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2023-07 Neue Trends in der Landwirtschaft - Agrarbetrieb

Neue Trends in der Landwirtschaft

Von Permakultur über Vertical Farming bis hin zu Modellen der regenerativen Landwirtschaft, in unserer Branche entwickeln sich sehr viele Ansätze, die Lösungen für unsere aktuellen Herausforderungen bieten. Der Otto-Normalbürger, der sein Warenkorb im Geschäft auffüllt, bekommt hiervon zumeist nicht viel mit. Deshalb ist es meiner Meinung nach umso wichtiger, diese innovativen Trends und Entwicklungen aufzuzeigen, um das Bewusstsein des Konsumenten für diese zu stärken.

Die Landwirtschaft ist ein sehr spannendes Feld, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie befindet sich ständig in einem Spannungsfeld von Interessen der unterschiedlichsten Akteure. Die „Kämpfe“, die auf den Ackerfeldern im Hintergrund ausgefochten werden, geraten zumeist erst dann in die Schlagzeilen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Ja, viele haben wohl mal davon gehört, dass beispielsweise:

  • wir Ackerfelder an Industrie und für Wohngebiete abgeben müssen,
  • immer mehr landwirtschaftliche Familienbetriebe schließen,
  • eine Konzentration unserer Felder in den Händen weniger großer Konzerne stattfindet,
  • die Böden massiv weiterhin massiv Mineralien und andere Vitalstoffen verlieren, ohne die Möglichkeit, diese Verluste nachhaltig zu kompensieren, oder
  • die Regierung immer neue Gesetzestexte und Regularien kreiert, welche die Landwirte mit Papierkram überschütten und zumeist die wirtschafllichen Gewinne schmälern.

Trotz der Wichtigkeit dieser Themen, um eine gesunde Ernährung für die Bevölkerung gewährleisten zu können, werden diese jedoch relativ wenig thematisiert. Solange die Regale im Supermarkt gefüllt sind, die Preise noch halbwegs bezahlbar sind, sind sie wohl für die meisten Konsumenten noch nicht von Bedeutung.

Aber zurück zum Licht am Ende des Tunnels. Die Herausforderungen schaffen auch jede Menge kreative Ansätze, die zum Nachmachen einladen. Lasst uns zwei innovative Trends unter die Lupe nehmen, welche Euch zudem beweisen, dass – ob Gartenliebhaber oder Landwirt – jeder kann zukunftsorientierte Landwirtschaft mit seinen Ressourcen umsetzen.

Trend #1. „Keyhole Gardening“ – Der Schlüssellochgarten

Insbesondere in städtischen Gegenden sowie Gegenden mit kahlem Boden gewinnt ein Gartenkonzept an Beliebtheit, das auch „Keyhole Gardening“ genannt wird. Zu Deutsch, es handelt sich um einen Schlüssellochgarten, d.h. dem Gärtnern auf minimalstem Boden.

Das Prinzip ist einfach und gleichzeitig grandios. Man erstellt ein kreisförmiges Hochbeet mit einem keilförmigen Ausschnitt. In der Mitte der Konstruktion wird ein Kompostbehälter plaziert. Der Zugang zum zentralen Kompostbereich findet durch den zuvor erwähnten Ausschnitt statt. Der Rest des Hochbeetes besteht aus einer Anbaufläche, welche nach Belieben bepflanzt werden kann: ob mit Blumen, Kräutern, Gemüse- oder Obstgewächsen, auf kleinstem Raum kann reichlich geernet werden.

Für den Erfolg des Schlüssellochgartens sorgen die folgenden Spezifika:

  • Der Kompostbereich verleiht den Pflanzen Kraft und sorgt dafür, dass der Boden sich auf natürliche Weise regenerieren kann.
  • Der Boden, welcher für die Hochbeete verwendet wird, besteht aus mehreren Schichten. Diese sorgen dafür, dass Feuchtigkeit und Nährstoffe besser gespeichert und von den Pflanzen entsprechend verwertet werden.
  • Die Materialien, welche hierfür verwendet werden, sind recycelbar, umweltfreundlich und zudem preisgünstig.
  • Die Konstruktion kann beliebig groß gestaltet werden.
  • Das „Keyhole Gardening“ eignet sich hervorragend für den Anbau auf für die Landwirtschaft minderwertigen Böden, weshalb diese Art des Anbaus insbesondere bei felsigen und kahlen Böden bevorzugt wird.

