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Foodscaping - eine Mini-Marktwirtschaft fuer kleine Gemeinden

Foodscaping – eine Mini-Marktwirtschaft für kleine Gemeinden

Früher hatte fast jeder Hausbewohner einen kleinen Gemüsegarten, um über die Runden zu kommen. Foodscaping war in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Krieg eine Hintertür, um Hungersnöten zu begegnen. Dann kam der Aufschwung, die Supermärkte waren mit Lebensmitteln vollgepackt und der Begriff „Saisongemüse“ gehörte der Vergangenheit. Die Gemüsegärten mutierten zu Blumenbeeten, denn der moderne Internet-Mensch hatte für die „lästige“ Gartenarbeit keine Zeit mehr … zumindest bis vor Kürze.

Die ganze Globalisierungsgeschichte mag seine Vorteile haben, aber dieses hin und her transportieren von Lebensmitteln die man auch vor Ort anbauen kann, macht absolut keinen Sinn mehr. Die Profiteure haben ihre Taschen gefüllt und würden gerne dieses Roulettespiel weiter verfolgen, doch Themen wie z.B. Logistikkosten, Nachhaltigkeit oder Transparenz fallen ihnen vermehrt auf die Füsse. Ein neues Konzept muss her was u.a. die Integration von altbewährten Systemen ermöglicht.

So kommt es, dass wir weltweit im Eiltempo versuchen, Lösungen für die Versorgung unserer Großstadtmenschen zu finden. Einerseits kann das aktuelle System das nicht mehr verwalten und tragen, und andererseits scheint der Exodus Richtung Megacities unaufhaltbar zu sein.

Projekte wie Vertical Farming, Underground Farming (z.B. in London) oder Rooftop Farming (siehe hierzu meinen Blog von letzter Woche, mit dem Titel: Europas größte Farm befindet sich auf einem Dach in Paris) sind Schritte in die richtige Richtung. Allerdings brauchen wir mehr, viel mehr, um die Versorgung von bald 8 Milliarden Menschen sicher zu stellen.

Was genau ist denn Foodscaping?

Der englische Begriff „Foodscaping“ ist ein Hybrid bestehend aus „farming“ (Landwirtschaft) und „landscaping“ (Landschaftsgestaltung). Im Endeffekt geht es darum jegliche Vorgärten und Grünflächen in essbare Landschaften umzuwandeln.

Beispiele:

  • Der langweilige Rasen wird durch einen Kürbis- oder Auberginengarten ersetzt.
  • Anstelle der Birke wird ein Apfelbaum und ein paar Tomatensträuche gepflanzt.
Quelle: NowThis Earth, YouTube

Der Aufruf ist klar und deutlich: Die Transformation von nicht essbaren in essbare Gärten.

Die Zeit des faulen Gärtners ist vorbei. Es geht um essbare Landschaftsgestaltung was in erster Linie den eigenen Garten betrifft, jedoch auch auf öffentliche Plätze wie z.B. Parks, Fußgängerzonen oder Spielplätze ausgeweitet werden kann.

Der Wohlstand der letzten Jahrzehnte führte zum Verschwinden des Nutzgartens und zum Blühen sog. Ziergärten und Zierrasen. Aber in Zeiten von Unsicherheit — so wie wir sie derzeit erleben, rückt effektives Nutzen vermehrt in den Vordergrund.

Anders als bei einer Kleingartensiedlung wo jeder sein eigenes Gemüse anpflanzt, sprechen sich die Nachbarn bei Foodscaping ab. Das ultimative Ziel der Community (egal ob groß oder klein) ist es, eine Mini-Marktwirtschaft zu kreieren, wo Obst und Gemüse zum Tausch angeboten wird.

Ein konkretes Beispiel:

Ich pflanze Tomatensträuche, Kartoffeln und Kürbisse an. Mein Nachbar auf der linken Seite pflanzt einen Apfelbaum, zwei Birnen- und drei Pflaumenbäume an. In seinem Obstbaumgarten hat er Platz auch noch für Erdbeeren und Heidelbeeren. Mein Nachbar auf der rechten Seite spezialisiert sich auf Salate, Gurken und Kräutervarianten. Später erfolgt dann ein Tausch zwischen uns.

