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2023-11 Pflegebauernhof statt Seniorenheim - Agrarbetrieb

Pflegebauernhof statt Seniorenheim

Immer mehr Menschen suchen nach Alternativen zum klassischen Alters- bzw. Seniorenheim. Anstatt den ganzen Tag in einem „Kasten“ zu verbringen, wünschen sich unsere Senioren, ihren Lebensabend in der Natur, am besten auf dem Land zu verbringen. Ein Pflegebauernhof ist dafür eine ideale Lösung, um nicht nur mit anderen Gleichgesinnten auf dem Hof mit anzupacken, sondern auch länger aktiv zu bleiben.

Die Idee an sich ist nicht neu; was allerdings neu ist, ist die Tatsache, dass dieses Konzept bei kleinen, landwirtschaftlichen Betrieben vermehrt an Attraktivität gewinnt.

Wie kommt es dazu?

Die Abhängigkeit von Agrarsubventionen, der stetig steigende Preis- und Marktdruck führt immer mehr Betriebe ins Aus. Über das Thema Höfesterben habe ich hier auf Agrarbetrieb schon des Öfteren geschrieben. Siehe hierzu auch den Beitrag: Höfesterben in der digitalen Ära geht weiter.

Was tun also, wenn wir unsere Leidenschaft nicht an den Nagel hängen und das, was unsere Vorfahren mit ganz viel Schweiß und Mühe aufgebaut haben, nicht aufgeben wollen? Irgendwie muss man sich ja seinen Lebensunterhalt finanzieren.

Einen Pflegebauernhof betreiben ist sicherlich ein tolles Konzept.

Pflegebauernhof – Landleben mal ganz anders

Vor Kürze habe ich im SWR eine sehr interessante Doku über dieses Thema gesehen. Es ging um Guido Puschs Pflegebauernhof in Marienrachdorf, im Westerwald. Er gilt als Pionier dieser Idee, denn er gründete 2011 den ersten Pflegebauernhof Deutschlands.

Auf seinem Familienbetrieb wohnen derzeit 22 Senioren / Seniorinnen in jeweils zwei Wohngemeinschaften. Die pflegebedürftigen leben auf dem Hof, in einer ehemaligen Scheune und werden professionell vom Pflegepersonal betreut. Diejenigen, die aktiv und mobil sind, wohnen in einer Selbstversorger-WG in der Nachbarschaft.

Das Wichtige bei dem gesamten Konzept: jeder hilft mit, wie und wo er kann.

Ein ehemaliger LKW-Fahrer wartet den Traktor. Ein Ex-Landrat hilft bei der Geburt von Kälbern. Die einen versorgen die Rinder, Schweine, Schafe, Hühner, Gänse und Co. Wiederum andere helfen bei der Ernte oder beim Kochen. Diese sinnvollen Arbeiten halten die Bewohner aktiv und gleichzeitig auch glücklich, denn sie wissen, dass sie was für das Gemeinwohl tun. Ihre Arbeit wird nämlich wertgeschätzt.

Es ist ein ‚WIN-WIN‘ Situation. Ältere Menschen werden respektvoll behandelt und fühlen sich sehr wohl. Der Landwirt erwirtschaftet mit dieser sozialen Dienstleitung ein Einkommen, dass teils mehr Sicherheit bieten kann, also der Erwerb aus der Produktion von Lebensmitteln.

Leider kann ich das Video hier im Blog nicht direkt einbetten, deshalb füge ich den offiziellen Link aus der ARD Mediathek hier ein. Die Doku dauert 30 Minuten und ist absolut sehenswert.

SWR Doku aus der ARD Mediathek

Ein innovatives Konzept was sich auf andere Bauernhöfe übertragen lässt

Immer mehr Familienbetriebe, die oft einen Mehrgenerationen-Bauernhof betreiben, tun sich schwer mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Während Großinvestoren und Großkonzerne problemlos Land abzwacken, kämpfen die Kleinen ums Überleben.

Viele dieser Bauernhöfe suchen nach Alternativen, um ihr Bauernhof am Leben zu halten. Da kommt das Konzept des erweiterten Bauernhofs bzw. eines Pflegebauernhofs dem einen oder anderen Landwirt sehr entgegen.

Wenn Ihr ein Bauernhof habt bzw. einen erwerben möchtet und Ihr dieses Konzept attraktiv findet, dann könnt Ihr auf der Webseite „Zukunft Pflegebauernhof“ mit Guido Pusch und seinem Team inkl. Kooperationspartnern in Verbindung treten.

HIER geht’s zum Beratungskonzept.

Das ist doch eine großartige Idee, um sein Bauernhof am Leben zu halten, findet Ihr nicht auch?

Wenn Ihr mit dem Gedanken spielt, Euren Betrieb umzustellen bzw. zuerweitern, dann wendet Euch an das oben erwähnte Team.

Früher gab es keine Altersheime. Da war es selbstverständlich, dass die jüngeren Generationen sich um die Eltern und Großeltern kümmern. Das hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ob das eine gute oder schlechte Entwicklung ist, überlasse ich jedem selbst zu beurteilen.

Hut ab für meinen Landwirtschaftskollegen und seine Initiative unseren Senioren / Seniorinnen mit dem Pflegebauernhof ein schönes Lebensalter mitten in der Natur zu ermöglichen.

Bildquelle: Foto von Gustavo Fring auf Pexels

2022-06 Traegt Gartenarbeit zu einer hoeheren Lebenserwartung bei

Trägt Gartenarbeit zu einer höheren Lebenserwartung bei?

