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2022-12 Zukunftsessen Leckeres aus Stammzellen

Zukunftsessen: Leckeres aus Stammzellen

Was sagt Ihr zu Fisch, Fleisch, Eiern, Milch und Co. aus Stammzellen? Klingt viel zu futuristisch, um wahr zu sein? Wer meint, dass diese „leckeren“ Präparate eine komische Zukunftsvision sind, sollte mal genauer hinschauen, wie die Ernährungstrends weltweit geprägt werden. In Singapur wird im Labor gezüchtetes Fleisch bereits vermarktet und konsumiert.

Das ist kein schlechter Scherz. Singapur ist tatsächlich das erste Land der Welt, das seiner Bevölkerung Kunstfleisch zugänglich macht. Ein kleines Land, das kaum über landwirtschaftliche Flächen verfügt und größtenteils von Exporten abhängt, musste sich früher oder später etwas einfallen lassen. Hierzu empfehle ich Euch wärmstens den aktuellen Beitrag von Spiegel. Es geht nämlich um die Integration von Stammzellenfleisch in die lokale Esskultur. Die neue Normalität ist in diesem asiatischen Land wohl schon sehr weit fortgeschritten.

Als ich in 2015 meinen ersten Beitrag über die Ernährung der Zukunft bzw. über gegrillte Heuschrecken und Mader veröffentlichte, hätte ich niemals gedacht, dass Menschen eines Tages Lebensmittel kaufen und verzehren werden, die genauso hergestellt werden wie bestimmte Medikamente oder Impfstoffe. Die Begriffe Biopsie, Bioreaktor, Mikroskop, Stammzellen oder Zentrifugen brachte ich immer mit dem Bereich der Medizin in Verbindung und nicht mit der Lebensmittelindustrie. Ich denke, da war ich wohl sehr naiv.

Mit der Zeit erkannte ich diesen „innovativen“ Ernährungstrend basierend auf Technologie und Medizin insbesondere aufgrund der großen Investitions- und Geldflüsse, die in diese Richtung flossen. Wenn Agrarkolosse, wie z.B. Cargill, oder Multi-Milliardäre, wie z.B. Bill Gates (Microsoft), Jeff Bezos (Amazon) oder Richard Branson (Virgin), massive Investitionen in Kunstfleisch tätigen, dann erwarten diese Genossen auch entsprechende Profite. Das bedeutet wiederum, dass diese neue Branche entsprechenden Rückenwind erhält, um Wachstum zu generieren.

Hier ein paar Beiträge zu diesem Thema von mir:

Ran an die Stammzellen

Die Kollegen aus der Viehzucht haben es wahrhaftig nicht leicht. Ich habe in meinem Leben sehr viele Viehzüchter aus unserem Land, aus Österreich und der Schweiz sowie aus Australien, Peru und Co. kennengelernt, die alle sehr liebevoll mit den Tieren umgegangen sind. Die Mehrheit dieser Menschen führen Familienbetriebe und tun dies seit Generationen. Die Tiere bekommen Top Futter, verbringen die meiste Zeit draußen an der frischen Luft und werden sehr gut versorgt. Das, was in den Medien über Massentierhaltung propagiert wird, hat mit dieser Realität, die ich kennen lernen durfte, nichts zu tun.

Selbstverständlich werden Marketinggenies sich immer neue Kampagnen und Strategien ausdenken, um die Industrie, die Großinvestoren und den Lebensmittelhandel nach vorne zu bringen. Das dürfen wir bei der ganzen Betrachtung nicht vergessen. Ob Begriffe wie Klimawandel, CO2-Ausstoß, Tierquälerei, Veganismus oder was auch immer gerade am besten wirkt, werden in einen cleveren Slogan eingebettet und dem Endverbraucher buchstäblich entsprechend serviert.

Dass wir im medizinischen Bereich mit der neuen Stammzellentechnologie teilweise wahre Wunder, z.B. im Bereich der Orthopädie, erzielen können, bestreitet an dieser Stelle niemand. Ob wir diese Technologie 1:1 auf Lebensmittel übertragen sollten, ist fragwürdig.

