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2022-04 Foodsharing Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Foodsharing – Sag Lebensmittelverschwendung den Kampf an

Auf der einen Seite landen mehr als 11 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll und auf der anderen Seite erhöht sich die Anzahl der Menschen, die sich eine ausgewogene Mahlzeit aufgrund der steigenden Preise nicht mehr leisten können. Geht das mit den Preisen für Lebensmittel weiter ungebremst nach oben, dann wird Foodsharing sicher den einen oder anderen helfen, um kostenlos an Lebensmittel zu kommen.

Die Wegwerfkultur die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den westlichen Ländern etabliert hat, egal ob es sich hierbei um Lebensmittel oder z.B. Haushaltsgeräte handelt, zeigt eine gewisse Dekadenz in unseren Gesellschaften auf, der wir sehr ungerne ins Gesicht schauen.

Solange die Profite steigen, wird ein Auge zugedrückt. Während dessen läuft vielerorts die Ware in den Regalen ab (sowohl zu Hause als auch im Supermarkt). So wird Obst und Gemüse vor Geschäftsschluss lieber auf den Müll gebracht anstatt eine vernünftige Aktion zu fahren, die Haushalten mit weniger Geld es ermöglicht diese Ware zu einem attraktiven Preis zu ergattern. Uns geht’s noch sehr gut, wenn wir uns erlauben können, dass Top Ware auf den Müll landet.

Zum Glück blühen überall in Deutschland und in anderen Ländern sogenannte Foodsharing-Initiativen, wo sich herzensgute Menschen zusammen tun, um Lebensmittel zu retten und diese Verschwendungskultur etwas abzubremsen.

Wie funktioniert Foodsharing?

An dieser Stelle überlasse ich die Vorstellung dieses Konzepts den Damen und Herren der Foodsharing Initiative Deutschland, denn sie leisten einen gewaltigen Beitrag zur Erhöhung des Bewusstseins in punkto Lebensmittelwertschätzung.

Quelle: FoodsharingTV, YouTube

Foodsharing ist und bleibt kostenfrei, so das Versprechen der Foodsharing Initiative.

Was ich an dem Konzept sehr gut finde, ist die Tatsache, dass die Foodsaver die rechtlichen Risiken und damit die volle Verantwortung für die weitere Verwendung dieser Lebensmittel übernehmen. Das bietet insbesondere Unternehmen eine Absicherung und dadurch auch einen zusätzlichen Anreiz, um bei solchen Aktivitäten teilzunehmen.

Des weiteren finde ich es toll, wenn junge Menschen angesprochen werden, da wir aus Studien wissen, dass jüngere Haushalte mehr Lebensmittel wegwerfen als Haushalte bestehend aus älteren Personen. Siehe hierzu die aktuelle GfK-Studie aus 2020 im Auftrag des BMEL.

Ein Auszug aus dieser repräsentativen GfK-Studie, zeigt welche Lebensmittel im Visier der Foodsaver bzw. der Foodsharing-Community stehen sollte. Es geht um den Anteil der Lebensmittel an den vermeidbaren Lebensmittelabfällen in privaten Haushalten:

  • 35% Obst und Gemüse
  • 15% Zubereitetes
  • 13% Brot und Backwaren
  • 12% Getränke
  • 9% Milchprodukte
  • 6% Fertigprodukte
  • 4% Fleisch, Wurst und Fisch

Quelle: BMEL, GfK-Analyse, Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten 2020, Seite 5.

Mitmachen kann bei Foodsharing jeder, der etwas für Lebensmittel übrig hat — egal ob es sich hierbei um Privatpersonen oder Unternehmen handelt.

Mehr dazu erfahrt Ihr auf der Webseite der Foodsharing-Initiative: https://www.we-share-food.de/

Warum ist Wertschätzung so schwierig?

Ich möchte nicht wie ein Motivationstrainer klingen, aber das Thema Wertschätzung nimmt in der heutigen Leistungsgesellschaft immer größere Dimensionen an. Dabei rede ich jetzt nicht von einem respektvollen Miteinander mit Kollegen auf der Arbeit oder mit Kunden. Es geht um die Wertschätzung von Nahrungs- und Lebensmitteln, den Ressourcen die uns Mutter Erde so großzügig zur Verfügung stellt, die von sehr vielen Menschen leider regelrecht „zertrampelt“ wird.

