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Lokal und Global – Wie wär’s mit einer Ko-Existenz?

Lokal und Global – Wie wär’s mit einer Ko-Existenz?

Wir leben in einer Welt geprägt von Dualität: gut-schlecht, oben-unten, links-rechts, schwarz-weiß, global-lokal usw. Anstatt mit dem Gießkannenprinzip sogenannte Lösungswege anzubieten, die einerseits absolut keinen Sinn ergeben und andererseits, komplett das Gegenteil bewirken, wie wär’s wenn wir individuelle Lösungen für Situationen finden, in denen eine Ko-Existenz der beiden vermeintlichen Gegenströme die bessere Vorgehensweise ist.

Als Befürworter der WIN-WIN Strategie, sehe ich das Thema global-lokal insbesondere auf meiner Branche, der Landwirtschaft bezogen, nicht so engstirnig wie manch ein Politiker, eine Partei, ein NGO etc. uns weiss machen will. Es ist irrsinnig, lokale Probleme die z.B. in einer kleinen Gemeinde auftreten, mit globalen Ansätzen zu lösen. Anders herum ist es genauso dumm, auf globale Herausforderungen ausschließlich mit lokalen Konzepten zu reagieren.

Die Kraft liegt in der Kombination, in der cleveren Verschmelzung globaler und lokaler Ideen. Unabhängig davon ob wir hier über eine steigende Weltbevölkerung oder eine massive „Völkerwanderung“ in Richtung Mega-Cities sprechen, die Versorgungsprobleme erfordern verzahntes Denken und Handeln.

Die Entweder-Oder-Debatte ist völlig falsch

Alles auf 100% global umzustellen ist nicht zielführend, auch wenn sich da manch einer ein schöneres bzw. sorgloseres Leben verspricht. Die letzten Jahre haben die Schwachstellen der globalen Orientierung stärker aufgezeigt als je zuvor.

Hier ein paar Beispiele:

  • Schiffe die voll beladen irgendwo fest stecken und die Container den Hafen nicht mehr erreichen.
  • Internationale Ware in Häfen die aufgrund mangelnder LKW-Fahrer nicht in die Läden transportiert werden kann.
  • Leere Regale in den Supermärkten (insbesondere in Großstädten) und große Bestellungslücken die nicht aufgeholt werden können.
  • Saisonale Ware die von der einen Halbkugel der Erde auf die andere geschippert wird, weil man einerseits, nicht die nötigen Investitionen vor Ort getätigt hat und andererseits, weil der liebe Konsument die Verbundenheit zur Natur völlig verloren hat und das Thema Saisonalität für ihn eine große Unbekannte ist.

Diese Liste könnt Ihr gerne weiter führen, in dem Ihr Beispiele aus Eurem Alltag integriert. Das gibt dem Ganzen dann einen „lokalen“ Sinn sozusagen.

Spass beiseite, das sind keine Lappalien. Die Begriffe Nachhaltigkeit, Globalismus und Klimawandel werden so gerne durch die Gegend geschmissen, aber wer sich mal ernsthaft hinsetzt und überlegt was wir hier treiben, nämlich tonnenweise Lebens- und Nahrungsmittel über zehntausende von Kilometer von A nach B zu fahren, fliegen und Co., der kommt zur Schlußfolgerung, dass wir alle nicht ganz dicht sind.

Ganz zu schweigen was uns das alles kostet, schaden wir der Natur und unserem Planeten mehr denn je. Und dann sollen wir das noch mehr intensivieren? Wir sehen doch deutlich, dass diese globale Verflechtung nicht funktioniert, wieso pushen wir diese Schiene dann ins Extreme?

Clever ist was anderes. Bitte versteht mich nicht falsch, globale Konzepte und Strategien bringen Vorteile mit sich wenn sie sinnvoll und gezielt eingesetzt werden. Aber damit lösen wir nicht die oben aufgeführten Probleme. Diese Denkweise ist falsch und sollte dringend korrigiert werden.

Ich sehe die Power in der Kombo lokal und global. Wenn wir tolle Sorten hier bei uns in der Region anpflanzen können, dann sollten wir das vermehrt tun. Als Naturliebhaber sehe ich die Saison-Zyklen die uns Mutter Erde zur Verfügung stellt als eine Unterstützung und nicht als Hindernis. Wenn wir mit diesen Zyklen arbeiten statt dagegen, dann erreichen wir viel mehr.

