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2022-06 Traegt Gartenarbeit zu einer hoeheren Lebenserwartung bei

Trägt Gartenarbeit zu einer höheren Lebenserwartung bei?

Leben Menschen, die als Hobby Gartenarbeit betreiben, länger als andere? Sind Landwirte gesünder als Nicht-Landwirte? Leiden Menschen, die eine enge Verbindung zur Natur haben und sich schwerpunktmäßig von Pflanzen aus dem eigenen Garten ernähren, weniger unter Krankheiten? Glaubt man den aktuellen Studien und den Bewohnern der „Blue Zones“, den Regionen, in den Langlebigkeit „normal“ ist, dann stimmen diese Aussagen durchaus.

Die wenigsten Erdbewohner werden bei Antworten auf die Frage, wie man ein langes, gesundes und erfülltes Leben hat, mit „nicht interessiert“ antworten. Dennoch, wie wertvoll es ist fit und aktiv zu sein, und dies auch im hohen Alter, merken wir leider erst dann, wenn alles nicht mehr so funktioniert, wie wir es uns gerne wünschen. Das gestresste Leben in der westlichen Zivilisation, das Rennen nach dem Geld, um die immer höher werdenden Kosten und Konsumwünsche zu decken, der ungesunde Lebensstil samt katastrophalen Essgewohnheiten, schlechter bzw. mangelnder Schlaf und eine völlige Entkoppelung von Mutter Natur haben bittere Konsequenzen.

Das dies auch anders funktionieren kann, zeigen uns vor allem die Bewohner der „Blue Zones“. Seit den Beiträgen über die „100+“-Jährigen, die Auto fahren, Bücher und Zeitschriften ohne Brille lesen, tanzen, arbeiten und überhaupt ganz aktiv am Leben teilnehmen, hat sich etwas im Bewusstsein der Menschen verändert. Man muss nicht zwangsweise an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden und die letzten Jahre seines wertvollen Lebens Arzttourismus betreiben. Es geht auch anders.

Wer sind diese Bewohner der Blue Zones und was haben sie gemeinsam?

Die Menschen aus folgenden Regionen der Welt sind für ihre Langlebigkeit bekannt:

  • Icaria (Griechenland)
  • Sardinien (Italien)
  • Nicoya (Costa Rica)
  • Loma Linda (Kalifornien)
  • Okinawa (Japan)

Die Regionen sind über die Welt verteilt, aber dennoch gibt einige Gemeinsamkeiten: eine auf Pflanzen basierende Ernährung, mäßige körperliche Aktivität und soziale Verbindungen. Hinzu kommt, dass viele dieser Einwohner kleine, persönliche Gärten pflegen, in denen sie bis ins hohe Alter arbeiten.

Körperliche und psychische Vorteile von Gartenarbeit

Ohne irgendwelche Untersuchungen zu lesen, wissen wir alle, dass ein Lebensstil im Freien, gesundes Essen, Bewegung und das Leben in einer Gemeinschaft für ein längeres Leben essentiell sind. Inwieweit Gärtner (egal ob Vollgärtner oder Hobby-Gärtner) mit einem längeren Leben bzw. einer besseren Lebensqualität im Alter rechnen können, können wir einer Reihe von Studien entnehmen:

  • Gartenarbeit senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol (Van den Berg, A; Custers, M: „Gardening promotes neuroendocrine and affective restoration from stress“, in Journal of Health Psychology, 2011 Jan. PMID: 20522508)
  • Tägliche Gartenarbeit führt zu einer 36% Reduktion von Demenz (Simons, L; Simons, J; McCallum, J; Friedlander, Y: „Lifestyle factors and risk of dementia: Dubbo Study of the Elderly“, in The Medical Journal of Australia, 2006 Jan. PMID: 16411871)
  • Gartenarbeit erweist sich als vorteilhaft auch bei Alzheimer’s (Detweiler, M; Murphy, P; Myers, L; Kim, K: „Does a wander garden influence inappropriate behaviors in dementia residents?“, in American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias, 2008 Feb-Mar. PMID: 18276956)

Selbstverständlich können wir die Langlebigkeit per se nicht zu 100% der Arbeit im Garten zuordnen, denn es kommen noch weitere Komponenten hinzu: der Verzehr von frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, sie sozialen Kontakte, die man pflegt, wenn man diese Produkte auf dem lokalen Markt verkauft oder in der Nachbarschaft gegen andere Güter tauscht sowie die Tatsache, dass man sich lange Zeit in der Natur, im Grünem, in der Sonne und an der frischen Luft aufhält. Die Vitamine, Mineralien und phytoaktiven Verbindungen, die man auf dieser natürlichen Art und Weise aufnimmt, verleihen den Zellen im Körper lebenswichtige Energie.

