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2023-10 Goodbye Flugobst und -gemuese - Agrarbetrieb

Goodbye Flugobst und -gemüse

Unsere Nachbarländer haben es uns bereits vorgemacht und jetzt tun wir es auch. Wir verzichten auf den Import von Obst und Gemüse per Flugzeug. Lidl nutzt den Klimawandel als Argument für seine Entscheidung. Goodbye also, Papaya und sonstiges Flugobst und -gemüse.

Erst die Schweiz, dann Österreich und zuletzt die Niederlande — in diesen Ländern bietet Lidl kein fliegendes Obst und Gemüse mehr an. Nun verzichtet der Discounter auch bei uns gänzlich auf Exoten, die per Luftfracht importiert wurden. „Flugware weg“ bedeutet jedoch nicht, dass Importe per Schiff oder LKW nicht weiter zugelassen werden. (Quelle: Lebensmittel Zeitung)

Was heißt das konkret?

In erster Linie werden die Regale, insbesondere in der Winterzeit, wesentlich übersichtlicher. Man setzt auf heimisches Obst und Gemüse, d.h. Papayas, Sternfrüchte, Physalis und Co. werden durch Lageräpfel und -birnen ersetzt.

Zweitens rücken durch diese Entscheidung, Saisonprodukte vermehrt in den Fokus. Inwieweit die heimischen Landwirte davon profitieren werden, kann ich nicht sagen.

Interessanterweise betrifft der Klimawandel nur die Warengruppe „Obst und Gemüse“, denn Blumen dürfen merkwürdigerweise weiterhin aus jedem Teil der Welt per Flugzeug eingeflogen werden. Hauptsache sie sind frisch.

Demnach dürfen wir uns bei Obst und Gemüse weiterhin auf Produkte, die eine längere Haltbarkeit haben, freuen; so wie es etwa der Fall bei Bananen ist, die uns per Schiff erreichen.

Quelle: Videobeitrag von Oli, YouTube

Wer profitiert von der neuen „Kein Flugobst“- /“Kein Fluggemüse“- Politik?

Bei solchen Entscheidungen müssen wir uns immer wieder die Frage nach den Profiteuren stellen. Und die Antwort hierauf ist in diesem Falle gar nicht so einfach. Ganz im Gegenteil, erst kommen einem die Verlierer in den Sinn.

Einerseits, sind dies die Verbraucher mit knappen Geldbeuteln, die extra beim Low-Cost-Discounter einkaufen, um möglichst viele Produkte (u.a. auch Südfrüchte) billig einzukaufen. Andererseits, verhindert Lidl durch seine Entscheidung auch in weniger entwickelten Ländern den Zugang zu Flugobst und -gemüse.

Sowohl der deutsche Verbraucher als auch wir Landwirte bzw. kleine landwirtschaftliche Familienunternehmen profitieren nicht von dieser Entscheidung und das, obwohl wir Saisonprodukte aus der heimischen Produktion auch befürworten.

Es stellt sich also weiterhin die Frage, wer die finanziellen Profiteure sind:

Die Exporteure, die den Transport von Waren per Schifffahrt und LKW anbieten?

Die großen Agro-Konzerne, die ihre Monokulturen verstärkt auf den Markt pushen?

Oder Großinvestoren, die ihre Ländereien an Lidl, Aldi und Co. zum Weiterverarbeiten verpachten?

Nachhaltigkeit geht auch anders

Klimawandel und CO2-Reduktion als Hauptargumente zu verwenden, um eine Warengruppe „auszulisten“, ist mehr als unglaubwürdig. Wenn, dann müsste das konsequent über alle Produkte und Warengruppen durchgesetzt werden, ohne Ausnahmen. D.h. dann, dass es auch beispielsweise keine frischen Blumen mehr gibt, die einen Tag zuvor per Flieger geliefert worden sind.

Nachhaltigkeit geht auch anders. Frische, regionale Produkte, Bio- und Saisonprodukte aus der heimischen Produktion wären hierfür das A und O. Einen Vertrag mit Lidl abzuschließen ist aber für viele landwirtschaftlichen Familien ein Ding der Unmöglichkeit. Aber auch hier könnte wohl man mittels Genossenschaften und sonstiger Zusammenschlüsse sehr viel erreichen.