Die ganzen Technologien und innovativen Konzepte wie z.B. Foodscaping, Vertical Farming, Urban Farming, Hydroponik, Aquaponik, Permakultur über die ich des Öfteren hier auf Agrarbetrieb geschrieben habe, helfen uns da sehr gut weiter.

„Go local“ ist wesentlich mehr als nur ein Slogan

So sehr ich exotische Früchte, Hülsenfrüchte und Co. mag, umso verrückter erscheint mir das Treiben in punkto Versorgung und Lieferung dieser Produkte aus weiten Ländern zu uns nach Deutschland — und das über das ganze Jahr hinweg.

Wir importieren im Winter Heidelbeeren aus Chile und Peru, lassen allerdings unsere leckeren deutschen Heidelbeeren im Sommer links liegen. Wir rütteln im Herbst mit der Nase wenn Grünkohl oder Kraut aus der heimischen Produktion serviert wird und greifen lieber zu Kimchi oder Chinakohl weil wir der Meinung sind, dass diese was Besonderes sind.

Der heutige Konsument ist völlig verzogen. In der Schule lernen die Kinder nicht mehr welches Obst und Gemüse in welcher Jahreszeit geerntet wird. Wozu das alles lernen, wenn die Supermärkte das „Zeug“ ganzjährig im Sortiment führen.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Entweder lernen wir alle unsere heimischen Lebens- und Nahrungsmittel auf der sanften Tour zu schätzen oder wir kriegen eine harte Lektion verpasst, wenn wir früher oder später vor leeren Regalen stehen.

Für alle Liebhaber von exotischen Früchten & Co.: Wir haben die Möglichkeit diese teilweise auch bei uns in Deutschland anzupflanzen. Ich habe dies ja auch mit meiner Aroniaplantage getan. Die Aroniabeeren habe ich auf meinen Reisen nach Südamerika kennengelernt und weil ich von den vielen Vorteilen dieser Superbeere absolut begeistert war, habe ich sie zu uns ins Frankenländle mitgebracht. Mehr dazu auf Frankenaronia.

Lokal & Global – The Power is in the Mix

Je mehr wir hierzulande produzieren können, am besten regional, um größere Transport- und Lieferwege zu vermeiden, umso gezielter können wir dann global vorgehen, mit dem was wir wirklich nötig haben. Wenn wir jedoch das globale Geschäft getreu dem Motto „Profite maximieren, ohne Rücksicht auf Verluste“ weiterhin betreiben, werden die Systeme kollabieren.

Es ist ein Paradigmenwechsel notwendig. Wir müssen die Ressourcen anders verteilen und das was wir lokal generieren können, besser nutzen. Damit kommen wir nicht nur der Natur sondern auch unseren Gemeinden und Länder zugute.

Extreme verstärken das Konzept der Dualität und bringen uns kein bisschen weiter. Besinnen wir uns daher auf unsere Stärken, schöpfen wir aus unserer lokalen Kraft und geben dem Rezept die benötigte globale Würze.

Bildquelle: Foto von Fotoworkshop4You auf Pixabay

Das Landwirtschaftslexikon dieser Dekade

Das Landwirtschaftslexikon dieser Dekade

Foodscaping, Indoor Farming, vertikale Landwirtschaft, Hydroponik, Permakultur — diese Begriffe sorgen in letzter Zeit immer häufiger für Schlagzeilen in den Mainstream-Medien. Das ist gut so, denn die Art und Weise wie wir heute Landwirtschaft betreiben ist trotz der „Nachhaltigkeits-Floskel“ vieler Konzerne, nicht aufrecht zu erhalten. Es ist daher höchste Zeit, dem Landwirtschaftslexikon ein Upgrade zu verpassen.

Nachhaltigkeit – das Lieblingswort von Big Business und Big Banking hat die letzte Dekade geprägt. Selbstverständlich wurde der Begriff auch bei uns in der Landwirtschaft derart verbreitet, dass man heute keinen normalen Satz mehr aussprechen kann, ohne dieses Zauberwort zu verwenden.

Hat der Begriff seinen Zenit erreicht oder geht da noch was? Das werden wir sehen, allerdings gehe ich stark davon aus, dass wir in dieser neuen Dekade viele neue „Zauberwörter“ erfinden werden, um die eine oder andere Wahrnehmung den Massen besser zu verkaufen.