Folgendes Video zeigt Euch auf, wie Ihr ein derartiges Beet aufbauen könnt und fasst die Vor- und Nachteile dieses Konzepts übersichtlich zusammen.

Quelle: Anjas Garten Reich, @BioGartenReich, YouTube

Trend #2. „Solawi“ – Die Solidarische Landwirtschaft

Eine Landwirtschaft, in welcher sich private Haushalte direkt mit den landwirtschaftlichen Betrieben und Gärtnereien verbinden und zudem alle involvierten Akteure von diesem nicht-industriellen Konstrukt profitieren können — klingt das wie Musik in Deinen Ohren?

Eine Landwirtschaft, in der nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln und vor allem nicht der wirtschaftlich Gewinn als oberste Ziele im Fokus stehen, sondern ebenso Aspekte wie der Zusammenhalt der Gesellschaft von enormer Bedeutung sind — genau darum geht es bei der solidarischen Landwirtschaft, kurz Solawi genannt.

Wie funktioniert dieses Konzept?

Im Grunde genommen ganz einfach: man bildet ein Netzwerk, bestehend aus mehreren privaten Haushalten (Verbraucher) sowie landwirtschaftlichen Betrieben und Gärtnereien. Keine Zwischenhändler. Keine Vermittler. Das Konstrukt basiert auf einem direkten Austausch zwischen dem Verbraucher und Produzent.

Die Zusammenarbeit der Akteure kann unterschiedlich gestaltet werden. So tragen bei manchen Solawis mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes und erhalten im Gegenzug hierfür den Ernteertrag. Bei anderen Solawis bringen sich die Haushalte aktiv in den Produktionsprozess ein, d.h. sie packen beispielsweise bei den jeweiligen Feldarbeiten mit an und können im Ausgleich die Produkte zu einem günstigeren Preis erwerben. In beiden Fällen ist frisches Obst und Gemüse, direkt vom Feld, garantiert. Zudem stärkt die Zusammenarbeit auf all diesen Ebenen die gemeinschaftlichen Strukturen vor Ort.

Der nachfolgende kurze Beitrag des Bayerischen Rundfunks zeigt auf, wie eine derartige Solawi in einem Familienbetrieb bei Amberg erfolgreich umgesetzt wird.

Quelle: Bayerischer Rundfunk, YouTube

„Back to the Roots“

Die beiden aufgeführten Konzepte mögen nicht besonders schick und innovativ klingen, aber unterschätzt bitte nicht die Kraft, die hinter ihnen steckt. So unspektakulär sie klingen mögen, so zeigen sie doch eine Kehrtwende im Denken unserer Gesellschaft auf. Es ist ein Denken, dass uns als Menschen stärker mit Gleichgesinnten und der Natur in Einklang bringt.

Es profitieren hierbei nicht gesichtslose Konzerne, Einzelhändler, Vermittler und Co. – sondern Menschen und deren Heimat. Bei beiden Trends kann sich keine juristische Person hinter einem Logo verstecken und sich mit dem bereits überstrapazierten Marketingslogan „Nachhaltigkeit“ Konsumenten in eine bestimmte Richtung lenken und sich von Veranwortung „freikaufen“. Viele Herausforderungen unser aktuellen Zeit sind genau aus dieser Separation von Natur, Landwirtschaft, Produktion und Menschen entstanden.

Diese direkte Kommunikation, die Menschen unterschiedlicher Berufe, Altersgruppen und Interessen vereint, kann nichts in der Welt ersetzen. Die zwischenmenschliche Verbindung als auch die Verbindung und direkte Kontakt zur Natur und Produktion von unseren Lebensmitteln sind Dinge, für die es sich meiner Meinung nach zu kämpfen lohnt.

Bildquelle: Foto von Daria Obymaha auf Pexels

2022-06 Traegt Gartenarbeit zu einer hoeheren Lebenserwartung bei

Trägt Gartenarbeit zu einer höheren Lebenserwartung bei?

Leben Menschen, die als Hobby Gartenarbeit betreiben, länger als andere? Sind Landwirte gesünder als Nicht-Landwirte? Leiden Menschen, die eine enge Verbindung zur Natur haben und sich schwerpunktmäßig von Pflanzen aus dem eigenen Garten ernähren, weniger unter Krankheiten? Glaubt man den aktuellen Studien und den Bewohnern der „Blue Zones“, den Regionen, in den Langlebigkeit „normal“ ist, dann stimmen diese Aussagen durchaus.

Die wenigsten Erdbewohner werden bei Antworten auf die Frage, wie man ein langes, gesundes und erfülltes Leben hat, mit „nicht interessiert“ antworten. Dennoch, wie wertvoll es ist fit und aktiv zu sein, und dies auch im hohen Alter, merken wir leider erst dann, wenn alles nicht mehr so funktioniert, wie wir es uns gerne wünschen. Das gestresste Leben in der westlichen Zivilisation, das Rennen nach dem Geld, um die immer höher werdenden Kosten und Konsumwünsche zu decken, der ungesunde Lebensstil samt katastrophalen Essgewohnheiten, schlechter bzw. mangelnder Schlaf und eine völlige Entkoppelung von Mutter Natur haben bittere Konsequenzen.

Das dies auch anders funktionieren kann, zeigen uns vor allem die Bewohner der „Blue Zones“. Seit den Beiträgen über die „100+“-Jährigen, die Auto fahren, Bücher und Zeitschriften ohne Brille lesen, tanzen, arbeiten und überhaupt ganz aktiv am Leben teilnehmen, hat sich etwas im Bewusstsein der Menschen verändert. Man muss nicht zwangsweise an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden und die letzten Jahre seines wertvollen Lebens Arzttourismus betreiben. Es geht auch anders.

Wer sind diese Bewohner der Blue Zones und was haben sie gemeinsam?

Die Menschen aus folgenden Regionen der Welt sind für ihre Langlebigkeit bekannt:

  • Icaria (Griechenland)
  • Sardinien (Italien)
  • Nicoya (Costa Rica)
  • Loma Linda (Kalifornien)
  • Okinawa (Japan)

Die Regionen sind über die Welt verteilt, aber dennoch gibt einige Gemeinsamkeiten: eine auf Pflanzen basierende Ernährung, mäßige körperliche Aktivität und soziale Verbindungen. Hinzu kommt, dass viele dieser Einwohner kleine, persönliche Gärten pflegen, in denen sie bis ins hohe Alter arbeiten.

Körperliche und psychische Vorteile von Gartenarbeit

Ohne irgendwelche Untersuchungen zu lesen, wissen wir alle, dass ein Lebensstil im Freien, gesundes Essen, Bewegung und das Leben in einer Gemeinschaft für ein längeres Leben essentiell sind. Inwieweit Gärtner (egal ob Vollgärtner oder Hobby-Gärtner) mit einem längeren Leben bzw. einer besseren Lebensqualität im Alter rechnen können, können wir einer Reihe von Studien entnehmen:

  • Gartenarbeit senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol (Van den Berg, A; Custers, M: „Gardening promotes neuroendocrine and affective restoration from stress“, in Journal of Health Psychology, 2011 Jan. PMID: 20522508)
  • Tägliche Gartenarbeit führt zu einer 36% Reduktion von Demenz (Simons, L; Simons, J; McCallum, J; Friedlander, Y: „Lifestyle factors and risk of dementia: Dubbo Study of the Elderly“, in The Medical Journal of Australia, 2006 Jan. PMID: 16411871)
  • Gartenarbeit erweist sich als vorteilhaft auch bei Alzheimer’s (Detweiler, M; Murphy, P; Myers, L; Kim, K: „Does a wander garden influence inappropriate behaviors in dementia residents?“, in American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias, 2008 Feb-Mar. PMID: 18276956)

Selbstverständlich können wir die Langlebigkeit per se nicht zu 100% der Arbeit im Garten zuordnen, denn es kommen noch weitere Komponenten hinzu: der Verzehr von frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, sie sozialen Kontakte, die man pflegt, wenn man diese Produkte auf dem lokalen Markt verkauft oder in der Nachbarschaft gegen andere Güter tauscht sowie die Tatsache, dass man sich lange Zeit in der Natur, im Grünem, in der Sonne und an der frischen Luft aufhält. Die Vitamine, Mineralien und phytoaktiven Verbindungen, die man auf dieser natürlichen Art und Weise aufnimmt, verleihen den Zellen im Körper lebenswichtige Energie.