Wir müssen nicht erst vom Tisch aufstehen, wenn wir platzen und wir brauchen den Kühlschrank auch nicht komplett vollstopfen, um dann die Hälfte der Produkte in den Müll zu schmeissen.

Diese Einstellung hat nichts mit einem Leben im Überfluss zu tun. Es handelt sich hierbei sowohl um einen Mangel an Respekt für den eigenen Körper und damit einhergehend, der eigenen Gesundheit, als auch um einen respektlosen Umgang mit der Umwelt und der Natur.

Die Hauptursache dieses Verhaltens sehe ich schwerpunktmäßig in der Tatsache, dass die meisten ein entkoppeltes Leben führen. Sie leben entkoppelt von der Natur, von Familien und Gemeinschaften, und sogar vom eigenen Körper.

Traditionelle Familienstrukturen brechen immer stärker ein. Der wertvolle Austausch mit älteren Generationen findet in der schnellen Smartphone-Gesellschaft kaum mehr statt. Apps substituieren echte Gespräche, Freundschaften haben sich in die virtuelle Welt verlagert. Wer legt da noch wert auf frisches Obst, Gemüse und Co., wenn die nächstliegende Fast-Food-Kette den schnellen Hunger stillt? Dass Nährstoffe hier Fehlanzeige sind, interessiert den „busy Metaverse-Junkie“ herzlich wenig.

Massive Aufklärung ist notwendig. Wenn Schüler der Meinung sind, dass z.B. Popcorns auf Bäumen wachsen, dann machen wir alle einiges falsch.

Für alle diejenigen die ein großes Herz für Natur, Flora und Fauna haben und damit einhergehend Natur- und Lebensmittel schätzen, tut die derzeitige Entwicklung weh. Zum Glück gibt es Intitiativen wie Foodsharing, die dieses Thema an der Wurzel anpacken und versuchen das Ruder weitestgehend in die richtige Richtung zu lenken.

Bildquelle: Foto von Rachel Claire auf Pexels

Supercoop - der erste Mittmach-Supermarkt in Berlin

Supercoop – der erste Mittmach-Supermarkt in Berlin

Ein gemeinschaftlicher Supermarkt der seinen Mitgliedern Zugang zu hochwertigen Bio-Produkten aus der Region bietet und das mitten in unserer Hauptstadt – Wie geht das denn? Ist dies ein tragfähiges Konzept? Ich präsentiere Euch Supercoop, den ersten genossenschaftlichen Supermarkt in Berlin.

Wer erinnert sich noch an die vielen Tante Emma Läden? Vor gerade mal zwei Dekaden schmückten diese meist klein bis mittelgroße „Supermärkte“ unsere Strassen und verzauberten Groß und Klein mit allerlei heimischen Produkten.

Heute zählen wir die Supermarktketten an einer Hand, finden überall das Gleiche und müssen für regionale Produkte meist recht tief in die Tasche greifen, um beim nächstgelegenen Biomarkt etwas vernünftiges zu kaufen. Dass dies eine Belastung für viele Haushalte und gesundheitsorientierte Menschen ist, die Wert auf hochwertige Nahrungs- und Lebensmittel aus ihrer Heimatregion legen, interessiert die „Führungsetagen“ herzlich wenig.

Wie ich des Öfteren schon geschrieben und gesagt habe, hilft das ewige Jammern keinem von uns weiter. Umso glücklicher macht es mich als Befürworter von Direktvermarktung und Gemeinschaften zu sehen, dass sich eine Gruppe von Menschen in Berlin zusammen getan haben, um einen tollen Laden für sich und ihre wertvollen Mitglieder auf die Beine zu stellen.

Wofür steht Supercoop? Woher kommt die Idee und noch wichtiger, ist dies ein tragfähiges Konzept was auch in anderen Städten und Regionen Deutschlands umgesetzt werden kann?

Quelle: Supercoop Berlin, YouTube

Bei Supercoop kann jeder mitmachen

SuperCoop Berlin eG ist eine Genossenschaft mit derzeit 773 Mitgliedern. Der genossenschaftliche Supermarkt gehört seinen Mitgliedern.

