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2023-02 Neue Supermarktkonzepte - Agrarbetrieb

Neue Supermarktkonzepte: Erst der Zug, jetzt ein Bus

Ihr dachtet „Rewe To Go“ oder „Amazon Fresh“ sind innovative Supermarktkonzepte? Was meint Ihr dann zu einem Supermarkt auf Rädern, der kleine Gemeinden und Dörfer erreichen kann, in denen teilweise „der Bär tobt“? Ein Einkaufsbus, der frische und regionale Lebensmittel quasi vor der Haustür anbietet, ist für manche Teile der Bevölkerung ein absolutes Novum.

Wenn sich zwei Giganten der Wirtschaft zusammen tun, dann kann auch mal was ganz Tolles entstehen. So auch das Endprodukt aus der Kooperation des Transport- und Logistikgiganten Deutsche Bahn mit der Supermarktkette Rewe. Nachdem die beiden im Jahr 2021 einen Supermarkt-Zug in Hessens Bahnhöfen stationiert haben, um die Einwohner für ein faires, nachhaltiges Einkaufen zu begeistern, steht im Frühjahr diesen Jahres der Supermarkt-Bus als neue Initiative an.

Tolle Idee oder sinnloses Unterfangen?

Die Meinungen über diesen „Schachzug“ der beiden Akteure gehen, wie es oft der Fall ist, extrem auseinander. Die einen sehen darin eine klasse Sache, die anderen halten vom „roten Weihnachtstruck“-Imitat (gemeint ist damit Coca-Cola) nicht viel.

Bevor wir das Konzept überhaupt beurteilen können, lohnt es sich, das Ganze mal näher unter die Lupe zu nehmen. Zu den Fakten:

  • Der Zug war 150 m lang.
  • 3 Waggons wurden umgebaut: es wurden Kühltruhen und Regale, wie in einem üblichen Einkaufsmarkt, platziert.
  • Das Grundsortiment wurde unverändert durchgängig angeboten.
  • Frischware wurde nicht im Zug mitgeführt, sondern in jedem Ort direkt extra angeliefert.
  • Das Sortiment bestand aus rund 3.000 Artikel.
  • Ein Leergut-Automat stand ebenfalls zur Verfügung.

Der Zug hielt u.a. in folgenden Bahnhöfen an: Frankfurt, Kassel, Gießen, Fulda und Darmstadt.

Um das Projekt kümmerten sich in erster Linie die Auszubildenden der jeweiligen regionalen Rewe-Märkte.

Weiterführende Informationen zu dieser Zusammenarbeit findet Ihr auf der nachfolgenden Webseite: https://supermarktzug.de/

Und wie sah denn dieser Zug nun wirklich aus?

Der folgende Videobeitrag gibt einen sehr guten Einblick ins Innere (und Äußere) dieses Supermarktkonzepts …

Quelle: Einsenbahn in Ö, D, CH via YouTube

Innovative Supermarktkonzepte auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin 2023

In der letzten Januar-Woche drehte sich in der Hauptstadt Deutschland fast alles um die Internationale Grüne Woche (IGW). Hier trifft sich alles was „Rang und Namen“ hat, wenn es darum geht, Ernährungstrends rechtzeitig aufzugreifen und klar, auch zu beeinflussen.

Aussteller aus aller Herren Länder präsentieren ihre kulinarischen Besonderheiten und hier und da trifft man auch auf die eine oder andere Persönlichkeit. Neben den vielen Veranstaltungen und Podiums-Diskussionen, ist der Spaziergang durch die bunten Hallen ein wirklich schönes Spektakel für die Sinne.

Ein Highlight der diesjährigen IGW waren sicherlich die beiden Supermarktkonzepte der Rewe in Kooperation mit der Deutschen Bahn. Zwischen den Hallen 1-4 durften die Besucher sowohl den Supermarkt-Zug als auch den Supermarkt-Bus, der in wenigen Tagen an den Start geht, betreten und begutachten.

Was wissen wir über den Supermarkt-Bus?

Einkaufen vor der Haustür – das, was für „City“-Bewohner das Gewöhnlichste der Welt darstellt, ist für Einwohner ländlicher Regionen ein innovatives Konzept. Das Auto endlich mal stehen lassen und frische, regionale Produkte um die Ecke einkaufen, gilt für viele wahrhaftig als Traum.

