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2023-08 Der erste weitgehend automatisierte McDonald’s ist da - Agrarbetrieb

Der erste, weitestgehend automatisierte McDonald’s ist da

Ende letzten Jahres ist in Fort Worth, Texas (USA), der erste, weitestgehend automatisierte McDonald’s in Betrieb gegangen. Im amerikanischen Bundesstaat Texas, in welchem der Mindeststundenlohn seit nunmehr zehn Jahren unverändert auf dem gleichen Niveau von 7,25 US-Dollar liegt, sorgt diese Initiative für sehr viel Zündstoff. Wie lange dauert es wohl noch hier, in Europa bzw. Deutschland, bis uns die große Ehre zuteil wird, von einem Roboter serviert zu werden?

„Das goldene M“, „die goldenen Arkaden“ oder ganz einfach „Meckes“, wie wir es so liebevoll hierzulande benennen, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. In den Vereinigten Staaten ist das Unternehmen für seine schlechte Lohnzahlung bekannt. Pro Stunde verdient ein Mitarbeiter weniger als 15 US-Dollar, vielerorts sogar unter 10 US-Dollar. Laut einem aktuellen Bericht des Institute for Policy Studies aus dem Jahr 2021 ist McDonald’s eines der 300 börsennotierten Unternehmen mit den niedrigsten Durchschnittslöhnen. (Quelle: IPS-Studie, EPI Wage Tracker)

Kommen wir nun zu diesem neuen Testrestaurant und werfen einen Blick auf die Fakten:

  • Das Restaurant ist kleiner als ein typischer McDonald’s und richtet sich vorwiegend an Kunden, die außerhalb, also unterwegs essen.
  • Die Bestellung erfolgt entweder an einem Touchscreen-Kiosk in der Filiale oder per App.
  • Die Abholung erfolgt über die Nutzung einer Drive-Through-Spur oder alternativ durch die Ausgabe über ein Förderband, welches eine sogenannte „Order Ahead Lane“ als neue Funktion nutzt.
  • Der Laden ist nicht jedoch vollständig automatisiert. Es soll dennoch weiterhin ein Team vor Ort beschäftigt sein, das mit dem einer herkömmlichen Filiale vergleichbar sei.

Was die Meinungen zum neuen Testkonzept angeht, so könnten diese nicht stärker voneinander abweichen. Während der Konzern den Prozeß als „nahtloser als je zuvor“ bezeichnet, ist die Idee eines kostspieligen, automatischen Restaurants ein Dorn im Auge für die Aktivisten. (Quelle: The Guardian)

Wie das ganze Konzept nun in der Praxis aussieht, sehen wir uns am besten in dem nachfolgenden Video an:

Quelle: WatchlistTYT, YouTube

Zieht diese Aktion von McDonald’s einen monumentalen Wandel der gesamten Fast-Food-Industrie nach sich?

Getreu dem englischsprachigen Sprichwort „monkey see, monkey does“, übersetzt „Affe sieht, Affe tut“, gehe ich davon aus, dass wir derartige Konzepte bald auch bei unseren McDonald’s Filialen sehen werden und, gegebenenfalls, auch bei anderen Fast-Food-Ketten wie z.B. KFC, Burger King, Subway etc.

Wenn es darum geht Kosten zu reduzieren, welche zumeist insbesondere durch Personallohnkosten verursacht werden, und die Profite der Aktieninhaber und Co weiter zu steigern, dann wird uns jede Maßnahme als legitim verkauft.

Im Namen von Innovation, KI und Technologisierung sehen wir nur die Spitze des Eisbergs in Punkto des Wandels der Arbeitswelt und, damit einhergehend, der gesamten Gesellschaft. Es wird prognostiziert, dass dank Automatisierung in den kommenden Jahren auch etwa LKW-Fahrer, Fließbandarbeiter bis hin zu Buchhaltern, Lehrern und Anwälten massiv Jobs verloren gehen. Selbstverständlich werden durch die Entwicklungen auch neue Jobs geschaffen, was jeden dazu animieren sollte, sich ständig weiterzubilden und zu entwickeln.