Welche langfristigen Auswirkungen haben Lebensmittel aus Stammzellen auf den menschlichen Körper?

Inwieweit beeinflussen diese neuartigen Präparate die menschliche DNA?

Welche allergischen Reaktionen und Entzündungen können Fleisch, Fisch, Eier und Co. aus Stammzellen auslösen? Wie will man dagegen vorgehen?

Das sind nur ein paar Fragen, die ich mir immer wieder stelle, wenn ich auf dieses Thema stoße und zu welchen ich im Internet und bei den unterschiedlichen Expertenrunden noch nie eine Antwort gefunden habe.

Die Verflechtung von Technologie und Natur

Als naturbegeisterter Landwirt, der Technologie und Innovation sehr schätzt, tue ich mich mit diesem Ernährungstrend auf Basis von Stammzellen etwas schwer.

Ich glaube nicht, dass wir die gewaltigen Themen, wie z.B. die Versorgung der stetig wachsenden Erdbevölkerung, mit der oben aufgeführten Technologie in den Griff bekommen. Ganz im Gegenteil, ich erwarte eine Lawine von Problemen, insbesondere im Gesundheits- und medizinischen Bereich, an die wir uns heute nicht herantrauen. Von chronischen Entzündungen bis hin zu weiteren Zivilisationskrankheiten, ist alles möglich.

Denn bis dato gilt die Erkenntnis, dass Fortschritt zwar einige Probleme (u.a. auch in der Heilung von Krankheiten) löst, jedoch wiederum andere, bestehende Herausforderungen potenziert und sogar neue hinzufügt.

Wir haben unseren Fokus im letzten Jahrhundert fast ausschließlich auf Technologien gelenkt und haben hierbei große Fortschritte gemacht. Dabei haben wir der Natur jedoch größtenteils den Rücken gekehrt bzw. die natürlichen Ressourcen ausgebeutet und respektlos behandelt. Dass wir so nicht weiter fortfahren können, ist jedem klar.

Alles auf die neuen Innovationen und Technologien zu setzen, ist falsch. Gleichzeitig können die 8+ Milliarden Menschen nicht alle aufs Land, in den Wald oder hoch in die Berge ziehen und alles was wir erfunden haben, einfach mal so in die Tonne treten. Es müssen Alternativen her; solche, die nachhaltig und ressourcenschonend sind und bei denen wir Technologien sehr gezielt einsetzen, um uns zu helfen und nicht zu schaden.

Beispiele hierzu findet Ihr in meinen Blogs über vertikale Landwirtschaft, Permakultur, Hydroponik, Aquaponik, Mikrolandwirtschaft, urbane Landwirtschaft, Walipinis und andere Gewächshäuser der Zukunft.

Wie steht Ihr zu dem Thema Lebensmittel aus Stammzellen? Lösen wir Eurer Meinung nach alle aufgeführten Probleme der Erde ohne Neue (teilweise sogar gravierendere) zu erschaffen?

Bildquelle: Foto von Scott Webb auf Unsplash

Lebensmittelpreise explodieren Selbermachen angesagt

Lebensmittelpreise explodieren – Jetzt ist Selbermachen angesagt

Die Preise für Lebensmittel explodieren weltweit und da bringt ein schneller Einkauf im Nachbarland für diejenigen, die im Grenzgebiet leben, langsam überhaupt nichts mehr. Welche Alternativen bleiben einem übrig? Wie wär’s mit Selbermachen?!

Während die Gehälter ein paar mickrige Prozente gestiegen sind (wenn überhaupt), gehen die Inflation und damit einhergehend die Benzin-, Energie-, Düngemittelpreise und Co. durch die Decke.

Wer ein bisschen Ahnung von Ökonomie hat, weiß sehr wohl, dass die verzweifelte Aktion der Zentralbanken, allen voran der Federal Reserve (FED) in den USA, absolut nichts gegen die Unmengen an Geld tun wird, mit denen die Märkte in den letzten Jahren geflutet wurden. Auch das Motto „wir kämpfen gegen die Inflation“ ist nur ein weiterer cleverer Slogan für die Massen, die das Spiel von Wall Street und der „Too big to Fail“-Institutionen bis zum heutigen Tag nicht durchschaut haben.

