NEWS: Neuheiten auf der Agritechnica 2019, Aldi auf Einkaufstour
Es ist wieder soweit; am Sonntag startet die Weltleitmesse für Landtechnik, Agritechnica. Hannover rechnet mit über 450.000 Besucher aus 130 Ländern. Mehr als 2.750 Aussteller aus 51 Ländern präsentieren ihre Neuheiten. In diesem Jahr gibt es eine Gold- und 39 Silbermedaillen.
Alle zwei Jahre freue ich mich auf die Agritechnica. Endlich Zeit haben sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, neue Maschinen live zu sehen und den ‚Puls der Landwirtschaft‘ fühlen. Neben Parties für junge Landwirte erwarten uns zahlreiche Veranstaltungen und interessante Forumsdiskussionen. Das alles und mehr gibt’s vom 10-16 November in Hannover.
Heute möchte ich Euch mit drei Neuheiten bekannt machen.
John Deere’s eAutoPower-Getriebe e8WD erhält Goldmedaille
JD verzichtet in seinen 8R-Großtraktoren komplett auf die Pumpe/Motor. Stattdessen werden 2 E-Maschinen als stufenloses Stellglied eingesetzt. Diese versorgen nicht nur den Fahrantrieb, sondern stellen zusätzlich bis zu 100 kW elektrische Leistung für externe Verbraucher bereit.
Es handelt sich hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt mit der Firma Joskin aus Belgien. Die hierfür entwickelte externe E-Komponente ist eine Systemlösung für die Gülleausbringung. Zu den Vorteilen dieser Kombo zählen u.a. eine höhere Traktion, ein geringerer Schlupf und eine bessere Spurführung in Seitenhängen.
JD könnt Ihr in der Halle 13 Stand C40 besuchen.
AVR’s neuer Kartoffelroder Puma 4.0 mit Web-Anbindung
Ein selbstfahrender Kartoffelroder mit Cloud-Konnektivität – das ist der neue Puma 4.0 des belgischen Herstellers für Kartoffelerntetechnik AVR. Die durch Sensoren im Feld gewonnene Daten werden an die digitale Benutzerplattform AVR Connect gesendet. Die Plattform ist laut AVR Connect offen, d.h. die Daten können mit anderen Softwarepaketen geteilt werden.
Zu den erfassten Daten zählen u.a. Rodedauer, Wartezeiten, Position der Maschine in Echtzeit, Geofencing, Fernzugriff und Live-Überblick auf Menüs, Einstellungen und Parameter, sowie An- und Rückfahrtroute zum/vom Acker.
Das spannende an den Daten von Puma 4.0 ist folgendes: es lassen sich auch Ertragsdaten erfassen und anschließend auf Karten visualisieren. Dies ermöglicht dem Landwirt gezielter Maßnahmen zu ergreifen, um die weniger produktiven Zonen zu optimieren.
Auf der Agritechnica findet Ihr die Firma AVR in Halle 24, Stand B10.
Lemken’s selbstfahrende Feldspritze Nova 14
Ab Mitte 2020 dürfen sich Lemken-Fans auf die neue selbstfahrende Feldspritze Nova 14 freuen. Dabei steht die geräumige Kabine mit perfekter Schallisolierung im Fokus. Das Eindringen von Dämpfen wird durch den permanenten Überdruck verhindert. Optional kann auch ein 3-stufiges Luftfiltersystem der Kategorie 4 eingebaut werden.
Der Sitz ist luftgefedert. Die Bedienelemente sind ergonomisch in der Armlehne untergebracht. Die Steuerung erfolgt über das Lemken MegaSpray auf dem CCI 800 oder CCI 1200 Terminal.
Weitere Verbesserungen im Überblick:
- automatische Gestängeführung
- vielseitig verstellbares Fahrwerk => z.B. hydraulische Fahrwerksanhebung bis auf 1,6 m
- teleskopierbare Achsen
- hydraulische Spurweitenverstellung (optional)
- Allradlenkung
- 55 Liter fassende Einspülschleuse
- Frischwassertank von 660 Liter
- Tankvolumen von 4.800 und 7.200 Liter
- Arbeitsbreiten von 24 m und 39 m
- Adaptive Balancing Control (ABC)
Silbermedaille für Lemken’s iQblue connect
Die erwünschte Steuerung des Traktors samt Anbaugeräte ist endlich möglich. Wie? Durch iQblue connect.