Leben Menschen, die als Hobby Gartenarbeit betreiben, länger als andere? Sind Landwirte gesünder als Nicht-Landwirte? Leiden Menschen, die eine enge Verbindung zur Natur haben und sich schwerpunktmäßig von Pflanzen aus dem eigenen Garten ernähren, weniger unter Krankheiten? Glaubt man den aktuellen Studien und den Bewohnern der „Blue Zones“, den Regionen, in den Langlebigkeit „normal“ ist, dann stimmen diese Aussagen durchaus.

Die wenigsten Erdbewohner werden bei Antworten auf die Frage, wie man ein langes, gesundes und erfülltes Leben hat, mit „nicht interessiert“ antworten. Dennoch, wie wertvoll es ist fit und aktiv zu sein, und dies auch im hohen Alter, merken wir leider erst dann, wenn alles nicht mehr so funktioniert, wie wir es uns gerne wünschen. Das gestresste Leben in der westlichen Zivilisation, das Rennen nach dem Geld, um die immer höher werdenden Kosten und Konsumwünsche zu decken, der ungesunde Lebensstil samt katastrophalen Essgewohnheiten, schlechter bzw. mangelnder Schlaf und eine völlige Entkoppelung von Mutter Natur haben bittere Konsequenzen.

Das dies auch anders funktionieren kann, zeigen uns vor allem die Bewohner der „Blue Zones“. Seit den Beiträgen über die „100+“-Jährigen, die Auto fahren, Bücher und Zeitschriften ohne Brille lesen, tanzen, arbeiten und überhaupt ganz aktiv am Leben teilnehmen, hat sich etwas im Bewusstsein der Menschen verändert. Man muss nicht zwangsweise an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden und die letzten Jahre seines wertvollen Lebens Arzttourismus betreiben. Es geht auch anders.

Wer sind diese Bewohner der Blue Zones und was haben sie gemeinsam?

Die Menschen aus folgenden Regionen der Welt sind für ihre Langlebigkeit bekannt:

  • Icaria (Griechenland)
  • Sardinien (Italien)
  • Nicoya (Costa Rica)
  • Loma Linda (Kalifornien)
  • Okinawa (Japan)

Die Regionen sind über die Welt verteilt, aber dennoch gibt einige Gemeinsamkeiten: eine auf Pflanzen basierende Ernährung, mäßige körperliche Aktivität und soziale Verbindungen. Hinzu kommt, dass viele dieser Einwohner kleine, persönliche Gärten pflegen, in denen sie bis ins hohe Alter arbeiten.

Körperliche und psychische Vorteile von Gartenarbeit

Ohne irgendwelche Untersuchungen zu lesen, wissen wir alle, dass ein Lebensstil im Freien, gesundes Essen, Bewegung und das Leben in einer Gemeinschaft für ein längeres Leben essentiell sind. Inwieweit Gärtner (egal ob Vollgärtner oder Hobby-Gärtner) mit einem längeren Leben bzw. einer besseren Lebensqualität im Alter rechnen können, können wir einer Reihe von Studien entnehmen:

  • Gartenarbeit senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol (Van den Berg, A; Custers, M: „Gardening promotes neuroendocrine and affective restoration from stress“, in Journal of Health Psychology, 2011 Jan. PMID: 20522508)
  • Tägliche Gartenarbeit führt zu einer 36% Reduktion von Demenz (Simons, L; Simons, J; McCallum, J; Friedlander, Y: „Lifestyle factors and risk of dementia: Dubbo Study of the Elderly“, in The Medical Journal of Australia, 2006 Jan. PMID: 16411871)
  • Gartenarbeit erweist sich als vorteilhaft auch bei Alzheimer’s (Detweiler, M; Murphy, P; Myers, L; Kim, K: „Does a wander garden influence inappropriate behaviors in dementia residents?“, in American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias, 2008 Feb-Mar. PMID: 18276956)

Selbstverständlich können wir die Langlebigkeit per se nicht zu 100% der Arbeit im Garten zuordnen, denn es kommen noch weitere Komponenten hinzu: der Verzehr von frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, sie sozialen Kontakte, die man pflegt, wenn man diese Produkte auf dem lokalen Markt verkauft oder in der Nachbarschaft gegen andere Güter tauscht sowie die Tatsache, dass man sich lange Zeit in der Natur, im Grünem, in der Sonne und an der frischen Luft aufhält. Die Vitamine, Mineralien und phytoaktiven Verbindungen, die man auf dieser natürlichen Art und Weise aufnimmt, verleihen den Zellen im Körper lebenswichtige Energie.

Klingt doch gut, als Hundertjähriger munter im eigenen Garten hoch und runter zu spazieren, die lästigen Unkräuter per Hand zu entfernen, dabei fit zu bleiben und das frische Lieblingsgrünzeug direkt zu naschen? Wer seinen eigenen Garten pflegt, wird vorzugsweise auch diejenigen Pflanzen anbauen, die er / sie gerne isst.

Lässt sich dieses Langlebigkeits-Konzept auch auf Landwirte übertragen?

Nun leben Landwirte größtenteils auf dem Land, bewegen sich ganz viel, verbringen jede Menge Zeit im Grünen und sind meist sozial vernetzter als andere „moderne“ Berufe. Zwar bevorzugen viele meiner Kollegen aus der Landwirtschaft Fleischprodukte, d.h. sie ernähren sich ungesünder als die Bewohner der „Blue Zones“ — Gibt es dann Hinweise darauf, dass Landwirte länger leben?