Kehren wir doch zu den Alltagssorgen des Otto Normalbürgers zurück, der völlig verzweifelt auf die Regalpreise und Kassenbons schaut, wenn er einkaufen geht. Immer weniger Menschen können sich die Supermärkte und Reformhäuser des höheren Preissegmentes leisten, aber auch der Discounter musste preislich nachziehen , um seinen Beitrag zur Makroökonomie zu leisten, und wird weniger erschwinglich für viele.

Was tun? Denn die Probleme kennt jeder nur allzu gut.

Für diejenigen, die nicht in einer Top-Funktion in einem Finanzinstitut arbeiten, in der man fast schon lachend auf ein an die Bevölkerung klug vermarktetes Rettungspaket im Falle eines Kollapses rechnet, ist Handeln angesagt.

Selbermachen – Ein Antidot gegen die Wegwerf-Mentalität

Wir leben in einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft, in der es nur noch um Kurzlebigkeit und damit einhergehend Profite geht. Es werden weiterhin gerne chemische Elemente benutzt, um Lebensmittel zu kennzeichnen und dadurch den Konsumenten völlig im Nebel zu halten, wenn es um die tatsächlichen Inhalte geht.

Zwar gibt es mittlerweile jede Menge clevere Shopper und Konsumenten, die auf diese Tricks nicht mehr so schnell reinfallen, nichtsdestotrotz bleibt das Thema der galoppierenden Preise wie ein Damoklesschwert über den Köpfen.

Hier ein paar Tipps zum Selbermachen:

  • Selbstanbau, ob auf dem kleinen Hinterhof, im kleinen Garten oder gar im Minigewächshaus – jedes bisschen hilft
  • Indoor Farming und Teslagärten – interessante Konzepte für Stadtbewohner, die mit ihren vier Wänden auskommen müssen
  • Einlegen, Einkochen, Räuchern, Säuern, Trocknen und Fermentieren – Omas Methoden wieder anwenden, um Nahrungsmittel richtig aufzubewahren und Vorräte anzulegen
  • Zurück zum Einsatz der Kochkiste, um einerseits Energie zu sparen und andererseits, die Vitamine und Aromen besser zu erhalten
  • Exkurs: Foodsharing – statt Lebensmittel auf den Müll zu schmeißen, lieber jenen helfen, die es am meisten nötig haben

Es ist nicht jedermanns Traum, eine Vielfalt von Obst und Gemüse zu waschen, die passenden Gläser zu besorgen und zu reinigen, zu lernen wie man das ganze „Zeug“ richtig aufbewahrt, um es später zu genießen. Diese Arbeit ist alles andere als sexy, auch wenn das Endprodukt hervorragend schmeckt und obendrauf auch noch äußerst gesund ist.

Vielleicht bringen die explosionsartigen Lebensmittelpreise auch etwas Positives mit sich, nämlich, dass bei einem Großteil der Menschen ein Umdenken von Fast und Junk Food auf gesundes Essen stattfindet. Alles ist möglich.

Die weltweite Nahrungsmittelproduktion kann durch Roboter und Künstliche Intelligenz nicht ersetzt werden

Als technologiebegeisterter Landwirt finde ich die Diskussionen rundum das Thema „Technologie kann Landwirtschaft ersetzen“ nicht nur lächerlich, sondern völlig absurd. Die industrielle Landwirtschaft ist von der Natur, also vom Boden und Regen abhängig. Wir können die Böden düngen bis der Arzt kommt, Nährstoffe hinzufügen und sogar ein Liedchen beim Säen singen; wenn wir auf folgende wichtige Faktoren nicht achten, wird aus der ganzen Sache nichts:

  • Wenn nicht alle wichtigen Nährstoffe sich in der richtigen Balance befinden,
  • wenn die Witterungsverhältnisse nicht stimmen,
  • wenn die Pflanzen ein schwaches Immunsystem aufweisen und dadurch anfälliger für Krankheiten und Insektenbefall werden,
  • wenn wir die menschliche Arbeit nicht würdigen, die für die handwerklich hergestellten Lebensmittel von entscheidender Bedeutung ist,
  • wenn wir weiterhin billige Arbeitskräfte ausbeuten, den Amazonas und Co. abholzen, um jeden Fleck der Erde auszuschöpfen,

dann haben wir als Spezies wahrhaftig nicht viel gelernt.

