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2023-08 Der erste weitgehend automatisierte McDonald’s ist da - Agrarbetrieb

Der erste, weitestgehend automatisierte McDonald’s ist da

Ende letzten Jahres ist in Fort Worth, Texas (USA), der erste, weitestgehend automatisierte McDonald’s in Betrieb gegangen. Im amerikanischen Bundesstaat Texas, in welchem der Mindeststundenlohn seit nunmehr zehn Jahren unverändert auf dem gleichen Niveau von 7,25 US-Dollar liegt, sorgt diese Initiative für sehr viel Zündstoff. Wie lange dauert es wohl noch hier, in Europa bzw. Deutschland, bis uns die große Ehre zuteil wird, von einem Roboter serviert zu werden?

„Das goldene M“, „die goldenen Arkaden“ oder ganz einfach „Meckes“, wie wir es so liebevoll hierzulande benennen, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. In den Vereinigten Staaten ist das Unternehmen für seine schlechte Lohnzahlung bekannt. Pro Stunde verdient ein Mitarbeiter weniger als 15 US-Dollar, vielerorts sogar unter 10 US-Dollar. Laut einem aktuellen Bericht des Institute for Policy Studies aus dem Jahr 2021 ist McDonald’s eines der 300 börsennotierten Unternehmen mit den niedrigsten Durchschnittslöhnen. (Quelle: IPS-Studie, EPI Wage Tracker)

Kommen wir nun zu diesem neuen Testrestaurant und werfen einen Blick auf die Fakten:

  • Das Restaurant ist kleiner als ein typischer McDonald’s und richtet sich vorwiegend an Kunden, die außerhalb, also unterwegs essen.
  • Die Bestellung erfolgt entweder an einem Touchscreen-Kiosk in der Filiale oder per App.
  • Die Abholung erfolgt über die Nutzung einer Drive-Through-Spur oder alternativ durch die Ausgabe über ein Förderband, welches eine sogenannte „Order Ahead Lane“ als neue Funktion nutzt.
  • Der Laden ist nicht jedoch vollständig automatisiert. Es soll dennoch weiterhin ein Team vor Ort beschäftigt sein, das mit dem einer herkömmlichen Filiale vergleichbar sei.

Was die Meinungen zum neuen Testkonzept angeht, so könnten diese nicht stärker voneinander abweichen. Während der Konzern den Prozeß als „nahtloser als je zuvor“ bezeichnet, ist die Idee eines kostspieligen, automatischen Restaurants ein Dorn im Auge für die Aktivisten. (Quelle: The Guardian)

Wie das ganze Konzept nun in der Praxis aussieht, sehen wir uns am besten in dem nachfolgenden Video an:

Quelle: WatchlistTYT, YouTube

Zieht diese Aktion von McDonald’s einen monumentalen Wandel der gesamten Fast-Food-Industrie nach sich?

Getreu dem englischsprachigen Sprichwort „monkey see, monkey does“, übersetzt „Affe sieht, Affe tut“, gehe ich davon aus, dass wir derartige Konzepte bald auch bei unseren McDonald’s Filialen sehen werden und, gegebenenfalls, auch bei anderen Fast-Food-Ketten wie z.B. KFC, Burger King, Subway etc.

Wenn es darum geht Kosten zu reduzieren, welche zumeist insbesondere durch Personallohnkosten verursacht werden, und die Profite der Aktieninhaber und Co weiter zu steigern, dann wird uns jede Maßnahme als legitim verkauft.

Im Namen von Innovation, KI und Technologisierung sehen wir nur die Spitze des Eisbergs in Punkto des Wandels der Arbeitswelt und, damit einhergehend, der gesamten Gesellschaft. Es wird prognostiziert, dass dank Automatisierung in den kommenden Jahren auch etwa LKW-Fahrer, Fließbandarbeiter bis hin zu Buchhaltern, Lehrern und Anwälten massiv Jobs verloren gehen. Selbstverständlich werden durch die Entwicklungen auch neue Jobs geschaffen, was jeden dazu animieren sollte, sich ständig weiterzubilden und zu entwickeln.