Was sagen die Studien?

  • Landwirte leiden ein Drittel seltener an einer chronischen Krankheit (Brew, B; Inder, K; Allen, J; Thomas, M; Kelly, B: „The health and wellbeing of Australian farmers: a longitudinal cohort study“, in BMC Public Health, 2016. PMCID: PMC5025556)
  • Die Wahrscheinlichkeit an Krebs, Herzkrankheit oder Diabetes zu sterben ist geringer als bei der Allgemeinbevölkerung (Rafnsson, V; Gunnarsdottir, H: „Mortality among farmers in Iceland“, in International Journal of Epidemiology, 1989 Mar. PMID: 2722358)
  • Landwirte suchen 40% seltener einen Hausarzt auf als Arbeitnehmer aus anderen Berufen
  • In Japan z.B. haben selbständige Landwirte eine höhere Lebenserwartung als Nicht-Landwirte (Prof. Kenji Horiguchi, Prof. Masahiko Genma: „Secrets behind longevity of farmers“, von Waseda University Tokio, 2017.)

An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass die Landwirtschaft in der westlichen Welt nicht mehr viel mit der traditionellen Landwirtschaft zu tun hat. Übersetzt heisst das: wir haben Schwerstarbeit zu leisten, wir nutzen viel Technologie; einiges ist automatisiert, anderes wiederum erfolgt unter recht gefährlichen Bedingungen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld, vielfach arbeiten wir mit Krediten zur Finanzierung, erhöhen den Stresspegel deutlich. Vergessen dürfen wir auch nicht die Tatsache, dass wir mittlerweile recht viele Stunden am Computer sitzen, sei es um Rechnungen zu begleichen, Maschinen zu steuern oder Logistikwege zu optimieren. Hinzu kommen die ewigen Telefonate mit Mitarbeitern, Zulieferern von Maschinenteilen oder Serviceanbietern für eine Reparatur, die dringend ansteht.

Nicht desto trotz hält sich ein Landwirt, der eine mehr oder weniger moderne, hochtechnologisierte Landwirtschaft betreibt, weiterhin viel mehr als der Otto-Normalbürger, der die meiste Zeit seines Lebens tagsüber vor dem PC und abends vor dem TV verbringt, im Grünen auf.

Was lernen wir daraus?

Zwar ist Gartenarbeit nicht das „A“ und „O“ der Langlebigkeit, aber sie ist sehr wohl eine wichtige Komponente, die man aufgrund der oben aufgedeckten Erkenntnisse nicht vernachlässigen sollte. In Punkto mäßige körperliche Aktivität in Kombination mit frischer Luft, lebendigem Grün, Sonnenstrahlen und dem Plauschen mit Gleichgesinnten, ist diese sicherlich eine Tätigkeit, die von jedem in Erwägung gezogen sein sollte.

Schlussendlich muss man nicht sofort zum Vollgärtner mutieren, um von den vielen Vorteilen der Gartenarbeit zu profitieren. Diese Aktivität kann sicherlich auch als Hobby in einer Großstadt als Ausgleich zu einem langen Bürotag betrieben werden. Im Leben kommt es immer auf die Balance an, eine Weisheitm die wir in der westlichen Zivilisation scheinbar leider vergessen haben.

Gartenarbeit macht Spass. Wenn Langlebigkeit der Nebeneffekt ist, wird es sehr spannend, wie sie zudem unser Leben bereichern kann.

Bildquelle: Foto von Filip Urban auf Unsplash

Direktvermarktung Studie belegt Trend

Direktvermarktung: Studien belegen den Trend

Eine aktuelle BMEL-Studie belegt das was innovative Landwirte schon länger wissen und geschickt umsetzen: immer mehr Betriebe switchen auf Direktvermarktung. Der Trend wird zu einer relevanten Überlebensalternative. Food-Coops, Hofläden, Verkaufsautomaten und Co. – sind spannende Optionen sowohl für konventionelle Betriebe als auch für Bio-Höfe.

Kein Zwischenhändler auf dieser Welt, egal wie smart und informiert dieser sein mag, kennt unsere Produkte und die dahinterliegenden Prozesse besser als wir Landwirte. Gleichzeitig, können Supermärkte und ihre Angestellten, trotz aller gesammelten und von Marktforschungsunternehmen eingekauften Daten, auf Kundenwünsche nicht besser reagieren als wir.

Wir sind diejenigen, die die harten Kundenfragen ohne Augenzucken direkt beantworten können. Bei uns liegt die Macht, wenn es darum geht, unsere Prozesse zu optimieren, um dadurch effizienter zu werden. Auch der Bereich Kreativität und das Austesten neuer Varianten wie z.B. Sanddorn oder wie in meinem konkreten Fall, Aroniabeeren anpflanzen, liegt in unserer Hand.

Klar tut sich der eine oder andere Landwirt mit Veränderungen schwer, aber uns bleibt in dieser schnelllebigen und teils absolut verrückten Welt nichts anderes übrig als uns anzupassen und sogar noch besser, Trends vorzugeben. Diejenigen, die das nicht schaffen, werden früher oder später ihre Betriebe schliessen müssen.

Es hängt so viel von unserer Denkweise ab.

Wir können rebellieren, auf die Strassen gehen, um etwas an den externen Faktoren zu ändern aber letzten Endes entscheidet sich der Krieg in unserem Kopf. Regeln, Gesetze, Politiker, Steuern usw. wird es immer geben. Die Mächtigen dieser Welt sind sehr kreativ und werden sich immer neue Tricks einfallen lassen. Wir müssen aber cleverer, schneller, flexibler und anpassungsfähiger sein als diese „Grüppchen“. Deshalb rückt auch das Thema Direktvermarktung vermehrt in den Vordergrund und beschäftigt immer mehr landwirtschaftliche Betriebe.

Direktvermarktung als zusätzliches Einkommensstandbein

Ein paar Eckdaten zur Studie „Innodirekt“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL):

  • Titel der Studie: „Neue und innovative Formen der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte – Analyse und Erarbeitung von Handlungsempfehlungen“
  • Projektlaufzeit: 1. Dezember 2017 bis 30. Januar 2020
  • Zuwendungsempfänger: ECOZEPT GbR, Freising
  • Durchgeführt im Rahmen des Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
  • Befragte: 200 ökologisch und konventionell wirtschaftende Landwirte mit Direktvermarktung, 40 Experten und 670 Kunden
  • Analyse: 10 Leuchtturmprojekte in drei Ländern

Die 288-seitige Studie und der Abschlussbericht sind auf Orgprints.org frei abrufbar. Darin sind u.a. auch ein paar wertvolle Handlungstipps zum Ausbaupotenzial der Direktvermarktung enthalten.

Bevor wir auf das eingehen was wirklich zählt, nämlich konkrete Tipps und Handlungsempfhlungen, anbei noch zwei Zahlen die uns die Studie verrät:

  • 47% der befragten konventionellen Betriebe wollen ihre Direktvermarktungstätigkeiten ausbauen
  • 70% der befragten Bio-Höfe setzen in den kommenden Jahren verstärkt auf Direktvermarktung

Kommen wir nun zu den konkreten Tipps.

Welche Formen der Direktvermarktung sind vielversprechend?

FOOD-COOPS

Kooperationen und Partnerschaften werden zukünftig eine extrem wichtige Rolle spielen. Hierbei muss man sowohl vertikal als auch horizontal denken, d.h. Kooperationen innerhalb der Landwirtschaft und des Ernährungssektors (z.B. mit dem Lebensmittelhandwerk, Viehzüchtern oder Winzer) aber auch überbetriebliche Partnerschaften mit Branchen außerhalb des Agrar- und Ernährungssektors (z.B. mit Tourismusanbietern, Bildungsträgern oder Pflegeeinrichtungen).

Einerseits geht es um Sortimentserweiterung, um dadurch eine größere Markt- / Kundenabdeckung zu erzielen und andererseits, auch darum Synergien z.B. mit anderen Abteilungen zu nutzen.

„Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.“

— Friedrich von Schiller

POWER KOMBO OFFLINE-ONLINE

In Krisenzeiten bewährt sich diese Strategie am besten: fällt Offline weg, können wir auf Online umstellen; vorausgesetzt wir sind auf Beiden präsent.

Nichts spricht gegen eine Kombination zwischen analoger Direktvermarktung quasi mit „Live“-Kundenkontakt und der digitalen Vermarktung. Im zweiten Fall können Chatbots die Kommunikation starten, um anschließend auf z.B. Skype-Anfragen oder Zoom-Meetings auszuweichen.

E-Commerce Webseiten mit integrierten Shopping Carts, Online-Bestellformularen und Payment-Methoden leisten wahre Wunder. Wer noch etwas Kleingeld hat, um in eine App zu investieren, kann zusätzlich eine weitere Onlinedistributionsplattform aktivieren.

Wichtig hierbei: die App kann selbstverständlich auch durch eine Food-Coop finanziert werden. Immer integriert denken und Synergien nutzen.

24 / 7

Wir leben in der Amazon- bzw. SOFORT-Gesellschaft. Die Menschen wollen alles sofort haben. Wie lange es gedauert hat, um eine Marke aufzubauen oder wieviel Arbeit dahinter steckt, um frisches Gemüse in den Laden zu bringen, interessiert kaum jemanden. Mit einem Klick muss alles funktionieren und wenn nicht, dann regnet es nur so mit negativen Kundenrezessionen. Wir leben in einer verrückten Welt.

Verfügbarkeit rund um die Uhr – 24 Stunden, 7 Tage lang – so die Nachfrage.

Zu den Angebotsalternativen in punkto Direktvermarktung zählen u.a. Verkaufsautomaten, Selbstpflückfelder oder Vertrauenskassen.

VERTRIEBSKANÄLE MIXEN

Wer mehrere unterschiedliche Vertriebskanäle aktivieren kann, der sollte diese Chance sehr gezielt nutzen.

Beispiele von Vertriebskanälen: Hofläden, Verkaufsautomaten, Marktschwärmereien, Drive-Ins, E-Commerce Plattformen, Apps etc.

Direktvermarktung – Mehrwert für unsere Kunden, Erlöse für Landwirte

Regionalität, Bio, Frische, Exklusivität, Authentizität, Glaubwürdigkeit … es handelt sich hierbei um viel mehr als nur ein paar Schlagwörter.

Die Studie belegt, dass Direktvermarktung bei Ökobetrieben eine weitaus höhere Bedeutung hat, als bei konventionellen Betrieben. Die Kunden von heute legen einen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit – egal ob Bio oder konventionell, und die meisten von ihnen sind bereit das entsprechend zu honorieren.