Das Konzept mag für uns in Deutschland neu sein, aber derartige Supermärkte gibt es bereits seit über 40 Jahren in New York mit 17.000 Mitgliedern und in Paris mit über 6.000 Mitgliedern.

Wie funktioniert das Ganze?

Die Verwaltung inklusive Bestellungen und Koordination wird von den Mitgliedern übernommen. Jeder Mitglied arbeitet 3 Stunden pro Monat wodurch kein extra Personal eingestellt werden muss. Bei Supercoop einkaufen dürfen ausschließlich die Mitglieder. Die Lebensmittelpreise sind zwar günstiger als im Bioladen aber teurer als beim Discounter um die Ecke. Angeboten wird eine breite Palette hochwertiger Produkte die frisch, biologisch und regional sind. Es geht darum die Erzeuger(Innen) wert zu schätzen und fair zu bezahlen.

Wie groß ist der Laden?

Seit Februar 2022 erfolgte eine Ladenerweiterung von 230 qm auf 700 qm. Jede Menge Platz also für faire Nahrungs- und Lebensmittel aus der Umgebung.

Wieviel muss ich investiere um mitzumachen?

Das Startkapital beträgt 100€ und jeder kann mitmachen der möchte.

Obwohl es auch in München, Hamburg oder Köln ähnliche Initiativen gibt, ist der Supercoop in Berlin in seiner derzeitigen Form der erste genossenschaftliche Supermarkt Deutschlands.

Weitere wertvolle Informationen findet Ihr auf der offiziellen Webseite des Supermarkts.

Faire Lebensmittel für alle

Ich begrüße diese tolle Idee und vor allem die Umsetzung eines gemeinschaftlichen Supermarktes, wo jeder Mitglied anpacken kann und somit auch ein besseres Verständnis für Lebensmittel bekommt. Denn Popcorns wachsen nicht auf einem Baum und das was bei Fast Food Ketten auf dem Teller landet hat mit Gesundheit und Fairness überhaupt nichts zu tun.

Selbstverständlich müssen wir in diesem Zusammenhang auch das leidige Thema „Lebensmittelverschwendung“ ansprechen. Auch hier punktet ein Konzept wie Supercoop, da hier proaktiv agiert wird, weil einfach das Verständnis und die Wertschätzung für Mutter Erde eine ganz andere ist als in manch einem anderen Laden.

Was mein Herz als Landwirt höher schlagen lässt, ist die Tatsache, dass der Supercoop auch Produkte direkt vom Bauernhof bezieht und dadurch kleineren landwirtschaftlichen Betrieben eine Chance bietet, ihre Produkte dort anzubieten. Denn wie wir alle wissen, nimmt der konventionelle Einzelhandel solche Angebote gar nicht wahr.

Weitere Vorteile:

Neben Bioqualität und Regionalität wird ganz viel Wert auch auf Saison-Ware gelegt.

Die Vermeidung von Plastikverpackungen in dem lose Ware angeboten wird, spricht für Nachhaltigkeit.

Die Einbindung der Mitglieder in die Ladengestaltung und bei der Entwicklung des Produktsortiments ist sicherlich auch ein Bonus.

Rundum eine tolle Initiative dieser Supercoop. Ich freue mich, wenn ich zukünftig des Öfteren über derartige erfolgreiche Konzepte hier auf Agrarbetrieb berichten kann.

Bildquelle: Foto von dawnfu auf Pixabay

Bioplastik aus Pflanzenabfälle und unerwünschte Lebensmittel

Bioplastik aus Pflanzenabfälle und unerwünschte Lebensmitteln

Der Plastikmarkt ähnelt einem Haifischbecken. Sich mit Bioplastik in dieser Branche durchzusetzen, erfordert jede Menge Mut. Rückenwind erhalten innovative Unternehmer jedoch vom Konsumenten, denn dieser setzt sich verstärkt für die Umwelt ein und erwartet ein entsprechendes handeln seitens Konzerne. Aus Abfall gut abbaubare Bio-Kunststoffe herstellen ist daher eine spannende Idee, die mehr und mehr Anhänger findet.