Für uns hier in Europa, aber auch in den USA, mag ein derartiges Konzept ein Novum sein. Wer sich bisher öfters in Asien, insbesondere in Ländern wie etwa China, Japan, Singapur oder Malaysia, aufgehalten hat, weiß ganz genau, was auf uns zurollt. Denn dort gibt es bereits unzählige Restaurants (nicht nur Fast-Food-Ketten), in denen man am Tisch durch das Scannen eines QR-Codes seine Bestellung aufgibt. Zudem wird das Essen anschließend über eine an der Decke befestigten Schiene geliefert. Ein Roboterarm nimmt das Essen von der Schiene und stellt es in die Mitte des Tisches ab. Voilà, Guten Appetit. Die Bezahlung erfolgt digitalisiert, direkt über eine App.

Alles läuft reibungslos, komfortabel, zackig und schnell.

Keine „lästige“ Interaktion mit Menschen; gemeint ist damit oft das Personal.

Stellt sich die Frage: Ist dies die Zukunft, die wir uns wirklich wünschen?

Nun, ich habe nichts gegen Technologisierung, Robotisierung, Automatisierung und Co., wenn diese so eingesetzt werden, dass sie mit dem Leben der menschlichen Spezies harmonisieren. Mit anderen Worten, Roboter können uns dabei unterstützen, unsere Tätigkeiten und Aufgaben effizienter und effektiver zu erledigen. Sie können uns unterstützen, wertvolle Zeit zu sparen, so dass wir uns auf unsere Leidenschaften, kreativen Aktivitäten und unsere Hobbies fokussieren können. Und das wohl wichtigste, Zeit für unsere Liebsten haben.

Die automatischen Fast-Food-Ketten sind, z.B. für Drive-Throughs auf Autobahnraststätten, sicherlich eine interessante Option für alle, die es eilig haben. Auch in Großstädten können sie in hochfrequentierten Zonen ein attraktives Angebot sein.

Alles jedoch auf Roboter umzustellen und die menschliche Interaktion beim Essen gänzlich auszuschalten, halte ich für sehr gefährlich und schädlich für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Immerhin sollte das gemeinsame Essen uns näher zusammen bringen. Die zwischenmenschliche Interaktion ist gerade das, was uns als Spezies verbindet und stärkt.

Dieser Wandel ist absehbar und er wird kommen, ob es uns gefällt oder nicht. Dass es wieder McDonald’s ist, der diesen Trend anschiebt, sollte ebenfalls niemanden verwundern. Wie wir diese Entwicklung in unseren Alltag integrieren, hängt jedoch an uns. Deshalb gilt es bewusst zu fragen: wo können uns Roboter unterstützen? Und wo können sie unsere Lebensqualität aber auch massiv einschränken?

Bildquelle: Foto von Tara Winstead auf Pexels

2023-04 Plauderkassen Gegentrend zur menschenlosen Technik - Agrarbetrieb

Plauderkassen: Der Gegentrend zur menschenlosen Technik

Schnell rein, eine Chipstüte und ein Getränk holen, am besten mit der Karte an einer menschenlosen Kasse bezahlen und raus. So in etwa gestaltet sich der Einkauf für einen Großteil der Bevölkerung. Dies macht Supermarktketten und Tech-Giganten, wie z.B. Amazon Fresh Einkaufsstätten, sehr profitabel und wohl auch glücklich, im Gegensatz zu Menschen, die sich bereits alleine fühlen. Aber es gibt jetzt einen Gegentrend, die sogenannten Plauderkassen.

Für viele einsame Menschen gilt der Einkauf im Supermarkt als ein Tapetenwechsel zum öden Alltag. Interaktion, unter Menschen sein, ein paar nette Worte austauschen oder ein Lächeln beim Vorbeigehen ergattern, danach sehnen sich in aller erster Linie Senioren.

In den meisten Supermärkten erlebt man heutzutage ein schnelles Tempo. Insbesondere in Großstädten scheint keiner mehr Zeit zu haben, den Einkauf so zu genießen, wie es vor ein paar Jahren noch der Fall war. Hauptsache alles mitnehmen was auf der Liste steht bzw. was man gerade benötigt und weiter geht’s. Der Alltagsstress wird quasi einmal durch den Supermarkt durchgewirbelt. Zum Herunterkommen und Energie tanken nimmt man sich keine Zeit, obwohl viele Geschäfte einiges daran setzen, mit Musik, Düften und Gerüchen die Kunden zu verzaubern und somit u.a. auch zu einem üppigeren Einkaufskorb voller Produkte zu animieren.