Wir mögen alle stolz auf unsere technologischen Innovationen sein, aber wenn wir die Basis unseres Überlebens und unserer Gesellschaft nicht respektieren, dann ist mit den „billigen“ Lebensmitteln, an die sich die jüngere Generationen so sehr gewöhnt haben, ein für allemal Schluß.

Klar können einzelne „Leckereien“, zum Beispiel durch Plasma und modifizierte DNA-Strukturen, substituiert werden (siehe hierzu meinen Beitrag zum Fleisch aus dem Reagenzglas), aber ist es wirklich das, was wir wollen?

Selbermachen ist kein „outgedatetes“ Modell, sondern etwas sehr Reales. Einige werden sich freiwillig hierfür entscheiden, andere wiederum werden gezwungen sein, anders zu wirtschaften, um Essbares auf dem Tisch zu haben.

Bildquelle: Foto von Gabriella Clare Marino auf Unsplash

Goodbye Plastik, hier kommen die essbaren Verpackungen aus Seegras

Goodbye Plastik, hier kommen die essbaren Verpackungen aus Seegras

Plastikmüll wo das Auge nur hinschaut. Zwar bringen wir die PET-Flaschen für das Pfandgeld zurück aber der Rest bleibt buchstäblich auf dem Strassenrand liegen. Wie wär’s mit einer biologisch abbaubaren und obendrauf auch noch essbaren Verpackung? Wie wär’s mit einem Plastik das auf natürlicher Weise verschwindet?

Nicht möglich?

Von wegen…

Ein Londoner Start-up macht genau das möglich. Das Unternehmen Skipping Rock Labs hat ein gelartiges, essbares Membran bestehend aus einem Gemisch aus organischen Zusätzen entwickelt, um das lästige Thema „Einwegplastik“ in die Ecke zu drängen. Notpla, so der Name dieses Membrans, besteht größtenteils aus Seegras, u.z. der Hauptanteil ist die Braunalge.

„Es ist eine der Ressourcen, die am häufigsten vorkommt“, sagt Rodrigo Garcia, Mitbegründer von Notpla. „Eine der Algen, die wir verwenden, wächst bis zu einem Meter pro Tag. Können Sie sich vorstellen, dass etwas so schnell wächst? Man braucht keinen Dünger und kein Wasser, und es ist eine Ressource, die wir schon seit langem nutzen.“

— Rodrigo Garcia, Mitbegründer von Notpla gegenüber Business Insider

Quelle: Business Insider

Wie sieht die derzeitige Lage auf dem Plastikmarkt aus?

Zwar bedienen wir uns heute schon sog. Bioplastik-Tüten und Co. beispielsweise in den Supermärkten, aber was die wenigsten wissen, ist dass viele dieser Materialien einerseits aus Erdöl hergestellt werden und andererseits auch nicht biologisch abbaubar sind.

Die derzeitige Definition die wir haben ist demnach eine Attrappe. Auf der Webseite des WWF lesen wir nämlich folgendes:

„Als Biokunststoff werden also auch Materialien bezeichnet, die zwar organisch hergestellt werden, aber nicht biologisch abbaubar sind. Ebenfalls als Biokunststoff gelten Materialien, die zwar biologisch abbaubar sind, aber aus Erdöl bestehen.“

WWF Deutschland

Werden wir hier also alle auf die Schippe genommen?