Ich habe neulich einen sehr interessanten TV-Beitrag über die Herstellung von Bioplastik gesehen. Die Doku zeigte die Initiative einer Züricher Firma auf, die mit Hilfe von Pflanzenabfällen einen neuen Wind in die Plastikbranche bringt. Da ich selber unterschiedliche Getreidesorten anbaue, fand ich die Idee aus einem Komposit bestehend u.a. aus Haferhülsen, ein gut abbaubares Bio-Kunststoff herzustellen, absolut genial.

Ein Sockenhalter aus Bioplastik der sich binnen 5 Wochen in Komposterde abbaut, das klingt doch hervorragend, oder?

Genau das verspricht FluidSolids Composites aus der Schweiz. Dank ihrer patentrechtlich geschützten Technologie, lassen sich maßgeschneiderte Biokomposite herstellen.

Weiterhin verspricht die Firma folgendes:

  • 0% Mikroplastik
  • 0% Erdöl basierte Bestandteile
  • 80% weniger CO2-Ausstoss
  • 100% Heimkompostierbar

Wie gut lässt sich Bioplastik in der Erde abbauen? Einstein, eine Sendung von SRF Wissen hat den Test gemacht. Das Team hat im Sommer verschiedene Bio-Kunststoffe vergraben und nach vier Monaten nachgeschaut was passiert.

Was ist also dran am Versprechen Bioplastik?

Quelle: SRF Wissen, YouTube

Bioplastik aus Lebensmittelabfälle

Wer sich auf die Reise nach Hersteller für Bioplastik begibt, kommt an MakeGrowLab nicht vorbei. Das polnische Unternehmen hat sich auf die Herstellung von innovativen Verpackungen aus Biokunststoffe spezialisiert. Die symbiotischen Prozesse der Natur werden nachgeahmt und somit fossible Brennstoffe die in Verpackungen oder Textilien beinhaltet sind, durch etwas ersetzt, was die Umwelt nicht verschmutzt sondern bereichert. So kommen Lebensmittelabfälle zum Einsatz.

Über das Thema Lebensmittelverschwendung habe ich schon öfters berichtet. Während in vielen Teilen der Welt Hungersnot herrscht, „erlauben“ wir uns hier in Deutschland etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr in den Müll zu schmeissen.

Es geht uns gut in Europa und das soll auch weiter so bleiben, allerdings müssen wir einiges anders handhaben und das möglichst bald. Es gibt bereits jede Menge gute Lösungsansätze, um dieses Thema in den Griff zu bekommen wie z.B. die Tafeln, die soziale Bewegung Foodsharing, die Herstellung von Snacks aus geretteten Lebensmitteln oder Bananenbrot aus überreifen Bananen.

Aber wir wissen alle, dass diese Initiativen bei weitem nicht ausreichen, um das Thema einigermaßen in den Griff zu bekommen. Deshalb finde ich es toll, wenn Start-ups und clevere Unternehmerpersönlichkeiten branchenübergreifend nach Alternativen suchen. Die Plastikindustrie ist ein mächtiger Markt und wenn wir hier die fossilen Bestandteile durch natürliche Ressourcen ersetzen können, dann sollten wir das tun.

Als Landwirt bin ich mehr als bereit, die Getreiderückstände die nach der Ernte zwangsläufig auf dem Ackerfeld bleiben, an Unternehmen wie z.B. FluidSolids abzugeben, um Bioplastik herzustellen. Ich bin überzeugt, dass sich sehr viele Kollegen aus meiner Branche finden, die dieses Unterfangen unterstützen würden.

Umwelt, Nachhaltigkeit und Nutzenmaximierung

Der Einsatz von Bioplastik ist nicht nur umweltfreundlich und nachhaltig sondern bietet eine große Palette von Einsatzmöglichkeiten.

Ein paar Beispiele aufgezählt:

  • Flexible Verpackung für Lebensmittel und Kosmetika
  • Einwegverpackungen zum mitnehmen
  • Wiederverwendbare Verpackungen (oder Mehrweg)
  • Barriereschicht für Papier bzw. als Barriere-Beschichtungen
  • Hautpflegeprodukte
  • Flüssiges Verdickungsmittel
  • Biokomposit-Zusatzstoff

Ganz faszinierend finde ich die nachhaltige Lederalternative aus Lebensmittelabfällen hergestellt von MakeGrowLab. Diese ist 100% plastikfrei, veganerfreundlich und äußerst effizient, da es mit Hilfe von Supermikroben innerhalb weniger Wochen im Labor entsteht. Der Einsatz von Bio-Leder reicht von Mode bis hin zu Innenarchitektur.