Klingt doch gut, als Hundertjähriger munter im eigenen Garten hoch und runter zu spazieren, die lästigen Unkräuter per Hand zu entfernen, dabei fit zu bleiben und das frische Lieblingsgrünzeug direkt zu naschen? Wer seinen eigenen Garten pflegt, wird vorzugsweise auch diejenigen Pflanzen anbauen, die er / sie gerne isst.

Lässt sich dieses Langlebigkeits-Konzept auch auf Landwirte übertragen?

Nun leben Landwirte größtenteils auf dem Land, bewegen sich ganz viel, verbringen jede Menge Zeit im Grünen und sind meist sozial vernetzter als andere „moderne“ Berufe. Zwar bevorzugen viele meiner Kollegen aus der Landwirtschaft Fleischprodukte, d.h. sie ernähren sich ungesünder als die Bewohner der „Blue Zones“ — Gibt es dann Hinweise darauf, dass Landwirte länger leben?

Was sagen die Studien?

  • Landwirte leiden ein Drittel seltener an einer chronischen Krankheit (Brew, B; Inder, K; Allen, J; Thomas, M; Kelly, B: „The health and wellbeing of Australian farmers: a longitudinal cohort study“, in BMC Public Health, 2016. PMCID: PMC5025556)
  • Die Wahrscheinlichkeit an Krebs, Herzkrankheit oder Diabetes zu sterben ist geringer als bei der Allgemeinbevölkerung (Rafnsson, V; Gunnarsdottir, H: „Mortality among farmers in Iceland“, in International Journal of Epidemiology, 1989 Mar. PMID: 2722358)
  • Landwirte suchen 40% seltener einen Hausarzt auf als Arbeitnehmer aus anderen Berufen
  • In Japan z.B. haben selbständige Landwirte eine höhere Lebenserwartung als Nicht-Landwirte (Prof. Kenji Horiguchi, Prof. Masahiko Genma: „Secrets behind longevity of farmers“, von Waseda University Tokio, 2017.)

An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass die Landwirtschaft in der westlichen Welt nicht mehr viel mit der traditionellen Landwirtschaft zu tun hat. Übersetzt heisst das: wir haben Schwerstarbeit zu leisten, wir nutzen viel Technologie; einiges ist automatisiert, anderes wiederum erfolgt unter recht gefährlichen Bedingungen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld, vielfach arbeiten wir mit Krediten zur Finanzierung, erhöhen den Stresspegel deutlich. Vergessen dürfen wir auch nicht die Tatsache, dass wir mittlerweile recht viele Stunden am Computer sitzen, sei es um Rechnungen zu begleichen, Maschinen zu steuern oder Logistikwege zu optimieren. Hinzu kommen die ewigen Telefonate mit Mitarbeitern, Zulieferern von Maschinenteilen oder Serviceanbietern für eine Reparatur, die dringend ansteht.

Nicht desto trotz hält sich ein Landwirt, der eine mehr oder weniger moderne, hochtechnologisierte Landwirtschaft betreibt, weiterhin viel mehr als der Otto-Normalbürger, der die meiste Zeit seines Lebens tagsüber vor dem PC und abends vor dem TV verbringt, im Grünen auf.

Was lernen wir daraus?

Zwar ist Gartenarbeit nicht das „A“ und „O“ der Langlebigkeit, aber sie ist sehr wohl eine wichtige Komponente, die man aufgrund der oben aufgedeckten Erkenntnisse nicht vernachlässigen sollte. In Punkto mäßige körperliche Aktivität in Kombination mit frischer Luft, lebendigem Grün, Sonnenstrahlen und dem Plauschen mit Gleichgesinnten, ist diese sicherlich eine Tätigkeit, die von jedem in Erwägung gezogen sein sollte.

Schlussendlich muss man nicht sofort zum Vollgärtner mutieren, um von den vielen Vorteilen der Gartenarbeit zu profitieren. Diese Aktivität kann sicherlich auch als Hobby in einer Großstadt als Ausgleich zu einem langen Bürotag betrieben werden. Im Leben kommt es immer auf die Balance an, eine Weisheitm die wir in der westlichen Zivilisation scheinbar leider vergessen haben.

Gartenarbeit macht Spass. Wenn Langlebigkeit der Nebeneffekt ist, wird es sehr spannend, wie sie zudem unser Leben bereichern kann.