Bevor ich Euch ein paar Zahlen um die Ohren haue, kurz noch ein Hinweis:

Ich habe vor wenigen Wochen einen Artikel über Bioplastik aus Pflanzenabfälle und unerwünschte Lebensmitteln veröffentlicht, den ich Euch an dieser Stelle ans Herz legen würde. Die hier aufgeführten Materialien beinhalten 0% Mikroplastik und 0% Erdöl basierte Bestandteile.

Nun zu den Zahlen…

In 2019 ist die 5. Auflage des Plastikatlas erschienen, was ganz interessante Daten und Fakten über die Welt der Kunststoffe enthält.

  • 99% des Plastiks werden aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas hergestellt.
  • Die Plastikindustrie in den USA plant ihre Produktion in den kommenden Jahren um 30% zu steigern.
  • Zwischen 1950 und 2015 wurden weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert.
  • Die Verschmutzung von Böden und Binnengewässern ist je nach Umgebung zwischen 4 bis 23-mal so hoch wie im Meer!
  • In 2018 wurden in der EU für Essen und Trinken mehr als 1,13 BILLIONEN Verpackungen verwendet.
  • Eine Handvoll multinationaler Konzerne kontrolliert den globalen Plastikmarkt.
  • Ineos ist der größte europäische Plastikkonzern. Das Unternehmen investiert Milliarden, um mit billigem Fracking-Gas aus den USA den europäischen Plastikmarkt anzuheizen.
  • Sind die Deutschen tatsächlich Weltmeister im Recycling? In 2017 wurden von 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen nur 810.000 Tonnen wiederverwertet. Das entspricht 15,6%.
  • Deutschland ist der 3-größte Exporteur von Plastikmüll wenn wir Asien ausklammern. An erster Stelle befinden sich die USA gefolgt von Japan.

Das 52-seitige PDF-Dokument könnt Ihr kostenlos auf der Webseite der Heinrich Böll Stiftung herunterladen.

Was macht das Plastik aus Notpla so besonders?

Das neuartige an dem Plastik aus Notpla ist die Kombination biologisch abbaubar UND essbar.

Die beiden Absolventen des Imperial College of London sowie des Royal College of Art, Rodrigo Garcia Gonzalez und Pierre Paslier, die auch die Mitbegründer von Skipping Rock Labs sind, haben sich in 2013 mit einem viralen Video ihrer Verpackung Ooho etabliert. Dieses Video hat die Aufmerksamkeit des größten europäischen Investors für Klimainnovationen EIT Climate-KIC auf sich gezogen.

Quelle: Mashable

Egal ob bei großen Events wie z.B. dem Londoner Marathon aus 2019 oder im Supermarkt, bei Lieferketten und Restaurants, Ooho ist als Beutel für Flüssigkeiten, Soßen und Cocktails geeignet. Laut Unternehmensangaben ist Ooho essbar, geschmacksneutral, zum Einfrieren geeignet und zersetzt sich binnen 4-6 Wochen.

Haben die beiden kreativen Jungs aus London endlich eine Alternative zum „bösen“, nicht abbaubaren Plastik gefunden?

Es gibt noch einige Punkte zu klären, wie z.B. das Hygieneproblem beim direkten Kontakt mit dem essbaren Membran. Die größte Hürde ist sicherlich die Listung im Lebensmitteleinzelhandel, denn das gilt als Heimspiel der Plastikkonzerne.

Die ersten erfolgreichen Schritte sind getan und die Kooperation mit dem Lieferdienst Just Eat ist auf jeden Fall von sehr großer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung des Start-ups.

„Es geht um die Wirkung. Wir haben damit begonnen, weil wir Teil einer Lösung für diese Plastikkrise sein wollten. Das ist es, was das ganze Team antreibt“, sagt Mitbegründer Pierre Paslier. „Es ist also ein wirklich spannendes Problem, an dem wir arbeiten.“

— Pierre Paslier, Mitbegründer von Notpla gegenüber Business Insider

Erleben wir endlich einen gewaltigen Ruck durch unsere Gesellschaft oder tümpeln wir weiter vor uns hin und erlauben den Plastikkonzernen uns weiterhin ungeniert an der Nase herumzuführen?

Bildquelle: Foto von Anna Shvets auf Pexels

Bioplastik aus Pflanzenabfälle und unerwünschte Lebensmittel

Bioplastik aus Pflanzenabfälle und unerwünschte Lebensmitteln

Der Plastikmarkt ähnelt einem Haifischbecken. Sich mit Bioplastik in dieser Branche durchzusetzen, erfordert jede Menge Mut. Rückenwind erhalten innovative Unternehmer jedoch vom Konsumenten, denn dieser setzt sich verstärkt für die Umwelt ein und erwartet ein entsprechendes handeln seitens Konzerne. Aus Abfall gut abbaubare Bio-Kunststoffe herstellen ist daher eine spannende Idee, die mehr und mehr Anhänger findet.

Ich habe neulich einen sehr interessanten TV-Beitrag über die Herstellung von Bioplastik gesehen. Die Doku zeigte die Initiative einer Züricher Firma auf, die mit Hilfe von Pflanzenabfällen einen neuen Wind in die Plastikbranche bringt. Da ich selber unterschiedliche Getreidesorten anbaue, fand ich die Idee aus einem Komposit bestehend u.a. aus Haferhülsen, ein gut abbaubares Bio-Kunststoff herzustellen, absolut genial.

Ein Sockenhalter aus Bioplastik der sich binnen 5 Wochen in Komposterde abbaut, das klingt doch hervorragend, oder?

Genau das verspricht FluidSolids Composites aus der Schweiz. Dank ihrer patentrechtlich geschützten Technologie, lassen sich maßgeschneiderte Biokomposite herstellen.

Weiterhin verspricht die Firma folgendes:

  • 0% Mikroplastik
  • 0% Erdöl basierte Bestandteile
  • 80% weniger CO2-Ausstoss
  • 100% Heimkompostierbar

Wie gut lässt sich Bioplastik in der Erde abbauen? Einstein, eine Sendung von SRF Wissen hat den Test gemacht. Das Team hat im Sommer verschiedene Bio-Kunststoffe vergraben und nach vier Monaten nachgeschaut was passiert.

Was ist also dran am Versprechen Bioplastik?

Quelle: SRF Wissen, YouTube

Bioplastik aus Lebensmittelabfälle

Wer sich auf die Reise nach Hersteller für Bioplastik begibt, kommt an MakeGrowLab nicht vorbei. Das polnische Unternehmen hat sich auf die Herstellung von innovativen Verpackungen aus Biokunststoffe spezialisiert. Die symbiotischen Prozesse der Natur werden nachgeahmt und somit fossible Brennstoffe die in Verpackungen oder Textilien beinhaltet sind, durch etwas ersetzt, was die Umwelt nicht verschmutzt sondern bereichert. So kommen Lebensmittelabfälle zum Einsatz.

Über das Thema Lebensmittelverschwendung habe ich schon öfters berichtet. Während in vielen Teilen der Welt Hungersnot herrscht, „erlauben“ wir uns hier in Deutschland etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr in den Müll zu schmeissen.

Es geht uns gut in Europa und das soll auch weiter so bleiben, allerdings müssen wir einiges anders handhaben und das möglichst bald. Es gibt bereits jede Menge gute Lösungsansätze, um dieses Thema in den Griff zu bekommen wie z.B. die Tafeln, die soziale Bewegung Foodsharing, die Herstellung von Snacks aus geretteten Lebensmitteln oder Bananenbrot aus überreifen Bananen.

Aber wir wissen alle, dass diese Initiativen bei weitem nicht ausreichen, um das Thema einigermaßen in den Griff zu bekommen. Deshalb finde ich es toll, wenn Start-ups und clevere Unternehmerpersönlichkeiten branchenübergreifend nach Alternativen suchen. Die Plastikindustrie ist ein mächtiger Markt und wenn wir hier die fossilen Bestandteile durch natürliche Ressourcen ersetzen können, dann sollten wir das tun.