Klingt doch gut, als Hundertjähriger munter im eigenen Garten hoch und runter zu spazieren, die lästigen Unkräuter per Hand zu entfernen, dabei fit zu bleiben und das frische Lieblingsgrünzeug direkt zu naschen? Wer seinen eigenen Garten pflegt, wird vorzugsweise auch diejenigen Pflanzen anbauen, die er / sie gerne isst.

Lässt sich dieses Langlebigkeits-Konzept auch auf Landwirte übertragen?

Nun leben Landwirte größtenteils auf dem Land, bewegen sich ganz viel, verbringen jede Menge Zeit im Grünen und sind meist sozial vernetzter als andere „moderne“ Berufe. Zwar bevorzugen viele meiner Kollegen aus der Landwirtschaft Fleischprodukte, d.h. sie ernähren sich ungesünder als die Bewohner der „Blue Zones“ — Gibt es dann Hinweise darauf, dass Landwirte länger leben?

Was sagen die Studien?

  • Landwirte leiden ein Drittel seltener an einer chronischen Krankheit (Brew, B; Inder, K; Allen, J; Thomas, M; Kelly, B: „The health and wellbeing of Australian farmers: a longitudinal cohort study“, in BMC Public Health, 2016. PMCID: PMC5025556)
  • Die Wahrscheinlichkeit an Krebs, Herzkrankheit oder Diabetes zu sterben ist geringer als bei der Allgemeinbevölkerung (Rafnsson, V; Gunnarsdottir, H: „Mortality among farmers in Iceland“, in International Journal of Epidemiology, 1989 Mar. PMID: 2722358)
  • Landwirte suchen 40% seltener einen Hausarzt auf als Arbeitnehmer aus anderen Berufen
  • In Japan z.B. haben selbständige Landwirte eine höhere Lebenserwartung als Nicht-Landwirte (Prof. Kenji Horiguchi, Prof. Masahiko Genma: „Secrets behind longevity of farmers“, von Waseda University Tokio, 2017.)

An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass die Landwirtschaft in der westlichen Welt nicht mehr viel mit der traditionellen Landwirtschaft zu tun hat. Übersetzt heisst das: wir haben Schwerstarbeit zu leisten, wir nutzen viel Technologie; einiges ist automatisiert, anderes wiederum erfolgt unter recht gefährlichen Bedingungen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld, vielfach arbeiten wir mit Krediten zur Finanzierung, erhöhen den Stresspegel deutlich. Vergessen dürfen wir auch nicht die Tatsache, dass wir mittlerweile recht viele Stunden am Computer sitzen, sei es um Rechnungen zu begleichen, Maschinen zu steuern oder Logistikwege zu optimieren. Hinzu kommen die ewigen Telefonate mit Mitarbeitern, Zulieferern von Maschinenteilen oder Serviceanbietern für eine Reparatur, die dringend ansteht.

Nicht desto trotz hält sich ein Landwirt, der eine mehr oder weniger moderne, hochtechnologisierte Landwirtschaft betreibt, weiterhin viel mehr als der Otto-Normalbürger, der die meiste Zeit seines Lebens tagsüber vor dem PC und abends vor dem TV verbringt, im Grünen auf.

Was lernen wir daraus?

Zwar ist Gartenarbeit nicht das „A“ und „O“ der Langlebigkeit, aber sie ist sehr wohl eine wichtige Komponente, die man aufgrund der oben aufgedeckten Erkenntnisse nicht vernachlässigen sollte. In Punkto mäßige körperliche Aktivität in Kombination mit frischer Luft, lebendigem Grün, Sonnenstrahlen und dem Plauschen mit Gleichgesinnten, ist diese sicherlich eine Tätigkeit, die von jedem in Erwägung gezogen sein sollte.

Schlussendlich muss man nicht sofort zum Vollgärtner mutieren, um von den vielen Vorteilen der Gartenarbeit zu profitieren. Diese Aktivität kann sicherlich auch als Hobby in einer Großstadt als Ausgleich zu einem langen Bürotag betrieben werden. Im Leben kommt es immer auf die Balance an, eine Weisheitm die wir in der westlichen Zivilisation scheinbar leider vergessen haben.