Technik bestimmt unseren Alltag und so entstehen zusehends immer mehr menschenlose Kassen, an denen die Kunden Ihren Einkauf selbst scannen und die Zahlung abwickeln. Weniger Personalkosten, d.h. mehr Geld für die Einkaufsstätte. Die technologieaffine Zielgruppe freut sich alles selber in der Hand zu haben und ihren Einkauf schnell zu erledigen. Alle anderen dürfen sich an den wenigen Kassen anstellen und hoffen, dass der Mitarbeiter das hohe Tempo behält, damit sie schnell weiter können.

Kaffe-Ecken und Plauderkassen für die Seele

Eine Supermarktkette in den Niederlanden geht einen anderen Weg. Mit einer Kaffee-(bzw. Plauder)-Ecke und Plauderkassen versucht man einsamen und hilfebedürftigen Menschen zu helfen. Die Initiative kommt in der Gemeinschaft sehr gut an.

Quelle: Jumbo Supermarkten, YouTube

Es handelt sich hierbei um eine Kooperation zwischen der Stiftung „Alles voor Mekaar“ und dem Supermarkt Jumbo. Das Hauptziel dieser Initiative ist es, älteren Menschen bei verschiedenen alltäglichen Fragen zur Hilfe zu kommen. Es gilt, diese Menschen mit hilfsbereiten Nachbarn zusammen zu bringen.

Braucht ein älterer Mensch Unterstützung beim Einkaufen, im Haushalt oder beim Transport, dann wird dieses Bedürfnis bzw. Anliegen mit der Hilfeleistung eines Einheimischen zusammengebracht. Hierfür wurde die Kaffee-Ecke ins Leben gerufen. Hier können sich Menschen aus beiden Gruppen quasi auf eine Tasse Kaffee und ein Schwätzchen treffen. Mitarbeiter der Stiftung und des Supermarkts helfen beim Kontakte knüpfen und unterstützen den gesamten Prozess.

Neben der Kaffee-Ecke gibt es auch eine gesonderte Plauderecke für die Jumbo-Kunden. Hier kann man in Ruhe seine Fragen stellen – ohne dass man sich dabei gehetzt fühlt. Obendrauf wurden auch noch Plauderkassen eingerichtet, um den engeren Kundenkontakt besser pflegen zu können.

Ein tolles Konzept gegen die Einsamkeit

Isolation und Einsamkeit sind ein gravierendes Problem in unserer heutigen, schnelllebigen Gesellschaft. Auch bei uns in Deutschland leiden vermehrt Menschen an Einsamkeit.

Jede siebente Person ab 46 Jahren fühlt sich einsam, so eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA).

Diese Zahl ist sehr besorgniserregend und lässt sich nicht mehr so schnell unter den Teppich kehren. Einsamkeit ist ein ernst zu nehmendes Problem in unserer Gesellschaft.

Umso wertvoller sind derartige Konzepte, wie jenes von Jumbo und der „Alles voor Mekaar“-Stiftung, welche sich dem Trend aktiv entgegen stellen und einen großartigen Job für mehr Menschenliebe statt Einsamkeit tun. Auf Social Media gibt’s auch entsprechend Lob für die Initiative.

Ich weiß noch, dass die Supermarktkette Globus vor rund zehn Jahren sogenannte Tanzabende für Senioren und einsame Menschen veranstaltete. Ob diese Events noch stattfinden, ist mir nicht bekannt. Auch das zeigt, dass die Wirtschaft sehr wohl als ein wichtiges Bindeglied zwischen Menschen agieren und einen wertvollen Beitrag in punkto „Verbindung“ leisten können.

Ich begrüße derartige Initiativen, die sich auf Nächstenliebe, Gemeinschaftsförderung und Wohlsein fokussieren. Wenn Kaffee-Ecken und Plauderkassen solch positive Effekte auf Menschen ausüben, dann wär es sicher auch etwas für hiesige Supermarktketten, um sich ein Beispiel daranzunehmen und dies vielleicht auch hier bei uns umsetzen.

Bildquelle: Foto von Centre for Ageing Better auf Unsplash

Supermärkte ohne Kassen Erst Amazon und nun auch Aldi

Supermärkte ohne Kassen: Erst Amazon und nun auch Aldi

Getreu dem Motto „Das was Amazon hinkriegt, schaffen wir auch bei Aldi“, testet nun der große deutsche Discounter das Konzept des Supermarktes ohne Kasse. Der Test startet in London; Aldi ist die fünftgrößte Supermarktkette Großbritanniens.