Immer mehr Menschen wandeln ihre Rasenflächen in essbare Landschaften um. Viele verpassen dem Ganzen auch ein besonderes Design, denn man möchte auch was Schönes fürs Auge bieten.

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen von Foodscaping.

Was sind die VORTEILE?

  • Frische: Kein Supermarkt der Welt kann diesen Punkt toppen. Frisches Gemüse, Obst und Kräuter aus dem eigenen Garten schmecken und riechen einfach herrlich.
  • Rückverfolgbarkeit: Jeder weiß, woher seine Lebensmittel stammen und unter welchen Umständen diese gezüchtet wurden.
  • Bio auf Wunsch: Man entscheidet selbst über die Verwendung von Dünger und Pestizide. Mit Backpulver und Essig erzielen viele Hobbygärtner eine erstaunliche Produktqualität.
  • Freie Wahl: Jeder pflanzt das an was er / sie möchte und was seine Fläche hergibt.
  • Man ist sein eigener Nahversorger.
  • Man bestimmt selbst über den Preis.
  • Jeder beteiligt sich an der Erschaffung eines Paradieses für Bienen und Insekten.
  • Schluss mit Monokulturen / Artenvielfalt: Der Kreativität bei der essbaren Gartengestaltung sind keine Grenzen gesetzt.

Was sind die NACHTEILE?

  • Platz/ Fläche benötigt: Nicht jeder Bewohner hat einen Garten vor seiner Wohnung, d.h. sie müssen sich entsprechende Flächen mieten. Hinzu kommt, dass diejenigen die z.B. Kürbisse oder Kartoffeln anbauen möchten, mehr Platz benötigen als diejenige die sich auf Erdbeeren oder Salate fokussieren.
  • Wasserversorgung, Pflege, Sonnenlicht: Das ist eine Herausforderung auch für diejenigen mit größeren Flächen. Bestimmte Gemüsesorten am Leben zu halten, verlangt viel Aufmerksamkeit, Arbeit und Know-how.
  • Schädlingsbekämpfung: Dies kann manchmal ganz schön teuer werden.
  • Saisonalität: Im Zuge der Globalisierung haben wir uns daran gewöhnt, dass fast jedes Gemüse zu jeder Jahreszeit verfügbar ist. Beim eigenen Anbau ist man auf Saisongemüse angewiesen.
  • Lagerung, Haltbarkeit: Nicht jeder hat einen gut temperierten Keller bzw. überhaupt einen Keller. Erdbeeren, Heidelbeeren, Kräuter, Tomaten und Co. müssen eingefroren werden, damit sie länger halten. Dafür braucht man Platz im Kühlschrank bzw. in der Gefriertruhe.

Lust auf „Foodscapen“ geweckt?

Foodscaping ist neben der urbanen Landwirtschaft und der eingangs aufgeführten Farming-Modelle, ein wichtiges Vehikel, um das Thema Versorgung anders anzupacken. Die Kontrolle über die Herkunft der Produkte ist für viele ein Hauptargument, um die essbare Landschaftsgestaltung sowohl auf dem Dorf als auch in den Städten zu erweitern.

Klar benötigt sowas Zeit, Pflege und Zuwendung. Und logisch muss man sich Gedanken darüber machen, wo man seine Ernte lagert bzw. welche Verarbeitungsmöglichkeiten es gibt. Aber die ganze Zeit im Büro oder Homeoffice zu sitzen, abends TV zu kucken und einmal die Woche den Rasen zu mähen, erfüllt viele Menschen zum Glück nicht mehr.

Raus an die frische Luft. Verbindet Euch wieder mit Mutter Natur und lasst Eurer Kreativität freien Lauf. Vielleicht überrascht Ihr Euch selbst und als Dankeschön gibt es eine super tolle Ernte.

Say goodbye to „Faulheit“, say hello to Foodscaping.

Bildquelle: Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris

Europas größte urbane Farm befindet sich auf einem Dach in Paris

Die Versorgung der Megacities ist und bleibt eine Herausforderung. Nachdem London ein Luftschutzbunker dazu benutzt, um Salat für seine City-Bewohner anzubauen, kommen jetzt auch die Franzosen mit einer ganz außergewöhnlichen Idee um die Ecke. Auf einem 14.000 Quadratmeter großen Dach werden allerlei Obst- und Gemüsesorten für die Pariser Häuser und Restaurants angebaut.