Gartenarbeit macht Spass. Wenn Langlebigkeit der Nebeneffekt ist, wird es sehr spannend, wie sie zudem unser Leben bereichern kann.

Bildquelle: Foto von Filip Urban auf Unsplash

Supercoop - der erste Mittmach-Supermarkt in Berlin

Supercoop – der erste Mittmach-Supermarkt in Berlin

Ein gemeinschaftlicher Supermarkt der seinen Mitgliedern Zugang zu hochwertigen Bio-Produkten aus der Region bietet und das mitten in unserer Hauptstadt – Wie geht das denn? Ist dies ein tragfähiges Konzept? Ich präsentiere Euch Supercoop, den ersten genossenschaftlichen Supermarkt in Berlin.

Wer erinnert sich noch an die vielen Tante Emma Läden? Vor gerade mal zwei Dekaden schmückten diese meist klein bis mittelgroße „Supermärkte“ unsere Strassen und verzauberten Groß und Klein mit allerlei heimischen Produkten.

Heute zählen wir die Supermarktketten an einer Hand, finden überall das Gleiche und müssen für regionale Produkte meist recht tief in die Tasche greifen, um beim nächstgelegenen Biomarkt etwas vernünftiges zu kaufen. Dass dies eine Belastung für viele Haushalte und gesundheitsorientierte Menschen ist, die Wert auf hochwertige Nahrungs- und Lebensmittel aus ihrer Heimatregion legen, interessiert die „Führungsetagen“ herzlich wenig.

Wie ich des Öfteren schon geschrieben und gesagt habe, hilft das ewige Jammern keinem von uns weiter. Umso glücklicher macht es mich als Befürworter von Direktvermarktung und Gemeinschaften zu sehen, dass sich eine Gruppe von Menschen in Berlin zusammen getan haben, um einen tollen Laden für sich und ihre wertvollen Mitglieder auf die Beine zu stellen.

Wofür steht Supercoop? Woher kommt die Idee und noch wichtiger, ist dies ein tragfähiges Konzept was auch in anderen Städten und Regionen Deutschlands umgesetzt werden kann?

Quelle: Supercoop Berlin, YouTube

Bei Supercoop kann jeder mitmachen

SuperCoop Berlin eG ist eine Genossenschaft mit derzeit 773 Mitgliedern. Der genossenschaftliche Supermarkt gehört seinen Mitgliedern.

Das Konzept mag für uns in Deutschland neu sein, aber derartige Supermärkte gibt es bereits seit über 40 Jahren in New York mit 17.000 Mitgliedern und in Paris mit über 6.000 Mitgliedern.

Wie funktioniert das Ganze?

Die Verwaltung inklusive Bestellungen und Koordination wird von den Mitgliedern übernommen. Jeder Mitglied arbeitet 3 Stunden pro Monat wodurch kein extra Personal eingestellt werden muss. Bei Supercoop einkaufen dürfen ausschließlich die Mitglieder. Die Lebensmittelpreise sind zwar günstiger als im Bioladen aber teurer als beim Discounter um die Ecke. Angeboten wird eine breite Palette hochwertiger Produkte die frisch, biologisch und regional sind. Es geht darum die Erzeuger(Innen) wert zu schätzen und fair zu bezahlen.

Wie groß ist der Laden?

Seit Februar 2022 erfolgte eine Ladenerweiterung von 230 qm auf 700 qm. Jede Menge Platz also für faire Nahrungs- und Lebensmittel aus der Umgebung.

Wieviel muss ich investiere um mitzumachen?

Das Startkapital beträgt 100€ und jeder kann mitmachen der möchte.

Obwohl es auch in München, Hamburg oder Köln ähnliche Initiativen gibt, ist der Supercoop in Berlin in seiner derzeitigen Form der erste genossenschaftliche Supermarkt Deutschlands.

Weitere wertvolle Informationen findet Ihr auf der offiziellen Webseite des Supermarkts.

Faire Lebensmittel für alle

Ich begrüße diese tolle Idee und vor allem die Umsetzung eines gemeinschaftlichen Supermarktes, wo jeder Mitglied anpacken kann und somit auch ein besseres Verständnis für Lebensmittel bekommt. Denn Popcorns wachsen nicht auf einem Baum und das was bei Fast Food Ketten auf dem Teller landet hat mit Gesundheit und Fairness überhaupt nichts zu tun.