Fällt der Zwischenhändler weg, dann können Landwirte endlich einen fairen und ehrlichen Preis verlangen, d.h. sie haben endlich die Gelegenheit die realen Produktionskosten in den Verkaufspreis zu integrieren. Der ganze Verwaltungsapparat und die unendlichen Zwischenstellen fallen weg; der Erzeuger kann nun mit dem Kunden direkt kommunizieren. Win-Win.

Ehrliche Produkte mit einer nachvollziehbaren Herkunft zu fairen Preisen – das ist ein absoluter Turbobooster in punkto Kundenbindung. Diejenigen die in ländlichen Regionen leben und über eine größere Sortimentsbreite verfügen, können die „schlechte“ Infrastruktur zu ihren Gunsten nutzen und ihre Produkte im Rahmen eines One-Stopp-Shops entsprechend präsentieren.

Die oben aufgeführten Wege, Tipps und Methoden sind nicht als absolut zu betrachten; hybride Strategien können durchaus magische Kräfte entwickeln. Die Power liegt in der Mischung.

Zuletzt noch ein Hinweis zum Lieferservice, ein Aspekt der in der obigen Studie nicht ausführlich erläutert wurde. In der Zeit von Uber Eats, Panda und Glovo lassen sich mit etwas Kreativität auch für z.B. Obst- und Gemüseanbauer tolle neue Lieferkonzepte auf die Beine stellen.

Direktvermarktung ist eine heiße Sache. Das wissen die Supermärkte und Discounter nur allzu gut. Die kommenden Jahre werden den Weg frei machen für neue Wettbewerbsfelder. Seid Ihr dafür gewappnet?

Foto: Alexas_Fotos / Pixabay.com

Superfoods zur Unterstuetzung des Immunsystems

3 Superfoods zur Unterstützung des Immunsystems

Ein starkes Immunsystem ist die effektivste Verteidigungslinie unseres Körpers gegen Krankheitserreger aller Art (Bakterien, Viren & Co.). Stress und Angst schwächen die Abwehr. Umso wichtiger ist es daher sich Unterstützung aus der Natur zu holen. Sogenannte Superfoods sind wertvolle Helfer im Kampf gegen das „Unsichtbare“.

Bei dem Begriff Superfoods denken die meisten an etwas Exotischem; dabei wimmelt es in unseren heimischen Gärten nur so vor Super-Kräuter, Super-Früchte und Super-Gemüse. Fakt ist, dass unsere Lebensweise und u.a. auch der „Push“ in Richtung Monokulturen alles andere als vorteilhaft für unsere Böden ist. Selbstverständlich versuchen wir in der Landwirtschaft mit nachhaltigen und ökologischen Landbaumethoden den Boden einerseits zu schützen und andererseits auch zu verbessern, aber es ist nicht so leicht wie viele sich das vorstellen.

Von Experten hören wir immer wieder, dass wir bei einer abwechslungsreicher Ernährungsweise keinen Mangel zu befürchten haben. Aber ist das wirklich so? Liefert uns ein absolut überstrapazierter Boden und die ganzen Monokulturen tatsächlich alle Nährstoffe die wir benötigen und das in einer ausreichenden Menge?

Wie so oft im Leben, klaffen auch bei diesem Thema die Meinungen stark auseinander. Viele Menschen sind überfordert und verwirrt. Das Sprichwort „Im Zeitalter der Information ist Unwissenheit eine Wahl“ stimmt schon, nur was tun mit derart gegensätzlichen Informationen und Aussagen?

Gleichzeitig wachen immer mehr Menschen auf und realisieren, dass es nichts bringt ihr wertvolles Leben den externen Umständen, Einflüssen und Meinungen zu überlassen. Früher oder später kommt der Zeitpunkt wo wir uns eingestehen müssen, dass wir selbst der Kapitän unseres Lebens sind und endlich die Kontrolle und Verantwortung dafür übernehmen müssen.

Wir alle sind einzigartige Wesen, die es verdienen ein schönes, gesundes, frohes, liebevolles und vor allem sinnvolles Leben zu führen. Die Natur war schon immer unser engster Begleiter und deshalb spielen Superfoods solange wir diesen Planeten bewohnen, eine wichtige Rolle.

Superfoods – Kraftnahrung aus der Natur

Heute möchte ich Euch mit zwei Exoten und einem heimischen Superfood näher bekannt machen. Vielleicht habt Ihr das eine oder andere selbst schon ausprobiert.

1. REISHI – Ein ganz besonderer Vitalpilz

Der berühmteste Vitalpilz überhaupt ist Reishi, auch bekannt unter dem Namen Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum). Aufgrund seines sehr breiten Anwendungsspektrums wird er als „König der Vitalpilze“ bezeichnet. Die Chinesen gaben Reishi auch den Namen „Pilz der Unsterblichkeit“.

Die wichtigsten Wirkstoffgruppen sind die Triterpene und die Beta-Glucane. Wenn Ihr den Begriff „Reishi“ in der renommiertesten medizinischen Literaturdatenbank PubMed eingibt, dann erscheinen 1.093 Einträge. Es sind einzelne Artikel aus bis zu 4.500 medizin-relevanten Fachzeitschriften (schwerpunktmäßig englischsprachig). Die Studien belegen die Wirkung von Reishi bei Krebspatienten, Herz-Kreislauf-Störungen, Asthma, Bronchitis, Infekte, Allergien und vieles mehr.

