.
- Die organischen Abfälle werden einfach reingeschmissen.
- Biogas entsteht, indem die Bakterien im Wasser die organischen Abfälle zersetzen.
- Mit 1 kg Abfall kann der Gasherd für rund 1 Stunde betrieben werden. Selbstverständlich können auch andere mit Gas betriebene Geräte an das Durchlaufsystem gekoppelt werden.
- Das erzeugte Gas wird gefiltert, um unangenehme Gerüche zu vermeiden. Es wird sichergestellt, dass toxische Gase nicht nach aussen dringen.
- Als Nebenprodukt entsteht flüssiger Dünger.
Die Anlage ist längst kein Prototyp mehr. Sie wird bereits in mehreren Teilen der Welt erfolgreich eingesetzt.
Die Mini-Biogasanlage für den Privatverbrauch kostet 650 US-Dollar.
Zwei innovative Methoden zur Erzeugung von Biogas
Üblicherweise werden Biogasanlagen mit Silomais, Getreide, Gräser, Rüben, Leguminosen oder Durchwachsene Silphie „gefüttert“. Das ist wie gesagt die bekannte Methode.
Aber es geht auch anders.
1. Biogas aus gereinigtem Oberflächenwasser
Die Firma Flexbio Technologie GmbH hat im Rahmen eines Forschungsprojekts die Praxistauglichkeit seines Verfahrens bewiesen. Die Kleinkläranlage reinigt Oberflächenwasser vorflutreif auf und spart damit Kosten.
Zum Verständnis:
- Bei starkem Regen fallen stoßweise große Mengen an organisch hoch belastetem Oberflächenwasser an.
- Dieses Oberflächenwasser wird oft in Gärrestlager gesammelt.
- Das gesammelte Wasser muss umweltgerecht entsorgt werden.
- Damit entstehen einerseits Kosten für die Lagerung und andererseits, für die Ausbringung.
- Mit dem Flexbio-Verfahren wird das Oberflächenwasser so stark gereinigt, dass die rechtlich vorgeschriebenen Grenzwerte zum Einleiten im Vorfluter eingehalten werden.
- Die Kompaktkläranlage baut 99% der Organik und 60% des Stickstoffs ab.
Die Flexbio-Technologie stellt in erster Linie eine wirtschaftliche Alternative dar. Während die konventionelle Ausbringung bei ca. 6,25€/m³ liegt, ist die Reinigung des Oberflächenwassers mit Kosten von 2,18€/m³ rund 65% günstiger.
Hinzu kommt, dass durch die Nutzung der BHKW-Abwärme, die Flexbio-Anlage die Ansprüche des KWK-Bonus erfüllt.
Quellen: Fachagentur Nachwachsende Rohstoff (FNR), Flexbio Technologie
2. Biogas aus Molke
Hier kommt die nächste innovative Herangehensweise in punkto Biogasanlagen.
Die Allgäuer Sennerei Gunzesrid verwendet der aus der Herstellung von Käse übrig gebliebenen Molke, um seine Biogasanlagen auf Trab zu halten. Auch hier werden Kosten gespart. Weniger Gülle, kaum Ausbringung, niedrigere Kosten.
Innovative Sensoren helfen bei der effizienten Gestaltung von Biogasanlagen
SENSOR #1 zur Überwachung der Biogaserzeugung
Der neuartige Sensor zur genauen Detektion von Methan (CH4), Kohlendioxid (CO2) und Schwefelwasserstoff (H2S) wurde von den Forschern der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zusammen mit den Mitarbeitern des Unternehmens Dittrich/LogiData Tech entwickelt.
Charakteristika des Sensorsystems:
- Robustes Messgerät
- einsetzbar in einer hochkorrosiven Umgebung
- kostengünstiger als konventionelle Technologien
- ermöglicht eine großflächige, hochaufgelöste Überwachung der Biogaserzeugung (des gesamten Prozesses)
- schnelle und zuverlässige Datenlieferung: alle 10 Sekunden werden Daten zur Änderung der Gaszusammensetzung geliefert
SENSOR #2 zur Überwachung des Silierprozesses
Der innovative Sensor überwacht folgende Kenngrößen des Silierprozesses in Echtzeit: PH-Wert, Verdichtung und Temperatur. Die Datenübertragung erfolgt Online. Dadurch weiss der zuständige Fahrer bzw. Landwirt immer was in der Siloanlage los ist.
Der energieautarke Multisensor wurde vom Julius-Kühn-Institut in Zusammenarbeit mit der ESYS GmbH und dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration entwickelt.
Wer also seine Biogasanlagen auf Vordermann bringen und dabei auch noch gutes Geld sparen will, der sollte sich die beiden robusten Sensortechniken näher anschauen. Beide sind praxistauglich.
Die Zukunft der Biogasanlagen
Bleibt Biogas auch in den nächsten Jahren eine wichtige Klimaschutzsäule oder nicht? Haben Landwirte umsonst in teuere Anlagen investiert, um diese fit für die Zukunft zu machen? Erfolgt die Biodieselherstellung verstärkt mit Soja- und Palmöl oder haben Raps & Co. noch Chancen?
Es ist fragwürdig ob wir in 10 Jahren noch die gleiche Anzahl von Biogasanlagen am Netz haben werden. Wie Deutschland die Klimaziele nach dem Ausstieg aus den Bereichen Kohle und Atom meistern will, bleibt schleierhaft.
Sind Biogasanlagen eine tragfähige Lösung für die Zukunft oder müssen andere Alternativen herhalten? Was glaubt Ihr?
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