Bildquelle: Foto von Filip Urban auf Unsplash

Supercoop - der erste Mittmach-Supermarkt in Berlin

Supercoop – der erste Mittmach-Supermarkt in Berlin

Ein gemeinschaftlicher Supermarkt der seinen Mitgliedern Zugang zu hochwertigen Bio-Produkten aus der Region bietet und das mitten in unserer Hauptstadt – Wie geht das denn? Ist dies ein tragfähiges Konzept? Ich präsentiere Euch Supercoop, den ersten genossenschaftlichen Supermarkt in Berlin.

Wer erinnert sich noch an die vielen Tante Emma Läden? Vor gerade mal zwei Dekaden schmückten diese meist klein bis mittelgroße „Supermärkte“ unsere Strassen und verzauberten Groß und Klein mit allerlei heimischen Produkten.

Heute zählen wir die Supermarktketten an einer Hand, finden überall das Gleiche und müssen für regionale Produkte meist recht tief in die Tasche greifen, um beim nächstgelegenen Biomarkt etwas vernünftiges zu kaufen. Dass dies eine Belastung für viele Haushalte und gesundheitsorientierte Menschen ist, die Wert auf hochwertige Nahrungs- und Lebensmittel aus ihrer Heimatregion legen, interessiert die „Führungsetagen“ herzlich wenig.

Wie ich des Öfteren schon geschrieben und gesagt habe, hilft das ewige Jammern keinem von uns weiter. Umso glücklicher macht es mich als Befürworter von Direktvermarktung und Gemeinschaften zu sehen, dass sich eine Gruppe von Menschen in Berlin zusammen getan haben, um einen tollen Laden für sich und ihre wertvollen Mitglieder auf die Beine zu stellen.

Wofür steht Supercoop? Woher kommt die Idee und noch wichtiger, ist dies ein tragfähiges Konzept was auch in anderen Städten und Regionen Deutschlands umgesetzt werden kann?

Quelle: Supercoop Berlin, YouTube

Bei Supercoop kann jeder mitmachen

SuperCoop Berlin eG ist eine Genossenschaft mit derzeit 773 Mitgliedern. Der genossenschaftliche Supermarkt gehört seinen Mitgliedern.

Das Konzept mag für uns in Deutschland neu sein, aber derartige Supermärkte gibt es bereits seit über 40 Jahren in New York mit 17.000 Mitgliedern und in Paris mit über 6.000 Mitgliedern.

Wie funktioniert das Ganze?

Die Verwaltung inklusive Bestellungen und Koordination wird von den Mitgliedern übernommen. Jeder Mitglied arbeitet 3 Stunden pro Monat wodurch kein extra Personal eingestellt werden muss. Bei Supercoop einkaufen dürfen ausschließlich die Mitglieder. Die Lebensmittelpreise sind zwar günstiger als im Bioladen aber teurer als beim Discounter um die Ecke. Angeboten wird eine breite Palette hochwertiger Produkte die frisch, biologisch und regional sind. Es geht darum die Erzeuger(Innen) wert zu schätzen und fair zu bezahlen.

Wie groß ist der Laden?

Seit Februar 2022 erfolgte eine Ladenerweiterung von 230 qm auf 700 qm. Jede Menge Platz also für faire Nahrungs- und Lebensmittel aus der Umgebung.

Wieviel muss ich investiere um mitzumachen?

Das Startkapital beträgt 100€ und jeder kann mitmachen der möchte.

Obwohl es auch in München, Hamburg oder Köln ähnliche Initiativen gibt, ist der Supercoop in Berlin in seiner derzeitigen Form der erste genossenschaftliche Supermarkt Deutschlands.

Weitere wertvolle Informationen findet Ihr auf der offiziellen Webseite des Supermarkts.

Faire Lebensmittel für alle

Ich begrüße diese tolle Idee und vor allem die Umsetzung eines gemeinschaftlichen Supermarktes, wo jeder Mitglied anpacken kann und somit auch ein besseres Verständnis für Lebensmittel bekommt. Denn Popcorns wachsen nicht auf einem Baum und das was bei Fast Food Ketten auf dem Teller landet hat mit Gesundheit und Fairness überhaupt nichts zu tun.

Selbstverständlich müssen wir in diesem Zusammenhang auch das leidige Thema „Lebensmittelverschwendung“ ansprechen. Auch hier punktet ein Konzept wie Supercoop, da hier proaktiv agiert wird, weil einfach das Verständnis und die Wertschätzung für Mutter Erde eine ganz andere ist als in manch einem anderen Laden.