Reishi besitzt folgende Eigenschaften:

  • entzündungshemmend
  • antibakteriell
  • antiviral
  • schleimlösend
  • husten- und schmerzstillend
  • beruhigend, den gesunden Schlaf unterstützend
  • reguliert das Zentrale Nervensystem

„Reishi-Komponenten binden direkt an die Viren (1) und stören den Prozess, bei dem sich Viren an gesunde Körperzellen anlagern und in diese eindringen, um eine Infektion zu verursachen (2)“.

– Studie (1): SK, Kim YS, Lee CK, Han SS. Possible mode of antiviral activity of acidic protein bound polysaccharide isolated from Ganoderma lucidum on herpes simplex viruses. J Ethnopharmacol 2000 Oct; 72 (3): 475-81.
– Studie (2): Liu J, Yang F, Ye LB, et. al. Possible mode of action of antiherpetic activities of a proteoglycan isolated from the mycelia of Ganoderma lucidum in vitro. J Ethnopharmacol. 2004 Dec; 95 (2-3): 265-72.

Anwendungsbereiche für Reishi:

  • Zielorgane: Herz, Lunge, Leber, Gehirn, Zentrales Nervensystem
  • Allergien
  • Pseudoallergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • regenerierende Wirkung auf die Bronchialschleimhaut
  • Herz-Kreislauf (koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen)
  • Venenerkrankungen, Thrombosen, Embolien
  • Blutgerinnungshemmung
  • Fibromyalgie
  • bei Nervenleiden (Depression, Schlaflosigkeit, Alzheimer, Parkinson)
  • Leber- und Strahlenschutz
  • usw.

Wissenschaftliche Studien:

Hier findet Ihr alle 1.093 Studien zu Reishi. Neues PubMed-Portal. Altes PubMed-Portal.

2. SCHWARZKÜMMELÖL – Der Allergie-Killer aus Ägypten

Auf Superfood #2 brachte mich eine Freundin. Sie leidet nämlich an einer Birkenpollenallergie. Bis heute hat sie alles mögliche ausprobiert, u.a. auch die „magische“ Hyposensibilisierung – die ihr im Endeffekt nichts gebracht hat. Also griff sie nach mehreren Recherchen auf die Kraft aus der Natur zurück und entdeckte auf ihrer Reise das ägyptische Schwarzkümmelöl (Nigella sativa) worauf sie heute schwört. Sie hat keine Symptome mehr, kann während der aggressiven Blütezeit wieder alles essen und ist sehr glücklich.

Es gibt mehr als 700 wissenschaftliche Studien die belegen, dass Schwarzkümmelöl bei Allergien, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Asthma, Harnwegserkrankungen oder Krebs effektiv eingesetzt werden kann.

Das Öl wird im nahen Osten seit über 2.000 Jahren in verschiedensten Bereichen eingesetzt. Die altägyptischen Leibärzte der Pharaonen rühmten die heilenden Eigenschaften des Schwarzkümmelöl. Kein Wunder, dass Archäologen eine Flasche mit dem „schwarzen Gold der Pharaonen“ bei der Mumie des Königs Tutanchamun fanden. [Quelle: Zohary and Hopf, 2001]

Anwendungsgebiete für Schwarzkümmelöl:

  • Allergien und Heuschnupfen
  • Asthma
  • Haut: Akne und Pickel
  • Haare: Erneuerung der Haarzellen, Verbesserung der Haarstruktur
  • ADHS bei Kindern
  • Regulierung des Hormonhaushalts
  • Bluthochdruck
  • Blähungen, gestörte Verdauung
  • Hemmt und unterbindet das Wachstum von Krebszellen / zerstört Tumorzellen
  • Regt das Wachstum von Knochenmarkszellen
Quelle: Reformhaus Engelhardt GmbH & Co. KG, YouTube

Wissenschaftliche Studien:

Wenn Ihr auf PubMed den Begriff „black cumin“ oder „Nigella sativa“ eingibt, dann erscheinen 1.483 medizinische Studien. Alle relevanten Studien inkl. Anwendungsgebiete findet Ihr auf PubMed.

3. ARONIA – Ein kraftvoller Antioxidant aus Franken

Nach den beiden Exoten, musste auch ein heimischer Superfood her. Zwar hat dieses attraktive Wildobst seine Wurzeln in Nordamerika, aber seit meiner Reise vor ein paar Jahren in Peru, pflanze ich es im schönen Frankenländle ebenfalls an. Siehe hierzu die Marke FrankenAronia.

Da ich schon öfters über Aronia und seine heilende Wirkung — insb. im Kampf gegen Darmkrebs — geschrieben habe, präsentiere ich Euch heute die jeweiligen Anwendungsgebiete kurz zusammengefasst.

Aronia: das attraktive Wildobst aus Nordamerika jetzt bei uns erhältlich

Mit der geballten Power von Aronia den Winter gut überstehen

5 Superfoods für mehr Power im Winter

5 Superbeeren und ihre magischen Kräfte

Anwendungsgebiete für Aroniaprodukte:

  • Hemmt das Wachstum von Krebszellen / hemmt die Zellteilung der Krebszellen
  • Schützt vor radioaktiven Strahlen und den negativen Auswirkungen von Zytostatika (Chemotherapie)
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Magen- und Lebererkrankungen / unterstützt die Verdauung
  • Stärkung des Immunsystem
  • Wirkt antidiabetisch, entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral

Wissenschaftliche Studien:

Es gibt derzeit 407 medizinische Studien welche die positiven Wirkungen von Aronia (Aroniabeeren / Aroniasaft / Aroniapulver / Aroniakapseln etc.) auf unseren Körper belegen. Ihr findet alle diese Studien auf PubMed.