Selbstverständlich müssen wir in diesem Zusammenhang auch das leidige Thema „Lebensmittelverschwendung“ ansprechen. Auch hier punktet ein Konzept wie Supercoop, da hier proaktiv agiert wird, weil einfach das Verständnis und die Wertschätzung für Mutter Erde eine ganz andere ist als in manch einem anderen Laden.

Was mein Herz als Landwirt höher schlagen lässt, ist die Tatsache, dass der Supercoop auch Produkte direkt vom Bauernhof bezieht und dadurch kleineren landwirtschaftlichen Betrieben eine Chance bietet, ihre Produkte dort anzubieten. Denn wie wir alle wissen, nimmt der konventionelle Einzelhandel solche Angebote gar nicht wahr.

Weitere Vorteile:

Neben Bioqualität und Regionalität wird ganz viel Wert auch auf Saison-Ware gelegt.

Die Vermeidung von Plastikverpackungen in dem lose Ware angeboten wird, spricht für Nachhaltigkeit.

Die Einbindung der Mitglieder in die Ladengestaltung und bei der Entwicklung des Produktsortiments ist sicherlich auch ein Bonus.

Rundum eine tolle Initiative dieser Supercoop. Ich freue mich, wenn ich zukünftig des Öfteren über derartige erfolgreiche Konzepte hier auf Agrarbetrieb berichten kann.

Bildquelle: Foto von dawnfu auf Pixabay

Kastl-Greissler Container-Nahversorgungsmodell

Der Kastl-Greissler – ein spannendes Container-Nahversorgungsmodell aus Österreich

Während die Debatten regional vs global immer absurder werden, haben unsere Nachbarn aus Österreich etwas Einzigartiges aus dem Kasten gezaubert — und das wortwörtlich. Sie haben einen stink normalen Container in einen Nahversorger umgewandelt, um die Menschen in ländlichen Regionen mit regionalen Produkten des täglichen Bedarfs zu erreichen. Das neuartige Konzept wurde in ein Franchise-System eingebettet und soll in den kommenden Jahren in der DACH-Region ausgerollt werden.

Es gibt nicht die eine perfekte Lösung und je eher wir das verstehen, umso verzahnter können wir agieren und Synergien entsprechend nutzen. Supermärkte haben ihre Rolle, Hofläden sind ein Klasse Direktvermarktungskonzept und die Fahrradfahrer, die wir neuerdings immer häufiger in den Cities samt Anhänger mit frischem, saisonalem Obst und Gemüse vom Bauer aus der Region sichten, sind sicherlich eine tolle Addition.

Der Kastl-Greissler, so das Container-Konzept aus Österreich wird von seinen Erfinder als ein Nahversorgungsunternehmen gesehen, das die Marktlücke zwischen Supermärkten und Hofläden schliessen soll. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Lebensmittel und Spezialitäten aus der jeweiligen Region
  • Kurze Transportwege und kein Logistikchaos
  • Belieferung durch Bauern aus der Region
  • Erreichbarkeit als dörflicher Nahversorger
  • Neue, flexible Arbeitsplätze
  • Flexible Arbeitszeiten (Öffnungszeiten des Container-Shops).

Was beinhaltet das Kastl-Greissler Franchise-Paket?

Ähnlich wie bei allen anderen bekannten Franchise-Modellen wie z.B. Domino’s Pizza oder Subway, kommt auch beim Kastl-Greissler Franchise-Paket eine einmalige Startgebühr sowie eine jährliche Servicegebühr zum Tragen.

Darin enthalten sind:

  • Ein optimierter Verkaufscontainer
  • Kassensystem und Warenwirtschaftssystem
  • Best Practices, Sortimentsempfehlungen und Einkaufskonditionen
  • Planungssicherheit durch Erfahrung (Infos und Best Practices von anderen Container-Shops)
  • Unterstützung und Coaching durch ein erfahrenes Team
  • Kastl-Greissler Dachmarketing
Quelle: Der KastlGreissler, YouTube

Welcher Standort wird als erster in Deutschland aktiviert?