Bevor wir die von mir oben kurz aufgeführten Begriffe etwas näher durchleuchten, ein paar Trends noch vorneweg. Diese basieren vermehrt auf eigene Beobachtungen sowie zahlreiche Gespräche mit Individuen aus allerlei Berufsfeldern.

  1. Der massive Exodus in Richtung Big Cities was bald zu Smart Cities mutiert, scheint zum Halten gekommen zu sein.
  2. Die Homeoffice-Kultur führt zu einem Paradigmenwechsel, was ganz konkret heisst: weg aus den Cities und hinziehen wo es ruhig ist.
  3. Verzicht auf Supermarkt-Essen (Stichwort: Monokulturen) und shoppen bei regionalen Anbietern, die Wert auf Saisonalität und Co. legen.
  4. Garten mieten oder „sharen“, um eigenes Gemüse und Obst anzupflanzen.
  5. Wohnungen samt Balkons werden zu vertikale Gärten.

Das ist natürlich die eine Seite der Medaille, wo die Natur im Fokus steht und der Mensch vermehrt versucht sich mit Mutter Erde zu verbinden.

Eine völlig andere Geschichte erzählt uns Big Business. Hierbei geht’s um Laborfleisch aus dem Reagenzglas (Stichwort Kunstfleisch), Insektenburger, Mehlwürmer-Patties und Co. Auch das sind Themen, über die ich hier auf Agrarbetrieb detailliert berichtet habe.

Das Landwirtschaftslexikon bekommt ein Upgrade

In den kommenden zehn Jahren werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit immer öfter über folgende Begriffe stolpern:

FOODSCAPING. Nachbarn setzen sich zusammen und verwandeln jegliche Vorgärten und Grünflächen in essbare Landschaften, damit sie Lebensmittel teilen und tauschen können. Eine Top-Strategie um Wirtschaftskrisen und Kriege zu überstehen. Mehr dazu erfahrt Ihr in meinem Blog:

Foodscaping – eine Mini-Marktwirtschaft für kleine Gemeinden

PERMAKULTUR. Ein Begriff was über Direktsaat-Anbau und natürliches Gärtnern weit hinausgeht. Es ist eine Denkweise was mehrere Bereiche unseres Lebens umfasst. Die Kernaussage lautet wie folgt: Arbeiten mit der Natur und nicht gegen die Natur. Also nicht sinnlos irgend etwas produzieren, sondern im Einklang mit der Natur leben.

Der nachfolgende Videobeitrag verleiht einen guten Einblick in die „Geheimnisse“ der Permakultur und zeigt den Weg mehrerer Kollegen aus der Landwirtschaft. Darin zu sehen Landwirte und Gärtner aus Österreich, Australien und der USA.

Quelle: Permakultur & Transition vom Zirkeldreher, YouTube

VERTICAL GARDENING. Horizontal kann man nur so viel gärtnern, während es nach oben meistens immer noch jede Menge Luft gibt. So kann der eigene Balkon, die Terrasse oder der Mini-Garten mit pfiffigen selbst gemachten Pflanzenbehältern nach oben gestapelt werden. Wer auf der Suche nach weiteren Ideen und kostengünstigen Versionen für die vertikale Bepflanzung von Erdbeeren, Tomaten, Salate, Auberginen und Co. ist, wird u.a. auch bei Ikea fündig. Das schwedische Möbelhaus hatte auch diesmal den richtigen Riecher gehabt.

Die Konzepte / Begriffe VERTICAL GREENING und VERTICAL FARMING basieren auf dem gleichen Prinzip.

Folgende Beiträge darf ich Euch an dieser Stelle empfehlen:

Vertikale Landwirtschaft: Sind Hochhaus-Beet unsere Zukunft?

Go big or go home: In Japen steht die größte vertikale Farm

Asien’s grüne Metropole – Vertical Greening in Singapore

Vertical Farming: Urbane Landwirtschaft im Wolkenkratzer

INDOOR FARMING. Nicht jeder der in der Stadt wohnt hat einen Balkon oder eine Terrasse; ganz zu schweigen vom eigenen Garten. Was bleibt einem übrig, der gerne eigenes Gemüse anbauen möchte? Die Wohnung muss demnach herhalten. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung wird immer größer. Vermehrt greifen Bürger zu Biogemüse oder suchen nach Wegen, etwas selber anzupflanzen. Wer keinerlei Freiluftflächen zur Verfügung hat, verwandelt die eigenen vier Wände in einen Gemüsegarten.

