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2023-09 Saubere Energie mal ganz anders - Agrarbetrieb

Saubere Energie mal ganz anders

Wir brauchen immer mehr Energie und andererseits wollen wir uns von den herkömmlichen Methoden der Energiegewinnung gänzlich verabschieden. Weg von den konventionellen Ressourcen, wie Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomkraft, hin zu den erneuerbaren Energiequellen, wie Solar, Wasserkraft und Wind. Die Vorstellung ist zwar nett, aber eine Umstellung ist, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Letzteren auch ihre Herausforderungen mitsichbringen, wohl nicht möglich .

Gibt es andere Wege und Möglichkeiten, saubere Energie zu gewinnen – ohne dass wir die Umwelt belasten und Mutter Erde mit diversesten Stahl- und Betonkonstruktionen regelrecht zumüllen?

Heute möchte ich Euch mit ein paar bahnbrechenden Innovationen bekanntmachen, die uns dabei helfen könnten, saubere Energie zu gewinnen und welche, u.a. auch kabellos, den Haushalten weltweit zur Verfügung stehen könnten.

Saubere Energie #1. Luft mit Hilfe eines Bakterien-Enzyms in elektrische Energie umwandeln

Ein australisches Forscherteam der Monash University in Melbourne hat aus einem Bodenbakterium ein Enzym gewonnen, das uns ermöglicht, Luft in Elektrizität umzuwandeln. Das wäre eine unbegrenzte Quelle an sauberer Energie.

Zu den Details:

  • Es handelt sich hierbei um das gewöhnliche Bodenbakterium „Mycobacterium smegmatis“.
  • Daraus haben die Wissenschaftler ein Enzym namens „Huc“ extrahiert.
  • Mit Hilfe hochmoderner Technologien stellten die Forscher fest, dass Huc gasförmige Wasserstoff-Moleküle aus der Umgebungsluft in elektrische Energie umwandelt.
  • Die aus Huc gewonnene Elektrizität erweist sich als effizient und stabil.
  • Diese Entdeckung eröffnet das Potenzial für luftbetriebene, elektrische Geräte.

Zu den Vorteilen:

  • Endlose Enzym-Energiequelle: Bakterien, die das Enzym „Huc“ enthalten, könnten in großen Mengen gezüchtet werden.
  • Lagerung ohne Verluste: Huc lässt sich langfristig bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder bis zu 80 Grad Celsius lagern, ohne dass es seine Fähigkeit zur Stromerzeugung verliert.
  • Stabile Elektrizität: Dies ergibt sich soweit aus den Experimenten der Australier.

„The sky is the limit“ – so lautet die Devise von Dr. Rhys Grinter, Co-Autor der Studie.

Damit hätten wir eine grenzenlose Energiequelle, um saubere Energie für alle Menschen auf diesem Planeten zu erzeugen.

Quellenangabe: Nature, veröffentlicht am 8. März 2023

Saubere Energie #2. Drahtlose Elektrizität mit Hilfe von Tesla-Türmen

Das Konzept der Tesla-Türme und der Möglichkeit, ganze Städte ohne ein einziges Kabel mit Elektrizität zu versorgen, ist endlich auch im Mainstream angekommen. Auf Pro 7 wurde in der Sendung „Galileo“ ein toller Beitrag über die Tesla-Türme in Moskau ausgestrahlt. In dem knapp 10-minütigen Videobeitrag erfahrt Ihr mehr dazu.

Quelle: Galileo, YouTube

Setzen wir also mit der allerwichtigsten Aussage fort, und zwar dass Strom auch ohne Kabel transportiert werden kann. Nikola Tesla hat es bereits 1890 bewiesen, als er zwei Glühbirnen über 3 km hinweg mit Strom versorgte. Das Experiment gelang nicht ganz; damals brannte der Generator des Kraftwerks durch, was einen kompletten Stromausfall zur Folge hatte.

Ein neuseeländischer Startup hat sich mit dem zweitgrößten Stromversorger Neuseelands, Powerco zusammen getan, um elektrische Energie drahtlos über große Entfernung sicher zu übertragen. Das Ziel des Unternehmens Emrod und von Powerco ist, diese Technologie in abgelegenen Gebiete zu verwenden, um die Haushalte dort auf dieser Weise mit Strom zu versorgen.

Wie funktioniert die drahtlose Energieübertragung des neuseeländischen Power-Duos?

Eins vorneweg: anders als bei Tesla, der einen Sendeturm verwendete, wird hier die Energie zwischen zwei Antennen übertragen. Ein Laservorhang bricht die Übertragung ab, wenn z.B. ein Vogel oder eine Drohne in den Strahl gerät. Die Übertragung funktioniert sogar auf Distanzen über 100 km, vorausgesetzt, die Stationen haben eine freie Sichtverbindung. Setzt man die Antennen auf große Türme oder sonstige stabile Konstruktionen, dann kann die Übertragung über eine noch größere Entfernung funktionieren. Limitiert wird im Endeffekt die Entfernung nur durch die Erdkrümmung.

Der große Vorteil dieser Methode: Die Energieübertragung erfolgt unabhängig von der Wetterlage.

Quellenangaben: EMROD, New Atlas

Saubere Energie #3. Sonnenlicht ohne Solarzellen in Strom umwandeln

Photovoltaikanlagen wohin das Auge schaut; dabei ist die Herstellung und Installation der Solarzellen aufwendig und kostet obendrauf auch jede Menge Geld, ganz zu schweigen von der späteren Entsorgung.

Forscher aus China und Schweden haben jetzt eine innovative Methode entdeckt, um Sonnenenergie in Strom umzuwandeln – ganz ohne Solarzellen. Auch das Thema der Speicherung über einen langfristigen Zeitraum wäre damit erledigt.

Wie soll das Ganze funktionieren?

Mit Hilfe eines Moleküls und einem ultradünnem Chip.

Wissenschaftler aus Shanghai (China) haben die MOST-Technologie (die Abkürzung steht für Molecular Solar Thermal Energy Storage Systems) derart weiterentwickelt, dass sie nun einen Chip verwenden können, der Geräte, wie z.B. Smartphones, SmartWatches oder Kopfhörer, mit elektrischer Energie versorgen kann, die aus Sonnenlicht gewonnen wurde.

Die MOST-Methode basiert auf einem Molekül, welches aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff besteht und das sich bei Kontakt mit Sonnenlicht in ein energiereiches Isomer (also eine Flüssigkeit) umwandelt.

Die Vorteile der MOST-Technologie:

  • Keine CO2-Emission bei der Umwandlung
  • Lange Speicherung von bis zu 18 Jahren möglich
  • Stabile Energiequelle, unabhängig von der Wetterlage
  • Kostengünstig
  • Energie auf Wunsch: Strom wird freigesetzt, wenn man ihn braucht.

Quellenangabe: Energy & Environmental Science, veröffentlicht auf Royal Society of Chemistry

Saubere Energie ist möglich!

Die Alternativen für die Gewinnung von sauberer Energie liegen auf dem Tisch. Wenn wir das Thema der Umweltschonung auch tatsächlich ernst meinen, dann sollten wir das Geld in diese Projekte stecken.

Solange wir jedoch in einer Welt leben, in der es darum geht, dass eine handvoll Konzerne ihre Macht missbrauchen, um noch mehr Geld zu schöpfen, wird es mit den neuen Projekten wohl etwas langsamer vorangehen.

Der Trend zu neuen, bahnbrechenden Innovationen und damit einhergehend, neuen Denkweisen und Perspektiven, ist unaufhaltbar. Die alten Systeme und Ideologien werden durch neue, menschenfreundliche Ökosysteme, die der Gemeinschaft dienen, nach und nach ausgetauscht. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Wie lässt sich saubere Energie sonst noch gewinnen? Welche neuen Methoden kennt Ihr?

Bildquelle: Foto von Pixabay auf Pexels

2022-12 3 Ideen zur Energiegeneration - Agrarbetrieb

3 Ideen zur Energiegeneration

Energiewende, Klimaziele, CO2-Abstoß … wir werden zwar mit diesen Begrifflichkeiten tagein tagaus bombardiert, aber wenn es darum geht, die exorbitanten monatlichen Energierechnungen zu bezahlen, dann sind wir uns selbst überlassen. Wie die Politik und Medien diese Thematik handhaben, ist oft mehr als fragwürdig, aber das liegt außerhalb meines Kompetenzbereichs und deshalb halte ich mich hierbei zurück. Wovon ich jedoch immer wieder aufs Neue zu begeistern bin, sind die vielen neuen Ideen, die es zur Energiegeneration gibt.

Heute möchte ich Euch drei neue Möglichkeiten vorstellen, wie wir zukünftig Energie herstellen könnten.

1. Strom aus der Umgebungswärme

Die erste Entdeckung, welche mittlerweile auch patentiert wurde, stammt von zwei Deutschen. Die aus Hennef kommenden Erfinder Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko brauchen für die Erzeugung von Energie lediglich die Umgebungstemperatur.

Sie nutzen kleine, schwarze Kunststoff-Module, die wie eine Art „Niedertemperatur-Wandler“ funktionieren. Bereits bei 9,5 Grad Raumtemperatur können die kleinen Teile Strom erzeugen. Ein derartiges Material, das bei diesen geringen Temperaturen, gleichzeitig, Strom erzeugen und speichern kann, gab es noch nie. Ein „Quantensprung“ so die Erfinder.

Weitere Vorteile dieser innovativen Idee zur Energiegeneration sind:

  • Es wird kein Licht benötigt.
  • Wind braucht man ebenfalls nicht.
  • Und ja, man staune, es ist auch kein Ladegerät nötig.

Hinzu kommt, dass durch steigende Raumtemperaturen, mehr Energie erzeugt wird.

Den dazugehörigen 4-minütigen Beitrag des WDR darf ich Euch an dieser Stelle wärmstens empfehlen.

2. Algenenergie

Algen sind tolle, natürliche Düngemittel, die ich selber bei mir auf dem Hof einsetze. Als ich jedoch über das Experiment einiger Forscher der britischen University of Cambridge, in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls britischen Chipkonzern ARM, las, war ich absolut begeistert. Die Damen und Herren setzten nämlich eine Blaualge ein, um einen Mikroprozessor mit Strom zu versorgen.

Das Faszinierende an der ganzen Erfindung ist folgendes:

Der Microchip funktioniert seit nunmehr 1 Jahr und nutzt Strom ausschließlich aus Umgebungslicht. Wie genau geschieht dies? Durch Fotosynthese. Aus der Kombination von Blaualge (ungiftige Algenart) mit Aluminiumelektrode entsteht die Stromversorgung für den Microchip.

Die Vorteile des Einsatzes von Algen zur Energiegeneration im Vergleich zu Lithium-Ionen-Akkus sind:

  • Keine Entleerung: Fotosynthese erlaubt die Produktion von elektrischem Strom auch bei Dunkelheit.
  • Langlebig
  • Umweltfreundlich

Der im Einsatz befindliche Microchip besteht aus gängigen, recycelbaren und kostengünstigen Materialien.

Quelle: University of Cambridge

3. Aus Blättern Gas herstellen

Als Nächstes möchte ich mit Euch ein 5-minütiges Video teilen, das bereits mehr als 5 Millionen mal auf YouTube angesehen wurde. Die Anzahl der Klicks wundert mich nicht, denn es geht um die Herstellung von Flüssiggas mit Hilfe von Blättern. Alles was man dazu braucht, sind zwei Kunststofffässer, ein paar Plastikschläuche und eine große Plastikflasche.

Ist es nicht faszinierend? Wir assozieren die Herstellung von Energie wohl mit komplexen technischen und chemischen Vorgängen und ggf. großen Industrieanlagen. Und hier wird eine Möglichkeit der Herstellung von Flüssiggas vorgestellt, für welche lediglich Dinge benötigt werden, die wohl viele unter Euch eh schon daheim haben oder einfach im Baumarkt besorgt werden können. Aber schaut selbst:

Quelle: Fabricated 5 Minutes, YouTube

Es gibt wesentlich mehr als die Gewinnung von Energie aus Wasser, Wind und Solar

Die oben aufgeführten Beispiele zeigen nicht nur die bemerkenswerte Kreativität, die in uns Menschen steckt, auf, sondern signalisiert den fest eingefahrenen Institutionen und Betrieben, dass es höchste Zeit für ein Umdenken ist.

Dass aktuell mit Wasserkraft, Solar- und Windenergie sowie Biomasse die fossilen Brennstoffträger nicht ersetzt werden können, sollte mittlerweile im allgemeinen Bewusstsein angekommen sein. Egal wie sehr man sich die erneuerbaren Energien als Ultimo wünscht, in der Praxis zeigt sich, dass auch sie noch viele, teils schwerwiegende, Herausforderungen mitsichbringen. Das Gleiche gilt auch für die sogenannten Lithium-Ion-Batterien, auf welche unser gesamtes modernes Kommunikations- und Verkehrssystem aufgebaut ist.

Es müssen nachhaltigere, umweltfreundlichere und kostengünstigere Alternativen her, die die Gesetze der Natur zu Grunde legen, sprich mit ihr im Einklag stehen. Jedes Mal, wenn wir respektlos mit Mutter Erde umgehen, werden wir quasi bestraft. Wie sich oben beispielhaft zeigt, gibt es eine Menge innovative Ansätze, die wohl neue Wege gehen. D.h. sie fügen sich scheinbar nicht in die traditionellen Konzepte und Wirtschaftssysteme ein, in denen wohl Fachleute und Entscheidungsträger noch denken.

Ja, wir brauchen neue Energiequellen und es zeigt sich scheinbar, dass diese nicht zwangsläufig teuer sein müssen. Aber, wie in den obigen Beispielen veranschaulicht wird, wenn uns die Natur die Energie mit einfachen Mitteln nutzbar zur Verfügung stellt, dann wird es für einen Wirtschaftssektor schwer, mit Energie Gewinne zu erzielen.

Ich gehe davon aus, dass in den kommenden Jahren noch sehr viele solcher Ideen und Erfindungen das Tageslicht erblicken werden. Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber, wie die Geschichte auch zeigt, wir Menschen sind einzigartig: mit viel Kreativität und Optimismus nutzen wir Krisen, um etwas Neues und Großartiges zu erschaffen.

Bildquelle: Foto von Pixabay auf Pexels

Goodbye Solardeckel

Goodbye Solardeckel – das sind die Pros

Der Solardeckel von 52 GW Ausbaukapazität ist abgeschafft. Viele Landwirte können jetzt endlich auch bei uns in Deutschland aufatmen und in Ruhe überlegen, welche Flächen für eine PV-Nutzung sinnvoll sind. Der Markt kann seine Dynamik entfalten.

Endlich hat die Bundesregierung eine Entscheidung getroffen. Seit Monaten wurde die Gesetzesänderung zur Beseitigung der Förderstopps für neue Solaranlagen vertagt und das obwohl Verbände immer wieder darauf hinwiesen, dass eine Förderunterbrechung massive Schäden in der Solarwirtschaft verursachen würde.

So hatten sich z.B. Ende März diesen Jahres rund 2.000 Unternehmen aus der Energiebranche in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel gewandt, mit der Bitte, den Förderdeckel für neue PV-Anlagen zu streichen. Hinzu kommt, dass die Solarbranche eine Beschwerde gegen den Solardeckel vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erhoben hat. [Quelle: BSW]

Der Solardeckel wurde also gekippt. Im Klartext bedeutet das folgendes:

Eine Förderung ist auch dann möglich, wenn der Zubau von 52 Gigawatt überschritten wird.

Für uns in der Landwirtschaft ist das Wegfallen der bisher geltenden Höchstgrenze von 52 GW ein positives Signal. Es ergeben sich neue Chancen. Wer innovativ und offen ist, kann mit dem „basteln“ neuer, lukrativer Geschäftsmodelle loslegen.

Agro-Photovoltaik: oben PV-Anlagen, unten Weizen

Keine Betonklötze und 80% Ertrag klingt nach einem interessanten Deal, oder?!

Landwirt Florian Reyer von der Hofgemeinschaft Heggelbach am Bodensee hat sich auf ein Experiment eingelassen. Auf dem Ackerfeld hat er Winterweizen angebaut. Über dem Acker wurde eine PV-Anlage mit 720 Modulen gebaut.

Die Challenge lautet wie folgt:

Kann Landwirtschaft unter einer Photovoltaikanlage funktionieren?

Das Pilotprojekt wird vom Fraunhofer Institut in Freiburg wissenschaftlich begleitet.

Quelle: Bayerischer Rundfunk, YouTube

Solardeckel Ade: Was sind die Vorteile?

Superreich wird man heuer mit PV-Anlagen nicht mehr; das ist den meisten schon bewusst. Was Solaranlagen jedoch durchaus ermöglichen sind regelmässige Einnahmen aus einer zweiten Quelle.

Wie im Falle des Landwirts vom Bodensee, lassen sich Photovoltaikanlagen nicht nur auf dem Dach oder am Boden montieren, sondern auch oberhalb von Agrarflächen (sog. Freiflächenanlagen). Diese müssen aber nicht gleich über einer profitablen Getreidefläche platziert werden. Denkt dabei an „schlechtere“ Standorte, sei es, dass die Landstücke kleiner sind oder der Boden nicht so fruchtbar ist. Wer kreativ ist, findet sicher eine passende Lösung.

Ein weiterer wichtiger Vorteil von Solaranlagen im Vergleich von z.B. Windkraftwerken ist die höhere Akzeptanz des erstgenannten in der Bevölkerung. Es gibt unzählige Bürgerinitiativen gegen Windkraftprojekte; Solarpanele hingegen sind von den Aktivisten zumindest bis dato eher verschont geblieben.

Nachdem politische Vertreter zusammen mit einigen Medien und Umweltverbänden das Thema Biogas in ein schlechtes Licht gerückt haben, gilt es den momentanen PV-Aufschwung maximal auszunutzen. Wie sonst wollen die Damen und Herren die Energiewende vorantreiben, wenn Biogas, PV und Windkraft als „böse“ eingestuft werden?

Die Abschaffung des Solardeckels ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.

Aber…

… es muss mehr passieren. Es ist wichtig, dass weitere Marktbarrieren abgebaut werden, so wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) dies auch fordert. Hierzu zählen u.a.:

  • Sonnensteuer bzw. EEG-Umlage: Selbst- und Direktversorger mit Solarstrom dürfen nicht länger mit der EEG-Umlage ausgebremst werden.
  • PV-Anlagen auf XL-Dächern: Aufhebung der Beschränkungen (z.B. Marktprämien-Gewährung) für die Errichtung grosser PV-Anlagen auf großen Industriehallen.
  • Standorte für Solarparks: Aufhebung der Standorteinschränkungen; die Rahmenbedingungen sind viel zu restriktiv.

Was lässt sich mit Solaranlagen alles basteln?

Welche Konzepte haben sich bewährt und was können wir von anderen Ländern lernen?

Solardeckel weg – inwieweit hilft Euch diese Entscheidung? Habt Ihr Euch ein paar lukrative Modelle schon ausgedacht?

Foto von mrganso, Pixabay.com

Globale Energiewende 2050

Globale Energiewende 2050: So purzeln die Billionen

Während Regierungen weltweit mit immer mehr Hilfspaketen und höheren Summen versuchen die jeweiligen Wirtschaften wieder zum Laufen zu bringen, lässt der Druck in punkto Energiewende nicht nach. Es geht u.a. um ehrgeizige Dekarbonisierungsziele, die mehr Arbeitsplätze, sauberere Lebensbedingungen und ein höheres Wirtschaftswachstum versprechen. Dieses Vorhaben kostet jede Menge Geld; es ist die Rede von einem dreistelligen Billionen-Betrag.

Die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA – International Renewable Energy Agency) hat vor wenigen Tagen ihren aktuellsten Report „Globaler Ausblick Erneuerbare Energien: Energiewende 2050“ veröffentlicht.

Der 292 Seiten lange Guide beschreibt die Investitionen und Technologien, die zur Dekarbonisierung des Energiesystems gemäß dem Pariser Abkommen erforderlich sind. Übersetzt geht es darum, die Kohlendioxidemissionen (CO2) möglichst auf Null zu senken.

Ein paar Eckpunkte dieser umfassenden Analyse:

  • Das ultimative globale Klimaziel = Null Emissionen. Aufgeführte mögliche Wege hierzu: Wasserstoff und synthetische Krafstoffe, direkte Elektrifizierung, fortschrittliche Biokraftstoffe, Kohlenstoffmanagement, strukturelle Veränderungen, innovative Geschäftsmodelle.
  • Zwischenziel: die globalen energiebedingten CO2-Emissionen bis 2050 sollen um 70% gesenkt werden. Über 90% dieser Senkung soll durch erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen erzielt werden.
  • Return on Investment von 1:3 bis 1:8, d.h. für jeden in kohlestoffarme Technologien investierte Dollar könnten Einsparungen in Höhe von drei bis acht Dollar generiert werden. Investments in die Energiewende bis 2050 würden 19 Billionen US-Dollar kosten und einen Zuwachs von mindestens 50 Billionen USD bringen. Investments um die CO2-Emissionen vollständig zu beseitigen würden 26 Billionen USD kosten. Den Gesamtkosten von 45 Billionen USD (19+26) würden Gesamteinsparungen von mindestens 62 Billionen USD gegenüberstehen.
  • Höherer BIP-Wachstum: Dieser Umbau könnte das kumulierte globale Bruttoinlandsprodukt bis 2050 um 98 Billionen USD zusätzlich steigern.
  • Mehr Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien: 42 Mio. Arbeitplätze sollen bis 2050 im Bereich der erneuerbaren Energien entstehen, 4 mal mehr als heute. Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze im gesamten Energiesektor würde sich bis 2050 auf 100 Millionen belaufen; das sind 40 Mio. mehr als heute.

Welche Investitionen sind für diese weltweite Energiewende denn noch notwendig?

Auf Seite 34 des Reports werden wir mit dieser Zahl konfrontiert.

Bis 2050 werden Investitionen in Höhe von 110 BILLIONEN USD benötigt. Für die „Zero“-Dekarbonisierung belaufen sich die Investment-Prognosen auf 130 BILLIONEN USD.

Quelle: Global Renewables Outlook: Energy transformation 2050, April 2020, IRENA.

Klimaabkommen und globale Energiewende ohne USA?

Trotz heftiger internationaler und nationaler Kritik sind die USA ganz offiziell aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen. Diese ganze Klimageschichte war für den aktuellen Präsidenten Donald Trump von Anfang an ein Dorn im Auge. Die USA würden sich fortan an ein „realistisches und pragmatisches Modell“ orientieren, so die Aussagen des Außenministers Mike Pompeo. [Quelle: Der Tagesspiegel]

Globale Energiewende ohne DIE Weltwirtschaftsmacht USA: Wie soll das gehen?

Auf diese Fragen sind die IRENA-Experten der obigen Studie nicht eingegangen. Die dreistelligen Billionenbeträge die im Dokument aufgeführt wurden, sind ohne die Unterstützung seitens der größten Wirtschaftsmacht der Welt, nicht bzw. kaum zu realisieren.

Wer soll denn für diese gigantischen Summen aufkommen? Der deutsche Steuerzahler? Die EU-Bürger, deren Wirtschaft derzeit vor dem Kollaps steht? Wie wär’s mit China oder den Technokraten aus Silicon Valley?

Erneuerbare Energien sind wichtig. Biogas spielt bei uns in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle, genauso wie PV-Anlagen und bei einigen Kollegen im Norden, die Windräder. Des Weiteren finde ich derartige Studien essentiell, um das Status Quo in Frage zu stellen und uns neue Perspektiven, Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen. Nachhaltigkeit ist super wichtig, genauso wie eine tolle Luft- und Wasserqualität.

Was ich damit sagen will ist folgendes: wir benötigen echte, pragmatische Lösungswege, realistische ‚How to‘-Szenarien mit denen auch der Otto-Normalbürger etwas anfangen kann. Die Top-Down Methode die seit Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten angewandt wird, hat im Informationsalter ausgedient. Wir benötigen Ansätze die von unten nach oben getragen werden; sog. Down-Top Lösungsideen.

In diesen Gremien, die derartige Studien und Analysen zusammenstellen, fehlen oft die Menschen die tagein tagaus nichts anderes machen als sich mit erneuerbaren Energien „praktisch“ auseinanderzusetzen. Theoretiker müssen endlich mit den Praktikern zusammen arbeiten, sonst wird aus dieser ganzen Energiewende und Klimastrategie nichts.

Geld drucken scheint derzeit absolut kein Problem zu sein. Gigantische Geldmengen in sinnlose Maßnahmen reinpulvern kann auch jeder. Auch wenn die USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen sind, muss man Wege finden, mit den Kollegen von Übersee zu kooperieren. Es geht um uns alle. Es geht um unseren tollen Planeten.