Die Österreicher geben in punkto Standortaktivierung richtig Gas. Derzeit sind 15 Kastl-Greissler im Geschäft: 5 im Burgenland, 4 in Niederösterreich, 1 in Osttirol, 3 in Kärnten und 2 in Oberösterreich (siehe KastlGreissler-Webseite).

Was ich persönlich als absolut faszinierend betrachte ist die hohe Anzahl der landwirtschaftlichen Produzenten, die mit Hilfe dieses Container-Nahversorgers einen zusätzlichen Vertriebsweg gefunden haben. Die Zahl beläuft sich auf 220.

In punkto Planung und Expansion, hilft ein Blick auf die Fundraising-Seite des Projekts, denn die Mittel für den erfolgreichen Launch kommen von den über 240 Investoren, die auf der Green Rocket Crowdfunding-Plattform mit ihrem Geld hierfür gestimmt haben:

  • Bis Ende 2021 soll es in ganz Österreich 40 Container-Shops geben.
  • Bis 2024 sind 46 Franchisenehmer und 152 Container mit Umsätzen von über 1,3 Mio. EUR geplant.

Quelle: Green Rocket

Während die österreichischen Medien immer wieder mal einen Beitrag über dieses einzigartige Konzept veröffentlichen, mangelt es in Deutschland an derartigen Infos. Schade, denn ich finde diese Verkaufsboxen ein tolles Pendant zum Amazon Fresh Store, der bald unsere europäischen Städte erobern soll.

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Familienbetriebe die sich mit Amazon an den Verhandlungstisch setzen möchten und davon überzeugt sind, dass sie einen fairen Preis herausschlagen können, hält sich in Grenzen. Wenn wir jedoch unsere frische Ware vor Ort an den Konsumenten bringen können, ohne stundenlang in Staus zu stecken, permanent Ausschau nach Fahrer zu haben und ohne den Eindruck zu haben, vom Händler erneut über den Tisch gezogen zu sein, dann ist dieses Container-Franchise-System eine wertvolle Alternative.

Wann der erste Container bei uns in Deutschland bzw. bei den Kollegen in der Schweiz aufmacht, ist heute noch unklar. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass wir hier in Bayern, aufgrund unserer Nähe zu Österreich zu den ersten zählen werden.

Das allerwichtigste bei der ganzen Sache ist die WIN-WIN-WIN-Situation. Der Konsument gewinnt, weil er / sie frische Lebensmittel vom regionalen Bauer direkt vor Ort einkaufen kann. Der Landwirt gewinnt weil er / sie seine Ware ohne langes hin und her direkt vermarkten kann. Der Container-Inhaber gewinnt weil er / sie ein Basissortiment an Alltagsprodukten in einem kleinen Raum bis zu 7 Tage die Woche anbieten kann.

Fragen an meine Konsumenten-Leser: Spricht Euch dieses Konzept an? Würdet Ihr da einkaufen gehen? Welches Basissortiment erwartet Ihr?

Frage an meine Landwirtschaftskollegen: Habt Ihr Interesse als Franchisenehmer da einzusteigen oder bleibt Ihr lieber „nur“ als Lieferant tätig?

Ich freue mich auf Euren Input zum innovativen Kastl-Greissler Container-Shop.

Bildquelle: Foto von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

Indoor Farming Ernte daheim

Indoor Farming – Ernte in den eigenen vier Wänden

Die Indoor Farming Bewegung bekommt Rückenwind: Immer mehr Stadteinwohner verzichten auf Aldi, Lidl & Co. beim Einkauf von Kräutern und züchten diese daheim, in ihren eigenen vier Wänden. Große Fans dieser Bewegung sind insbesondere jene die weder einen Garten noch einen Balkon haben.

Wer in punkto Kräuterzucht schon genügend herumexperimentiert hat, überträgt sein Know-How auf die Züchtung von z.B. Tomaten, Paprika oder Erdbeeren. Diejenigen die es auf die Spitze treiben, integrieren sogar Smart-Technologien um ihre Mini-Zuchtanlagen professioneller zu steuern.

Wer gerne bei Ikea einkauft bzw. auf der Suche nach Ideen ist, hat diesen Trend sicherlich seit rund einem Jahr verstärkt wahrgenommen. Eins muss man dem schwedischen Möbelgiganten lassen: die Jungs/ Mädels setzen nicht nur Trends fest, sondern greifen diese schneller auf als manch einer atmet.

