Grillenmehl – jetzt auch in der EU zugelassen
Klingt Brot, Pasta und Pizza aus Grillenmehl schräg? Wohl nicht mehr allzu lang, denn die EU hat grünes Licht für die Verwendung von Grillenmehl in all diesen alltäglichen Produkten gegeben. Die Zulassung gilt erstmal für 5 Jahre.
Es scheint, als ob die Damen und Herren in Brüssel gar keinen richtigen Weihnachts- und Silvesterurlaub genommen haben, denn kaum startete das neue Jahr und prompt war das Gesetz zum Einsatz von Grillenmehl da. Für alle Interessierten, hier das Original vonseiten der Europäischen Kommission.
In Asien zählen Insekten zur Basisernährung. So wie bei uns Fleisch verzehrt wird, werden in Ländern wie z.B. Thailand oder Indonesien, Maden, Grillen und Co. verzehrt. Für mehr als zwei Milliarden Menschen sind die kleinen Lebewesen eine wichtige Proteinquelle, nicht aber hier bei uns in Europa. Das soll sich nunmehr ändern. Verkauft wird uns die „Delikatesse“ bzw. das Grundnahrungsmittel anderer Kulturen als geschmacksneutral, leicht züchtbar und mit einem hohen Nährstoffgehalt.
Lust auf einen Schnitzel mit Grillenmehl zubereitet?
Mit der Idee, Insekten und sonstige kleine Krabbeltiere zu uns nach Europa zu bringen, kokettiert die Lebensmittelindustrie schon länger. So wurde dieses Konzept bereits in Nestle’s Zukunftsstudie „Wie ist(s)t Deutschland 2030?“ dem Mainstream-Publikum präsentiert. Deshalb durften die Menschen heute nicht mehr allzu geschockt sein, wenn die bekannten Zeitungen und Zeitschriften diese kulinarische Initiative als etwas ganz Selbstverständliches und Natürliches vorstellen.
Für alle diejenigen, die neu hier auf Agrarbetrieb sind bzw. auch für meine regulären Leser, anbei eine kurze Liste mit Beiträgen, die ich über dieses Thema hier auf meinen Blog bereits veröffentlicht habe:
- Jetzt heißt es Mehlwürmer essen
- Gegrillte Heuschrecken und Mader: So isst Deutschland in 2030
- Sind Insekten das Nahrungsmittel der Zukunft?
- Bei Billa gibt es jetzt Insektenburger
Die nächste Debatte, die jetzt entfacht ist, hat mit dem Ort der Züchtung zu tun. Mit den ganzen Klimadiskussionen sowie im Zusammenhang mit dem Thema Regionalität, haben sich hiesige Firmen wie z.B. auch die Österreicher von ZIRP überlegt, die Insekten direkt hier in Europa zu züchten. Damit sollen zwei „Fliegen“ mit einer Klappe geschlagen werden: die Konsumenten essen Insekten aus der Region und man muss sich nicht auf die asiatischen Supply Chains beim Thema Importe verlassen. Marketingtechnisch kommt da sicherlich noch einiges hinzu wie z.B. Umweltverträglichkeit, leichter Transport, Geschmacksneutralität etc.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Würdet Ihr einen Schnitzel essen, der in Grillenmehl zubereitet wurde?
Wie wär’s mit einem Maden-Cocktail statt einem Scampi-Cocktail?
Oder einem Insektenburger statt dem gewohnten Double-Cheese-Beef-Burger?
Wenn der Konsument weiß, was er zu sich nimmt und darüber ausgiebig informiert wurde, dann halte ich es für eine gute Sache. Allerdings, wenn wir bald ins Restaurant gehen und auf der Menükarte diese kleinen Details nicht stehen, so wie es oft auch bei Allergenen der Fall ist, dann halte ich es für sehr schädlich.
Ich bin gespannt, wie viele Europäer bald Allergien auf Insekten und Co. entfalten werden und wie unsere überlasteten Gesundheitssysteme mit dieser neuen Problematik, insbesondere bei Kinder und Jugendlichen, klar kommen werden. Ich frage mich, wie viele diese Seite der Medaille durchleuchtet haben. Bei der stetig steigenden Anzahl an Lebensmittelallergiker und Menschen mit jeglichen Intoleranzen, finde ich es äußerst wichtig, dieses Thema im voraus schon anzupacken und nicht erst darauf zu warten, bis jemand sein wertvolles Leben daran verliert.
Züchtung als Verkaufsargument
Wir merken bereits, wie die ersten Firmen, die gesamte Diskussion auf die Züchtung lenken. Regionalität soll auch hier als Verkaufsargument verwendet werden. Schließlich wollen wir ja die hiesige Wirtschaft und die heimischen Unternehmen unterstützen.
Wie so eine Insektenfarm aussehen kann, sehen wir im nachfolgenden Videobeitrag. Es handelt sich hierbei um Nordamerikas größte Grillenfarm, bei welcher über 50 Millionen Grillen pro Woche geerntet werden.
Eins der größten Hürden für uns Europäer ist sicherlich die Idee, so ein kleines, bewegliches Tier zu essen. Für viele ist alleine schon die Vorstellung absolut eckelerregend. Andere wiederum würden nie auf die Proteinquelle Fleisch verzichten, um diese mit Insekten zu ersetzen. Da bedarf es jede Menge Aufklärung.
Bald dürfen wir Kuchen, Torten, Cookies, Chips, Schokobars und sonstige Snacks aus Grillenmehl zu uns nehmen. Wie viele die Inhaltsangaben wirklich lesen werden, bleibt abzuwarten. Ob der Handel gezwungen sein wird, dieses „kleine“ Detail gesondert auszuweisen und vor allem, wie lange, werden wir wohl alle live erleben. Wie es so schön heißt: auf zu neuen kulinarischen Ufern; lasst Euch überraschen.
Bildquelle: Foto von Primal Future auf Pixabay
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