Mehr dazu in meinem Blog:

Indoor Farming – Ernte in den eigenen vier Wänden

HYDROPONIK. Es handelt sich hierbei um ein geschlossenes System, bei dem statt Erde mit Nährstoffen angereichertes Wasser für die Aufzucht genutzt wird. Die Einsparung von Ressourcen, der Verzicht auf Pestizide, das schnellere Wachstum der Pflanzen und die höheren Erträge locken immer mehr Betriebe heran.

Mehr dazu hier:

Hydroponik statt Erde

Das was hinter diesen Begriffen steckt, ist für viele Naturliebhaber nicht neu.

Wer im Einklang mit der Natur lebt, großen Wert auf seine Gesundheit und damit einhergehend auf bewusste Ernährung legt, ist in der einen oder anderen oben aufgeführten Aktivität involviert und kennt die Prinzipien dahinter.

Was neu ist, sind die englischen Begriffe und die Nuancen die verwendet werden, um generationsübergreifend eine gemeinsame Sprache für diese tollen Konzepte zu finden.

Selbstverständlich ist das Landwirtschaftslexikon weit davon entfernt ein vollständiges Upgrade erfahren zu haben. Immer wieder tauchen neue Begriffe auf und modellieren unsere Lebensweise, Kultur und Sicht auf die Realität.

Welche weiteren Begriffe würdest Du in das Landwirtschaftslexikon unbedingt aufnehmen?

Bildquelle: Foto von Katya_Ershova auf Pixabay

Indoor Farming Ernte daheim

Indoor Farming – Ernte in den eigenen vier Wänden

Die Indoor Farming Bewegung bekommt Rückenwind: Immer mehr Stadteinwohner verzichten auf Aldi, Lidl & Co. beim Einkauf von Kräutern und züchten diese daheim, in ihren eigenen vier Wänden. Große Fans dieser Bewegung sind insbesondere jene die weder einen Garten noch einen Balkon haben.

Wer in punkto Kräuterzucht schon genügend herumexperimentiert hat, überträgt sein Know-How auf die Züchtung von z.B. Tomaten, Paprika oder Erdbeeren. Diejenigen die es auf die Spitze treiben, integrieren sogar Smart-Technologien um ihre Mini-Zuchtanlagen professioneller zu steuern.

Wer gerne bei Ikea einkauft bzw. auf der Suche nach Ideen ist, hat diesen Trend sicherlich seit rund einem Jahr verstärkt wahrgenommen. Eins muss man dem schwedischen Möbelgiganten lassen: die Jungs/ Mädels setzen nicht nur Trends fest, sondern greifen diese schneller auf als manch einer atmet.

Was hat es auf sich mit den Wohnzimmerbauern? Ist diese Art „Mini-Landwirtschaft“ überhaupt nachhaltig?

Old School vs. New School beim Indoor Farming

Soll ich meine Kräuter auf der Fensterbank in der Küche lassen, damit sie viel Licht abbekommen oder wachsen diese problemlos auch im Wohnzimmer, in meinem feschen Bücherregal? Letztes Jahr hatte ich die Zucchini neben der Stereoanlage und die Ernte war perfekt.

Während die einen beim Lesen dieser Zeilen mit dem Kopf schütteln, wiederfinden sich die anderen in der obigen Diskussion zu 100%. Sowohl der Platz als auch das Prozedere sind für den Wohnzimmergärtner von großer Bedeutung. Was die Herangehensweise betrifft, so stehen diesen folgende zwei Optionen offen:

  1. Old School: Man besorgt sich Blumentöpfe in unterschiedlichen Grössen und entsprechende Erde im Gartencenter. Das ist der traditionelle Weg.
  2. New School: Man kauft sich eine moderne Mini-Zuchtanlage die aus kleinen bis großen Geräten bestehen kann. Die modernen Systeme (z.B. Hängesysteme, hydroponische Systeme) versorgen die Pflanzen mit Wasser und Licht. Der Preis für fertige Kleinst-Systeme startet bei rund 40€; bei den größeren Varianten sollte man mit 150€ und aufwärts rechnen.

Es gibt auch eine Ultra-Luxus-Variante für Smart-Technologie Anbieter, die am liebsten den gesamten Indoor Farming Prozess automatisiert haben möchten. Für diese Anbeter hat die Münchener Firma Agrilution einen speziellen Indoor-Gewächsschrank konzipiert.