Ein paar Fakten zum Supermarkt-Bus:

  • Der Bus hat eine Länge von 18 Meter.
  • Das Sortiment soll aus 700 Artikel bestehen.
  • Die im Bus eingebauten hochleistungsfähigen Akkus erlauben es dem Markt auf Rädern, bis zu 8 Stunden ohne externe Stromversorgung zu funktionieren.
  • Der Testpilot ist für Nordhessen gedacht und umfasst mehrere Gemeinden der Landkreise Hessen, Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg.
  • Der Fokus liegt auf Regionalität, Frische und „Bio aus Hessen“.

Das Pilotprojekt geht in wenigen Tagen, in März 2023, an den Start.

Mehr hierzu könnt Ihr auf der Seite der Deutschen Bahn lesen.

Neue Wege in der Nahversorgung erschließen

Unabhängig von den ganzen Diskussionen rund um das Thema „Klima“, werden für Menschen in ländlichen Regionen bessere Konzepte in Punkto Nahversorgung benötigt – egal, ob es sich dabei um Supermärkte, Drogeriemärkte und Co. handelt. Es kann nicht sein, dass wir Dörfer und Gemeinden haben, deren Bewohner, um Grundnahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs erhalten zu können, auf die eigene Fähigkeit, mit einem Auto einige Kilometer fahren zu können, angewiesen sind. Ohne Auto ist man in vielen Regionen mittlerweile aufgeschmissen, weil das regionale Netzwerk aus kleinen Dorfläden und guten Anbindungen durch öffentliche Verkehrsmittel, schon lange nicht mehr gegeben ist.

Von daher bin ich der Meinung, dass wir solche Kooperationen, wie die beiden oben aufgeführten Projekte durchaus unterstützen und testen sollten. Denn wenn wir nichts Neuartiges ausprobieren, dann kommen wir auch Null voran.

Dies erwähne ich, weil mir durchaus die nicht besonders konstruktiven Kommentare, die gerne auf Social Media, am besten auch noch als „Anonym“, zu solch Projekten hinterlassen werden, aufgefallen sind.

Ja, wir alle machen Fehler und lernen „hoffentlich“ aus diesen. Sicherlich kann man gewisse Supermarktkonzepte verfeinern bzw. komplett neu aufziehen, aber ohne diese vorher zu testen, lässt sich nicht beurteilen, wie valide diese in der Realität sind. Und wir können vor allem auch eins nicht: kreativ das regionale Netzwerk ausbauen und weiterentwickeln, so dass alle Beteiligten maximal etwas von haben.

Wir sind eine kreative Spezies und anders als Roboter, benötigen wir frische Lebensmittel, um ein gesundes und harmonisches Leben im Einklang mit der Natur zu führen.

Welche innovativen Supermarktkonzepte habt Ihr z.B. im Ausland gesehen? Was können wir von anderen Ländern lernen, die in diesem Bereich mehr Erfahrung gesammelt haben?

Bildquelle: Foto von Matheus Cenali auf Pexels

Kastl-Greissler Container-Nahversorgungsmodell

Der Kastl-Greissler – ein spannendes Container-Nahversorgungsmodell aus Österreich

Während die Debatten regional vs global immer absurder werden, haben unsere Nachbarn aus Österreich etwas Einzigartiges aus dem Kasten gezaubert — und das wortwörtlich. Sie haben einen stink normalen Container in einen Nahversorger umgewandelt, um die Menschen in ländlichen Regionen mit regionalen Produkten des täglichen Bedarfs zu erreichen. Das neuartige Konzept wurde in ein Franchise-System eingebettet und soll in den kommenden Jahren in der DACH-Region ausgerollt werden.

Es gibt nicht die eine perfekte Lösung und je eher wir das verstehen, umso verzahnter können wir agieren und Synergien entsprechend nutzen. Supermärkte haben ihre Rolle, Hofläden sind ein Klasse Direktvermarktungskonzept und die Fahrradfahrer, die wir neuerdings immer häufiger in den Cities samt Anhänger mit frischem, saisonalem Obst und Gemüse vom Bauer aus der Region sichten, sind sicherlich eine tolle Addition.

Der Kastl-Greissler, so das Container-Konzept aus Österreich wird von seinen Erfinder als ein Nahversorgungsunternehmen gesehen, das die Marktlücke zwischen Supermärkten und Hofläden schliessen soll. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Lebensmittel und Spezialitäten aus der jeweiligen Region
  • Kurze Transportwege und kein Logistikchaos
  • Belieferung durch Bauern aus der Region
  • Erreichbarkeit als dörflicher Nahversorger
  • Neue, flexible Arbeitsplätze
  • Flexible Arbeitszeiten (Öffnungszeiten des Container-Shops).