Was mein Herz als Landwirt höher schlagen lässt, ist die Tatsache, dass der Supercoop auch Produkte direkt vom Bauernhof bezieht und dadurch kleineren landwirtschaftlichen Betrieben eine Chance bietet, ihre Produkte dort anzubieten. Denn wie wir alle wissen, nimmt der konventionelle Einzelhandel solche Angebote gar nicht wahr.

Weitere Vorteile:

Neben Bioqualität und Regionalität wird ganz viel Wert auch auf Saison-Ware gelegt.

Die Vermeidung von Plastikverpackungen in dem lose Ware angeboten wird, spricht für Nachhaltigkeit.

Die Einbindung der Mitglieder in die Ladengestaltung und bei der Entwicklung des Produktsortiments ist sicherlich auch ein Bonus.

Rundum eine tolle Initiative dieser Supercoop. Ich freue mich, wenn ich zukünftig des Öfteren über derartige erfolgreiche Konzepte hier auf Agrarbetrieb berichten kann.

Bildquelle: Foto von dawnfu auf Pixabay

Kastl-Greissler Container-Nahversorgungsmodell

Der Kastl-Greissler – ein spannendes Container-Nahversorgungsmodell aus Österreich

Während die Debatten regional vs global immer absurder werden, haben unsere Nachbarn aus Österreich etwas Einzigartiges aus dem Kasten gezaubert — und das wortwörtlich. Sie haben einen stink normalen Container in einen Nahversorger umgewandelt, um die Menschen in ländlichen Regionen mit regionalen Produkten des täglichen Bedarfs zu erreichen. Das neuartige Konzept wurde in ein Franchise-System eingebettet und soll in den kommenden Jahren in der DACH-Region ausgerollt werden.

Es gibt nicht die eine perfekte Lösung und je eher wir das verstehen, umso verzahnter können wir agieren und Synergien entsprechend nutzen. Supermärkte haben ihre Rolle, Hofläden sind ein Klasse Direktvermarktungskonzept und die Fahrradfahrer, die wir neuerdings immer häufiger in den Cities samt Anhänger mit frischem, saisonalem Obst und Gemüse vom Bauer aus der Region sichten, sind sicherlich eine tolle Addition.

Der Kastl-Greissler, so das Container-Konzept aus Österreich wird von seinen Erfinder als ein Nahversorgungsunternehmen gesehen, das die Marktlücke zwischen Supermärkten und Hofläden schliessen soll. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Lebensmittel und Spezialitäten aus der jeweiligen Region
  • Kurze Transportwege und kein Logistikchaos
  • Belieferung durch Bauern aus der Region
  • Erreichbarkeit als dörflicher Nahversorger
  • Neue, flexible Arbeitsplätze
  • Flexible Arbeitszeiten (Öffnungszeiten des Container-Shops).

Was beinhaltet das Kastl-Greissler Franchise-Paket?

Ähnlich wie bei allen anderen bekannten Franchise-Modellen wie z.B. Domino’s Pizza oder Subway, kommt auch beim Kastl-Greissler Franchise-Paket eine einmalige Startgebühr sowie eine jährliche Servicegebühr zum Tragen.

Darin enthalten sind:

  • Ein optimierter Verkaufscontainer
  • Kassensystem und Warenwirtschaftssystem
  • Best Practices, Sortimentsempfehlungen und Einkaufskonditionen
  • Planungssicherheit durch Erfahrung (Infos und Best Practices von anderen Container-Shops)
  • Unterstützung und Coaching durch ein erfahrenes Team
  • Kastl-Greissler Dachmarketing
Quelle: Der KastlGreissler, YouTube

Welcher Standort wird als erster in Deutschland aktiviert?

Die Österreicher geben in punkto Standortaktivierung richtig Gas. Derzeit sind 15 Kastl-Greissler im Geschäft: 5 im Burgenland, 4 in Niederösterreich, 1 in Osttirol, 3 in Kärnten und 2 in Oberösterreich (siehe KastlGreissler-Webseite).

Was ich persönlich als absolut faszinierend betrachte ist die hohe Anzahl der landwirtschaftlichen Produzenten, die mit Hilfe dieses Container-Nahversorgers einen zusätzlichen Vertriebsweg gefunden haben. Die Zahl beläuft sich auf 220.