Der Plantcube ist ein Zuchtschrank der sich nahtlos in das Küchendesign integrieren lässt. Ausgestattet mit speziellen Behältern, einer Wasser- und Lichtanlage, bleibt dem Hobbygärtnern nichts anderes übrig als die Lieblingssamen auszusuchen und das System mit Hilfe einer App zu steuern. Die einzige manuelle Tätigkeit die übrig bleibt ist das Zuführen von Nährstoffen, wobei der Hersteller auch diesen Teil des Prozesses baldmöglichst automatisieren will.

Quelle: Agrilution, YouTube

Und was kostet dieser Spass?

Das Basic-Paket gibt es für 3.000 EUR.

Zurück zu „good old“ Blumentöpfe

Nicht jeder hat das nötige Kleingeld für einen derartigen Zuchtschrank bzw. auch wenn, möchte er/sie lieber ohne Apps und Tech unterwegs sein. Wer Spass am bewässern, zupfen und Co. hat, der bleibt seinen Blumentöpfen treu.

Es gibt jedoch auch hier einiges zu beachten insbesondere wenn es um die Themen Licht und Luftfeuchtigkeit geht:

  1. Licht: Wessen Wohnung in Richtung Süden ausgerichtet ist, kann seine Pflanzen auf der Fensterbank stehen lassen. Wichtig hierbei, dass die Pflanze nicht die Fensterscheibe berührt, sonst droht diese zu verbrennen. Wenn die Wohnung Richtung Norden schaut, dann kann das benötigte natürliche Licht durch künstliches Licht kompensiert werden. In Baumärkten und Gartencentern findet man geeignete Lampen. Es gibt auch Hängesysteme die mit Lampen ausgestattet sind und bei der Pflanzenzucht im Eigenheim eine gute Lösung darstellen können.
  2. Luftfeuchtigkeit: Während Zitrusfrüchte sich in feuchten Räumen wohl fühlen, ist das bei Tomaten, Gurken und Kräutern ganz anders. Diese Nutzpflanzen benötigen trockene Räume wie das Wohnzimmer oder die Küche.

Fängst Du gerade mit Indoor Farming an?

Dann starte am besten mit Salate und Kräutern, denn diese sind schon nach wenigen Wochen erntereif. Wenn Dir das gut gelungen ist, dann kannst Du Dein Zuchtportfolio auf Tomaten, Zucchini, Gurken, Erdbeeren und Co. ausbreiten.

Die Kehrseite von Indoor Farming

Wohnzimmerbauern ohne Garten oder Balkon haben es schwer. Sie stossen früher oder später an die räumlichen Grenzen. Ein Zitronenbaum im Wohnzimmer ist „fancy“, kommt aber gegen einen heimischen Apfelbaum im Garten oder einer Mini-Variante auf dem Balkon schwer an.

Wer auf frisches Basilikum, Kresse oder Dill aus dem eigenen Wohnzimmertopf nicht verzichten mag, der erfreut sich diesen Nutzpflanzen als fester Bestandteil seiner eigenen vier Wände. Im Endeffekt kann man Glück langfristig nicht kaufen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, auf die es ankommt.

Bleibt Indoor Farming eine Mainstream-Bewegung oder heisst es bald ade? Wir werden sehen.

Bildquelle: Foto von silviarita from Pixabay

Foodscaping - eine Mini-Marktwirtschaft fuer kleine Gemeinden

Foodscaping – eine Mini-Marktwirtschaft für kleine Gemeinden

Früher hatte fast jeder Hausbewohner einen kleinen Gemüsegarten, um über die Runden zu kommen. Foodscaping war in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Krieg eine Hintertür, um Hungersnöten zu begegnen. Dann kam der Aufschwung, die Supermärkte waren mit Lebensmitteln vollgepackt und der Begriff „Saisongemüse“ gehörte der Vergangenheit. Die Gemüsegärten mutierten zu Blumenbeeten, denn der moderne Internet-Mensch hatte für die „lästige“ Gartenarbeit keine Zeit mehr … zumindest bis vor Kürze.