Wir müssen wissen, dass es bessere, umweltfreundlichere Alternativen gibt als das was wir aktuell weltweit verwenden. Bewusstsein schaffen ist der erste Schritt zu Veränderung. Bioplastik aus Pflanzen- und Lebensmittelabfällen ist eine TOP Alternative zu konventionellen, erdölbasierten Kunststoffen.

Bildquelle: Foto von John Cameron auf Unsplash

Krummes Gemüse und Obst schmeckt lecker

Krummes Gemüse und Obst schmecken absolut lecker

Wir hier in Deutschland sind zusammen mit allen anderen Bewohnern industrialisierter Länder für einen Großteil der weltweiten Lebensmittelverschwendung verantwortlich. Nicht nur die Privathaushalte sind für dieses Fiasko zuständig, sondern auch die Tatsache, dass bereits vorher im Prozess, bis zur Hälfte der Ernte im Müll landet. Der Grund: das Gemüse sieht „unästhetisch“ aus.

In meinem heutigen Beitrag möchte ich das Bewusstsein für krummes Gemüse und Obst steigern. Viele meiner Leser besitzen die nötige Sensibilisierung für dieses Thema, andere wiederum sehen das was im Hintergrund passiert oft nicht. Wie denn auch?

Einerseits, haben die Marketing- und Werbeagenturen einen Klasse Job vollbracht, die Mehrheit der EU-Bürger davon zu überzeugen, dass jede Gurke kerzengerade und gleich groß aussehen muss und andererseits, scheuen sich Discounter, Supermärkte und Co. die krummen Gefährten im Sortiment aufzunehmen. Es wird also aussortiert was das Zeug hält.

Und wo landet dann das ganze krumme Obst und Gemüse?

Laut dem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen „The State of Food and Agriculture in 2020“ gelangen in industrialisierten Ländern 40-50% der Ernte im Müll! (Quelle: FAO)

Ich wiederhole: Die Hälfte der Ernte landet im Müll!

Als Landwirt ist das ein absolut unerträglicher Zustand. Das zeigt wie viel Schaden in den Köpfen aller Teilnehmer dieses Systems entstanden ist.

Da können wir jahrelang über Lebensmittelverschwendung diskutieren und argumentieren, sowie neue Gesetze und Standards herbeiführen aber wenn wir den Fehler an der Basis des Problems nicht beheben, dann wird aus dem Ganzen nichts.

Ich will an dieser Stelle die Privathaushalte und Lebensmittelkonzerne und deren Beitrag zur Lebensmittelverschwendung nicht klein reden (deshalb habe ich einen gesonderten Beitrag dazu verfasst: Lebensmittelverschwendung in Deutschland: 11 Mio. Tonnen pro Jahr landen im Müll), aber es kann nicht sein, dass wir am Anfang der sogenannten Distributionskette mit derartigen Verlusten kämpfen.

Quelle: Quarks, YouTube

Die Lösung: Ein klares JA zu krummes Gemüse und Obst

Wer in Bioläden, auf dem Wochenmarkt oder direkt vom Bauer einkauft, hat große Chancen ungleich große und „komisch“ aussehende Kartoffeln, Möhren, Äpfel und Co. einzukaufen.

Die Mehrheit unserer Mitbürger rennen jedoch weiterhin zu Aldi, Lidl, Rewe und Co. um einzukaufen, d.h. es muss vorher in den Köpfen der Menschen Klick machen, bevor der Handel da in die Pötte kommt und größere Änderungen in den Listungen vornimmt. Denn bleiben die kleineren, krummen Möhren im Regal stehen, dann wird der Handel bei der nächsten oder übernächsten Bestellung darauf verzichten.

Wie können wir die Menschen hierfür sensibilisieren und eine Verständnis- bzw. Verhaltensänderung herbeiführen?