Egal ob Underground Farming in London oder Rooftop Farming in Paris, die Vorteile beider Landwirtschaftsprojekte stechen hervor. Es geht in erster Linie um die Reduzierung der Transportwege und der Lagerungskosten.

Ein weiterer Vorteil ist die Versorgung der Hauptstadtbewohner mit frischen und oft auch in Vergessenheit geratenen Produkten. Das sog. „Zero-Pestizid“-Label steht auch hier im Vordergrund.

Quelle: YouTube, FRANCE 24 English

Ein paar Eckdaten zu Europas größter Dachfarm

Immer mehr Menschen verlangen nach regionalen Lebensmitteln. So wie auch hierzulande immer mehr Verbrauchermärkte und Supermärkte die deutsche Herkunft hervorheben, passiert das Gleiche auch in Frankreich.

Im Zuge der Lebensmittelumstellung hat die größte Supermarktkette Carrefour bereits erstaunliches erreicht, denn 95% seines Angebots besteht aus französischem Obst und Gemüse (Quelle: Les Echos).

Zurück zur Pariser Dachfarm:

  • Der Dachgarten befindet sich auf dem Palais des congrès.
  • Den Auftrag für die Gestaltung der Farm erhielt das in Paris ansässige städtische Landwirtschaftsunternehmen Agripolis.
  • Kultiviert werden hauptsächlich Tomaten, Paprika, Gurken, Bohnen, Auberginen, Mangold, Grünkohl, Peperoni, Salate und Erdbeeren.
  • Die Farm soll in der Hochsaison täglich rund 1.000 kg Obst und Gemüse produzieren.
  • Der Fokus liegt auf gesunde, pestizidfreie Produkte die lokal angebaut werden.
  • Saisonalität und Nachhaltigkeit sind zwei weitere Schwerpunkte.
  • Zielgruppen: lokale Unternehmen, Firmenrestaurants und Bauernverbände in der näheren Umgebung.
  • Aeroponik wird angewandt: Hocheffiziente Technik erfordert keine Pestizide und maximiert den Platz. Es gibt keinen Boden in den Säulen, d.h. die Wurzeln hängen in der Luft. Die Pflanzen werden mit einer Mischung aus Wasser und Nährstoffen regelmäßig „geduscht“.

Eine weitere Besonderheit dieses Projekts besteht in der Tatsache, dass Einheimischen die Möglichkeit geboten wird, einen Platz auf der Dachfarm zu mieten, um ihr eigenes Gemüse und Obst anzubauen.

Die urbane Farm – ein Comeback der Landwirtschaft in der Stadt

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in der Stadt. In 2050 sollen es laut Statista sogar 70% der Menschheit sein. Diese Menschen zu versorgen stellt uns vor immensen Herausforderungen. Die landwirtschaftlichen Ressourcen werden von Bauten verschlungen und die Abfallproduktion schiesst in die Höhen.

Eins ist klar: Das bestehende System kann so nicht aufrecht erhalten werden.

Neue Konzepte müssen her. Es geht darum große Mengen überall, zu jeder Jahreszeit und vor allem nachhaltig zu produzieren.

Um die Zukunft der Städte aufrecht erhalten zu können, wird die urbane Landwirtschaft ganz neue Formen annehmen müssen. Die urbane Farm wird wie ich so oft schon in meinen Blogs hier auf Agrarbetrieb erwähnt habe, vertikal sein.

An dieser Stelle darf ich Euch folgende Beiträge zu diesem Thema empfehlen:

Dieses „schleppen“ von Lebensmitteln von A nach B, wobei A und B oft auch unterschiedliche Kontinente repräsentieren, ist alles andere als nachhaltig. Tomaten von Spanien nach Frankreich zu transportieren ist völlig sinnlos und trotzdem wird dies weiterhin praktiziert. Kartoffeln von Ägypten nach Deutschland, England oder Rumänien zu importieren, wo alle drei Länder problemlos ihre Bevölkerung mit dem lokalen Gemüse versorgen können, entzieht sich jeglichem Argument.

Wie fragil und zerbrechlich unser globale Versorgungssystem ist, haben wir jetzt live mit der Gesundheitskrise und dem Brexit erlebt. Fahrer samt LKWs mussten tagelang an den Grenzen verweilen, leere Container wurden über mehrere Hundert und Tausend Kilometer durch die Gegend gefahren und ganze Industriezweige sahen sich gezwungen ihre Mitarbeiter nach Hause zu schicken, da die Lieferung wichtiger Bestandteile ausblieb.