Die ganze Globalisierungsgeschichte mag seine Vorteile haben, aber dieses hin und her transportieren von Lebensmitteln die man auch vor Ort anbauen kann, macht absolut keinen Sinn mehr. Die Profiteure haben ihre Taschen gefüllt und würden gerne dieses Roulettespiel weiter verfolgen, doch Themen wie z.B. Logistikkosten, Nachhaltigkeit oder Transparenz fallen ihnen vermehrt auf die Füsse. Ein neues Konzept muss her was u.a. die Integration von altbewährten Systemen ermöglicht.

So kommt es, dass wir weltweit im Eiltempo versuchen, Lösungen für die Versorgung unserer Großstadtmenschen zu finden. Einerseits kann das aktuelle System das nicht mehr verwalten und tragen, und andererseits scheint der Exodus Richtung Megacities unaufhaltbar zu sein.

Projekte wie Vertical Farming, Underground Farming (z.B. in London) oder Rooftop Farming (siehe hierzu meinen Blog von letzter Woche, mit dem Titel: Europas größte Farm befindet sich auf einem Dach in Paris) sind Schritte in die richtige Richtung. Allerdings brauchen wir mehr, viel mehr, um die Versorgung von bald 8 Milliarden Menschen sicher zu stellen.

Was genau ist denn Foodscaping?

Der englische Begriff „Foodscaping“ ist ein Hybrid bestehend aus „farming“ (Landwirtschaft) und „landscaping“ (Landschaftsgestaltung). Im Endeffekt geht es darum jegliche Vorgärten und Grünflächen in essbare Landschaften umzuwandeln.

Beispiele:

  • Der langweilige Rasen wird durch einen Kürbis- oder Auberginengarten ersetzt.
  • Anstelle der Birke wird ein Apfelbaum und ein paar Tomatensträuche gepflanzt.
Quelle: NowThis Earth, YouTube

Der Aufruf ist klar und deutlich: Die Transformation von nicht essbaren in essbare Gärten.

Die Zeit des faulen Gärtners ist vorbei. Es geht um essbare Landschaftsgestaltung was in erster Linie den eigenen Garten betrifft, jedoch auch auf öffentliche Plätze wie z.B. Parks, Fußgängerzonen oder Spielplätze ausgeweitet werden kann.

Der Wohlstand der letzten Jahrzehnte führte zum Verschwinden des Nutzgartens und zum Blühen sog. Ziergärten und Zierrasen. Aber in Zeiten von Unsicherheit — so wie wir sie derzeit erleben, rückt effektives Nutzen vermehrt in den Vordergrund.

Anders als bei einer Kleingartensiedlung wo jeder sein eigenes Gemüse anpflanzt, sprechen sich die Nachbarn bei Foodscaping ab. Das ultimative Ziel der Community (egal ob groß oder klein) ist es, eine Mini-Marktwirtschaft zu kreieren, wo Obst und Gemüse zum Tausch angeboten wird.

Ein konkretes Beispiel:

Ich pflanze Tomatensträuche, Kartoffeln und Kürbisse an. Mein Nachbar auf der linken Seite pflanzt einen Apfelbaum, zwei Birnen- und drei Pflaumenbäume an. In seinem Obstbaumgarten hat er Platz auch noch für Erdbeeren und Heidelbeeren. Mein Nachbar auf der rechten Seite spezialisiert sich auf Salate, Gurken und Kräutervarianten. Später erfolgt dann ein Tausch zwischen uns.

Immer mehr Menschen wandeln ihre Rasenflächen in essbare Landschaften um. Viele verpassen dem Ganzen auch ein besonderes Design, denn man möchte auch was Schönes fürs Auge bieten.

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen von Foodscaping.

Was sind die VORTEILE?

  • Frische: Kein Supermarkt der Welt kann diesen Punkt toppen. Frisches Gemüse, Obst und Kräuter aus dem eigenen Garten schmecken und riechen einfach herrlich.
  • Rückverfolgbarkeit: Jeder weiß, woher seine Lebensmittel stammen und unter welchen Umständen diese gezüchtet wurden.
  • Bio auf Wunsch: Man entscheidet selbst über die Verwendung von Dünger und Pestizide. Mit Backpulver und Essig erzielen viele Hobbygärtner eine erstaunliche Produktqualität.
  • Freie Wahl: Jeder pflanzt das an was er / sie möchte und was seine Fläche hergibt.
  • Man ist sein eigener Nahversorger.
  • Man bestimmt selbst über den Preis.
  • Jeder beteiligt sich an der Erschaffung eines Paradieses für Bienen und Insekten.
  • Schluss mit Monokulturen / Artenvielfalt: Der Kreativität bei der essbaren Gartengestaltung sind keine Grenzen gesetzt.

Was sind die NACHTEILE?

  • Platz/ Fläche benötigt: Nicht jeder Bewohner hat einen Garten vor seiner Wohnung, d.h. sie müssen sich entsprechende Flächen mieten. Hinzu kommt, dass diejenigen die z.B. Kürbisse oder Kartoffeln anbauen möchten, mehr Platz benötigen als diejenige die sich auf Erdbeeren oder Salate fokussieren.
  • Wasserversorgung, Pflege, Sonnenlicht: Das ist eine Herausforderung auch für diejenigen mit größeren Flächen. Bestimmte Gemüsesorten am Leben zu halten, verlangt viel Aufmerksamkeit, Arbeit und Know-how.
  • Schädlingsbekämpfung: Dies kann manchmal ganz schön teuer werden.
  • Saisonalität: Im Zuge der Globalisierung haben wir uns daran gewöhnt, dass fast jedes Gemüse zu jeder Jahreszeit verfügbar ist. Beim eigenen Anbau ist man auf Saisongemüse angewiesen.
  • Lagerung, Haltbarkeit: Nicht jeder hat einen gut temperierten Keller bzw. überhaupt einen Keller. Erdbeeren, Heidelbeeren, Kräuter, Tomaten und Co. müssen eingefroren werden, damit sie länger halten. Dafür braucht man Platz im Kühlschrank bzw. in der Gefriertruhe.

Lust auf „Foodscapen“ geweckt?

Foodscaping ist neben der urbanen Landwirtschaft und der eingangs aufgeführten Farming-Modelle, ein wichtiges Vehikel, um das Thema Versorgung anders anzupacken. Die Kontrolle über die Herkunft der Produkte ist für viele ein Hauptargument, um die essbare Landschaftsgestaltung sowohl auf dem Dorf als auch in den Städten zu erweitern.

Klar benötigt sowas Zeit, Pflege und Zuwendung. Und logisch muss man sich Gedanken darüber machen, wo man seine Ernte lagert bzw. welche Verarbeitungsmöglichkeiten es gibt. Aber die ganze Zeit im Büro oder Homeoffice zu sitzen, abends TV zu kucken und einmal die Woche den Rasen zu mähen, erfüllt viele Menschen zum Glück nicht mehr.

Raus an die frische Luft. Verbindet Euch wieder mit Mutter Natur und lasst Eurer Kreativität freien Lauf. Vielleicht überrascht Ihr Euch selbst und als Dankeschön gibt es eine super tolle Ernte.

Say goodbye to „Faulheit“, say hello to Foodscaping.

Bildquelle: Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris

Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris

Die Versorgung der Megacities ist und bleibt eine Herausforderung. Nachdem London ein Luftschutzbunker dazu benutzt, um Salat für seine City-Bewohner anzubauen, kommen jetzt auch die Franzosen mit einer ganz außergewöhnlichen Idee um die Ecke. Auf einem 14.000 Quadratmeter großen Dach werden allerlei Obst- und Gemüsesorten für die Pariser Häuser und Restaurants angebaut.

Egal ob Underground Farming in London oder Rooftop Farming in Paris, die Vorteile beider Landwirtschaftsprojekte stechen hervor. Es geht in erster Linie um die Reduzierung der Transportwege und der Lagerungskosten.

Ein weiterer Vorteil ist die Versorgung der Hauptstadtbewohner mit frischen und oft auch in Vergessenheit geratenen Produkten. Das sog. „Zero-Pestizid“-Label steht auch hier im Vordergrund.

Quelle: YouTube, FRANCE 24 English

Ein paar Eckdaten zu Europas größter Dachfarm

Immer mehr Menschen verlangen nach regionalen Lebensmitteln. So wie auch hierzulande immer mehr Verbrauchermärkte und Supermärkte die deutsche Herkunft hervorheben, passiert das Gleiche auch in Frankreich.

Im Zuge der Lebensmittelumstellung hat die größte Supermarktkette Carrefour bereits erstaunliches erreicht, denn 95% seines Angebots besteht aus französischem Obst und Gemüse (Quelle: Les Echos).