Immer mehr Menschen verbringen einen Großteil ihres Alltags in der Onlinewelt. Daher bin ich der Meinung, dass Bauer und Unterstützer, die eine entsprechende Onlinepräsenz aufbauen, neben den oben aufgeführten Absatzkanälen von gigantischer Bedeutung sind.

Folgende Anbieter die sich auf den Verkauf dieser Lebensmittel spezialisiert haben, sind sehr empfehlenswert:

  • etepetete: Gemüse und Obst in Bio-Qualität, Versand nach Deutschland und Österreich.
  • Querfeld: Bio-Gemüsekiste, Abos für Berlin, München und NRW, Abholstationen stehen ebenfalls zur Verfügung.
  • Rübenretter: Konfiguriere Deine eigene Retterbox.
  • Iss mich: Bio Lebensmittel und Catering aus Wien; treu dem Motto „all veggies are beautiful“.
  • Rettergut: Bereits über 100.000 kg Gemüse gerettet; #stopfoodwaste.
  • Culinary Misfits: Bunte Esskultur mit kulinarischen Sonderlingen. Hier erfahrt Ihr welche Projekte gerade laufen.

Weitere Lösungsansätze

Jedes Mal wenn ich im Handel Kartoffeln aus Ägypten sehe, dann wird mir „schlecht“. Wir importieren das Zeug, wissen nicht wie viele Schadstoffe bei der Produktion genutzt wurden, haben keine Ahnung welches Ackerfeld dahinter steckt, nicht zu Schweigen von den lästigen Transportkosten inkl. dem Lieblingswort der Politik „CO2-Ausstoß“.

Liebe Freunde, wenn Ihr was für Eure Gesundheit tun wollt und gleichzeitig was für Deutschland, für die heimischen Familienbetriebe und das Klima übrig habt, dann kauft doch regional und so gut es geht, saisonal ein.

Wer Kontakte liebt und auf Bequemlichkeit nicht verzichten will, kann selbstverständlich Online einkaufen und anschliessend beim Produzenten die Ware abholen. So erfahrt Ihr direkt vom Bauer, welche Lebensmittel bei Euch auf dem Tisch landen und wer weiss, vielleicht werdet Ihr sogar Freunde.

Warum jede Woche Bananen, Orangen oder Grapefruit im Sommer einkaufen, wenn Ihr quasi um die Ecke, frisch geerntete Kirschen, Brombeeren, Tomaten und Paprika angeboten bekommt? Die Ware wird nicht ewig gelagert und muss auch nicht um die halbe Welt gekarrt werden, um bei Euch auf den Tisch zu landen.

Lasst Euch nicht von der Propaganda aus Brüssel oder sonst wo täuschen. Wenn die Qualität passt, dann schmeckt krummes Gemüse und Obst genauso gut oder sogar besser als das hochgelobte „Standard“-Zeug.

Bildquelle: Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Wie versorgen wir uns in der Zukunft

Wie versorgen wir uns in der Zukunft?

Wie versorgen wir eine wachsende Weltbevölkerung die Mega Cities bevorzugt?

Wir sind umkreist von Wasser und trotzdem haben Millionen von Menschen keinen Zugang zu frischem Trinkwasser. Wir schmeissen hierzulande tonnenweise Lebensmittel weg, während andere verhungern. Wir haben unzählige Ressourcen, sind umgeben von einer wunderbaren Flora und Fauna, haben jede Menge freie Flächen wo wir uns austoben können und trotzdem, entscheiden sich die meisten von uns, wie Nageltiere in irgendwelchen Hochhäusern zu leben. Wir, Homo Sapiens sind schon eine komische Spezies.

So wie wir aktuell leben, funktioniert es nicht. Wir wissen es und noch wichtiger, wir spüren es. Kein Wunder, dass alles um uns herum kollabiert.

Die Systeme die wir aufgebaut und an die wir uns so gewöhnt haben, sind an ihre Limits gelangt. Die Städte explodieren, die Dörfer gähnen vor Leere, die Jungen verschmelzen mit ihren beliebten Tech-Geräten während die Alten vermehrt in Altersheime „entsandt“ werden. Wir sehnen uns mehr denn je nach Anerkennung und Liebe, lassen jedoch dem Ego vermehrt freien Lauf und wundern uns, weshalb wir so vereinsamt sind.