Es handelt sich hierbei um ein herstellerübergreifendes, portables und nachrüstbares Modul zur Automatisierung von Gerätefunktionen auf ISOBUS-Basis. Das ganze erfolgt durch die Integration von TIM (Tractor Implement Management)-Funktionen.
Auf der Agritechnica findet Ihr die Firma AVR in Halle 11, Stand A42.
Aldi kauft erneut einen landwirtschaftlichen Großbetrieb in Ostdeutschland
Die außerlandwirtschaftlichen Investoren steigen immer häufiger in Agrargenossenschaften ein. Seit dem jüngsten Kauf läuten bei den Kollegen in Sachsen-Anhalt die Alarmglocken.
Die Aldi-Erben befinden sich auf Einkaufstour. Nach der Übernahme Anfang September des Agrarbetriebs Kayna eG (rund 2,000 Hektar laut Medienberichten) im Süden Sachsen-Anhalts hat die bekannte Familie erneut zugeschlagen. Auch bei diesem zweiten Kauf handelt es sich um Ackerflächen in Sachsen-Anhalt. Der ehemalige Präsident des Bauernverbands Klaus Kliem hat die Geithainer Landwirtschafts GmbH an den Discounter verkauft. Landwirte aus der Region befürchten Schlimmes.
Für Aufsehen und Furore sorgt die aktuelle Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL) mit dem Titel „Thüringer Ex-Bauernpräsident verscherbelt Großbetrieb an Aldi“. Darin fordern die Mitglieder die Politik auf, dringend ein Gesetz zu erlassen, welches derartige Deals verhindert.
Im Hinblick auf die Agrarsubventionen ist das ebenfalls ein sehr umstrittenes Thema. Der ehemalige Besitzer und Verkäufer Klaus Kliems erhielt in 2018 für die Geithainer Landwirtschafts GmbH rund 434.670 EUR Agrarsubventionen.
In punkto Flächengröße sollten wir uns des Folgenden bewusst werden:
- 60 Hektar Bundesschnitt für landwirtschaftliche Betriebe
- 270 Hektar in Sachen-Anhalt
- 2,000 Hektar groß ist der Agrarbetrieb Kayna welches als erstes auf der Einkaufsliste von Aldi war
Abschließend, hier noch der Anteil ortsfremder Investoren in Ostdeutschland:
- 41% in Mecklenburg-Vorpommern
- 36% in Brandenburg
- 32% in Sachsen
- 23% in Thüringen
- 22% in Sachsen-Anhalt
Quellen: AbL, Mitteldeutsche Zeitung, Focus Online
Strukturwandel – sicherlich ein ‚heißes‘ Thema auch auf der anstehenden Agritechnica
Wir befinden uns Mittem im goldenen Zeitalter großer Kapitalanlegern. Die Zinsen sind niedrig, die Kredite billig.
Großunternehmen jeglicher Branchen, von Autohausbesitzer, Möbellieferant, Baufirma, Heiztechnik-Hersteller bis hin zu Versicherungs- und Pharma-Konzern, wenden sich verstärkt dem Agrarmarkt zu. Mit billigem Geld und wenig Regeln, kann man einen Markt recht schnell leer fegen. Gesetzeslücken werden gnadenlos ausgenutzt. Sogenannte Share Deals boomen.
Da können kleine landwirtschaftliche Betriebe nur zuschauen und hoffen, dass sie selbst nicht unter die Räder des ‚Strukturwandels‘ geraten. Keine schöne Perspektive.
Es müssen striktere Gesetze eingeführt werden. Share Deals müssen eingedämmt werden. Darüber werden wir uns auf der Agritechnica (und darüber hinaus) sicherlich noch zu Genüge auseinandersetzen. Sehen wir uns in Hannover?
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