Was beinhaltet das Kastl-Greissler Franchise-Paket?

Ähnlich wie bei allen anderen bekannten Franchise-Modellen wie z.B. Domino’s Pizza oder Subway, kommt auch beim Kastl-Greissler Franchise-Paket eine einmalige Startgebühr sowie eine jährliche Servicegebühr zum Tragen.

Darin enthalten sind:

  • Ein optimierter Verkaufscontainer
  • Kassensystem und Warenwirtschaftssystem
  • Best Practices, Sortimentsempfehlungen und Einkaufskonditionen
  • Planungssicherheit durch Erfahrung (Infos und Best Practices von anderen Container-Shops)
  • Unterstützung und Coaching durch ein erfahrenes Team
  • Kastl-Greissler Dachmarketing
Quelle: Der KastlGreissler, YouTube

Welcher Standort wird als erster in Deutschland aktiviert?

Die Österreicher geben in punkto Standortaktivierung richtig Gas. Derzeit sind 15 Kastl-Greissler im Geschäft: 5 im Burgenland, 4 in Niederösterreich, 1 in Osttirol, 3 in Kärnten und 2 in Oberösterreich (siehe KastlGreissler-Webseite).

Was ich persönlich als absolut faszinierend betrachte ist die hohe Anzahl der landwirtschaftlichen Produzenten, die mit Hilfe dieses Container-Nahversorgers einen zusätzlichen Vertriebsweg gefunden haben. Die Zahl beläuft sich auf 220.

In punkto Planung und Expansion, hilft ein Blick auf die Fundraising-Seite des Projekts, denn die Mittel für den erfolgreichen Launch kommen von den über 240 Investoren, die auf der Green Rocket Crowdfunding-Plattform mit ihrem Geld hierfür gestimmt haben:

  • Bis Ende 2021 soll es in ganz Österreich 40 Container-Shops geben.
  • Bis 2024 sind 46 Franchisenehmer und 152 Container mit Umsätzen von über 1,3 Mio. EUR geplant.

Quelle: Green Rocket

Während die österreichischen Medien immer wieder mal einen Beitrag über dieses einzigartige Konzept veröffentlichen, mangelt es in Deutschland an derartigen Infos. Schade, denn ich finde diese Verkaufsboxen ein tolles Pendant zum Amazon Fresh Store, der bald unsere europäischen Städte erobern soll.

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Familienbetriebe die sich mit Amazon an den Verhandlungstisch setzen möchten und davon überzeugt sind, dass sie einen fairen Preis herausschlagen können, hält sich in Grenzen. Wenn wir jedoch unsere frische Ware vor Ort an den Konsumenten bringen können, ohne stundenlang in Staus zu stecken, permanent Ausschau nach Fahrer zu haben und ohne den Eindruck zu haben, vom Händler erneut über den Tisch gezogen zu sein, dann ist dieses Container-Franchise-System eine wertvolle Alternative.

Wann der erste Container bei uns in Deutschland bzw. bei den Kollegen in der Schweiz aufmacht, ist heute noch unklar. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass wir hier in Bayern, aufgrund unserer Nähe zu Österreich zu den ersten zählen werden.

Das allerwichtigste bei der ganzen Sache ist die WIN-WIN-WIN-Situation. Der Konsument gewinnt, weil er / sie frische Lebensmittel vom regionalen Bauer direkt vor Ort einkaufen kann. Der Landwirt gewinnt weil er / sie seine Ware ohne langes hin und her direkt vermarkten kann. Der Container-Inhaber gewinnt weil er / sie ein Basissortiment an Alltagsprodukten in einem kleinen Raum bis zu 7 Tage die Woche anbieten kann.

Fragen an meine Konsumenten-Leser: Spricht Euch dieses Konzept an? Würdet Ihr da einkaufen gehen? Welches Basissortiment erwartet Ihr?

Frage an meine Landwirtschaftskollegen: Habt Ihr Interesse als Franchisenehmer da einzusteigen oder bleibt Ihr lieber „nur“ als Lieferant tätig?

Ich freue mich auf Euren Input zum innovativen Kastl-Greissler Container-Shop.

Bildquelle: Foto von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay