Dürre in Deutschland: Felder so trocken wie in 1961
Rekordverdächtige Trockenheit in Deutschland. Felder und Wiesen seien so trocken wie seit 1961, so eine aktuelle Meldung des Deutschen Wetterdienst (DWD). Dem nicht genug, denn die angekündigte Hitzewelle von 35 Grad und mehr ist wie geplant schon eingetroffen.
Die Bodenfeuchtesituation ist dramatisch. Die lange Trockenheit hat die deutschen Böden ausgedörrt. Besonders auffällig dabei ist die aktuelle Situation in der Mitte Deutschlands.
Während im Norden und Süden Deutschlands genug Regen fiel, mussten die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mancherorts mit weniger als 50 Liter pro Quadratmeter (das entspricht nicht einmal 1/3 der üblichen Menge!) klar kommen.
Felder in Hannover sind beregnungsbedürftig
Hannover gilt zur Zeit als die trockenste Region Deutschlands mit nur 10 bis 20% nFK (nutzbare Feldkapazität). Die Faustregel lautet wie folgt:
Böden mit einem Wassergehalt von 50% nFK und weniger, werden als „beregnungsbedürftig“ bezeichnet und klassifiziert.
Ausreichende Feuchtigkeit ist essentiell für die Nährstoffaufnahme und -umsetzung. Mangelnde Bodenfeuchte wirkt sich besonders stark auf Getreide- und Kartoffelkulturen aus — insbesondere wenn sich diese noch in der Entwicklungsphase befinden.
Besonders schwer haben es Sonderkulturen. Diese kommen ohne zusätzliches Wasser nicht aus. Deshalb werden die Ackerflächen rundum Hannover und in weiten Teilen Südniedersachsens mit Wasserleitungen erreicht. Um Ertrag und Qualität des Ernteguts so gut wie möglich zu sichern, sind zusätzliche Wassergaben notwendig.
Bundesweite Situation im Überblick
Der Juni 2015 war deutlich zu trocken. Im Schnitt regnete es 58 LT pro Quadratmeter. Das sind knapp 70% des vierteljährlichen Mittels von 85 LT pro Quadratmeter. Im langjährigen Vergleich war der Monat definitiv zu trocken.
Allerdings stellt sich die Lage etwas differenzierter dar. So war z.B. das Alpenvorland mit regional über 200 LT pro Quadratmeter die niederschlagreichste Region Deutschlands.
- Norddeutschland: Gebietsweise sehr geringe Niederschlagsmengen von 15 LT pro Quadratmeter; Waldbrandgefahr durch die langanhaltende Trockenheit.
- Südddeutschland: Wiederholt starke Regengewitter mit enormen Niederschlagsmengen insb. am Alpenrand bzw. im Apenvorland; trotzdem blieb Juni im langjährigen Vergleich zu trocken.
Wintergerste: Mähdrescher müssen früher ausrücken
Trockenheit ist kein Spiel. Das wissen die Landwirte nun sehr genau.
Und so kommt es auch, dass in einigen Ecken Deutschlands bereits geerntet wird — früher als sonst. Fakt ist, dass die Wintergerste in der Entwicklung etwas vor dem langjährigen Mittel liegt. Eigentlich ist die Wintergerste erst in der letzten Junidekade dran, wegen der Trockenheit sind laut DWD im Osten Mitteldeutschlands und im Südwesten die Bestände bereits Mitte des Monats in die Gelbreife gegangen.
Zur Info: Die optimale Mähdruschzeitspanne beträgt 5 bis 7 Tage. Wintergerste gilt als verlustgefährdetste Getreideart.
Wo wird bereits geerntet?
Die Erntemaschinen sind unterwegs, die Felder brummen und die neue Wintergerste ist dran. Die aktuelle Lage, Stand 30. Juni stellt sich laut DWD wie folgt dar:
- Bayern: Die erste Wintergerste ist bereits vom Halm. In Unterfranken startete die Ernte am 29. Juni und im Schwaben ein Tag zuvor, am 28. Juni.
- Baden-Württemberg: Die ersten Mähdrescher rückten am 29. Juni (5 Tage vor dem langjährigen Mittel) in der Nähe von Baden-Baden aus.
- Sachsen-Anhalt: Hier sind die ersten Mähdrescher bereits am 26. Juni ausgerückt. Das sind 6 Tage vor dem gängigen langjährigen Mittel.
Es bleibt spannend, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Aussatflächen für Wintergerste in diesem Jahr auf 1,27 Mio. Hektar ausgedehnt haben. Das entspricht einem Zuwachs von 3,5% gegenüber dem Vorjahr.
Sind Sie schon bei der Ernte?
Wie sieht es momentan in Ihrer Region aus? Befinden sich die Erntemaschinen schon auf den Felder?
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