Aldi ist für sein schnelles Kassenpersonal samt schnelles Scannen bekannt. Wieso testet der erfolgreiche Discounter nun kassenlose Läden? Geht’s um die schnelle Adoption neuer Technologien? Sieht Aldi eine Bedrohung in Amazon Fresh und will sich rechtzeitig entsprechend positionieren? Was genau steckt hinter diesem Test? Wann kommt das Ganze nach Deutschland?

Sicherlich gehen auch Euch derartige Fragen durch den Kopf beim Lesen der obigen Infos. Das einzige was bisher bekannt ist, sind folgende Insights:

  • Der Standort des Testladens befindet sich in London. Es wurden keine weiteren Details bzgl. einer genauen Location preis gegeben.
  • Um das Geschäft zu betreten muss eine App gescannt werden — ähnlich wie bei Amazon Fresh (UK) und Amazon GO (USA).
  • Die gekauften Artikel werden in der App verfasst.
  • Beim Verlassen des Geschäfts wird die hinterlegte Kreditkarte belastet.

Der kassenlose Supermarkt wird erstmals von den eigenen Aldi-Mitarbeitern getestet. Anschließend werden Mitglieder der Öffentlichkeit zum Testen eingeladen bevor das Konzept dem breiten Publikum zur Verfügung gestellt wird, so ein aktueller Bericht der Daily Mail.

Im Vergleich dazu: Amazon betreibt derzeit sechs kassenlose Supermärkte in London und einen Dutzend in den USA unter dem Markennamen Amazon Go.

Quelle: The Independent, YouTube

Ein dystopisches Einkaufserlebnis getarnt als Bequemlichkeit?

Steuern wir auf eine dystopische Zukunft zu, in der die menschliche Interaktion und Kommunikation nichts mehr Wert ist?

Das Konzept an sich ist nicht falsch. Technologien gezielt einzusetzen, um unser Leben zu erleichtern ist ebenfalls gut. Aber wollen wir beim Shoppen von Lebensmitteln überall von Videokameras, Roboter und Sensoren verfolgt werden? Ist Totalüberwachung die Antwort auf mehr Bequemlichkeit?

Wer glaubt, dass dies schon sehr „spooky“ ist, dem möchte ich Amazon One vorstellen. Denn hierbei wird alles nur noch mit der Handfläche erledigt:

Statt einer App braucht man nur noch die eigene Handfläche und schon kann man das Geschäft betreten, sich alles holen was das Herz begehrt und beim Verlassen der Einheit einfach nochmal die Handfläche über den Scanner halten und fertig.

Wer mehr über Amazon One erfahren möchte, dem empfehle ich folgenden Beitrag, den ich vor rund einem Jahr hier auf Agrarbetrieb veröffentlicht habe:

Amazon One – jetzt kannst Du mit Deiner Handfläche bezahlen

Die Pro-Argumente des eCommerce-Giganten sind bekannt: keine lästigen Wartezeiten mehr an der Kasse, weniger Schwund durch korrekt eingescannte Artikel und eine verbesserte Monitorisierung der Lagerbestände.

Müssen wir davon ausgehen, dass wir derartige Geschäfte bald in ganz London und warum nicht, auch hierzulande sehen werden?

Wohl kaum. Erstens, können sich das finanziell sehr wenige Einzelhändler leisten. Zweitens, um bestehende Läden voll autonom zu machen, erfordert es die Installation zahlreicher Technologien inklusive einer kompletten Neumodellierung des Outlets. Drittens, ist das Teilen der Daten mit Cloudprovidern und Firmen wie Google, Microsoft und Amazon nicht gerade unkritisch.

Schlägt Aldi hier den richtigen Weg ein?

Die digitalen Ladenkonzepte ohne Kassierer sind auch für uns in Deutschland nichts Neues. Die deutsche Supermarktkette Tegut hat das Konzept getestet. Der Kunde scannt selber seine Artikel ein und bezahlt per App, Kredit- oder Girokarte.

Gepriesen wird diese Lösung als die „stationäre Antwort auf Onlineshopping“, denn man will ja auf die veränderten Lebens-, Arbeits- und Einkaufsgewohnheiten der Menschen reagieren. So funktioniert z.B. bei Aldi in Großbritannien das „Click and Collect“ System in rund 200 Läden. Damit kann die Online gekaufte Ware beim nächsten Lebensmitteleinkauf direkt mitgenommen werden.