Als Landwirt bin ich mehr als bereit, die Getreiderückstände die nach der Ernte zwangsläufig auf dem Ackerfeld bleiben, an Unternehmen wie z.B. FluidSolids abzugeben, um Bioplastik herzustellen. Ich bin überzeugt, dass sich sehr viele Kollegen aus meiner Branche finden, die dieses Unterfangen unterstützen würden.

Umwelt, Nachhaltigkeit und Nutzenmaximierung

Der Einsatz von Bioplastik ist nicht nur umweltfreundlich und nachhaltig sondern bietet eine große Palette von Einsatzmöglichkeiten.

Ein paar Beispiele aufgezählt:

  • Flexible Verpackung für Lebensmittel und Kosmetika
  • Einwegverpackungen zum mitnehmen
  • Wiederverwendbare Verpackungen (oder Mehrweg)
  • Barriereschicht für Papier bzw. als Barriere-Beschichtungen
  • Hautpflegeprodukte
  • Flüssiges Verdickungsmittel
  • Biokomposit-Zusatzstoff

Ganz faszinierend finde ich die nachhaltige Lederalternative aus Lebensmittelabfällen hergestellt von MakeGrowLab. Diese ist 100% plastikfrei, veganerfreundlich und äußerst effizient, da es mit Hilfe von Supermikroben innerhalb weniger Wochen im Labor entsteht. Der Einsatz von Bio-Leder reicht von Mode bis hin zu Innenarchitektur.

Wir müssen wissen, dass es bessere, umweltfreundlichere Alternativen gibt als das was wir aktuell weltweit verwenden. Bewusstsein schaffen ist der erste Schritt zu Veränderung. Bioplastik aus Pflanzen- und Lebensmittelabfällen ist eine TOP Alternative zu konventionellen, erdölbasierten Kunststoffen.

Bildquelle: Foto von John Cameron auf Unsplash

Krummes Gemüse und Obst schmeckt lecker

Krummes Gemüse und Obst schmecken absolut lecker

Wir hier in Deutschland sind zusammen mit allen anderen Bewohnern industrialisierter Länder für einen Großteil der weltweiten Lebensmittelverschwendung verantwortlich. Nicht nur die Privathaushalte sind für dieses Fiasko zuständig, sondern auch die Tatsache, dass bereits vorher im Prozess, bis zur Hälfte der Ernte im Müll landet. Der Grund: das Gemüse sieht „unästhetisch“ aus.

In meinem heutigen Beitrag möchte ich das Bewusstsein für krummes Gemüse und Obst steigern. Viele meiner Leser besitzen die nötige Sensibilisierung für dieses Thema, andere wiederum sehen das was im Hintergrund passiert oft nicht. Wie denn auch?

Einerseits, haben die Marketing- und Werbeagenturen einen Klasse Job vollbracht, die Mehrheit der EU-Bürger davon zu überzeugen, dass jede Gurke kerzengerade und gleich groß aussehen muss und andererseits, scheuen sich Discounter, Supermärkte und Co. die krummen Gefährten im Sortiment aufzunehmen. Es wird also aussortiert was das Zeug hält.

Und wo landet dann das ganze krumme Obst und Gemüse?

Laut dem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen „The State of Food and Agriculture in 2020“ gelangen in industrialisierten Ländern 40-50% der Ernte im Müll! (Quelle: FAO)

Ich wiederhole: Die Hälfte der Ernte landet im Müll!

Als Landwirt ist das ein absolut unerträglicher Zustand. Das zeigt wie viel Schaden in den Köpfen aller Teilnehmer dieses Systems entstanden ist.

Da können wir jahrelang über Lebensmittelverschwendung diskutieren und argumentieren, sowie neue Gesetze und Standards herbeiführen aber wenn wir den Fehler an der Basis des Problems nicht beheben, dann wird aus dem Ganzen nichts.

Ich will an dieser Stelle die Privathaushalte und Lebensmittelkonzerne und deren Beitrag zur Lebensmittelverschwendung nicht klein reden (deshalb habe ich einen gesonderten Beitrag dazu verfasst: Lebensmittelverschwendung in Deutschland: 11 Mio. Tonnen pro Jahr landen im Müll), aber es kann nicht sein, dass wir am Anfang der sogenannten Distributionskette mit derartigen Verlusten kämpfen.