Was hat es auf sich mit den Wohnzimmerbauern? Ist diese Art „Mini-Landwirtschaft“ überhaupt nachhaltig?

Old School vs. New School beim Indoor Farming

Soll ich meine Kräuter auf der Fensterbank in der Küche lassen, damit sie viel Licht abbekommen oder wachsen diese problemlos auch im Wohnzimmer, in meinem feschen Bücherregal? Letztes Jahr hatte ich die Zucchini neben der Stereoanlage und die Ernte war perfekt.

Während die einen beim Lesen dieser Zeilen mit dem Kopf schütteln, wiederfinden sich die anderen in der obigen Diskussion zu 100%. Sowohl der Platz als auch das Prozedere sind für den Wohnzimmergärtner von großer Bedeutung. Was die Herangehensweise betrifft, so stehen diesen folgende zwei Optionen offen:

  1. Old School: Man besorgt sich Blumentöpfe in unterschiedlichen Grössen und entsprechende Erde im Gartencenter. Das ist der traditionelle Weg.
  2. New School: Man kauft sich eine moderne Mini-Zuchtanlage die aus kleinen bis großen Geräten bestehen kann. Die modernen Systeme (z.B. Hängesysteme, hydroponische Systeme) versorgen die Pflanzen mit Wasser und Licht. Der Preis für fertige Kleinst-Systeme startet bei rund 40€; bei den größeren Varianten sollte man mit 150€ und aufwärts rechnen.

Es gibt auch eine Ultra-Luxus-Variante für Smart-Technologie Anbieter, die am liebsten den gesamten Indoor Farming Prozess automatisiert haben möchten. Für diese Anbeter hat die Münchener Firma Agrilution einen speziellen Indoor-Gewächsschrank konzipiert.

Der Plantcube ist ein Zuchtschrank der sich nahtlos in das Küchendesign integrieren lässt. Ausgestattet mit speziellen Behältern, einer Wasser- und Lichtanlage, bleibt dem Hobbygärtnern nichts anderes übrig als die Lieblingssamen auszusuchen und das System mit Hilfe einer App zu steuern. Die einzige manuelle Tätigkeit die übrig bleibt ist das Zuführen von Nährstoffen, wobei der Hersteller auch diesen Teil des Prozesses baldmöglichst automatisieren will.

Quelle: Agrilution, YouTube

Und was kostet dieser Spass?

Das Basic-Paket gibt es für 3.000 EUR.

Zurück zu „good old“ Blumentöpfe

Nicht jeder hat das nötige Kleingeld für einen derartigen Zuchtschrank bzw. auch wenn, möchte er/sie lieber ohne Apps und Tech unterwegs sein. Wer Spass am bewässern, zupfen und Co. hat, der bleibt seinen Blumentöpfen treu.

Es gibt jedoch auch hier einiges zu beachten insbesondere wenn es um die Themen Licht und Luftfeuchtigkeit geht:

  1. Licht: Wessen Wohnung in Richtung Süden ausgerichtet ist, kann seine Pflanzen auf der Fensterbank stehen lassen. Wichtig hierbei, dass die Pflanze nicht die Fensterscheibe berührt, sonst droht diese zu verbrennen. Wenn die Wohnung Richtung Norden schaut, dann kann das benötigte natürliche Licht durch künstliches Licht kompensiert werden. In Baumärkten und Gartencentern findet man geeignete Lampen. Es gibt auch Hängesysteme die mit Lampen ausgestattet sind und bei der Pflanzenzucht im Eigenheim eine gute Lösung darstellen können.
  2. Luftfeuchtigkeit: Während Zitrusfrüchte sich in feuchten Räumen wohl fühlen, ist das bei Tomaten, Gurken und Kräutern ganz anders. Diese Nutzpflanzen benötigen trockene Räume wie das Wohnzimmer oder die Küche.

Fängst Du gerade mit Indoor Farming an?

Dann starte am besten mit Salate und Kräutern, denn diese sind schon nach wenigen Wochen erntereif. Wenn Dir das gut gelungen ist, dann kannst Du Dein Zuchtportfolio auf Tomaten, Zucchini, Gurken, Erdbeeren und Co. ausbreiten.

Die Kehrseite von Indoor Farming

Wohnzimmerbauern ohne Garten oder Balkon haben es schwer. Sie stossen früher oder später an die räumlichen Grenzen. Ein Zitronenbaum im Wohnzimmer ist „fancy“, kommt aber gegen einen heimischen Apfelbaum im Garten oder einer Mini-Variante auf dem Balkon schwer an.