In punkto Planung und Expansion, hilft ein Blick auf die Fundraising-Seite des Projekts, denn die Mittel für den erfolgreichen Launch kommen von den über 240 Investoren, die auf der Green Rocket Crowdfunding-Plattform mit ihrem Geld hierfür gestimmt haben:

  • Bis Ende 2021 soll es in ganz Österreich 40 Container-Shops geben.
  • Bis 2024 sind 46 Franchisenehmer und 152 Container mit Umsätzen von über 1,3 Mio. EUR geplant.

Quelle: Green Rocket

Während die österreichischen Medien immer wieder mal einen Beitrag über dieses einzigartige Konzept veröffentlichen, mangelt es in Deutschland an derartigen Infos. Schade, denn ich finde diese Verkaufsboxen ein tolles Pendant zum Amazon Fresh Store, der bald unsere europäischen Städte erobern soll.

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Familienbetriebe die sich mit Amazon an den Verhandlungstisch setzen möchten und davon überzeugt sind, dass sie einen fairen Preis herausschlagen können, hält sich in Grenzen. Wenn wir jedoch unsere frische Ware vor Ort an den Konsumenten bringen können, ohne stundenlang in Staus zu stecken, permanent Ausschau nach Fahrer zu haben und ohne den Eindruck zu haben, vom Händler erneut über den Tisch gezogen zu sein, dann ist dieses Container-Franchise-System eine wertvolle Alternative.

Wann der erste Container bei uns in Deutschland bzw. bei den Kollegen in der Schweiz aufmacht, ist heute noch unklar. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass wir hier in Bayern, aufgrund unserer Nähe zu Österreich zu den ersten zählen werden.

Das allerwichtigste bei der ganzen Sache ist die WIN-WIN-WIN-Situation. Der Konsument gewinnt, weil er / sie frische Lebensmittel vom regionalen Bauer direkt vor Ort einkaufen kann. Der Landwirt gewinnt weil er / sie seine Ware ohne langes hin und her direkt vermarkten kann. Der Container-Inhaber gewinnt weil er / sie ein Basissortiment an Alltagsprodukten in einem kleinen Raum bis zu 7 Tage die Woche anbieten kann.

Fragen an meine Konsumenten-Leser: Spricht Euch dieses Konzept an? Würdet Ihr da einkaufen gehen? Welches Basissortiment erwartet Ihr?

Frage an meine Landwirtschaftskollegen: Habt Ihr Interesse als Franchisenehmer da einzusteigen oder bleibt Ihr lieber „nur“ als Lieferant tätig?

Ich freue mich auf Euren Input zum innovativen Kastl-Greissler Container-Shop.

Bildquelle: Foto von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

Indoor Farming Ernte daheim

Indoor Farming – Ernte in den eigenen vier Wänden

Die Indoor Farming Bewegung bekommt Rückenwind: Immer mehr Stadteinwohner verzichten auf Aldi, Lidl & Co. beim Einkauf von Kräutern und züchten diese daheim, in ihren eigenen vier Wänden. Große Fans dieser Bewegung sind insbesondere jene die weder einen Garten noch einen Balkon haben.

Wer in punkto Kräuterzucht schon genügend herumexperimentiert hat, überträgt sein Know-How auf die Züchtung von z.B. Tomaten, Paprika oder Erdbeeren. Diejenigen die es auf die Spitze treiben, integrieren sogar Smart-Technologien um ihre Mini-Zuchtanlagen professioneller zu steuern.

Wer gerne bei Ikea einkauft bzw. auf der Suche nach Ideen ist, hat diesen Trend sicherlich seit rund einem Jahr verstärkt wahrgenommen. Eins muss man dem schwedischen Möbelgiganten lassen: die Jungs/ Mädels setzen nicht nur Trends fest, sondern greifen diese schneller auf als manch einer atmet.

Was hat es auf sich mit den Wohnzimmerbauern? Ist diese Art „Mini-Landwirtschaft“ überhaupt nachhaltig?

Old School vs. New School beim Indoor Farming

Soll ich meine Kräuter auf der Fensterbank in der Küche lassen, damit sie viel Licht abbekommen oder wachsen diese problemlos auch im Wohnzimmer, in meinem feschen Bücherregal? Letztes Jahr hatte ich die Zucchini neben der Stereoanlage und die Ernte war perfekt.