In den Großstädten können wir auf Konzepte wie z.B. Urban Farming oder Vertical Farming zurückgreifen. Beispiele hierzu gibt es zu Genüge. Etwa den 14.000 Quadratmeter großen Bauernhof auf einem Dach in Paris, von welchem die Haushalte und Restaurants in der französischen Hauptstadt mit Obst und Gemüse beliefert werden.

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Ich gehe davon aus, dass wir diesen „Trend“ der Auslistung von Lebensmitteln und sonstigen Waren, die per Flieger eingeflogen werden und im Discounter sowie Supermarkt verkauft werden, verstärkt erleben werden. Es bleibt spannend, zu beobachten, ob diese Vorgehensweise auch im Textilbereich oder in der Elektronikbranche angewandt wird. Letztendlich sollte das Thema „Klimawandel“, wenn überhaupt, wohl warengruppenübergreifend betrachtet werden. Alles andere sorgt für Kopfschütteln und Misstrauen.

Was hältst Du von Lidl’s neuer Strategie? Ist es sinnvoll auf Flugobst und -gemüse zu verzichten?

Bildquelle: Foto von Abet Llacer auf Pexels

2023-04 Food in the nude Schluss mit dem Plastikwahnsinn - Agrarbetrieb

„Food in the nude“ – Schluss mit dem Plastikwahnsinn

Das Projekt „Food in the nude“ hat die neuseeländischen Verbraucher völlig überzeugt. Die Verkäufe für Obst und Gemüse schossen in die Höhe, teilweise bis zu 300%. Nun schwappt das „nackte Essen“ auch zu uns nach Europa rüber: in Frankreich und Spanien per Gesetz, in britischen Supermärkten erstmal als Test.

Wir werden mit Plastik regelrecht überflutet. Einzelne Karotten oder Paprika in Plastik umhüllt ist kein Horrorszenario aus irgendeiner Hollywood-Serie sondern die bittere Realität. Einerseits wird loses Obst und Gemüse in Supermärkten und Discountern kaum angeboten und andererseits ist dieses oft teurer als die „Kollegen“, die in Plastik umhüllt sind.

Die Meere und Ozeane sind mit Plastik verschmutzt. In Städten gehören Müllecken voll Plastik mittlerweile ebenso zum Alltag wie etwa auch an Zugstrecken immer wieder Plastiktüten rumhängen oder leere Plastikflaschen entlang der Gleise liegen. Unsere Generation ernährt sich praktisch von Plastik: wir essen, trinken und atmen Plastik ein. Das dies alles andere als gesund ist, brauch ich an dieser Stelle nicht anführen.

Wie beenden wir diesen Plastikwahnsinn?

Wenn es anders nicht geht, dann halt per Gesetz.

Seit dem 1. Januar 2022 dürfen in Frankreich per Gesetz, 30 Obst- und Gemüsesorten nicht mehr in Plastik verpackt werden. Dazu zählen u.a. Zitronen, Orangen, Birnen, Bananen, Kiwis, Lauch, Paprika, Gurken, Auberginen oder Zucchini. In 2023 ist in Spanien ein ähnliches Gesetz in Kraft getreten. Spanische Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte dürfen nur noch „nacktes“ Obst und Gemüse anbieten. Das Verbot gilt für Produkte mit einem Gewicht von weniger als 1,5 Kilogramm.

Quelle: Euronews (deutsch), YouTube

„Plastikfrei“ geht schneller als uns weis gemacht wird

Wer verdient denn an Plastik?

Man muß nur die richtigen Fragen stellen, um an die Profiteure zu gelangen. Da es sich hierbei um eine äußerst starke Lobby handelt, klappt das mit den Verboten oft nur noch per Gesetz.

Wie oft haben wir die Aussage von Politikern, Industrievertretern, Supermärkten und Discountern gehört, welche lautet: „Wir brauchen 10 Jahre um alles umzustellen und plastikfrei zu werden“.

Das dies eine glatte Lüge ist, beweist ein britischer Supermarkt, der es geschafft hat, binnen 10 Wochen plastikfrei zu werden. Es handelt sich hierbei um Thorntons Budgens, ein im Norden Londons befindlicher Supermarkt. Dieser bietet seinen Kunden 1700 Produkte in kunststofffreien Verpackungen an.

Der Verkauf von „nacktem“ Obst und Gemüse zahlt sich aus. In Neuseeland zum Beispiel, wo das Projekt „Food in the nude“ seinen Ursprung hat, verzeichneten Supermärkte einen Anstieg von 300% für gewisse Gemüsesorten, so der NZ Herald.

Frankreich prescht vor. Bis 2026 soll jegliches Obst und Gemüse nur noch „nackt“ im Regal stehen dürfen. Bis dahin haben Erzeuger von Sorten, die sich nicht ohne weiteres lose verkaufen lassen, wie z.B. Himbeeren oder Kirschtomaten, Zeit, auf andere Alternativen umzusteigen.

Wie wär’s mit „Food in the nude“ in Deutschland?

Das Spiel, das im Bereich Lebensmittel getrieben wird, ist wirklich verrückt. Bleiben wir beim Obst und Gemüse.

Während der Konsument vermehrt nach Bio, regional, saisonal und plastikfrei verlangt, bietet uns der Handel z.B. Trauben aus Indien schön in Plastik verpackt an. Hinzu kommt, dass unverpacktes Obst und Gemüse häufig teurer ist als die verpackten Produkte — so eine aktuelle Studie der Verbraucherzentrale Hamburg aus 2019. (hier findest du mehr über aktuelle Ernährungstrends)

Warum werden kleine Tomaten in Plastikdosen angeboten?

Wieso muss man Bio-Bananen in Plastik umhüllen?

Eins ist ganz wichtig, wenn wir mit diesem ganzen Plastikwahnsinn aufhören wollen:

Es muss Schluss sein mit dem zu krumm, zu dick, zu dünn, zu gerade, zu lang oder zu kurz. Diese Kriterien haben mit der Landwirtschaft nichts zu tun. Wer glaubt, dass Obst und Gemüse nach Standardmaßnahmen wächst, der sollte seinen nächsten Urlaub am besten auf dem Ackerfeld verbringen.

Ich begrüße die Initiative unserer französischen und spanischen Nachbarn. Manchmal muss man solche Sachen leider per Gesetz durchpeitschen, damit wir auch eine Änderung sehen. Und siehe da, auf einmal wird der Mensch kreativ und findet schnell auch bessere und nachhaltigere Alternativen als Plastik.

Ich gehe davon aus, dass sich auch bei uns in Deutschland in punkto Plastik etwas tun wird. Manchmal sind wir halt langsamer, wenn es darum geht, Änderungen durchzuführen. Wenn wir jedoch etwas entscheiden, dann ziehen wir es auch durch.

„Food in the nude“ demnächst auch hierzulande?

Bildquelle: Foto von Michael Burrows auf Pexels

2022-06 Traegt Gartenarbeit zu einer hoeheren Lebenserwartung bei

Trägt Gartenarbeit zu einer höheren Lebenserwartung bei?

Leben Menschen, die als Hobby Gartenarbeit betreiben, länger als andere? Sind Landwirte gesünder als Nicht-Landwirte? Leiden Menschen, die eine enge Verbindung zur Natur haben und sich schwerpunktmäßig von Pflanzen aus dem eigenen Garten ernähren, weniger unter Krankheiten? Glaubt man den aktuellen Studien und den Bewohnern der „Blue Zones“, den Regionen, in den Langlebigkeit „normal“ ist, dann stimmen diese Aussagen durchaus.

Die wenigsten Erdbewohner werden bei Antworten auf die Frage, wie man ein langes, gesundes und erfülltes Leben hat, mit „nicht interessiert“ antworten. Dennoch, wie wertvoll es ist fit und aktiv zu sein, und dies auch im hohen Alter, merken wir leider erst dann, wenn alles nicht mehr so funktioniert, wie wir es uns gerne wünschen. Das gestresste Leben in der westlichen Zivilisation, das Rennen nach dem Geld, um die immer höher werdenden Kosten und Konsumwünsche zu decken, der ungesunde Lebensstil samt katastrophalen Essgewohnheiten, schlechter bzw. mangelnder Schlaf und eine völlige Entkoppelung von Mutter Natur haben bittere Konsequenzen.

Das dies auch anders funktionieren kann, zeigen uns vor allem die Bewohner der „Blue Zones“. Seit den Beiträgen über die „100+“-Jährigen, die Auto fahren, Bücher und Zeitschriften ohne Brille lesen, tanzen, arbeiten und überhaupt ganz aktiv am Leben teilnehmen, hat sich etwas im Bewusstsein der Menschen verändert. Man muss nicht zwangsweise an einer oder mehreren chronischen Krankheiten leiden und die letzten Jahre seines wertvollen Lebens Arzttourismus betreiben. Es geht auch anders.