Für uns hier in Europa, aber auch in den USA, mag ein derartiges Konzept ein Novum sein. Wer sich bisher öfters in Asien, insbesondere in Ländern wie etwa China, Japan, Singapur oder Malaysia, aufgehalten hat, weiß ganz genau, was auf uns zurollt. Denn dort gibt es bereits unzählige Restaurants (nicht nur Fast-Food-Ketten), in denen man am Tisch durch das Scannen eines QR-Codes seine Bestellung aufgibt. Zudem wird das Essen anschließend über eine an der Decke befestigten Schiene geliefert. Ein Roboterarm nimmt das Essen von der Schiene und stellt es in die Mitte des Tisches ab. Voilà, Guten Appetit. Die Bezahlung erfolgt digitalisiert, direkt über eine App.

Alles läuft reibungslos, komfortabel, zackig und schnell.

Keine „lästige“ Interaktion mit Menschen; gemeint ist damit oft das Personal.

Stellt sich die Frage: Ist dies die Zukunft, die wir uns wirklich wünschen?

Nun, ich habe nichts gegen Technologisierung, Robotisierung, Automatisierung und Co., wenn diese so eingesetzt werden, dass sie mit dem Leben der menschlichen Spezies harmonisieren. Mit anderen Worten, Roboter können uns dabei unterstützen, unsere Tätigkeiten und Aufgaben effizienter und effektiver zu erledigen. Sie können uns unterstützen, wertvolle Zeit zu sparen, so dass wir uns auf unsere Leidenschaften, kreativen Aktivitäten und unsere Hobbies fokussieren können. Und das wohl wichtigste, Zeit für unsere Liebsten haben.

Die automatischen Fast-Food-Ketten sind, z.B. für Drive-Throughs auf Autobahnraststätten, sicherlich eine interessante Option für alle, die es eilig haben. Auch in Großstädten können sie in hochfrequentierten Zonen ein attraktives Angebot sein.

Alles jedoch auf Roboter umzustellen und die menschliche Interaktion beim Essen gänzlich auszuschalten, halte ich für sehr gefährlich und schädlich für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Immerhin sollte das gemeinsame Essen uns näher zusammen bringen. Die zwischenmenschliche Interaktion ist gerade das, was uns als Spezies verbindet und stärkt.

Dieser Wandel ist absehbar und er wird kommen, ob es uns gefällt oder nicht. Dass es wieder McDonald’s ist, der diesen Trend anschiebt, sollte ebenfalls niemanden verwundern. Wie wir diese Entwicklung in unseren Alltag integrieren, hängt jedoch an uns. Deshalb gilt es bewusst zu fragen: wo können uns Roboter unterstützen? Und wo können sie unsere Lebensqualität aber auch massiv einschränken?

Bildquelle: Foto von Tara Winstead auf Pexels

Grillenmehl jetzt auch in der EU zugelassen

Grillenmehl – jetzt auch in der EU zugelassen

Klingt Brot, Pasta und Pizza aus Grillenmehl schräg? Wohl nicht mehr allzu lang, denn die EU hat grünes Licht für die Verwendung von Grillenmehl in all diesen alltäglichen Produkten gegeben. Die Zulassung gilt erstmal für 5 Jahre.

Es scheint, als ob die Damen und Herren in Brüssel gar keinen richtigen Weihnachts- und Silvesterurlaub genommen haben, denn kaum startete das neue Jahr und prompt war das Gesetz zum Einsatz von Grillenmehl da. Für alle Interessierten, hier das Original vonseiten der Europäischen Kommission.

In Asien zählen Insekten zur Basisernährung. So wie bei uns Fleisch verzehrt wird, werden in Ländern wie z.B. Thailand oder Indonesien, Maden, Grillen und Co. verzehrt. Für mehr als zwei Milliarden Menschen sind die kleinen Lebewesen eine wichtige Proteinquelle, nicht aber hier bei uns in Europa. Das soll sich nunmehr ändern. Verkauft wird uns die „Delikatesse“ bzw. das Grundnahrungsmittel anderer Kulturen als geschmacksneutral, leicht züchtbar und mit einem hohen Nährstoffgehalt.