Gegensätzliche Meinungen sind gut

Ganz sachlich über ein Thema diskutieren, scheint heute etwas ganz außergewöhnliches zu sein. Wir müssen uns alle Positionen anhören, Pro und Kontra Argumente zusammen tragen und voneinander lernen. Nur weil die USA eine andere Meinung vertreten, bedeutet nicht, dass sie die Bösen sind.

Die Fragen die wir uns stellen sollten sind: Was sehen die USA anders? Wie wollen sie das Thema Energiewende angehen? Welche Chancen und Gefahren haben sie erkannt bzw. sind sie noch am eruieren?

Wie so oft im Leben, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Wie lautet Eure Position zur Energiewende? An welche Punkte hat im Rahmen dieser Dekarbonisierungsdebatte bis jetzt keiner so richtig gedacht?

Foto: PIRO4D / Pixabay.com

Erneuerbare Energien Windkraft

Erneuerbare Energien mit 43% vom Stromverbrauch auf Rekordniveau

Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch, nicht zuletzt auch wegen dem „straffen“ Zeitplan der Bundesregierung. In 2019 lag der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch nach Angaben der Energiebranche bei knapp 43%. Jetzt heisst es Gas geben, denn bis Ende der Dekade, also bis 2030 will Deutschland den Anteil von Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen auf 65% steigern.

Für alle nochmal kurz zur Erinnerung:

In 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen. Spätestens 2038 soll Schluss sein mit dem Strom aus Kohlekraftwerken.

Während sich Brüssel und die hiesige Regierung auf die einen oder anderen Ziele festgebissen haben, steigen die Strompreise kontinuierlich weiter. Letztes Jahr erreichten die durschnittlichen Strompreise in Deutschland einen neuen Rekordwert von 30,88 Cent pro Kilowattstunde. Vor rund 20 Jahren lag der Strompreis bei 13,94 Cent pro Kilowattstunde. Das ist eine Verdoppelung der Preise in nur zwei Dekaden. (siehe hierzu Check24)

Was erwartet uns denn mit dem Wegfall des Atom- und Braunkohlestroms?

Liebe Kollegen aus der Landwirtschaft und liebe Verbraucher, uns macht keiner mehr aus der Politik etwas vor. Wir wissen doch was auf uns zukommt: höhere Strompreise, was sonst?! Lasse Schmid, der Geschäftsführer des Strompreis-Vergleichsportals Check24 hat es ganz passend formuliert:

„Jeden Monat wird Strom für Verbraucher ein bisschen teurer. Ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht.“

Quelle: EUWID

Das Battle der regenerativen Quellen

Erneuerbare Energien deckten 2017 rund 36,3% des Stromverbrauchs in Deutschland. In 2018 stieg diese Prozentzahl auf 38,2% und erzielte letztes Jahr mit knapp 43% einen Rekordwert. Diese vorläufige Kalkulation kommt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Insgesamt wurden über 244 Mrd. kWh aus regenerativen Energiequellen erzeugt. Der Splitt je Quelle ergibt sich wie folgt:

  • 104 Mrd. kWh geliefert duch Windkraftanlagen an Land
  • 45 Mrd. kWh erzielt durch Photovoltaik
  • fast 45 Mrd. kWh durch Biomasse
  • 24 Mrd. kWh durch Wind offshore; größte Zuwachsrate mit 25%, in 2018 lag diese bei 19,5 Mrd. kWh
  • 21 Mrd. kWh erzeugt durch Wasserkraftwerke

Quelle: BDEW

Erneuerbare Energien brauchen Unterstützung sonst wird das mit den Zielen nichts

Auf der einen Seite hantieren wir mit ‚Hoffnung‘ und auf der anderen mit ‚Fakten‘. Hoffnung ist genauso wie Glück, keine besonders clevere Strategie. Es zählen die harten Fakten und diese sehen momentan alles andere als rosig aus.