Wer sind diese Bewohner der Blue Zones und was haben sie gemeinsam?

Die Menschen aus folgenden Regionen der Welt sind für ihre Langlebigkeit bekannt:

  • Icaria (Griechenland)
  • Sardinien (Italien)
  • Nicoya (Costa Rica)
  • Loma Linda (Kalifornien)
  • Okinawa (Japan)

Die Regionen sind über die Welt verteilt, aber dennoch gibt einige Gemeinsamkeiten: eine auf Pflanzen basierende Ernährung, mäßige körperliche Aktivität und soziale Verbindungen. Hinzu kommt, dass viele dieser Einwohner kleine, persönliche Gärten pflegen, in denen sie bis ins hohe Alter arbeiten.

Körperliche und psychische Vorteile von Gartenarbeit

Ohne irgendwelche Untersuchungen zu lesen, wissen wir alle, dass ein Lebensstil im Freien, gesundes Essen, Bewegung und das Leben in einer Gemeinschaft für ein längeres Leben essentiell sind. Inwieweit Gärtner (egal ob Vollgärtner oder Hobby-Gärtner) mit einem längeren Leben bzw. einer besseren Lebensqualität im Alter rechnen können, können wir einer Reihe von Studien entnehmen:

  • Gartenarbeit senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol (Van den Berg, A; Custers, M: „Gardening promotes neuroendocrine and affective restoration from stress“, in Journal of Health Psychology, 2011 Jan. PMID: 20522508)
  • Tägliche Gartenarbeit führt zu einer 36% Reduktion von Demenz (Simons, L; Simons, J; McCallum, J; Friedlander, Y: „Lifestyle factors and risk of dementia: Dubbo Study of the Elderly“, in The Medical Journal of Australia, 2006 Jan. PMID: 16411871)
  • Gartenarbeit erweist sich als vorteilhaft auch bei Alzheimer’s (Detweiler, M; Murphy, P; Myers, L; Kim, K: „Does a wander garden influence inappropriate behaviors in dementia residents?“, in American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias, 2008 Feb-Mar. PMID: 18276956)

Selbstverständlich können wir die Langlebigkeit per se nicht zu 100% der Arbeit im Garten zuordnen, denn es kommen noch weitere Komponenten hinzu: der Verzehr von frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, sie sozialen Kontakte, die man pflegt, wenn man diese Produkte auf dem lokalen Markt verkauft oder in der Nachbarschaft gegen andere Güter tauscht sowie die Tatsache, dass man sich lange Zeit in der Natur, im Grünem, in der Sonne und an der frischen Luft aufhält. Die Vitamine, Mineralien und phytoaktiven Verbindungen, die man auf dieser natürlichen Art und Weise aufnimmt, verleihen den Zellen im Körper lebenswichtige Energie.

Klingt doch gut, als Hundertjähriger munter im eigenen Garten hoch und runter zu spazieren, die lästigen Unkräuter per Hand zu entfernen, dabei fit zu bleiben und das frische Lieblingsgrünzeug direkt zu naschen? Wer seinen eigenen Garten pflegt, wird vorzugsweise auch diejenigen Pflanzen anbauen, die er / sie gerne isst.

Lässt sich dieses Langlebigkeits-Konzept auch auf Landwirte übertragen?

Nun leben Landwirte größtenteils auf dem Land, bewegen sich ganz viel, verbringen jede Menge Zeit im Grünen und sind meist sozial vernetzter als andere „moderne“ Berufe. Zwar bevorzugen viele meiner Kollegen aus der Landwirtschaft Fleischprodukte, d.h. sie ernähren sich ungesünder als die Bewohner der „Blue Zones“ — Gibt es dann Hinweise darauf, dass Landwirte länger leben?

Was sagen die Studien?