Lust auf einen Schnitzel mit Grillenmehl zubereitet?

Mit der Idee, Insekten und sonstige kleine Krabbeltiere zu uns nach Europa zu bringen, kokettiert die Lebensmittelindustrie schon länger. So wurde dieses Konzept bereits in Nestle’s Zukunftsstudie „Wie ist(s)t Deutschland 2030?“ dem Mainstream-Publikum präsentiert. Deshalb durften die Menschen heute nicht mehr allzu geschockt sein, wenn die bekannten Zeitungen und Zeitschriften diese kulinarische Initiative als etwas ganz Selbstverständliches und Natürliches vorstellen.

Für alle diejenigen, die neu hier auf Agrarbetrieb sind bzw. auch für meine regulären Leser, anbei eine kurze Liste mit Beiträgen, die ich über dieses Thema hier auf meinen Blog bereits veröffentlicht habe:

Die nächste Debatte, die jetzt entfacht ist, hat mit dem Ort der Züchtung zu tun. Mit den ganzen Klimadiskussionen sowie im Zusammenhang mit dem Thema Regionalität, haben sich hiesige Firmen wie z.B. auch die Österreicher von ZIRP überlegt, die Insekten direkt hier in Europa zu züchten. Damit sollen zwei „Fliegen“ mit einer Klappe geschlagen werden: die Konsumenten essen Insekten aus der Region und man muss sich nicht auf die asiatischen Supply Chains beim Thema Importe verlassen. Marketingtechnisch kommt da sicherlich noch einiges hinzu wie z.B. Umweltverträglichkeit, leichter Transport, Geschmacksneutralität etc.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Würdet Ihr einen Schnitzel essen, der in Grillenmehl zubereitet wurde?

Wie wär’s mit einem Maden-Cocktail statt einem Scampi-Cocktail?

Oder einem Insektenburger statt dem gewohnten Double-Cheese-Beef-Burger?

Wenn der Konsument weiß, was er zu sich nimmt und darüber ausgiebig informiert wurde, dann halte ich es für eine gute Sache. Allerdings, wenn wir bald ins Restaurant gehen und auf der Menükarte diese kleinen Details nicht stehen, so wie es oft auch bei Allergenen der Fall ist, dann halte ich es für sehr schädlich.

Ich bin gespannt, wie viele Europäer bald Allergien auf Insekten und Co. entfalten werden und wie unsere überlasteten Gesundheitssysteme mit dieser neuen Problematik, insbesondere bei Kinder und Jugendlichen, klar kommen werden. Ich frage mich, wie viele diese Seite der Medaille durchleuchtet haben. Bei der stetig steigenden Anzahl an Lebensmittelallergiker und Menschen mit jeglichen Intoleranzen, finde ich es äußerst wichtig, dieses Thema im voraus schon anzupacken und nicht erst darauf zu warten, bis jemand sein wertvolles Leben daran verliert.

Züchtung als Verkaufsargument

Wir merken bereits, wie die ersten Firmen, die gesamte Diskussion auf die Züchtung lenken. Regionalität soll auch hier als Verkaufsargument verwendet werden. Schließlich wollen wir ja die hiesige Wirtschaft und die heimischen Unternehmen unterstützen.

Wie so eine Insektenfarm aussehen kann, sehen wir im nachfolgenden Videobeitrag. Es handelt sich hierbei um Nordamerikas größte Grillenfarm, bei welcher über 50 Millionen Grillen pro Woche geerntet werden.

Quelle: Insider Business, YouTube

Eins der größten Hürden für uns Europäer ist sicherlich die Idee, so ein kleines, bewegliches Tier zu essen. Für viele ist alleine schon die Vorstellung absolut eckelerregend. Andere wiederum würden nie auf die Proteinquelle Fleisch verzichten, um diese mit Insekten zu ersetzen. Da bedarf es jede Menge Aufklärung.

Bald dürfen wir Kuchen, Torten, Cookies, Chips, Schokobars und sonstige Snacks aus Grillenmehl zu uns nehmen. Wie viele die Inhaltsangaben wirklich lesen werden, bleibt abzuwarten. Ob der Handel gezwungen sein wird, dieses „kleine“ Detail gesondert auszuweisen und vor allem, wie lange, werden wir wohl alle live erleben. Wie es so schön heißt: auf zu neuen kulinarischen Ufern; lasst Euch überraschen.

Bildquelle: Foto von Primal Future auf Pixabay

2022-10 Tote Lebensmittel fuer die Konsumgesellschaft

Tote Lebensmittel für die Konsumgesellschaft

In einer schnelllebigen Konsumgesellschaft, die wenig für die Natur, für die üppige Flora und Fauna übrig hat, gibt es im Endeffekt nur noch eins: clever vermarktete, tote Lebensmittel. Es muss ja letztendlich mit einem Klick am Smartphone gehen, was soll die ganze Aufregung?

Die Betreiber der Supermärkte freuen sich über höhere Margen. Die Industrie nutzt jede Menge günstige, künstliche Stoffe, um Lebensmittel herzustellen, die bunt und verlockend aussehen, gleichzeitig appetitlich riechen und gut vermarktet die Gewinne steigern. Der „alleskönnende“ Kunde, der stets mit seiner wertvollsten Waffe (seinem Smartphone) ausgestattet alles im Internet nachschauen kann, greift gerne zu alles versprechenden Fertiggerichten mit abstrakten Inhalten. Und so dreht sich das Hamsterrad munter weiter und alle sind glücklich, oder?

Das dieser Trend bzw. diese Lebensweise zu jede Menge Krankheiten führen kann, interessiert scheinbar wohl die wenigsten. Schließlich müssen Ärzte und Big Pharma ja auch etwas am Kuchen verdienen.

Neulich unterhielt ich mich mit Verwandten aus Hessen, die mit ihren Kindern an einem dieser Waldtage teilgenommen haben, die von der Schule organisiert wurden. Dieser Ausflug sorgte für jede Menge Verwunderung bei meinen Verwandten, denn nicht nur durften sie erleben, dass viele der Stadtkinder noch nie in ihrem Leben in einem Wald gewesen sind, sondern obendrauf wussten viele der Schulkameraden nicht, dass man beispielsweise Pilze im Wald sammeln kann, um sie später zu essen. Für manche Kinder war dies eine total abstrakte Vorstellung.

Draußen sein und von der Wiese essen – Ist das ein völlig veraltetes Konzept?

War’s das mit Wiesen-Sauerampfer, Löwenzahn, Rosmarin oder Kamillen- und Gänseblümchen sammeln? Sollen wir jetzt alle auf die schicken Mini-Salatgefässe im Supermarkt starren, die unter künstlicher Beleuchtung hinter einer Glasscheibe herangezüchtet werden, um später dem nichts-ahnenden Konsumenten als etwas ganz innovatives und wahnsinnig gesundes zu verkaufen?

Als großer Naturliebhaber und Landwirt blicke ich schon recht besorgt auf diese Entwicklung der Gesellschaft hin. Natürlich hat Konsum seinen Platz. Selbstverständlich spielt Bequemlichkeit eine wichtige Rolle und wenn uns die neuen Technologien darin unterstützen, uns als Menschen frei zu machen, um mehr Zeit für die kreativeren Dinge des Lebens zu haben, dann bin ich ganz dafür.

Was mir nicht gefällt, ist die Tendenz in Richtung 100% künstliche, tote Lebensmittel.

Alles was extrem ist, bringt uns als Menschen wohl früher oder später um. Egal wie clever, wie technologieaffin und fortgeschritten wir sind. Wir brauchen die Balance, genauso wie jede andere Spezies, die sich auf diesem Planeten herumtummelt.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass wir jetzt alle unseren Alltag hinschmeissen müssen, um als Gemeinschaft in den Wald, in die Berge oder in die Nähe eines Flusses zu ziehen, uns quasi lediglich von eigen angebauten Produkten zu ernähren und völlig autonom abseits leben müssen. Das ist absurd und völlig weltfremd. Wer das machen möchte, kann dies gerne tun, aber dieses Konzept auf bald 8 Milliarden umzusetzen, grenzt wohl an Utopie und Wahnsinn.

Es liegt mir sehr am Herzen, die Plattform hier auf Agrarbetrieb dafür zu nutzen, um das Bewusstsein für beide Welten zu steigern.

Auf der einen Seite haben wir tolle Ideen aus den Bereichen Vertical Farming, Urban Farming, Teslagärten und Co. und andererseits, finden wir vermehrt Schätze in den alten Traditionen wie z.B. Permakultur, Geomantie, Mikrolandwirtschaft und Fermentation, um ein paar zu nennen.

Tote Lebensmittel sind nicht die Zukunft

… zumindest nicht in meiner Welt.

Wenn wir eine gesunde Gesellschaft aufrecht erhalten möchten, und dabei sehe ich den Begriff „Gesundheit“ all umfassend, d.h. physisch, mental, spirituell etc., dann brauchen wir dringend eine andere Herangehensweise.

Die Konsumgesellschaft, so wie sie heute aufgebaut ist und funktioniert, ist dem Scheitern verurteilt. Das wissen wir nur allzu gut, auch wenn wir uns dieser Realität gerne entziehen möchten. Es sollte meiner Meinung nach, ein Mix aus diversen Alternativen und Lösungswegen angestrebt werden, und sicherlich liegen die optimalsten Wege aus diesem Schlamassel wohl irgendwo in der Mitte.

So können wir uns mit Hilfe der Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz das Leben angenehmer und schöner gestalten oder uns als Spezies komplett zerstören. Andererseits, können wir durch mehr Nähe zur Natur sehr viel gewinnen, aber die Zivilisation zurück drehen und allem den Rücken zu kehren, ist sicherlich auch keine Lösung. Es liegt in unserer Hand, die vielfältigen Ressourcen, die uns Mutter Erde zur Verfügung stellt, clever zu nutzen und diese derart mit Hightech zu kombinieren, dass wir uns als Menschheit weiter entwickeln und neue Bewusstseinsebenen erreichen können.

Wer weiss, vielleicht knackt der eine oder andere dann auch den Code der Matrix und eröffnet die Tore zu neuen Dimensionen. In einer Welt voller Geheimnisse ist denke alles möglich.

Unsere Lebenskraft schöpfen wir nicht aus toten Lebensmitteln. Was sind Eure Erfahrungen? Schreibt gerne einen Kommentar mit Eurer Perspektive. Lasst uns darüber reden, denn es ist ein sehr wichtiges Thema.

Bidlquelle: Foto von Caleb Oquendo auf Pexels

Lebensmittel vs Nahrungsmittel - Wo liegen die Unterschiede

Lebensmittel vs Nahrungsmittel – Wo liegen die Unterschiede?

Wir schmeissen die Begriffe Lebensmittel und Nahrungsmittel gerne durcheinander, wissen jedoch kaum was im Detail dahinter steckt. Was zählt zu den Lebensmitteln und was verbirgt sich hinter Nahrungsmitteln? Wie hoch ist der Anteil von Lebensmitteln in einem Supermarkt? Was landet schlussendlich in unserem Einkaufswagen und sind wir uns dessen auch wirklich bewusst?

Viele Fragen, auf die wir heute sehr gezielt Antworten suchen werden.

Um diese Reise in die komplexe Welt der Ernährung so professionell wie möglich zu gestalten, werden wir uns die Erkenntnisse und Erfahrungen des Pioniers der Vollwerternährung, Professor Werner Kollath heranziehen.

Professor Kollath war ein deutscher Bakteriologe und Hygieniker. Er studierte Medizin an mehreren deutschen Universitäten und erhielt nach seiner Promotion in 1920 die Approbation zum Arzt. Prof. Kollath veröffentlichte mehrere Bücher und Fachpublikationen. In 1942 erblickte sein Hauptwerk „Die Ordnung unserer Nahrung“ das Tageslicht was bis zum heutigen Tage als Grundlage der Vollwerternährung gilt. Seitdem wurde das Buch des öfteren überarbeitet und neu publiziert, so dass in 2005 die derzeit aktuellste und damit 17. überarbeitete Auflage vom Haug Verlag erschien.