Unser Einkaufsverhalten hat sich verändert, gar keine Frage. Maßgebend dafür ist auch der Einzelhandel gewesen; soviel zum Henne-Ei-Problem. Dass wir im Zuge der Technologisierung und Digitalisierung sogenannte 24 Stunden Stores ins Leben rufen, dürfte es keinen verwundern. In Großstädten, an Bahnhöfen und Flughäfen oder an Krankenhäusern, sind das sicherlich keine schlechten Ideen. Ob wir dabei so viel Überwachung benötigen, ist mir jedoch ein Rätsel.

Ich bin und bleibe ein großer Befürworter der Kombo menschliche Kommunikation und Technologien. Extreme finde ich nicht gut, denn wie so oft, befinden sich in der goldenen Mitte die spannendsten Alternativen.

Was Aldi angeht, so kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Großstädte wie London, Berlin, Sydney und Co. ein fantastisches Terrain für kassenlose Geschäfte sind.

Bildquelle: Foto von PhotoMIX Company auf Pexels

Digitale Feiertage David gegen Goliath

Digitale Feiertage: David gegen Goliath

Black Friday, Cyber Monday, Nikolaus, Weihnachten, Silvester – das sind die umsatzstärksten Wochen im gesamten Jahr. Jetzt wo es heisst „zu Hause bleiben“ boomt der Onlinehandel mehr denn je. Der absolute Gewinner der digitalen Feiertage steht schon fest. Damit sich Amazon nicht den gesamte Kuchen holt, versucht David hier und da etwas dagegen zu unternehmen. Ob das gelingt oder nicht, sehen wir heute an ein paar Beispielen.

Die weltweiten Lockdowns haben nicht nur dazu beigetragen die sogenannte „Home“-Kultur zu forcieren, sondern sie haben auch die Taschen der Lebensmitteleinzelhändler sowie der Tech-Mogule aus Silicon Valley und Seattle gefüllt. Die Kleinen mussten schliessen beziehungsweise möglichst schnell auf Onlineshops umsteigen, damit sie überhaupt eine Chance haben. Leichter gesagt als getan.

Amazon, Apple, Microsoft und Co. leben derzeit im Paradies. Die Maßnahmen der Regierungen haben Ihnen das Leben mehr als versüsst. Sie können auf die Werbetrommel hauen, kostenlos liefern und Waren zurück nehmen, alles kein Problem – denn es gibt für die Jungs und Mädels keine Konkurrenz mehr.

Menschen die lokale, meist kleine Betriebe unterstützen wollten, sind immer in den Laden gegangen. Man kannte sich, man unterhielt sich und man kam gerne wieder. Der menschliche Kontakt war sehr wertvoll. Dann kamen die Lockdowns und die Betriebe mussten schliessen. Die erste Runde war schon hart genug, aber jetzt über die Feiertage folgte vielerorts die zweite Runde. Ob noch weitere Runden anstehen? Die Antwort darauf kennen wohl die Politiker am besten.

Die Geldmaschine wurde auf eine höhere Drehzahl eingestellt und man durfte sich für einen Teil der entgangenen Umsätze „bewerben“. Einige Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt und andere mussten gekündigt werden. Einige Betriebe sahen sich gezwungen zu schliessen.

Wozu die ganzen sog. „billigen“ Kredite aufnehmen mit denen die Politik wirbt, wenn die Läden nicht aufmachen dürfen bzw. Maßnahmen implementiert werden (z.B. maximal ein Kunde pro xyz Quadratmeter), die einen direkt in den Ruin treiben? Wozu Zeit kaufen, wenn Masseninsolvenzen jetzt schon vorprogrammiert sind?

Survival of the fittest: Anpassen oder sterben

Fakt ist, dass wir das Amazon-Phänomen nicht erst seit gestern haben. Der Onlineriese wurde über die Jahre mächtiger und verstärkte zusehends sein Sortiment. Es blieb auch nicht exklusiv beim Onlinehandel. Jeff Bezos holte sich Whole Foods und zusammen mit Amazon Fresh beteiligt er sich auch an dem Offline-Kuchen. Clever gemacht, das muss man ihm schon zugestehen.

Was ich damit sagen will ist folgendes:

Unternehmer haben gesehen, dass die Onlinewelt immer stärker an Bedeutung gewinnt. Die Eigentümer lokaler Betriebe haben festgestellt, dass die jüngeren Generationen problemlos auf ihren Smartphones einkaufen und dabei auf den menschlichen Kontakt gerne verzichten. Unser Konsumverhalten hat sich in den letzten Jahren u.a. auch aufgrund der Gadgets stark verändert.