  • Landwirte leiden ein Drittel seltener an einer chronischen Krankheit (Brew, B; Inder, K; Allen, J; Thomas, M; Kelly, B: „The health and wellbeing of Australian farmers: a longitudinal cohort study“, in BMC Public Health, 2016. PMCID: PMC5025556)
  • Die Wahrscheinlichkeit an Krebs, Herzkrankheit oder Diabetes zu sterben ist geringer als bei der Allgemeinbevölkerung (Rafnsson, V; Gunnarsdottir, H: „Mortality among farmers in Iceland“, in International Journal of Epidemiology, 1989 Mar. PMID: 2722358)
  • Landwirte suchen 40% seltener einen Hausarzt auf als Arbeitnehmer aus anderen Berufen
  • In Japan z.B. haben selbständige Landwirte eine höhere Lebenserwartung als Nicht-Landwirte (Prof. Kenji Horiguchi, Prof. Masahiko Genma: „Secrets behind longevity of farmers“, von Waseda University Tokio, 2017.)

An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass die Landwirtschaft in der westlichen Welt nicht mehr viel mit der traditionellen Landwirtschaft zu tun hat. Übersetzt heisst das: wir haben Schwerstarbeit zu leisten, wir nutzen viel Technologie; einiges ist automatisiert, anderes wiederum erfolgt unter recht gefährlichen Bedingungen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld, vielfach arbeiten wir mit Krediten zur Finanzierung, erhöhen den Stresspegel deutlich. Vergessen dürfen wir auch nicht die Tatsache, dass wir mittlerweile recht viele Stunden am Computer sitzen, sei es um Rechnungen zu begleichen, Maschinen zu steuern oder Logistikwege zu optimieren. Hinzu kommen die ewigen Telefonate mit Mitarbeitern, Zulieferern von Maschinenteilen oder Serviceanbietern für eine Reparatur, die dringend ansteht.

Nicht desto trotz hält sich ein Landwirt, der eine mehr oder weniger moderne, hochtechnologisierte Landwirtschaft betreibt, weiterhin viel mehr als der Otto-Normalbürger, der die meiste Zeit seines Lebens tagsüber vor dem PC und abends vor dem TV verbringt, im Grünen auf.

Was lernen wir daraus?

Zwar ist Gartenarbeit nicht das „A“ und „O“ der Langlebigkeit, aber sie ist sehr wohl eine wichtige Komponente, die man aufgrund der oben aufgedeckten Erkenntnisse nicht vernachlässigen sollte. In Punkto mäßige körperliche Aktivität in Kombination mit frischer Luft, lebendigem Grün, Sonnenstrahlen und dem Plauschen mit Gleichgesinnten, ist diese sicherlich eine Tätigkeit, die von jedem in Erwägung gezogen sein sollte.

Schlussendlich muss man nicht sofort zum Vollgärtner mutieren, um von den vielen Vorteilen der Gartenarbeit zu profitieren. Diese Aktivität kann sicherlich auch als Hobby in einer Großstadt als Ausgleich zu einem langen Bürotag betrieben werden. Im Leben kommt es immer auf die Balance an, eine Weisheitm die wir in der westlichen Zivilisation scheinbar leider vergessen haben.

Gartenarbeit macht Spass. Wenn Langlebigkeit der Nebeneffekt ist, wird es sehr spannend, wie sie zudem unser Leben bereichern kann.

Bildquelle: Foto von Filip Urban auf Unsplash

Wie wär’s mit Obst und Gemüse statt Pillen und Tropfen

Wie wär’s mit Obst und Gemüse statt Pillen und Tropfen?

Jedes Mal wenn wir den Begriff Superfoods hören, denken wir sofort an exotische Lebensmitteln wie Gojibeeren, Chia-Samen, Moringablattpulver und Co. Wir vergessen dabei, dass die Kräuter und Nüsse sowie das Obst und Gemüse, die direkt vor unserer Haustür wachsen und einen besonders hohen Vitamin- und Mineraliengehalt enthalten, ebenfalls zu den Superfoods zählen.

Immer mehr Menschen sind davon überzeugt, dass pflanzliche Lebensmittel die beste Medizin sind. Auf der einen Seite hören wir vermehrt von Ärzten die der klassischen, westlichen Medizin den Rücken kehren und die geballte Kraft der Pflanzen dafür nutzen, um Krankheiten rückgängig zu machen bzw. diese auch vorzubeugen. Andererseits wissen wir, dass mehr als ein Drittel aller Pharmazeutika von Pflanzen abgeleitet werden.

Jemand wie ich, der seit Kleinauf in der Natur und inmitten von Pflanzen aufgewachsen ist, braucht man von der Power pflanzlicher Lebensmittel nicht überzeugen. Genauso wenig braucht man jemanden davon zu überzeugen, der einen eigenen Garten pflegt. So schmeckt zum Beispiel Salat aus dem eigenen Garten bitterer als jeglicher Salat aus dem Supermarkt. Wir reden hier fast schon von zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen: bitter vs. süß.