Für alle Interessenten, das Buch ist auf Amazon erhältlich.

Lebensmittel oder „lebende Kost“ vs. Nahrungsmittel oder „tote Nahrung“

Lebensmittel sind Prof. Kollath zufolge natürlich, mechanisch verändert oder fermentiert. Sie sind „lebende Kost“, die Fermente enthalten.

Nahrungsmittel sind erhitzte, konservierte oder präparierte „tote Kost“. Fermente werden durch diese Prozesse vernichtet, was dazu führt, dass das LEBEN verloren geht.

Diese sechs Wertgruppen bzw. Wertstufen sind die Basis der Ernährungstabelle nach Prof. Werner Kollath.

Da ich davon ausgehe, dass nicht jeder das Buch kaufen und lesen wird, hier ein paar Beispiele aus den jeweiligen Wertgruppen:

  1. LEBENSMITTEL – natürlich: Getreide, Nüsse, frisches Obst und Gemüse, frische Kräuter, Eier, Muttermilch, Rohmilch, Quellwasser
  2. LEBENSMITTEL – mechanisch verändert: frisch gemahlenes keimfähiges Getreide, frisch gemahlene Nüsse, kaltgepresste Öle, Frischkost, rohes Fleisch, Rohmilchprodukte wie z.B. Butter und Sahne, frische Obstsäfte, Leitungswasser ohne chemische Zusätze
  3. LEBENSMITTEL – fermentativ verändert mittels Bakterien, Hefen, Eigenfermenten: ungekochtes und unerhitztes Frischkorngericht, Gärgemüse wie z.B. Sauerkraut, Gärmilchprodukte aus Rohmilch wie z.B. Käse oder Joghurt, Alkoholische Gärgetränke wie z.B. Apfelmost, Wein oder Bier aus biologischer Produktion
  4. NAHRUNGSMITTEL – erhitzt: Vollkornbrot, Vollkorngebäcke, Vollkornkuchen, gekochtes Obst und Gemüse, gekochte Gerichte wie z.B. Hülsenfrüchte, Kartoffeln aber auch Vollkornreis und Vollkornnudeln, gebratenes oder gekochtes Fleisch / Fisch, erhitzte / pasteurisierte Milch und Milchprodukte, Tee, frische Gemüsebrühe
  5. NAHRUNGSMITTEL – konserviert: Dauerbackwaren, Fruchtkonserven, Gemüsekonserven, Trockenfrüchte, Babynahrung, Tierkonserven, H-Milch, Obst und Gemüsesäfte aus Konzentrat
  6. NAHRUNGSMITTEL – präpariert: Alle Fabrikzuckerarten und Produkte daraus, Auszugsmehl und Auszugsmehlprodukte (z.B. Weißbrot, weiße Nudeln, weißer Reis), raffinierte Öle und Margarine, Aromastoffe, Tierpräparate, Säuglingsnahrung, Milchpulver, künstliche Getränke wie z.B. Cola, Limonaden oder Alcopops

Wer hat schon etwas „Erschreckendes“ auf dieser Liste entdeckt?

Dass Softdrinks, raffinierter Industriezucker, erhitzte Pflanzenöle oder Produkte aus raffiniertem Weißmehl nicht gut für uns sind, wissen die meisten bereits.

Die tiefrote Liste hingegen wo wir Nahrungsmittel wie z.B. Säuglingsnahrung, Babynahrung oder Milchpulver wiederfinden, sollte jedem sehr bewusst sein; immerhin „ernähren“ viele Eltern ihr Nachwuchs mit diesen Produkten.

Der gewöhnliche Supermarkt – Ein Paradies für Nahrungsmittel wohlgemerkt

Nachdem wir wissen welche Produkte wohin zuzuordnen sind, lasst uns mal gaaaanz bewusst durch einen Supermarkt laufen.

Als erstes werden wir von der frischen Obst- und Gemüseabteilung salutiert, was natürlich sehr einladend ist. Das meine lieben Freunde sind die unter der Wertstufe #1 aufgeführten Lebensmittel. Da sind wir also noch komplett im grünen Bereich sozusagen.