SUPERFOODS – Mehr als ein Mythos

Mythos oder doch Realität?

Viele regen sich über den Begriff Superfoods auf, was marketing- und vertriebstechnisch hoch wirksam ist. Allerdings steckt hinter diesem Wort wesentlich mehr als ein Werbe-Hype.

Die Natur ist sehr mächtig. Sie bietet uns einen wunderbaren Lebensraum. Die Natur bietet uns alles was wir brauchen. Diese Weisheit erkannten nicht nur die Altägypter, sondern auch die Chinesen und Indianer. Dann kam der moderne Mensch und patentierte das was uns die Natur in voller Pracht hergibt (kostenlos wohlgemerkt), um damit Geld zu machen. Die Welt der Medikamente und der Pharma-Industrie entstand. Seitdem scheint diese Entwicklung bzw. diesen Boom nichts mehr aufzuhalten.

Die westliche Medizin und Medikamente haben ihren Platz, aber das was wir heute weltweit treiben hat absolut nichts mehr mit dem Ursprung der Medizin zu tun. Kein Wunder, dass wir mit Super-Bugs und Antibiotikaresistenzen kämpfen. Dafür haben wir mit unserer Cleverness jegliche Gesetze und Prinzipien der Natur außer Kraft gesetzt. So müssen wir heute zusehen, wie sich das von uns aufgebaut System gegen uns wendet. Die Natur wird immer gewinnen und das ist auch gut so.

„Eine Gesellschaft, die Heilmittel geheim hält, damit weiter Medikamente mit gigantischen Gewinnen verkauft werden können, ist keine echte Gesellschaft, sondern eine riesige Irrenanstalt.“

— Dr. Sebi alias Alfredo Darrington Bowman

Ignoriert die Superfoods nicht. Es muss sich dabei nicht um Reishi oder Schwarzkümmelöl handeln.

Petersilien, Spinat, Sanddorn, Heidelbeeren… – sie alle findet Ihr in Eurer Region und sogar im eigenen Garten. Sie alle sind auch Superfoods, die Euch helfen, Euer Immunsystem zu unterstützen und gleichzeitig auch zu stärken.

Foto: 5389939 / Pixabay.com

Direktvermarktung mit Pfiff

Direktvermarktung mit Pfiff: vom Landwirt direkt zum Konsumenten

Das Konzept der Direktvermarktung sorgt für ein Erdbeben. Die Großen haben es bereits verstanden: der Weg direkt zum Endverbraucher – das ist die Zukunft. Keine Zwischenhändler mehr. Ein reibungsloses System. Es lebe die sogenannte „disruption economy“.

Am 16. Juni 2017 sorgte Amazon für Schlagzeilen. Der Onlinegigant kaufte die weltweit größte Biosupermarktkette für 13,7 Milliarden US-Dollar. (Quelle: Forbes) Der US-amerikanische Konzern mit Sitz in Seattle war bereits mit AmazonFresh unterwegs, doch das reichte dem Unternehmen nicht. Amazon wollte schnell an Marktanteile kommen und verstärkt Zugriff auf die Belange und Wünsche der Konsumenten haben.

Wer ein Imperium aufbaut und seine Macht behalten möchte, muß den Endverbraucher kennen und direkten Zugriff zu diesem haben.

Amazon versteht die Power die hinter dem Begriff Direktvermarktung steht nur allzu gut.

Es blieb aber nicht dabei. Der Tech-Gigant, der bekannt dafür ist, schwerwiegende Störungen im Wirtschaftsgeschehen herbeizuführen, schnappte vor ein paar Monaten erneut zu. Dieses Mal war der Immobilienmarkt dran.

Im Juli 2019 ging Amazon eine Partnerschaft mit Realogy ein und setzte Immobilienmakler weltweit ins Staunen. (Quelle: CNBC) Realogy ist nämlich der größte Vermittler von Wohnimmobilien in den USA. Zur Gruppe zählen renommierte Makler wie Sotheby’s, Coldwell Banker oder Century 21. Damit nutzt Amazon maximal die Gelegenheit aus, den Prozess des Immobilienkaufs ins digitale Zeitalter zu bringen. Klassische Maklerunternehmen schauen verblüfft zu.

Disrupting the economy – das hat Amazon immer wieder aufs Neue bewiesen. Kein Industriezweig ist mehr sicher. Es kann und wird früher oder später jede Branche treffen.

Das Imperium schlägt zurück

Wir müssen jedoch nicht immer über den Ozean blicken, um zu verstehen, was gerade „abgeht“. Hierzulande passiert auch einiges, vielleicht etwas gediegener und langsamer, aber auch Deutschland ist von dieser Evolution betroffen.

Denkt doch mal nach, Aldi befand sich vor Kürze erneut auf einer Einkaufstour in Ostdeutschland. Die Erben des Discounters haben nach der Übernahme des Agrarbetriebs Kayna eG im Süden Sachsen-Anhalts nun auch die Geithainer Landwirtschafts GmbH gekauft.

Warum kauft Aldi landwirtschaftliche Großbetriebe?

Überlegt doch mal.

Die Aldi-Erben verstehen nur allzu gut was in der nächsten Dekade auf sie zukommt und beziehen heute schon Position.