Während die einen beim Lesen dieser Zeilen mit dem Kopf schütteln, wiederfinden sich die anderen in der obigen Diskussion zu 100%. Sowohl der Platz als auch das Prozedere sind für den Wohnzimmergärtner von großer Bedeutung. Was die Herangehensweise betrifft, so stehen diesen folgende zwei Optionen offen:

  1. Old School: Man besorgt sich Blumentöpfe in unterschiedlichen Grössen und entsprechende Erde im Gartencenter. Das ist der traditionelle Weg.
  2. New School: Man kauft sich eine moderne Mini-Zuchtanlage die aus kleinen bis großen Geräten bestehen kann. Die modernen Systeme (z.B. Hängesysteme, hydroponische Systeme) versorgen die Pflanzen mit Wasser und Licht. Der Preis für fertige Kleinst-Systeme startet bei rund 40€; bei den größeren Varianten sollte man mit 150€ und aufwärts rechnen.

Es gibt auch eine Ultra-Luxus-Variante für Smart-Technologie Anbieter, die am liebsten den gesamten Indoor Farming Prozess automatisiert haben möchten. Für diese Anbeter hat die Münchener Firma Agrilution einen speziellen Indoor-Gewächsschrank konzipiert.

Der Plantcube ist ein Zuchtschrank der sich nahtlos in das Küchendesign integrieren lässt. Ausgestattet mit speziellen Behältern, einer Wasser- und Lichtanlage, bleibt dem Hobbygärtnern nichts anderes übrig als die Lieblingssamen auszusuchen und das System mit Hilfe einer App zu steuern. Die einzige manuelle Tätigkeit die übrig bleibt ist das Zuführen von Nährstoffen, wobei der Hersteller auch diesen Teil des Prozesses baldmöglichst automatisieren will.

Quelle: Agrilution, YouTube

Und was kostet dieser Spass?

Das Basic-Paket gibt es für 3.000 EUR.

Zurück zu „good old“ Blumentöpfe

Nicht jeder hat das nötige Kleingeld für einen derartigen Zuchtschrank bzw. auch wenn, möchte er/sie lieber ohne Apps und Tech unterwegs sein. Wer Spass am bewässern, zupfen und Co. hat, der bleibt seinen Blumentöpfen treu.

Es gibt jedoch auch hier einiges zu beachten insbesondere wenn es um die Themen Licht und Luftfeuchtigkeit geht:

  1. Licht: Wessen Wohnung in Richtung Süden ausgerichtet ist, kann seine Pflanzen auf der Fensterbank stehen lassen. Wichtig hierbei, dass die Pflanze nicht die Fensterscheibe berührt, sonst droht diese zu verbrennen. Wenn die Wohnung Richtung Norden schaut, dann kann das benötigte natürliche Licht durch künstliches Licht kompensiert werden. In Baumärkten und Gartencentern findet man geeignete Lampen. Es gibt auch Hängesysteme die mit Lampen ausgestattet sind und bei der Pflanzenzucht im Eigenheim eine gute Lösung darstellen können.
  2. Luftfeuchtigkeit: Während Zitrusfrüchte sich in feuchten Räumen wohl fühlen, ist das bei Tomaten, Gurken und Kräutern ganz anders. Diese Nutzpflanzen benötigen trockene Räume wie das Wohnzimmer oder die Küche.

Fängst Du gerade mit Indoor Farming an?

Dann starte am besten mit Salate und Kräutern, denn diese sind schon nach wenigen Wochen erntereif. Wenn Dir das gut gelungen ist, dann kannst Du Dein Zuchtportfolio auf Tomaten, Zucchini, Gurken, Erdbeeren und Co. ausbreiten.

Die Kehrseite von Indoor Farming

Wohnzimmerbauern ohne Garten oder Balkon haben es schwer. Sie stossen früher oder später an die räumlichen Grenzen. Ein Zitronenbaum im Wohnzimmer ist „fancy“, kommt aber gegen einen heimischen Apfelbaum im Garten oder einer Mini-Variante auf dem Balkon schwer an.

Wer auf frisches Basilikum, Kresse oder Dill aus dem eigenen Wohnzimmertopf nicht verzichten mag, der erfreut sich diesen Nutzpflanzen als fester Bestandteil seiner eigenen vier Wände. Im Endeffekt kann man Glück langfristig nicht kaufen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, auf die es ankommt.

Bleibt Indoor Farming eine Mainstream-Bewegung oder heisst es bald ade? Wir werden sehen.

Bildquelle: Foto von silviarita from Pixabay