Ähnliches gilt auch in punkto exotische Superfoods: Wer meint mit pestizidbelasteten Gojibeeren aus China sich gesünder zu ernähren als jemand der heimische Erdbeeren aus dem Supermarkt kauft, die übertrieben gesagt, einen Tag gebraucht haben um zu reifen, irrt sich vollkommen. Im Grunde genommen befinden sich beide Genossen auf dem Holzweg.

An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass wir die radioaktive Strahlenbelastung in Lebensmitteln nicht vernachlässigen sollten. Die Exoten Spirulina und Chlorella, die oft zur Entgiftung des Organismus verzehrt werden, sind hierfür prädestiniert.

Die heimischen Obst- und Gemüsesorten erleben ein Revival

Die Begriffe Saisonalität, Regionalität sowie „direkt vom Erzeuger kaufen“ (Direktkauf) gewinnen immer mehr an Bedeutung, was mich persönlich sehr freut. Dass dies mehr als nur ein Hype bzw. „dummer“ Trend ist, sehen wir u.a. auch daran, dass der bekannte schwedische Möbel- und Einrichtungshaus Ikea, nunmehr Ideen für einen Indoor-Kräutergarten samt Aufbewahrungsbehälter präsentiert.

Liebe Agrarbetrieb-Freunde, wir wissen doch alle, dass sich Ikea nie auf etwas einlassen würde, was nicht seriös und gleichzeitig höchst profitabel ist. Diesen Trend zu vernachlässigen wäre daher fatal.

Egal ob man etwas Platz auf dem Balkon, der Terasse, im Wohnzimmer oder einem gesonderten Platz in der Küche dafür „opfert“, um sein eigenes, kleines Gemüseparadies zu erschaffen — die Zeichen stehen ganz klar auf „ich weiss was drin und drauf ist, wenn ich es selber anpflanze“.

Wer sind die typischen Kandidaten für das heimische Gemüse- bzw. in manchen Fällen sogar Obstparadies?

Fangen wir zuerst mit den Kräutern am besten an: Petersilie, Dill, Basilikum, Thymian, Rosmarin.

Gemüsesorten: Salatvariationen, Tomaten (oft Cherrytomaten bzw. kleinere Varianten), Paprika, Zucchini, Auberginen, Radieschen

Obstsorten: Erdbeeren, Zitronen, Limetten, Clementinen — Stichwort: Zwergobstbäume oder Mini Obstbäume

An dieser Stelle möchte ich an die weisen Worte von Hippokrates, dem berühmtesten Arzt der Antike erinnern, was für viele Mitmenschen leider immer stärker bewußt oder unbewußt in Vergessenheit gerät:

„Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung“.

— HIPPOKRATES

Kleiner Hinweis am Rande: Da steht nichts von lass Pillen, Tropfen und sonstige Medikamente deine Medizin sein.

Quelle: Interview mit Prof. Dr. Michalsen, Dr. Petra Bracht, YouTube

Mit Obst und Gemüse Krankheiten keine Chancen geben

Ich schliesse mich an dieser Stelle gerne dem was Prof. Dr. Michalsen im obigen Interview gesagt hat, u.z. dass ich ebenfalls kein Gegner von Operationen und Medikamenten bin. Diese sollten jedoch bitte sehr überlegt und sinnvoll eingesetzt werden. OPs, Pillen und Co. sind nicht das Allheilmittel. Jahrtausendelang wurden pflanzliche Lebensmittel sehr erfolgreich von Mediziner aller Art und Couleur verwendet, um uns zu heilen. Nur weil bestimmte Organisationen heute hiervon nicht profitieren, heisst es nicht, dass unsere Vorfahren völlig blöd waren.

In einer weiteren Sache bin ich mit den beiden Ärzten ebenfalls d’accord und das obwohl ich das Wort „heilen“ im obigen Paragraph verwendet habe:

Kein Arzt auf dieser Welt heilt einen! Wir alleine heilen uns.