Kein Zwischenhändler mehr? Der Hersteller bzw. Landwirt soll direkt mit dem Endverbraucher kommunizieren und an diesen gleichzeitig auch noch direkt verkaufen? Wo bleiben dann Aldi & Co.?

Direktvermarktung ist für jeden Zwischen-Mann/Frau ein riesen Problem. Und so kommt es, dass der Begriff Marke bzw. Brand eine ausserordentlich große Rolle spielen wird. Menschen werden von bekannten Marken bzw. Personen kaufen. Aldi will diese Power aufbauen, denn ohne eine konkrete Nachfrage für Aldi-Brands wird es den Discounter auf kurz oder lang nicht mehr geben.

Die ganze Direktvermarktungs-Geschichte geht Hand in Hand mit der Blockchain-Technologie. Das Zittern in der Politik und Finanzwelt ist gigantisch. Deshalb wird dieses Prinzip ähnlich wie auch im Falle der Kryptowährung, nicht besonders unterstützt. Ob die mächtigsten Staaten dieser Welt (z.B. USA, Russland, China) das jemals zulassen werden, bleibt abzuwarten.

Direktvermarktung schafft Transparenz und sorgt für absolute Klarheit. In einer Welt, wo keiner mehr zwischen echt und unecht, authentisch und gespielt, so richtig unterscheiden kann, verspricht die Beziehung Produzent-Endverbraucher frische Kraft.

Landwirtschaftliche Direktvermarktung verspricht nachvollziehbare Herkunft und Frische

Was bedeutet Direktvermarktung ganz konkret für uns Landwirte?

Kurz und schmerzlos: wir verkaufen unsere landwirtschaftliche Produkte direkt an den Endverbraucher. Kein Rewe, Edeka, Aldi und Co. mehr.

Vorteile für den Endverbraucher:

  • Frische und Qualität weil direkt vom Hof; keine Qualitätsminderung
  • Endverbraucher weiß von wem er kauft, kann Fragen stellen und kriegt diese auf der Stelle beantwortet (Fachkompetenz)
  • Vertrauen wird aufgebaut
  • starke Kundenbindung
  • Endverbraucher zahlt für die Ware, keine Handelsspanne für Zwischenhändler oder sonstige ‚versteckte‘ Kosten

Vorteile für den Landwirt:

  • Landwirt weiß worauf Kunden wert legen und kann sein Sortiment / Angebot entsprechend anpassen
  • frische Ware direkt aus dem Garten
  • kann regionale und saisonale Produkte anbieten ohne dafür zusätzliche Listungsgelder dem Handel zu zahlen
  • Handelsspanne verbleibt im Betrieb
  • Vertrauensbasis
  • Kundenbindung

Selbstverständlich hat das Konzept der Direktvermarktung nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile wie z.B. Neukundenaquise ist schwer, Kunden erwarten lange Öffnungszeiten, die Nähe zu Ballungsgebieten ist nicht immer gegeben.

Wie sieht die Zukunft der Direktvermarktung aus?

Basierend auf das was derzeit weltweit passiert, wird das Konzept in den kommenden Jahren deutlich an Fahrt aufnehmen. Es gibt jedoch ein Hindernis, wenn man das so bezeichnen kann. Ich rede hierbei von ‚Bequemlichkeit‘.

Wir Menschen sind sehr bequem geworden. Ein Kaffee auf die Hand, Fast Food und verpacktes Essen wo man nur hinschaut, ein paar Klicks auf dem Smartphone und schon bekommen wir die heisse Suppe direkt ins Wohnzimmer geliefert. Woher dieses Essen stammt, welche Zutaten sich darin befinden und ob das alles wirklich so gesund ist, gilt für viele als Nebensache.

Dann gibt es die Menschen die auf Gesundheit achten, für die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt, die wissen wollen woher ihre Produkte stammen und was sie ihrem Körper wirklich antun. Für diese Menschen ist Direktvermarktung das perfekte Konzept.

Ob wir die Fast-Food-Generation für unsere landwirtschaftliche Produkte die sie direkt bei uns auf dem Hof erwerben können (oder direkt Online bestellen können!), jemals begeistern werden, ist eine andere Debatte. Vielleicht wenn sie älter werden oder eher, wenn sie merken, wie schädlich das was sie essen und die Mengen die sie verzehren für ihre Gesundheit sind.

Direktvermarktung ist eine tolle Chance für kleine Betriebe. Wie gesagt, Ihr müsst keinen Laden aufmachen, wenn Ihr die Kapazitäten dafür nicht habt. Ihr könnt jederzeit einen Onlinehandel betreiben. Der Konsument kauft trotzdem direkt von Euch. Das tolle dabei: die beliebte Zutat ‚Bequemlichkeit‘ wird zum Bestandteil Eures Erfolgsrezepts.

Wie setze ich persönlich dieses Konzept um?

Indem ich meine Aroniabeeren unter der Marke FrankenAronia direkt an den Endverbraucher vermarkte. Das Feedback ist gigantisch und ich liebe die Interaktion mit den Kunden. Sie können mir Fragen stellen und kriegen diese auf der Stelle beantwortet. Das kriegt keine Handelskette hin. Das ist unsere absolute Stärke als Landwirt und der Endverbraucher schätzt diese Fachkompetenz enorm.

Eure Meinung zur Direktvermarktung – Seid Ihr ein Fan davon oder eher nicht? Wieso?