Wer auf frisches Basilikum, Kresse oder Dill aus dem eigenen Wohnzimmertopf nicht verzichten mag, der erfreut sich diesen Nutzpflanzen als fester Bestandteil seiner eigenen vier Wände. Im Endeffekt kann man Glück langfristig nicht kaufen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, auf die es ankommt.

Bleibt Indoor Farming eine Mainstream-Bewegung oder heisst es bald ade? Wir werden sehen.

Bildquelle: Foto von silviarita from Pixabay

Foodscaping - eine Mini-Marktwirtschaft fuer kleine Gemeinden

Foodscaping – eine Mini-Marktwirtschaft für kleine Gemeinden

Früher hatte fast jeder Hausbewohner einen kleinen Gemüsegarten, um über die Runden zu kommen. Foodscaping war in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Krieg eine Hintertür, um Hungersnöten zu begegnen. Dann kam der Aufschwung, die Supermärkte waren mit Lebensmitteln vollgepackt und der Begriff „Saisongemüse“ gehörte der Vergangenheit. Die Gemüsegärten mutierten zu Blumenbeeten, denn der moderne Internet-Mensch hatte für die „lästige“ Gartenarbeit keine Zeit mehr … zumindest bis vor Kürze.

Die ganze Globalisierungsgeschichte mag seine Vorteile haben, aber dieses hin und her transportieren von Lebensmitteln die man auch vor Ort anbauen kann, macht absolut keinen Sinn mehr. Die Profiteure haben ihre Taschen gefüllt und würden gerne dieses Roulettespiel weiter verfolgen, doch Themen wie z.B. Logistikkosten, Nachhaltigkeit oder Transparenz fallen ihnen vermehrt auf die Füsse. Ein neues Konzept muss her was u.a. die Integration von altbewährten Systemen ermöglicht.

So kommt es, dass wir weltweit im Eiltempo versuchen, Lösungen für die Versorgung unserer Großstadtmenschen zu finden. Einerseits kann das aktuelle System das nicht mehr verwalten und tragen, und andererseits scheint der Exodus Richtung Megacities unaufhaltbar zu sein.

Projekte wie Vertical Farming, Underground Farming (z.B. in London) oder Rooftop Farming (siehe hierzu meinen Blog von letzter Woche, mit dem Titel: Europas größte Farm befindet sich auf einem Dach in Paris) sind Schritte in die richtige Richtung. Allerdings brauchen wir mehr, viel mehr, um die Versorgung von bald 8 Milliarden Menschen sicher zu stellen.

Was genau ist denn Foodscaping?

Der englische Begriff „Foodscaping“ ist ein Hybrid bestehend aus „farming“ (Landwirtschaft) und „landscaping“ (Landschaftsgestaltung). Im Endeffekt geht es darum jegliche Vorgärten und Grünflächen in essbare Landschaften umzuwandeln.

Beispiele:

  • Der langweilige Rasen wird durch einen Kürbis- oder Auberginengarten ersetzt.
  • Anstelle der Birke wird ein Apfelbaum und ein paar Tomatensträuche gepflanzt.
Quelle: NowThis Earth, YouTube

Der Aufruf ist klar und deutlich: Die Transformation von nicht essbaren in essbare Gärten.

Die Zeit des faulen Gärtners ist vorbei. Es geht um essbare Landschaftsgestaltung was in erster Linie den eigenen Garten betrifft, jedoch auch auf öffentliche Plätze wie z.B. Parks, Fußgängerzonen oder Spielplätze ausgeweitet werden kann.

Der Wohlstand der letzten Jahrzehnte führte zum Verschwinden des Nutzgartens und zum Blühen sog. Ziergärten und Zierrasen. Aber in Zeiten von Unsicherheit — so wie wir sie derzeit erleben, rückt effektives Nutzen vermehrt in den Vordergrund.

Anders als bei einer Kleingartensiedlung wo jeder sein eigenes Gemüse anpflanzt, sprechen sich die Nachbarn bei Foodscaping ab. Das ultimative Ziel der Community (egal ob groß oder klein) ist es, eine Mini-Marktwirtschaft zu kreieren, wo Obst und Gemüse zum Tausch angeboten wird.