Zurück zur Pariser Dachfarm:

  • Der Dachgarten befindet sich auf dem Palais des congrès.
  • Den Auftrag für die Gestaltung der Farm erhielt das in Paris ansässige städtische Landwirtschaftsunternehmen Agripolis.
  • Kultiviert werden hauptsächlich Tomaten, Paprika, Gurken, Bohnen, Auberginen, Mangold, Grünkohl, Peperoni, Salate und Erdbeeren.
  • Die Farm soll in der Hochsaison täglich rund 1.000 kg Obst und Gemüse produzieren.
  • Der Fokus liegt auf gesunde, pestizidfreie Produkte die lokal angebaut werden.
  • Saisonalität und Nachhaltigkeit sind zwei weitere Schwerpunkte.
  • Zielgruppen: lokale Unternehmen, Firmenrestaurants und Bauernverbände in der näheren Umgebung.
  • Aeroponik wird angewandt: Hocheffiziente Technik erfordert keine Pestizide und maximiert den Platz. Es gibt keinen Boden in den Säulen, d.h. die Wurzeln hängen in der Luft. Die Pflanzen werden mit einer Mischung aus Wasser und Nährstoffen regelmäßig „geduscht“.

Eine weitere Besonderheit dieses Projekts besteht in der Tatsache, dass Einheimischen die Möglichkeit geboten wird, einen Platz auf der Dachfarm zu mieten, um ihr eigenes Gemüse und Obst anzubauen.

Die urbane Farm – ein Comeback der Landwirtschaft in der Stadt

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der Stadt. In 2050 sollen es laut Statista sogar 70% der Menschheit sein. Diese Menschen zu versorgen stellt uns vor immensen Herausforderungen. Die landwirtschaftlichen Ressourcen werden von Bauten verschlungen und die Abfallproduktion schiesst in die Höhen.

Eins ist klar: Das bestehende System kann so nicht aufrecht erhalten werden.

Neue Konzepte müssen her. Es geht darum große Mengen überall, zu jeder Jahreszeit und vor allem nachhaltig zu produzieren.

Um die Zukunft der Städte aufrecht erhalten zu können, wird die urbane Landwirtschaft ganz neue Formen annehmen müssen. Die urbane Farm wird wie ich so oft schon in meinen Blogs hier auf Agrarbetrieb erwähnt habe, vertikal sein.

An dieser Stelle darf ich Euch folgende Beiträge zu diesem Thema empfehlen:

Dieses „schleppen“ von Lebensmitteln von A nach B, wobei A und B oft auch unterschiedliche Kontinente repräsentieren, ist alles andere als nachhaltig. Tomaten von Spanien nach Frankreich zu transportieren ist völlig sinnlos und trotzdem wird dies weiterhin praktiziert. Kartoffeln von Ägypten nach Deutschland, England oder Rumänien zu importieren, wo alle drei Länder problemlos ihre Bevölkerung mit dem lokalen Gemüse versorgen können, entzieht sich jeglichem Argument.

Wie fragil und zerbrechlich unser globale Versorgungssystem ist, haben wir jetzt live mit der Gesundheitskrise und dem Brexit erlebt. Fahrer samt LKWs mussten tagelang an den Grenzen verweilen, leere Container wurden über mehrere Hundert und Tausend Kilometer durch die Gegend gefahren und ganze Industriezweige sahen sich gezwungen ihre Mitarbeiter nach Hause zu schicken, da die Lieferung wichtiger Bestandteile ausblieb.

Eine neue Herangehensweise muss her. Wir müssen ein Mix aus horizontaler und vertikaler Landwirtschaft kreieren, das uns erlaubt sowohl die Bevölkerung auf dem Land als auch die City-Bewohner optimal zu versorgen. Die Pariser Dachfarm ist genauso wie der Londoner Weltkriegsbunker das als Farm verwendet wird oder die zahlreichen vertikalen Farmen in den USA und Asien, ein Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen uns anders aufstellen, da gibt’s kein wenn und aber.

Die Erwartungen an die urbane Farm sind groß. Diese soll ethisch, ökologisch und trendy sein zugleich. Die Zukunft der Städte hängt davon ab, daher bin ich sicher, dass uns die Forscher und Wissenschaftler mit jede Menge neuen Ideen und futuristischen Konzepten einer „anderen Art“ Landwirtschaft zu betreiben, eher früher als später überraschen werden.

Welche Gestaltungsformen wird Deiner Meinung nach die urbane Farm der Zukunft annehmen?

Bildquelle: Foto von Gigi auf Unsplash