Wir stehen vor immensen Herausforderungen.

Werfen wir als erstes einen Blick auf ein paar Studien die sich in punkto Entwicklung der Weltbevölkerung widersprechen:

  • Nach neuen Berechnungen der Vereinten Nationen (Juni 2019) soll die Weltbevölkerung in 2060 rund 9,7 Milliarden Menschen betragen. Bis zum Jahr 2100 rechnet die UN mit 10,8 Milliarden Menschen. [Quelle: Statista, basierend auf UN DESA Population Division]
  • Zu einem ganz anderen Prognose-Modell kommen jedoch Wissenschaftler und Forscher der medizinischen Fakultät der University of Washington. Die Weltbevölkerung soll zwar bis zum Jahr 2064 auf 9,7 Mrd. Menschen steigen aber danach soll diese auf etwas 8,8 Mrd. Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts zurückgehen. Der Hauptgrund: Rückgang der Geburtenrate. In Japan, Thailand, Italien und Spanien könne die Bevölkerung um bis zu 50% schrumpfen. [Quelle: The Lancet, Juli 14, 2020 – „Fertility, mortality, migration, and population scenarios for 195 countries and territories from 2017 to 2100: a forecasting analysis for the Global Burden of Disease Study“]

Ich persönlich finde widersprüchliche Studien sehr gut, da sie uns nicht blind einer Perspektive, Aussage bzw. Zahl folgen lassen.

Bevor ich auf unser heutiges Versorgungsthema eingehe, möchte ich noch eine weitere Statistik mit Euch teilen, denn sie spielt eine wesentliche Rolle dabei, wie wir uns aufstellen müssen, um das was buchstäblich auf uns zurollt, einigermassen zu meistern:

===> Heute lebt 55% der Weltbevölkerung in Städten. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. [Quelle: The Guardian]

Das Zusammenspiel Größenwahn und Versorgung

Es ist nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal, dass ich hier auf Agrarbetrieb über das Thema Versorgung schreibe. Ich möchte hierbei nicht nur eine entsprechende Sensibilität für dieses herausfordernde Thema schaffen, sondern u.a. auch auf die Probleme hinweisen und vor allem, Lösungsansätze und -alternativen bieten.

Siehe hierzu:

Vor ein paar Tagen habe ich ein interessantes Interview mit dem norwegischen Wirtschaftsphilosophen und Bestsellerautor Anders Indset gehört, was mich dazu bewegt hat, der Versorgungsthematik einen neuen „Spin“ zu geben.

Was mir an Anders besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass er kein Theoretiker ist. Vor seiner Karriere als Business Philosopher und vertrauter Sparrings-Partner für CEOs und Politiker hatte er selbst ein Unternehmen gegründet und geleitet, d.h. er kennt die „Ups and Downs“ im Geschäft und die damit einhergehenden Herausforderungen nur allzu gut.

Quelle: phoenix, YouTube

Obwohl ich nicht in allen Themen mit ihm übereinstimme, finde ich den Ansatz von Anders wo er darauf hinweist, dass wir zukünftig die Probleme auf globaler und lokaler Ebene anpacken müssen, anstatt wie heute auf nationaler Ebene, mehr als richtig.

  1. Globale Herausforderungen: Nehmen wir als Beispiel das aktuelle Finanzsystem. Wir haben Privatbanken, staatliche Banken, dann Zentralbanken, unterschiedliche Währungen usw. Das mag zwar alles super funktioniert haben in der Vergangenheit aber heute und vor allem zukünftig, kommen wir mit diesem System ans Limit. Es muss ein anderer Ansatz her. Digitalisierung ist eine Sache, eine ganz andere hingegen, ein komplett neues Finanz- und Wirtschaftssystem aus dem Boden zu stampfen, was nachhaltig sein wird. Wir brauchen eine globale Lösung. Nationale Lösungen in einer 100% voneinander abhängigen Welt macht keinen Sinn.
  2. Lokale Herausforderungen: Es kann nicht sein, dass wir Gesetze auf nationaler Ebene festlegen und uns dabei an den Bedürfnissen von Mega Cities wie z.B. Berlin, London, New York, Sydney, Los Angeles, Bangkok usw. orientieren, um diese dann eins zu eins in alle anderen Städte, Gemeinden und Dörfer zu implementieren. Das ist jenseits von gut und böse. Was in Berlin, München oder Hamburg gilt, kann in einer Gemeinde mit 100.000 Einwohnern ganz anders aussehen. Bürgermeister werden zukünftig eine „echte“ Leadership-Rolle übernehmen und eigene Gesetze erlassen müssen, die lokal am meisten Sinn machen.