Ganz konkret heißt das:

  • Wir haben hierzulande die Potenziale in punkto Wasserkraft weitgehend ausgereizt. Daran wird sich auch nicht viel ändern, außer wir ‚homo sapiens‘ machen einen derartigen technologischen Sprung in der kommenden Dekade, dass wir das gesamte Thema komplett anders angehen.
  • Mit erheblichen Potenzialen können wir hingegen in der Windkraftbranche rechnen. Offshore ist eine super Sache obwohl die Basis noch recht klein ist. Wenn es jedoch beim gestoppten Zubau von Windkraftanlagen an Land bleibt, dann wird das mit dem Switch von Braunkohle & Co. auf erneuerbare Energien extrem schwer bis fast unmöglich.
  • Sollte in der Photovoltaik-Branche weiterhin auf die Bremse anstatt aufs Gaspedal gedrückt werden – übersetzt: (1) werden hier weiterhin Jobs gekürzt anstelle das man neue Arbeitsplätze kreiert und so wie eine aktuelle Studie der Marktfoschungsfirma EuPD Research Sustainable Management im Auftrag des Bundesverbands Solarwirtschaft wonach bis 2040 rund 50.000 neue Jobs entstehen könnten UND (2) werden die Photovoltaik- und Speicherkapazitäten nicht deutlich stärker ausgebaut als bisher – DANN wird das mit dem Ziel von 65% Strom aus erneuerbare Energien bis 2030 nichts.

Dabei spricht einiges dafür, dass die Transformation des Energiesystems gelingen könnte, wenn man in die Ausbaudynamik der beiden Hauptquellen Wind und Sonne/ Photovoltaik stärker investieren würde. Denn Windenenergie hat in 2019 erstmals mehr Strom erzeugt als jeder andere Energieträger und hat dadurch die fossile Energiequelle Braunkohle von Platz eins verdrängt. (Quelle: Bundesverband Windenergie BWE)

Die No-Goes worüber keiner reden will

Das mit den regenerativen Energiequellen ist zwar alles schön und gut aber was in den Diskussionen kaum angesprochen wird, sind die Schattenseiten. Während wir mit Braunkohle, Erdgas und Atomkraftwerke eine gewisse Stabilität erreichen, verhält sich das bei der Stromproduktion aus Wind und Sonne ganz anders. Wir haben es hierbei mit recht hohen Volatilitäten zu tun. Mal scheint die Sonne, mal vergisst sie uns für mehrere Wochen. Das mit dem Wind hat auch seine Herausforderungen.

Hinzu kommt das Thema Speicherung und Transport. Die Stromnetze werden immer komplexer und die ‚Verkabelung‘ des Landes gestaltet sich auch schwierig. Im Klartext: wir brauchen Stromleitungen, die den Windstrom z.B. aus dem schönen Norden in die Verbrauchszentren im Westen und Süden des Landes transportiert.

Ein weiterer Punkt dessen wir uns bewusst sein müssen, sind die Risiken eines Strom-Blackouts. Wir kennen sogenannte Mega-Blackouts sehr wohl aus TV-Berichten aus Südamerika. Sind wir denn hier in Deutschland so sicher vor Stromausfällen?

Eins muss uns klar sein, egal wieviel Geld wir in den Ausbau von Windrädern und Photovoltaikanlagen pumpen, es kann immer mal wieder vorkommen, dass wir längere Phasen ohne Stromproduktion aus Wind und Sonne irgendwie überbrücken müssen (siehe hierzu meinen Punkt zur Volatilität). Was dann? Wäre es nicht sinnvoll, eine entsprechende Reserve an konventionellen Kraftwerken parat zu haben, um im Extremfall auf diese zurückzugreifen? Ich kann mir gut vorstellen, dass wir im Falle eines Mega-Blackouts jede Menge Klimaaktivisten auf den Strassen erleben werden, die sich darüber beschweren, dass sie ihre Smartphones nicht laden können 😉

Versteht mich nicht falsch, ich bin ein Befürworter der regenerativen Energiequellen. Alles was unserem Planeten, der Natur und uns Menschen gut tut, das liegt mir 100% am Herzen. Gleichzeitig müssen wir auch Maßnahmen treffen, einen Plan B und C haben, wenn das Ganze, aus was auch immer Gründen, sich in eine völlig andere Richtung dreht. Wie so oft im Leben, steckt auch hier die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Neue Dekade, neue Chancen und Herausforderungen. Das Thema erneuerbare Energien bleibt für uns alle auf der Tagesordnung.