Beiträge

2023-08 Natürliche Dünger – Geht das heute überhaupt noch - Agrarbetrieb

Natürliche Dünger – Geht das heute überhaupt noch?

Der Nährstoffgehalt unserer Ackerfelder sinkt von Jahr zu Jahr und obwohl wir immer ausgefallenere Produkte nutzen, um die Reduktion aufzuhalten bzw. dem Boden soweit wie möglich Nährstoffe hinzuzuführen, scheitern wir gewaltig. Die Umwelt ist mit Gift und Schadstoffen belastet, natürliche Dünger werden kaum mehr genutzt. Das überträgt sich nun mal auch auf unsere Lebensmittel, auf das Trinkwasser und selbstverständlich auch auf die Luft, die wir tagtäglich einatmen.

Wir nehmen lange Transportwege in Kauf und schippern Avocados, Bananen und Co. zwischen den Kontinenten. Großkonzerne drücken die Produktionskosten und beschweren sich anschließend über den Arbeitskräftemangel. Bauernhöfe und heimische Viehzüchter sehen sich gezwungen ihre Familienbetriebe, die sie seit Generationen aufrechterhielten zu schließen, weil sie gegen das stetig wachsende Monopol im Agri-Bereich nicht mehr ankommen.

So verschärft sich der Kampf zwischen der konventionellen und Bio-Landwirtschaft, wobei beide Parteien einen essentiellen Aspekt außer Betracht lassen:

  • Konventionell erstellte Lebensmittel sind viel zu billig.
  • Biologisch erzeugte Lebensmittel sind nicht teuer genug.

Während die Kluft zwischen den Anhänger der beiden Pole immer stärker wächst, schädigen wir weiterhin unaufhaltsam die Umwelt, und damit einhergehend auch uns selbst. Die Anzahl der Menschen, die weltweit an Diabetes, Bluthochdruck, Krebs und Co. erkranken explodiert. Das hat mit Gesundheit nichts zu tun. Es mag zwar die Brieftaschen der Ärzte und Pharmaunternehmen füllen, aber dem einzelnen Individuum schadet es nur.

Die prekäre Situation in der wir stecken, verstehen zunehmend immer mehr und mehr Menschen.

Die eine Million Euro-Frage ist daher:

Was tun?

Welche Möglichkeiten und Alternativen haben wir? Was müssen wir ändern, um diesen negativen Verlauf zu stoppen bzw. noch besser, ins Positive zu lenken?

Natürliche Dünger als eine Option

Große Probleme werden oft auf der kleinsten Ebene gelöst. Denn auch einen Elefanten isst man nicht ganz, sondern Stück für Stück. In diesem Sinne, kucken wir doch am besten in unseren Abfalleimer (nicht den mit Plastik, Papier oder Glas) und schauen, was wir davon verwerten können.

Wir brauchen ja nicht gleich mit einem großen Ackerfeld anfangen. Der Garten zu Hause reicht erstmals.

Was fällt in der Küche an, das wir idealerweise als natürlichen Dünger im Garten nutzen könnten?

  • Kompost aus Schalen von Obst und Gemüse
  • Eierschalen: Eierschalen sind nicht nur reich an Calciumcarbonat, das ein essentieller Nährstoff für Pflanzen ist, sondern obendrauf auch ein toller Schädlingsbekämpfer. Eierschalen, am besten fein zerkleinern, und um die Basis von Jungpflanzen, wie z.B. Zucchini legen. Dadurch bleiben Schnecken fern.
  • Kaffee- und Teesatz: Diese gilt es vorher zu trocknen, damit sich kein Schimmel bildet. Omas Hausmittel enthält wichtige Mineralstoffe wie z.B. Kalium, Stickstoff, Phosphor, Schwefel sowie Antioxidantien und etwas Koffein. Da der ph-Wert von Kaffee- und Teesatz zwischen 6-7 liegt, tolerieren nur bestimmte Pflanzen, wie z.B. Kürbis, Gurken oder Tomaten diese natürlichen Düngemittel.