So sehr wir an dem Konzept der Nationalstaaten festhalten, müssen wir heute anders denken und uns anders organisieren, damit wir überhaupt eine Überlebenschance haben.

Wer die Konsequenzen der Digitalisierung, Robotisierung, Quantenwirtschaft / Quatencomputer, Künstliche Intelligenz und Superintelligenz nicht versteht bzw. bewusst ignoriert, wird in den kommenden Jahren ein paar böse Überraschungen erleben.

Übersetzt auf die Versorgungsthematik sehe ich den Ansatz von Anders Ingles wie folgt umgesetzt (ein paar Vorschläge):

A. Globale Versorgungssysteme

Erschaffung neuer Handelszonen die Sinn machen und nicht nur auf Profit bzw. Ausbeutung ausgelegt sind. Optimierung der Transportwege sowie der Logistik und des Supply Chain Managements mit Hilfe von Blockchain-Technologien. Erschaffung von Transparenz was wir ebenfalls mit Blockchain erzielen können. Förderung von Vielfältigkeit und Unterbindung sog. „Too Big To Fail“- Monopolinstitutionen (Big Banks, Big Tech) wie wir sie heute kennen.

B. Lokale Versorgungssysteme

Fokus auf regionale, lokale und saisonale Produkte. Dem Monokulturen-Wahnsinn einen Riegel vorschieben. Einsatz moderner Technologien (z.B. Entsalzungsanlagen) um frisches Trinkwasser vor Ort bereit zu stellen. Einbettung sog. ökonomischer Incentives zur Förderung von KMUs und kleinbäuerlicher Betriebe. Entwicklung moderner Bewässerungssysteme, um kleine landwirtschaftliche Betriebe und Familienwirtschaften in Drittländer zu unterstützen. Aufklärung der Bevölkerung über die Schäden einer „falschen“ Ernährungsweise. Programme zur Förderung der Bodenregeneration, der Insekten- und Bienenpopulation sowie von Wälder, Wiesen und Täler. Ausbau moderner Konzepte wie z.B. Vertikale Landwirtschaft, schwimmende Farmen, Vertical Gardening / Urban Gardening, urbane Landwirtschaft, Underground Farming usw. in den Mega Cities.

Steuern wir auf ein Versorgungschaos zu?

Wenn wir so weiter machen wie bisher, dann lautet die Antwort „JA“.

Wir befinden uns in einer Umbruchszeit. Wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Normen und Werte stehen verwirrt vor den Toren einer digitalen Revolution, die die Menschheit so wie wir sie seit Jahren und Jahrhunderten kennen, völlig verändern wird.

Gleichzeitig stellt diese Herausforderung auch eine tolle Chance dar, das bisherige Lebensmodell zu überdenken. Während die meisten Menschen voller Panik nur noch reagieren und dadurch problemlos von A nach B geleitet werden können, sehen diejenigen, die es schaffen innere Ruhe zu bewahren, jede Menge Gelegenheiten und damit einen radikalen Neuanfang.

Es geht hierbei nicht darum, dass wir alle Vegetarier / Veganer werden oder dass wir unser Fleischkonsum durch künstliches Fleisch aus dem Reagenzglas ersetzen. Eine neue Weltanschauung muss her. Wie der bekannte Wirtschaftsphilosoph Indset es recht passend formuliert hat:

„Unsere Führungskräfte von heute brauchen die Philosophie von gestern gepaart mit der Wissenschaft und der Technologie von morgen.“

– Anders Indset

Eine kontinuierliche und ausreichende Lebensmittelversorgung ist und bleibt ein fundamentaler Baustein für die Zukunft der Menschheit.

Bildquelle: ELEVATE, Pexels.com