Welche Hilfsmittel wir dazu verwenden, spielt eine lebenswichtige Rolle. Während Medikamente nur die Symptome im Schach halten, helfen uns eine bewusste Ernährung, Sport, Sonne tanken und draussen sein an der frischen Luft, eine tolle Gemeinschaft, Motivation und ein stressfreier Alltag sehr wohl dabei, unsere innere heilende Armee aufzurüsten, um uns bei der Heilung zu unterstützen.

Bevor ich den heutigen Beitrag beende, möchte ich noch eins ansprechen was bei vielen ein Dorn im Auge ist, insbesondere wenn es um Obst geht:

Während sich in punkto Gemüse und Gesundheit kaum Minenfelder auftun, sieht das beim Obst ganz anders aus. Viele Obstsorten sind wahre Zuckerbomben und daher nicht so empfehlenswert. Weniger falsch liegt man, wenn man auf Avocados (ja, das grüne „Zeug“ ist ein Obst), Beeren (Erdbeeren, Heidelbeeren, Aroniabeeren etc.), Grapefruit und bestimmte Apfelsorten setzt.

Welche sind Deine Obst- und Gemüse-Favoriten? Welche Krankheiten bist aufgrund Deiner Ernährungsumstellung los geworden?

Bildquelle: Foto von Michelle Leman auf Pexels

Agrarpolitik-Europa-Landwirtschaft

Wo führt die Europäische Agrarpolitik hin?

Angesichts von Themen wie Brexit und Flüchtlingskrise werden die Stimmen lauter, die ein Umdenken der europäischen Agrarpolitik fordern.

Knapp 40 Prozent des gesamten EU-Haushaltes geht an den Agrarsektor. Durch den Brexit fällt ein wichtiger Nettozahler weg.

Aber nicht nur das finanzielle Loch im EU-Haushalt lässt die Stimmen, die überfällige Reformen einfordern lauter werden.

Auch die Flüchtlingskrise, die viele Länder der EU nicht nur finanziell viel abverlangt, schiebt den Fokus auf andere Probleme der Agrarpolitik.

Ist unsere Agrarpolitik ein entscheidender Grund für die Flüchtlingsströme aus Afrika?

Bevor wir diese Frage näher hinterleuchten, zunächst die Meldungen der letzten Tage:

 1 – Der Vogelgrippe H5N8 – Erreger wurde bei Wildvögeln registriert

Der hochansteckende Vogelgrippe-Virus H5N8 wurde, erstmalig seit Mai, nahe Seeburg (Sachsen-Anhalt) bei drei toten Schwänen nachgewiesen.

Entsprechend wurde um den Fundort ein Sperrbezirk sowie Beobachtungsgebiet mit Stallpflicht eingerichtet.

Der Virus kann über Wildvögel erneut nach Deutschland gelangt sein oder im Boden überdauert haben.

Drücken wir die Daumen, dass der Nachweis des agressiven Erregers ein „einmaliges“ Ereignis bleibt.

2 – Prognosen für die Zuckerrübenernte

Europa kann sich auf eine große Zuckerrüben-Ernte vorbereiten. Dies ist auf einen bedeutenden Zuwachs bei der Anbaufläche als auch mit dem Wegfall der Zuckerquote zurückzuführen.

Die Fläche wächst laut EU-Kommission um rund 16 Prozent und erreicht damit das größte Niveau seit 10 Jahren.

Spitzenreiter unter den Zuwachsländern sind Großbritannien (28,9 Prozent) und die Niederlande (27,3 Prozent).

Die erwarteten Ernteerträge bleiben jedoch hinter dem Wachstum der Anbaufläche zurück. Die Ernte wird wahrscheinlich etwas kleiner als die von 2014 ausfallen.

Gleichzeitig befinden sich die Zuckerpreise auf einem Zweijahrestief. Von Februar bis Juni sind die Preise am europäischen Terminmarkt in London um ein Drittel gefallen.

Der Preis hat sich seither kaum erholt. Weltweit wird ein Produktionsüberschuss und Wachstum der Bestände erwartet.

Mit dem entsprechenden Angebot sind die Preise für Zuckerrüben weltweit gefallen und wirken sich entsprechend auf den europäischen Markt aus.

Bis zum Herbst sind noch ein paar Wochen, in denen sich noch einiges ändern kann. Wir Landwirte wissen, das Wetter richtet sich nach keinen Prognosen oder Terminmärkten.

(Quelle: Europäische Kommission, Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung)

3 – Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung

Kein Obst und Gemüse, dass nicht der Standardnorm und als erstklassig klassifiziert wurde, landet in deutschen Supermärkten.