Eine weitere tolle Alternative sind Wildpflanzen. Mit ihrer Hilfe lässt sich der Nährstoffkreislauf im eigenen Garten gut erhalten. Im Garten wachsen sie völlig natürlich, werden nicht gedüngt und haben meist lange Wurzeln, wodurch sie mehr Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen und speichern können als Kulturpflanzen.

Folgende Wildpflanzen eignen sich hervorragend als natürliche Dünger:

Brennnesseln bzw. Jauche aus Brennnessel

Brennesseln sind ein natürliches Düngemittel der Superlative. Sie enthalten Mineralstoffe wie z.B. Stickstoff, Kalium, Magnesium und Phosphor. Folgende Pflanzen profitieren am meisten von Brennnesseljauche: Gurken, Tomaten, Kartoffeln, Zucchini, Kohlarten, Salat, Kräuter wie z.B. Petersilie und Schnittlauch sowie Obstbäume wie z.B. Apfel- oder Birnbäume.

Schafgarbe bzw. Schafgarbenjauche

Schafgarbe ist ein hervorragendes natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel. Sie enthält die wichtigen Nährstoffe Stickstoff, Kalium und Phosphor und eignet sich daher sehr gut als Dünger für Tomaten, Paprika, Kürbis, Gurken, Auberginen, Salat, Spinat, Rote Beete, Kohlarten und Erdbeeren.

Lust auf eine eigene, aus Wildpflanzen hergestellte Jauche?

Das mit dem Küchenabfall, den Eierschalen und dem Kaffeesatz ist selbsterklärend. Wie sieht’s jedoch mit der Erstellung von Jauche aus Brennnesseln oder Schafgarbe aus?

Das geht wie folgt:

  1. Sammelt frische, junge Blätter und Stängel der oben aufgeführten Wildpflanzen.
  2. Zerkleinert die Blätter und Stängel mit einem Messer bzw. einer Schere. Dies führt zu einer schnelleren Gärung.
  3. Füllt einen Eimer mit 1/3 bis 1/2 Pflanzenanteil und anschließend Wasser bis die zerstückelten Pflanzen vollständig bedeckt sind. Rührt dabei die Mischung gründlich um.
  4. Stellt den Eimer an einen warmen, sonnigen Platz und lasst den Inhalt für 1-2 Wochen langsam gären. Es ist ratsam die Mischung alle paar Tage umzurühren, damit die Jauche gleichmäßig gärt.
  5. Nach der Gärzeit verwendet ein Sieb, um den flüssigen Teil abzuseihen. Der feste Pflanzenabfall kann entsorgt werden.
  6. Verdünne die Jauche im Verhältnis 1:10, also 1 Teil Jauche auf 10 Teile Wasser.
  7. Gieße die verdünnte Jauche auf die Wurzeln der Pflanzen und / oder besprühe damit die Blätter.

Kleiner Tipp noch am Rande:

Jauche hat einen intensiven Geruch, daher ist es ratsam die oben aufgeführte „Operation“ an der frischen Luft durchzuführen.

Eignen sich natürliche Dünger heutzutage noch auf den großen Ackerfeldern?

Die Frage, die wir uns sodann stellen sollten ist, was wir tun können, um unsere landwirtschaftlichen Böden mit den bitter nötigen Nährstoffen zu ergänzen. Die chemischen Düngemittel funktionieren zwar kurzfristig, aber die Nachteile kennen wir allesamt. Hinzu kommt, dass die Schädlinge sich sehr schnell an die neuen Bedingungen gewöhnen und neue Mutationen entwickeln. Dies zwingt uns wiederum dazu, neue Stoffe zu entwickeln, um unsere Ackerfelder zu schützen.

So sehr ich ein Befürworter von Bio und biologisch angebauten Lebensmitteln bin, sehe ich nicht, wie wir weltweit von heute auf morgen, vollständig auf natürliche Dünger umsteigen können.

Sage ich, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist und ich nicht daran glaube?

Nein. Ganz im Gegenteil, ich glaube, wir Menschen sind äußerst kreativ und willens zu wachsen und uns zu verbessern. Änderungen benötigen jedoch Zeit und unser aktuell aufgebautes Wirtschaftssystem orientiert sich mehr an den Profiten großer Monopole und Unternehmen als an den Bedürfnissen der Natur.

Welche natürliche Dünger benutzt Du in Deinem Garten? Was hat sich bewährt und was nicht? Wo liegen Deiner Meinung nach die größten Herausforderungen?

Bildquelle: Foto von Gabriel Jimenez auf Unsplash

2022-07 Bodenbakterien sorgen fuer gute Laune

Bodenbakterien sorgen für gute Laune

Wer im Garten arbeitet, ist besser gelaunt. Stimmt das? Können Bodenbakterien hierfür verantwortlich sein, weil sie den Serotoninspiegel erhöhen, der sich wiederum positiv auf den Gemütszustand der Gärtner auswirkt? In einer Gesellschaft dominiert von Angstzuständen und Antidepressiva wäre demnach die gute alte Gartenarbeit ein tolles natürliches „Medikament“ ohne jegliche Nebenwirkungen.

Vor Kürze stellte ich in dem Blog „Trägt Gartenarbeit zu einer höheren Lebenserwartung bei?“ einen interessanten Zusammenhang zwischen der Arbeit im Garten und einem längeren Leben fest. Die darin aufgeführten wissenschaftlichen Studien bestätigen, was wir von den Einwohnern der sogenannten „Blue Zones“ gelernt haben, nämlich das Langlebigkeit mit Individualismus, Großstadtstress und mangelnder Respekt für Flora und Fauna nichts gemeinsam haben. Wer also versucht, im Einklang mit der Natur zu leben, wird das Spiel des Lebens voraussichtlich etwas angenehmer und entspannter gestalten können.

Hilft Gartenarbeit dabei, die körpereigenen Glückshormone zu aktivieren und steigern? Was hat es mit diesen Bodenbakterien auf sich?

Im Volksmund verwenden wir gerne die Begriffe Wohlfühl- oder Glückshormone und meinen damit den Stimmungsmacher Serotonin. Der Botenstoff ist ein Hormon sowie Neurotransmitter, der sowohl im zentralen Nervensystem als auch im Darmnervensystem, im Herz-Kreislauf-System sowie im Blut vorkommt. Serotonin hat eine gravierende Auswirkung auf unseren Gemütszustand, denn ist der Serotoninspiegel „down“, dann ist die Stimmung schnell im Keller.

Die mehr als 150.000 medizinischen Studien zu Serotonin sind ein guter Indikator, um aufzuzeigen, für wie wichtig dieser Botenstoff für die menschliche Gesundheit angesehen wird. Siehe hierzu die Veröffentlichungen auf PubMed.

Bodenbakterien, die bei der Gartenarbeit eingeatmet oder über die Haut aufgenommen werden

Lust auf ein natürliches Antidepressivum? Schon mal was von Mycobacterium Vaccae gehört?

Mycobacterium Vaccae kommt häufig im Boden vor. Diese Bakterien sind dafür bekannt, dass sie die Zytokin-Niveaus erhöhen, was wiederum in einer verstärkten Bildung von Serotonin resultiert.

Doch wie gelangen diese Bodenbakterien nun in unseren Darm oder in unsere Blutbahn?

Ganz einfach, es passiert beispielsweise bei der Gartenarbeit bzw. jeglichen Arbeiten in der Natur oder etwa bei Kindern, wenn sie in der Natur spielen.

Die Aufnahme dieser Bodenbakterien geschieht durchs Einatmen oder durch den Kontakt mit der Haut. Wenn die Erde auf kleine Wunden trifft, dann gelangen diese Mikroben auch in die Blutbahn. Und ja, diese Serotonin-modulierenden Bodenbakterien werden zumeist in Erdproben nachgewiesen – wir können also wirklich enorm davon profitieren, wieder mehr in Kontakt mit Mutter Erde zu sein.

Wie wichtig diese Bodenbakterien für unser Immunsystem ist, zeigen auch die spannenden Ansätze, wie etwa der Einsatz von Mycobacterium Vaccae als Immuntherapie zur Behandlung von Tuberkulose und Bronchialasthma. Siehe hierzu die über 350 wissenschaftliche Studien auf PubMed.

Wer in das Thema noch tiefer eintauchen möchte, dem empfehle ich die Studie der University of Colorado at Boulder, welche unter der Leitung von Christopher Lowry in ScienceDirect veröffentlich wurde.

Quelle: QS24.tv – Swiss Health Television, YouTube

Eine andere Perspektive

Auch in punkto Gesundheit gilt, es „Wer das tut, was die meisten tun, wird die gleichen Ergebnisse erzielen wie die meisten“ — und diese Ergebnisse sind, wenn man sich heute so umschaut, alles andere als inspirierend. Daher ist ein erweitertes Blickfeld, offen sein für Neues und das Betrachten des Lebens aus unterschiedlichen Perspektiven, Gold wert.

Wer hat schon Lust darauf von Energievampiren umgeben zu sein, die sich permanent beschweren, das Leben nicht wert schätzen und obendrauf auch nicht bereit sind, etwas daran zu ändern. Die Wirtschaft boomt mit Pillen und Pülverchen, die Glück und gute Laune versprechen. Synthetische Mittel mögen hier und da ihre Berechtigung haben, aber wenn die Natur (in diesem Falle, der Boden) uns derart magische „Bakterien“ zur Verfügung stellt, dann sollten wir alles erdenkliche tun, um mehr davon zu tanken.

Glücklich und länger leben – wer will das nicht? Wisst Ihr noch, wie unsere Großeltern immer gesagt haben, Kinder müssen draußen im Dreck spielen? D.h. sie wussten, dass Menschen mit Boden in Berührung kommen müssen, ihn im Körper aufnehmen müssen. Über Generationen war dieses Wissen bekannt, dass der intensive Kontakt mit dem Boden von klein auf für ein gesundes und glückliches Leben essentiell ist. Also:

Auf in den Garten und her mit den Gute-Laune-Bodenbakterien.

Bildquelle: Foto von Andrea Piacquadio auf Pexels

2022-06 Traegt Gartenarbeit zu einer hoeheren Lebenserwartung bei

Trägt Gartenarbeit zu einer höheren Lebenserwartung bei?

Leben Menschen, die als Hobby Gartenarbeit betreiben, länger als andere? Sind Landwirte gesünder als Nicht-Landwirte? Leiden Menschen, die eine enge Verbindung zur Natur haben und sich schwerpunktmäßig von Pflanzen aus dem eigenen Garten ernähren, weniger unter Krankheiten? Glaubt man den aktuellen Studien und den Bewohnern der „Blue Zones“, den Regionen, in den Langlebigkeit „normal“ ist, dann stimmen diese Aussagen durchaus.

Die wenigsten Erdbewohner werden bei Antworten auf die Frage, wie man ein langes, gesundes und erfülltes Leben hat, mit „nicht interessiert“ antworten. Dennoch, wie wertvoll es ist fit und aktiv zu sein, und dies auch im hohen Alter, merken wir leider erst dann, wenn alles nicht mehr so funktioniert, wie wir es uns gerne wünschen. Das gestresste Leben in der westlichen Zivilisation, das Rennen nach dem Geld, um die immer höher werdenden Kosten und Konsumwünsche zu decken, der ungesunde Lebensstil samt katastrophalen Essgewohnheiten, schlechter bzw. mangelnder Schlaf und eine völlige Entkoppelung von Mutter Natur haben bittere Konsequenzen.

Das dies auch anders funktionieren kann, zeigen uns vor allem die Bewohner der „Blue Zones“. Seit den Beiträgen über die „100+“-Jährigen, die Auto fahren, Bücher und Zeitschriften ohne Brille lesen, tanzen, arbeiten und überhaupt ganz aktiv am Leben teilnehmen, hat sich etwas im Bewusstsein der Menschen verändert. Man muss nicht zwangsweise an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden und die letzten Jahre seines wertvollen Lebens Arzttourismus betreiben. Es geht auch anders.

Wer sind diese Bewohner der Blue Zones und was haben sie gemeinsam?

Die Menschen aus folgenden Regionen der Welt sind für ihre Langlebigkeit bekannt:

  • Icaria (Griechenland)
  • Sardinien (Italien)
  • Nicoya (Costa Rica)
  • Loma Linda (Kalifornien)
  • Okinawa (Japan)

Die Regionen sind über die Welt verteilt, aber dennoch gibt einige Gemeinsamkeiten: eine auf Pflanzen basierende Ernährung, mäßige körperliche Aktivität und soziale Verbindungen. Hinzu kommt, dass viele dieser Einwohner kleine, persönliche Gärten pflegen, in denen sie bis ins hohe Alter arbeiten.

Körperliche und psychische Vorteile von Gartenarbeit

Ohne irgendwelche Untersuchungen zu lesen, wissen wir alle, dass ein Lebensstil im Freien, gesundes Essen, Bewegung und das Leben in einer Gemeinschaft für ein längeres Leben essentiell sind. Inwieweit Gärtner (egal ob Vollgärtner oder Hobby-Gärtner) mit einem längeren Leben bzw. einer besseren Lebensqualität im Alter rechnen können, können wir einer Reihe von Studien entnehmen:

  • Gartenarbeit senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol (Van den Berg, A; Custers, M: „Gardening promotes neuroendocrine and affective restoration from stress“, in Journal of Health Psychology, 2011 Jan. PMID: 20522508)
  • Tägliche Gartenarbeit führt zu einer 36% Reduktion von Demenz (Simons, L; Simons, J; McCallum, J; Friedlander, Y: „Lifestyle factors and risk of dementia: Dubbo Study of the Elderly“, in The Medical Journal of Australia, 2006 Jan. PMID: 16411871)
  • Gartenarbeit erweist sich als vorteilhaft auch bei Alzheimer’s (Detweiler, M; Murphy, P; Myers, L; Kim, K: „Does a wander garden influence inappropriate behaviors in dementia residents?“, in American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias, 2008 Feb-Mar. PMID: 18276956)

Selbstverständlich können wir die Langlebigkeit per se nicht zu 100% der Arbeit im Garten zuordnen, denn es kommen noch weitere Komponenten hinzu: der Verzehr von frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, sie sozialen Kontakte, die man pflegt, wenn man diese Produkte auf dem lokalen Markt verkauft oder in der Nachbarschaft gegen andere Güter tauscht sowie die Tatsache, dass man sich lange Zeit in der Natur, im Grünem, in der Sonne und an der frischen Luft aufhält. Die Vitamine, Mineralien und phytoaktiven Verbindungen, die man auf dieser natürlichen Art und Weise aufnimmt, verleihen den Zellen im Körper lebenswichtige Energie.

Klingt doch gut, als Hundertjähriger munter im eigenen Garten hoch und runter zu spazieren, die lästigen Unkräuter per Hand zu entfernen, dabei fit zu bleiben und das frische Lieblingsgrünzeug direkt zu naschen? Wer seinen eigenen Garten pflegt, wird vorzugsweise auch diejenigen Pflanzen anbauen, die er / sie gerne isst.

Lässt sich dieses Langlebigkeits-Konzept auch auf Landwirte übertragen?