Verlassen wir jedoch diese frische Oase, gelangen wir meistens recht zügig in die Brot- und Backwarenabteilung wo wir direkt eine „Bruchlandung“ im roten Bereich der Nahrungsmittel erleben. Und von hier aus wird es fast gänzlich nur noch dunkelrot bis tiefrot – ausser wir navigieren zur Kühltheke um ganz gezielt nach fermentiertem Sauerkraut oder Chinakohl (auch bekannt unter dem Namen Kimchi) ohne Konservierungsstoffe zu suchen bzw. einen Naturjoghurt oder einen hochqualitativen Käse aus Rohmilch zu ergattern.

Mit diesen Informationen gewappnet wagen wir uns nun an die Beantwortung einer meiner Ursprungsfragen, nämlich:

Wie hoch ist der Anteil von Lebensmitteln in einem Supermarkt?

Ein Zehntel des Sortiments oder gar weniger, ein Zwanzigstel?!

Ich bin kein Warenmanager deshalb überlasse ich Euch eine weitere Schätzung.

Nun zur Beantwortung der letzten Frage und zwar ob wir uns wirklich bewusst sind was wir in unserem Einkaufswagen legen.

Ich gehe davon aus, dass jeder von uns nach dieser Reise in die Welt von Prof. Kollath etwas bewusster einkaufen wird. Das Konzept der „lebenden Kost“ vs. „toter Nahrung“ rüttelt einen wach und lädt zur Erweiterung des Blickwinkels in punkto Ernährung ein.

Als Landwirt und enger Verbündeter der Natur, schätze ich frische Produkte mehr als alles andere. Denn diese spenden unseren Zellen im Körper die nötige Energie und Vitalität, um kraftvoll, gesund und vor allem wachsam durchs Leben zu gehen.

Lebensmittel oder doch verstärkt Nahrungsmittel – Woraus besteht denn Dein persönlicher Ernährungsplan?

Bildquelle: Foto von Chantal Garnier auf Unsplash

Jetzt kommt das vegane Ei um die Ecke

Jetzt kommt das vegane Ei um die Ecke

Vegane Produkte sind „in“. Kein Discounter erlaubt sich noch ein Sortiment ohne vegane Käse- und Fleischalternativen. Supermärkte richten ganze Flächen mit vegane Delikatessen her. Dem nicht genug, jetzt hat ausgerechnet eine bekannte Handelskette aus der Schweiz das vegane Ei neu im Angebot.

Das ist tatsächlich eine Weltneuheit, denn an das Eiweiß- und Proteinliebling vieler Menschen hat sich bis jetzt kaum eine Firma getraut. Die Huhn-Ei-Kontroverse nimmt dadurch ein Ende, denn die pflanzenbasierte Ei-Alternative braucht ein Huhn gar nicht mehr. Tier- und Klimaschutzfans können endlich feiern und am besten mit einem „V-Love The Boiled“ direkt anstossen. So heisst nämlich das von der Migros Handelskette in Eigenregie entwickelte Sensation.

Woraus besteht denn das vegane Ei?

Eins schonmal vorneweg: Es handelt sich um ein hartgekochtes Ei das von der Migros Tochtergesellschaft ELSA in der Schweiz hergestellt wird. Damit ist die lästige „Made in“ Frage beantwortet.

Die pflanzenbasierte Ei-Alternative besteht auf zwei unterschiedliche Massen deren Hauptkomponenten Sojaproteine sind. Die eine Masse wird für die weiße Hülle verwendet und das Innere wird mit einem sojabasiertem Eigelb gefüllt. Schneidet man das Ei auf, so sieht dieser aus wie ein gewöhnlicher Picknick-Ei.

Das nachfolgende kurze Video von Migros zeigt den Herstellungsprozess auf.

Quelle: Migros, The Boiled, YouTube

Das vegane Ei: Zutaten & Allergene

Ich finde die Zutatenliste derartiger Produkte sehr spannend und interessant, deshalb möchte ich Euch diese nicht vorenthalten. Diese stammt von der Produktbeschreibungs-Webseite der Schweizer Supermarktkette. [Quelle: Migros]

  • Wasser
  • Sojaproteinisolat => Allergen
  • Reisstärke
  • Lösliche Maisfaser
  • Rapsöl
  • Weizenfasern glutenfrei => Allergen
  • Natürliche Aromen => Welche Aromen wurden hier verwendet? Woher stammen diese?
  • Geliermittel: Gellan und Agar-Agar
  • Säuerungsmittel: Milchsäure, Kochsalz
  • Trennmittel: Calciumphosphate => Phosphatzusätze sind nicht ganz ungefährlich, siehe hierzu die Studie „Gesundheitsrisiko durch Phosphatzusätze in Nahrungsmitteln“ veröffentlicht vom Deutschen Ärzteblatt
  • Verdickungsmittel: Carrageen
  • Farbstoff: Carotine

Wie Ihr gegen Ende des Videobeitrages gesehen habt, fällt bei dieser veganen Ei-Variante etwas aussergewöhnliches in punkto Verpackung auf:

Jedes Ei wird separat in einer Plastikhülle verpackt. Warum ist dem so? Kurz nachdenken: Das künstliche Ei hat keine herkömmliche Eierschale, daher muss ein Schutz her. Zwar braucht man keine Tiere für die Herstellung dafür aber jede Menge Verpackung.

Kommen wir zur nächsten wichtigen Frage: Was kostet das vegane Ei?

Das Produkt wird in einem Viererkarton für 4,40 CHF angeboten; das entspricht ungefähr 4,15 EUR.

Damit ist auch dieses Ersatzprodukt teurer als die herkömmlichen Varianten. Der Preis einer Viererpackung hartgekochter Bio-Eier liegt bei 3,85 CHF.

Migros feiert mit dem veganen Ei unter dem Label V-Love bereits zum zweiten Mal eine Weltneuheit. In 2020 wurde die weltweit erste Joghurt-Variante auf Basis von Kichererbsen gelauncht. Für 1,65 CHF kann man sich mit einem 150g V-Love Vegurt die Kante geben. [Quelle: Migros]

Was erwartet uns als Nächstes in der geheimnisvollen V-Welt?

Die Entscheidung ob vegan oder vegetarisch gut für Euch ist oder nicht, überlasse ich jedem einzelnen von Euch. Nicht desto trotz möchte ich Euch an dieser Stelle darauf hinweisen, die Zutatenlisten dieser alternativen Produkte mit großer Sorgfalt durchzulesen. Manchmal versteckt sich der Teufel im Detail.

Als Landwirt und großer Verfechter von Naturprodukten finde ich die aktuellen Ernährungstrends äußerst faszinierend. Zwar entscheidet der Konsument mit seiner Geldbörse was er / sie kauft aber inwieweit kommt diese Entscheidung aus dem tiefen Inneren?

Welche Rolle übernimmt das Marketing und die aggressiven Werbekampagnen bei der Gestaltung des Konsumverhaltens?

Welchen Einfluß hat die Industrie und der Handel auf unsere Entscheidung? Vergessen wir die wesentliche Rolle dieser beiden wichtigen Player bei der Gestaltung der Regale und Sortimente nicht.

Während der Push in Richtung Kunstfleisch bzw. Laborfleisch aus dem Reagenzglas samt Mehlwürmer- und Insektenburger immer auffälliger wird, zieht es eine andere Konsumentengruppe verstärkt in Richtung Regionalität und Saisonalität und damit einhergehend auf Bauernhöfe, Märkte und in die Reformhäuser.

Kommt als nächstes eine vegane Kunstfleischalternative? Da wäre sicherlich auch eine vegane Insektenburgeralternative beziehungsweise ein paar vegane Mehlwürmer-Paties denkbar, oder nicht?

Das vegane Ei, der vegane Joghurt und alles was wir aktuell in den Supermarktregalen vorfinden sind der Anfang einer neuen Esskultur. Ich darf an dieser Stelle nochmal an die Nestle-Studie Gegrille Heuschrecken und Mader: So isst Deutschland in 2030 erinnern.

Bildquelle: Foto von Tengyart auf Unsplash