Quelle: Quarks, YouTube

Die Lösung: Ein klares JA zu krummes Gemüse und Obst

Wer in Bioläden, auf dem Wochenmarkt oder direkt vom Bauer einkauft, hat große Chancen ungleich große und „komisch“ aussehende Kartoffeln, Möhren, Äpfel und Co. einzukaufen.

Die Mehrheit unserer Mitbürger rennen jedoch weiterhin zu Aldi, Lidl, Rewe und Co. um einzukaufen, d.h. es muss vorher in den Köpfen der Menschen Klick machen, bevor der Handel da in die Pötte kommt und größere Änderungen in den Listungen vornimmt. Denn bleiben die kleineren, krummen Möhren im Regal stehen, dann wird der Handel bei der nächsten oder übernächsten Bestellung darauf verzichten.

Wie können wir die Menschen hierfür sensibilisieren und eine Verständnis- bzw. Verhaltensänderung herbeiführen?

Immer mehr Menschen verbringen einen Großteil ihres Alltags in der Onlinewelt. Daher bin ich der Meinung, dass Bauer und Unterstützer, die eine entsprechende Onlinepräsenz aufbauen, neben den oben aufgeführten Absatzkanälen von gigantischer Bedeutung sind.

Folgende Anbieter die sich auf den Verkauf dieser Lebensmittel spezialisiert haben, sind sehr empfehlenswert:

  • etepetete: Gemüse und Obst in Bio-Qualität, Versand nach Deutschland und Österreich.
  • Querfeld: Bio-Gemüsekiste, Abos für Berlin, München und NRW, Abholstationen stehen ebenfalls zur Verfügung.
  • Rübenretter: Konfiguriere Deine eigene Retterbox.
  • Iss mich: Bio Lebensmittel und Catering aus Wien; treu dem Motto „all veggies are beautiful“.
  • Rettergut: Bereits über 100.000 kg Gemüse gerettet; #stopfoodwaste.
  • Culinary Misfits: Bunte Esskultur mit kulinarischen Sonderlingen. Hier erfahrt Ihr welche Projekte gerade laufen.

Weitere Lösungsansätze

Jedes Mal wenn ich im Handel Kartoffeln aus Ägypten sehe, dann wird mir „schlecht“. Wir importieren das Zeug, wissen nicht wie viele Schadstoffe bei der Produktion genutzt wurden, haben keine Ahnung welches Ackerfeld dahinter steckt, nicht zu Schweigen von den lästigen Transportkosten inkl. dem Lieblingswort der Politik „CO2-Ausstoß“.

Liebe Freunde, wenn Ihr was für Eure Gesundheit tun wollt und gleichzeitig was für Deutschland, für die heimischen Familienbetriebe und das Klima übrig habt, dann kauft doch regional und so gut es geht, saisonal ein.

Wer Kontakte liebt und auf Bequemlichkeit nicht verzichten will, kann selbstverständlich Online einkaufen und anschliessend beim Produzenten die Ware abholen. So erfahrt Ihr direkt vom Bauer, welche Lebensmittel bei Euch auf dem Tisch landen und wer weiss, vielleicht werdet Ihr sogar Freunde.

Warum jede Woche Bananen, Orangen oder Grapefruit im Sommer einkaufen, wenn Ihr quasi um die Ecke, frisch geerntete Kirschen, Brombeeren, Tomaten und Paprika angeboten bekommt? Die Ware wird nicht ewig gelagert und muss auch nicht um die halbe Welt gekarrt werden, um bei Euch auf den Tisch zu landen.

Lasst Euch nicht von der Propaganda aus Brüssel oder sonst wo täuschen. Wenn die Qualität passt, dann schmeckt krummes Gemüse und Obst genauso gut oder sogar besser als das hochgelobte „Standard“-Zeug.

Bildquelle: Foto von Markus Spiske auf Unsplash