Nun leben Landwirte größtenteils auf dem Land, bewegen sich ganz viel, verbringen jede Menge Zeit im Grünen und sind meist sozial vernetzter als andere „moderne“ Berufe. Zwar bevorzugen viele meiner Kollegen aus der Landwirtschaft Fleischprodukte, d.h. sie ernähren sich ungesünder als die Bewohner der „Blue Zones“ — Gibt es dann Hinweise darauf, dass Landwirte länger leben?

Was sagen die Studien?

  • Landwirte leiden ein Drittel seltener an einer chronischen Krankheit (Brew, B; Inder, K; Allen, J; Thomas, M; Kelly, B: „The health and wellbeing of Australian farmers: a longitudinal cohort study“, in BMC Public Health, 2016. PMCID: PMC5025556)
  • Die Wahrscheinlichkeit an Krebs, Herzkrankheit oder Diabetes zu sterben ist geringer als bei der Allgemeinbevölkerung (Rafnsson, V; Gunnarsdottir, H: „Mortality among farmers in Iceland“, in International Journal of Epidemiology, 1989 Mar. PMID: 2722358)
  • Landwirte suchen 40% seltener einen Hausarzt auf als Arbeitnehmer aus anderen Berufen
  • In Japan z.B. haben selbständige Landwirte eine höhere Lebenserwartung als Nicht-Landwirte (Prof. Kenji Horiguchi, Prof. Masahiko Genma: „Secrets behind longevity of farmers“, von Waseda University Tokio, 2017.)

An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass die Landwirtschaft in der westlichen Welt nicht mehr viel mit der traditionellen Landwirtschaft zu tun hat. Übersetzt heisst das: wir haben Schwerstarbeit zu leisten, wir nutzen viel Technologie; einiges ist automatisiert, anderes wiederum erfolgt unter recht gefährlichen Bedingungen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld, vielfach arbeiten wir mit Krediten zur Finanzierung, erhöhen den Stresspegel deutlich. Vergessen dürfen wir auch nicht die Tatsache, dass wir mittlerweile recht viele Stunden am Computer sitzen, sei es um Rechnungen zu begleichen, Maschinen zu steuern oder Logistikwege zu optimieren. Hinzu kommen die ewigen Telefonate mit Mitarbeitern, Zulieferern von Maschinenteilen oder Serviceanbietern für eine Reparatur, die dringend ansteht.

Nicht desto trotz hält sich ein Landwirt, der eine mehr oder weniger moderne, hochtechnologisierte Landwirtschaft betreibt, weiterhin viel mehr als der Otto-Normalbürger, der die meiste Zeit seines Lebens tagsüber vor dem PC und abends vor dem TV verbringt, im Grünen auf.

Was lernen wir daraus?

Zwar ist Gartenarbeit nicht das „A“ und „O“ der Langlebigkeit, aber sie ist sehr wohl eine wichtige Komponente, die man aufgrund der oben aufgedeckten Erkenntnisse nicht vernachlässigen sollte. In Punkto mäßige körperliche Aktivität in Kombination mit frischer Luft, lebendigem Grün, Sonnenstrahlen und dem Plauschen mit Gleichgesinnten, ist diese sicherlich eine Tätigkeit, die von jedem in Erwägung gezogen sein sollte.

Schlussendlich muss man nicht sofort zum Vollgärtner mutieren, um von den vielen Vorteilen der Gartenarbeit zu profitieren. Diese Aktivität kann sicherlich auch als Hobby in einer Großstadt als Ausgleich zu einem langen Bürotag betrieben werden. Im Leben kommt es immer auf die Balance an, eine Weisheitm die wir in der westlichen Zivilisation scheinbar leider vergessen haben.

Gartenarbeit macht Spass. Wenn Langlebigkeit der Nebeneffekt ist, wird es sehr spannend, wie sie zudem unser Leben bereichern kann.

Bildquelle: Foto von Filip Urban auf Unsplash