Ein konkretes Beispiel:

Ich pflanze Tomatensträuche, Kartoffeln und Kürbisse an. Mein Nachbar auf der linken Seite pflanzt einen Apfelbaum, zwei Birnen- und drei Pflaumenbäume an. In seinem Obstbaumgarten hat er Platz auch noch für Erdbeeren und Heidelbeeren. Mein Nachbar auf der rechten Seite spezialisiert sich auf Salate, Gurken und Kräutervarianten. Später erfolgt dann ein Tausch zwischen uns.

Immer mehr Menschen wandeln ihre Rasenflächen in essbare Landschaften um. Viele verpassen dem Ganzen auch ein besonderes Design, denn man möchte auch was Schönes fürs Auge bieten.

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen von Foodscaping.

Was sind die VORTEILE?

  • Frische: Kein Supermarkt der Welt kann diesen Punkt toppen. Frisches Gemüse, Obst und Kräuter aus dem eigenen Garten schmecken und riechen einfach herrlich.
  • Rückverfolgbarkeit: Jeder weiß, woher seine Lebensmittel stammen und unter welchen Umständen diese gezüchtet wurden.
  • Bio auf Wunsch: Man entscheidet selbst über die Verwendung von Dünger und Pestizide. Mit Backpulver und Essig erzielen viele Hobbygärtner eine erstaunliche Produktqualität.
  • Freie Wahl: Jeder pflanzt das an was er / sie möchte und was seine Fläche hergibt.
  • Man ist sein eigener Nahversorger.
  • Man bestimmt selbst über den Preis.
  • Jeder beteiligt sich an der Erschaffung eines Paradieses für Bienen und Insekten.
  • Schluss mit Monokulturen / Artenvielfalt: Der Kreativität bei der essbaren Gartengestaltung sind keine Grenzen gesetzt.

Was sind die NACHTEILE?

  • Platz/ Fläche benötigt: Nicht jeder Bewohner hat einen Garten vor seiner Wohnung, d.h. sie müssen sich entsprechende Flächen mieten. Hinzu kommt, dass diejenigen die z.B. Kürbisse oder Kartoffeln anbauen möchten, mehr Platz benötigen als diejenige die sich auf Erdbeeren oder Salate fokussieren.
  • Wasserversorgung, Pflege, Sonnenlicht: Das ist eine Herausforderung auch für diejenigen mit größeren Flächen. Bestimmte Gemüsesorten am Leben zu halten, verlangt viel Aufmerksamkeit, Arbeit und Know-how.
  • Schädlingsbekämpfung: Dies kann manchmal ganz schön teuer werden.
  • Saisonalität: Im Zuge der Globalisierung haben wir uns daran gewöhnt, dass fast jedes Gemüse zu jeder Jahreszeit verfügbar ist. Beim eigenen Anbau ist man auf Saisongemüse angewiesen.
  • Lagerung, Haltbarkeit: Nicht jeder hat einen gut temperierten Keller bzw. überhaupt einen Keller. Erdbeeren, Heidelbeeren, Kräuter, Tomaten und Co. müssen eingefroren werden, damit sie länger halten. Dafür braucht man Platz im Kühlschrank bzw. in der Gefriertruhe.

Lust auf „Foodscapen“ geweckt?

Foodscaping ist neben der urbanen Landwirtschaft und der eingangs aufgeführten Farming-Modelle, ein wichtiges Vehikel, um das Thema Versorgung anders anzupacken. Die Kontrolle über die Herkunft der Produkte ist für viele ein Hauptargument, um die essbare Landschaftsgestaltung sowohl auf dem Dorf als auch in den Städten zu erweitern.

Klar benötigt sowas Zeit, Pflege und Zuwendung. Und logisch muss man sich Gedanken darüber machen, wo man seine Ernte lagert bzw. welche Verarbeitungsmöglichkeiten es gibt. Aber die ganze Zeit im Büro oder Homeoffice zu sitzen, abends TV zu kucken und einmal die Woche den Rasen zu mähen, erfüllt viele Menschen zum Glück nicht mehr.

Raus an die frische Luft. Verbindet Euch wieder mit Mutter Natur und lasst Eurer Kreativität freien Lauf. Vielleicht überrascht Ihr Euch selbst und als Dankeschön gibt es eine super tolle Ernte.

Say goodbye to „Faulheit“, say hello to Foodscaping.

Bildquelle: Foto von Markus Spiske auf Unsplash