Verbraucher kaufen nur einwandfreies Gemüse und Obst. Krumme Möhrrüben oder Gurken, Äpfel die nicht komplett rund sind – manch einer kennt wahrscheinlich gar keine natürlichen Formen mehr.

Aldi Süd startet nun den Verkauf von Obst und Gemüse mit „kleinen Schönheitsfehlern“.

Wie die Zeitschrift Lebensmittelpraxis berichtet, soll das zweitklassige Gemüse mit dem Namen „Krumme Dinger“ betitelt zukünftig in den Regalen der Kette angeboten werden.

„Mit dem Angebot ‚zweitklassiger‘ Ware erweitern wir unsere Toleranzen im Einkauf und setzen ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung in der Lieferkette“, so Philipp Skorning, Group Buying Director.

Erstklassiges Obst, Gemüse und Fleisch für unsere Supermarktregale – aber wohin geht der Rest? Die Antwort auf diese Frage hängt wohl zusammen mit der Frage:

Verursacht die europäische Agrarpolitik die Flüchtlingsströme?

Es sind keine neuen Nachrichten, wenn wir von Höfen hören, die aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit aufgeben müssen.

Es liegt nicht an dem fehlenden Arbeitseinsatz, dem Willen, Enthusiasmus, Wissen oder Faktoren wie moderner Technik, neusten Produktionsverfahren.

Kleinere Betriebe können mit der billigen Konkurrenz der Massenproduzenten nicht mithalten.

Einen Moment – mit 40 Prozent an Agrarsubventionen der EU-Haushaltes, sollten diese nicht dazubeitragen, die „kleinbäuerlichen“ Strukturen zu erhalten.

Steht dies nicht als politisches Ziel überall geschrieben? Wohin fliesst das Geld?

Fakt ist: Nur 25 Prozent der Direktzahlungen gehen an die 80 Prozent der Höfe mit dem geringsten Einkommen.

55 Prozent der Direktzahlungen gehen an die 10 Prozent der Höfe mit dem höchsten Einkommen. (Quelle: Europäische Kommission)

Nun ist Europa noch, weltweit gesehen, durch Wohlstand geprägt. Wie trifft die europäische Politik andere Bereiche der Erde, etwa Afrika?

Landwirtschaft ist hier noch die Haupteinkommensquelle der Bevölkerung. 

Agrarpolitik fördert mit Subventionen und Zollbestimmungen den Export in ärmere Länder. Teils auch als Entwicklungshilfe betitelt.

Aber auch hier können die Kleinbauern nicht mit den billigen Konkurrenzprodukten mithalten:

Deutsches Huhn in Afrika

Quelle: Manfred M. Strasser

Ob vor unseren eigenen Türen oder auch Übersee, die Agrarpolitik der letzten Jahre scheint nicht zu funktionieren, denn

ob hier oder anderswo, wer in der Landwirtschaft keine Arbeit findet, wandert in die Städte. Wer, wie in den Entwicklungsländern, auch dort keine Arbeit findet, wandert weiter. 

Aber kommen wir wieder zu unserer Frage: wohin gehen die Lebensmittel, die in Europa nicht verkauft werden können?  

Europäische Verbraucher verlangen erstklassige Produkte. Standardisiertes Obst und Gemüse ohne „Fehler“. Fleisch, nur das beste, was nicht nach Tier aussieht. 

Alles, was für uns nicht gut genug ist, geht, wie im Beitrag gesehen, in die Entwicklungsländer. Zum Beispiel nach Afrika.

Wer dort über die Märkte schlendert, findet europäische Produkte auf den Märkten und in den Geschäften. Von Tomaten über Hühnerfleisch.

Es gibt die Vertreter, die eine Agrarpolitik fordern, die nur auf die jeweilige Region oder Land ausgelegt ist.

D.h. es wird produziert, wo auch konsumiert wird. Für den heimischen Markt.

Wahrscheinlich ist ein Umdenken der Verbraucher in derartigem Ausmaß nicht erreichbar. 

Auch ist die Landwirtschaft international derart politisch und wirtschaftlich verflochten, dass ein solche Agrarpolitik wohl rein Utopie ist. 

Aber was ist Eure Meinung: wäre eine dezentrale Agrarpolitik, bei der jedes Land stärker selbstbestimmt handeln kann, ein möglicher Ansatz?