Gleichzeitig sind die Alternativen einen eigenen Onlineshop zu bilden, immer grösser geworden. Mit Anbietern wie z.B. Shopify oder Big Commerce brauchte man auf einmal keine gesonderte IT-Abteilung mehr, die das übernehmen musste. Viele Familienbetriebe hätten sich da einarbeiten können und zusätzlich zum Offlinegeschäft für relativ wenig Geld, ein Online-Standbein aufbauen können.

Liebe Agrarbetrieb-Freunde, liebe Eigentümer und Unternehmer, es ist nicht einfach aber es ist absolut machbar. Bitte setzt Veränderung nicht gleich mit Verlust.

Wir wissen doch allzu gut, dass die einzige Konstante im Leben, der Wandel ist. Die alten wirtschaftlichen Strukturen kollabieren vor unseren Augen und es wird etwas Neues entstehen. Ob sich diese dann Quanten-, Blockchain– oder XYZ-Wirtschaft nennt, ist irrelevant. Hauptsache Ihr erarbeitet neue Konzepte oder passt Eure aktuellen Konzepte an die veränderten Bedingungen an. Etwas anderes bleibt uns doch eh nicht übrig.

Ich möchte Euch dazu ermutigen ALLES dafür zu tun, um Euch ganz geschickt nachhaltig für die Zukunft zu positionieren, damit Ihr wettbewerbsfähig und im Rennen bleibt – noch besser sogar, Eure Chancen auf ein Treppchen auf dem Podium erhöht.

Wir brauchen regionale Anbieter. Wir brauchen kleine und mittelständige (Familien-)Unternehmen. Wir brauchen tolle Produkte und Dienstleistungen deren Ursprung wir kennen. Wir brauchen Menschen, die gerne mit Menschen arbeiten und von diesen einkaufen. Wir brauchen Business-Leader, die andere inspirieren und sich für ihre Teams einsetzen. Wir brauchen Menschen, die an ihre Träume glauben und dafür kämpfen.

Digitale Feiertage in Österreich

Wie eingangs erwähnt, hier ein Beispiel aus unserem Nachbarland Österreich.

Das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer Österreichs haben am 30.11. eine gemeinsame Onlineplattform Kaufhaus Österreich gelauncht. Es handelt sich hierbei um ein sog. Webshop-Aggregat das die Suche von österreichischen Händlern leichter auffindbar machen soll.

Derzeit sind u.a. folgende österreichische Internet-Marktplätze und Händlerplattformen registriert: Austrian Limited, Klickland, markta, Panterzone, shöpping oder myproduct.at. Das Ziel ist es mehrere Tausend Händler anzuziehen, um mit Kaufhaus Österreich die „go to“-Plattform für Österreich zu erschaffen und damit Regionaleinkäufe zu pushen.

Coole Idee, nur mit der Umsetzung hapert es derzeit gewaltig. Der Shitstorm auf Twitter blieb nicht aus.

Hier ein paar Live-Eindrücke von Usern:

Florian Klenk (@florianklenk) – Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung Falter

Lukas Sustala (@lukassustala) – Direktor @neoslab_eu

Eva Zeglovits (@evazeglovits) – Political scientist (vote choice, elections, political participation), statistician and survey methodologist, @ifes_at

Der Launch war wirklich alles andere als glimpflich. So wie ich richtig gelesen habe, sind das Ministerium und WKÖ seit mehreren Monaten dran dieses eCommerce-Projekt auf die Beine zu stellen.

Ich muss gestehen, dass ich mir die Plattform selbst etwas detaillierter angeschaut habe und die oben aufgeführten Twitter-Nutzer haben Recht. Wenn ich das Wort „Schuhe“ in der Suchleiste eingebe, dann erscheinen ein Tischtennis-Shop, „Beim Bergbauer“ und der Catwalk Stories Shop. Also da läuft was mit der Kategoriezuordnung und Filterung einiges schief.

Ich gehe davon aus, dass diese doch sehr gravierenden Fehler, in den kommenden Tagen behoben werden. Für echte IT-Spezialisten dürfte die richtige Verlinkung keine große Herausforderung darstellen.

An sich finde ich die Initiative aus unserem Nachbarland toll. Kleine regionale Betriebe verfügen nunmal nicht über das notwendige technische Know-How und „Kleingeld“ um einen starken Webshop-Aggregat auf die Beine zu stellen das gegen Amazon bestehen kann. Auch wenn jeder von uns hier und da versucht ein Webshop aufzubauen, macht eine breit angelegte eCommerce-Platform das evtl. sogar mehrere Länder umfasst z.B. DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) absolut Sinn.

Digitale Feiertage bei Frankenaronia

Mittlerweile durften meine Agrarbetrieb-Leser meinen Onlineshop Frankenaronia mit Bio-Aroniaprodukten aus Franken kennen.

Für diejenigen, die zum ersten Mal davon hören, lade ich Euch herzlich ein, meinen Webshop näher kennen zu lernen und die Naturprodukte die von meiner eigenen Aroniaplantage stammen, gerne auszuprobieren.

Hier geht’s zum Frankenaronia-Webshop.

Ich gehe davon aus, dass sich die „Home Office“-Kultur in den kommenden Jahren noch stärker etablieren wird. Die von den Regierungen und Medien gepushten Strategien „Take away and eat at home“, „sports at home“, „yoga at home“, „wellness / sauna at home“ werden sich in unserer Gesellschaft ebenfalls stärker verankern.

Übersetzt heisst das folgendes:

Verlagerung von Offline auf Online => ERGO: mehr Umsatz für den Onlinehandel; mehr Power für Amazon und mehr Macht für alle, die das digitale Ökosystem beherrschen.

Lasst uns an dieser Stelle die weisen Worte des griechischen Philosophen Heraklit von Ephesus nicht vergessen:

„Nichts ist beständiger als der Wandel!“

– Heraklit von Ephesus, 535-475 v. Chr.

Digitale Feiertage für Landwirte und KMUs: Habt Ihr bereits einen eigenen Webshop? Plant Ihr einen aufzubauen? Falls nicht, was hält Euch denn am meisten zurück?

Bildquelle: Peggy_Marco / Pixabay.com

Amazon One – jetzt kannst Du mit Deiner Handfläche bezahlen

Amazon One – jetzt kannst Du mit Deiner Handfläche bezahlen

Kreditkarten, PINs, Passwörter und sogar das schicke Smartphone gehören der Vergangenheit, wenn es darum geht zu bezahlen. Der eCommerce-Gigant Amazon aus Seattle macht es möglich. Mit seinem neuen Payment-System Amazon One kann der Kunde berührungslos, mit seiner Handfläche bezahlen. Die neue Zahlungsmethode wird bereits in den eigenen Stores bei Amazon Go und Whole Foods verwendet.

Ende September sorgte Amazon mit seinem neu kreierten Twitter Account @AmazonOneID für ganz viel Furore. Auf einmal berichteten auch die internationalen Medien über eine neuartige biometrische Identifikations- und Zahlmethode die Amazon jedoch bereits seit längerem im Einsatz hat.

Seit nunmehr ein Jahr befindet sich Amazon One in der Supermarktkette Whole Foods im Einsatz. Das neue Konzept sah erstmals einen Test in den Seattle-Geschäften vor, mit einem anschließenden Rollout in ganz USA. Heute geht Amazon in die Offensive und versucht auch andere Handelsketten von seiner Amazon One Payment-Strategie zu überzeugen.

Wie funktioniert Amazon One?

Folgendes schonmal vorneweg: die Handfläche als biometrisches Identifikationsmerkmal zu nutzen, ist keine neue Technik. In Regierungsgebäuden und auch in der Finanzbranche kommt die Identifizierung per „Handauflegen“ bzw. Hand-Biometrie bereits seit ein paar Jahren zum Einsatz.

Amazon One einfach erklärt:

Der Kunde hält seine Hand über einen Scanner. Dieser liest und identifiziert die Handinnenfläche ähnlich wie bei einem Fingerabdruck.

Für alle von Euch die mehr wissen wollen und tiefer in die Technologie von Amazon One einsteigen wollen, empfehle ich den entsprechenden öffentlich einsehbaren Patentantrag.

Interessanterweise erfahren wir hier, dass bei den Scans nicht nur die Fältchen und Hautlinien der Hand erfasst werden, sondern auch die Strukturen unter der Haut inklusive Knochen und Weichgewebe. Also jede Menge persönliche Daten!

„Wir haben uns aus mehreren Gründen für die Handflächenerkennung entschieden. Ein Grund dafür war, dass die Handflächenerkennung die Privatsphäre besser schützt als einige biometrische Alternativen, da sie die Identität einer Person nicht anhand eines Bildes seiner Handfläche bestimmen kann. Es erfordert auch, dass jemand eine absichtliche Geste macht, indem er seine Handfläche über das zu verwendende Gerät hält. Und es ist kontaktlos …“ – Dilip Kumar, Vice President Amazon Physical Retail

Quelle: Amazon Blog

Bevor ich auf die für uns alle wichtige Thema der Datensicherheit eingehe, anbei noch ein kurzer Videoclip mit der Beschreibung von Amazon One.

Quelle: Amazon One, YouTube

Was ist mit der Datensicherheit?

Was wir bisher wissen bzw. was uns Amazon bisher per Pressemeldungen mitgeteilt hat:

  • Die Bilder bzw. Hand-Scans werden verschlüsselt und an die Cloud versandt.
  • Die Daten werden in einem gesicherten Bereich der Amazon Cloud gespeichert.
  • Die Daten werden nicht auf der Kreditkarte gespeichert.
  • Die Daten werden nicht im Scanner gespeichert.
  • Man braucht kein eigenes Amazon-Konto einrichten, um das System zu nutzen.
  • Benötigt werden eine Kreditkarte und ein Mobiltelefon, mit denen die Daten des Hand-Scans verknüpft werden.
  • Die Zahlungsmethode soll nach Unternehmensangaben auch außerhalb des Amazon-Ecosystems einsetzbar sein. In diesem Fall werden zwar Daten zum Einkaufsort übermittelt, aber es sollen keine Details über die Betragshöhe und die gekauften Produkte preisgegeben werden.

Auf der Suche nach Partnern

Auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft ist Amazon sicherlich einer der Lead Player. Das Team um Jeff Bezos hat die Welt schon öfters ins Staunen versetzt. Mit Kindle veränderte der derzeit reichste Mann der Welt die Art und Weise wie wir Bücher „konsumieren“. In den letzten Jahren sorgte der Zukauf der größten US-Biosupermarktkette Whole Foods für heisse Debatten, dann die kassenlosen Amazon Go Geschäftskonzepte. Vor Kürze berichtete ich über den smarten Einkaufswagen Amazon Dash Cart wo man sich nicht mehr anstellen muss und jetzt eine biometrische Zahlungsmethode.

Der Handelsriese hat für Amazon One sogar eine eigene Webseite kreiert. Hiermit sollen mögliche Kooperationspartner angesprochen werden. Was das System kostet und wann es für Dritte zur Verfügung stehen wird, ist derzeit noch unbekannt. Interessenten können mit Amazon jedoch direkt Kontakt aufnehmen.

Wo könnte das System Anhänger finden?

In erster Linie im Handel und in der Finanzbranche bei der Freigabe unterschiedlicher Zahlungen.

Das Konzept ist sicherlich spannend auch für Organisatoren von Veranstaltungen, beim Zutritt ins Kino oder auf Stadien, am Flughafen beim Checkin und anstelle der Passkontrolle oder auch als Zugangsberechtigung in Büros.

Mögliche Bedenken an Amazon One & Co.

So an sich, hört sich alles schön und gut, innovativ und futuristisch an.

ABER, was wenn wir erneut sowas erleben wie die jüngsten Datenskandale rundum Google Plus oder Facebook und Cambridge Analytica? Was wenn es wieder einen massiven Datengau gibt, wie das vor wenigen Jahren mit den Yahoo E-Mail-Konten der Fall war?

Kann man einer zentralen Stelle und einem Mega-Konzern wie Amazon wirklich unsere biometrischen Daten anvertrauen?

Die Damen und Herren aus Seattle wissen eh schon viel zu viel über uns, unser Einkaufsverhalten, unsere TV-Präferenzen und auch allgemein, wie wir ticken.

Ich gehe davon aus, dass wir uns in punkto Datensicherheit verstärkt in Richtung Blockchain bewegen werden. Wobei auch hier, bin ich eher ein Fan von Dezentralisierung und nicht „alles in der Hand von Wenigen“.

Eins ist klar: Shoppen in der Zukunft ohne Einsatz biometrischer Daten ist unvorstellbar. Ob dieses System Amazon One heissen wird oder XYZ Payments, ist an dieser Stelle irrelevant. Ganz wichtig ist, dass diese äußerst wertvollen Daten entsprechend geschützt werden!

Foto von TheDigitalArtist / Pixabay.com