Eine neue Herangehensweise muss her. Wir müssen ein Mix aus horizontaler und vertikaler Landwirtschaft kreieren, das uns erlaubt sowohl die Bevölkerung auf dem Land als auch die City-Bewohner optimal zu versorgen. Die Pariser Dachfarm ist genauso wie der Londoner Weltkriegsbunker das als Farm verwendet wird oder die zahlreichen vertikalen Farmen in den USA und Asien, ein Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen uns anders aufstellen, da gibt’s kein wenn und aber.

Die Erwartungen an die urbane Farm sind groß. Diese soll ethisch, ökologisch und trendy sein zugleich. Die Zukunft der Städte hängt davon ab, daher bin ich sicher, dass uns die Forscher und Wissenschaftler mit jede Menge neuen Ideen und futuristischen Konzepten einer „anderen Art“ Landwirtschaft zu betreiben, eher früher als später überraschen werden.

Welche Gestaltungsformen wird Deiner Meinung nach die urbane Farm der Zukunft annehmen?

Bildquelle: Foto von Gigi auf Unsplash

Wie versorgen wir uns in der Zukunft

Wie versorgen wir uns in der Zukunft?

Wie versorgen wir eine wachsende Weltbevölkerung die Mega Cities bevorzugt?

Wir sind umkreist von Wasser und trotzdem haben Millionen von Menschen keinen Zugang zu frischem Trinkwasser. Wir schmeissen hierzulande tonnenweise Lebensmittel weg, während andere verhungern. Wir haben unzählige Ressourcen, sind umgeben von einer wunderbaren Flora und Fauna, haben jede Menge freie Flächen wo wir uns austoben können und trotzdem, entscheiden sich die meisten von uns, wie Nageltiere in irgendwelchen Hochhäusern zu leben. Wir, Homo Sapiens sind schon eine komische Spezies.

So wie wir aktuell leben, funktioniert es nicht. Wir wissen es und noch wichtiger, wir spüren es. Kein Wunder, dass alles um uns herum kollabiert.

Die Systeme die wir aufgebaut und an die wir uns so gewöhnt haben, sind an ihre Limits gelangt. Die Städte explodieren, die Dörfer gähnen vor Leere, die Jungen verschmelzen mit ihren beliebten Tech-Geräten während die Alten vermehrt in Altersheime „entsandt“ werden. Wir sehnen uns mehr denn je nach Anerkennung und Liebe, lassen jedoch dem Ego vermehrt freien Lauf und wundern uns, weshalb wir so vereinsamt sind.

Wir stehen vor immensen Herausforderungen.

Werfen wir als erstes einen Blick auf ein paar Studien die sich in punkto Entwicklung der Weltbevölkerung widersprechen:

  • Nach neuen Berechnungen der Vereinten Nationen (Juni 2019) soll die Weltbevölkerung in 2060 rund 9,7 Milliarden Menschen betragen. Bis zum Jahr 2100 rechnet die UN mit 10,8 Milliarden Menschen. [Quelle: Statista, basierend auf UN DESA Population Division]
  • Zu einem ganz anderen Prognose-Modell kommen jedoch Wissenschaftler und Forscher der medizinischen Fakultät der University of Washington. Die Weltbevölkerung soll zwar bis zum Jahr 2064 auf 9,7 Mrd. Menschen steigen aber danach soll diese auf etwas 8,8 Mrd. Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts zurückgehen. Der Hauptgrund: Rückgang der Geburtenrate. In Japan, Thailand, Italien und Spanien könne die Bevölkerung um bis zu 50% schrumpfen. [Quelle: The Lancet, Juli 14, 2020 – „Fertility, mortality, migration, and population scenarios for 195 countries and territories from 2017 to 2100: a forecasting analysis for the Global Burden of Disease Study“]

Ich persönlich finde widersprüchliche Studien sehr gut, da sie uns nicht blind einer Perspektive, Aussage bzw. Zahl folgen lassen.

Bevor ich auf unser heutiges Versorgungsthema eingehe, möchte ich noch eine weitere Statistik mit Euch teilen, denn sie spielt eine wesentliche Rolle dabei, wie wir uns aufstellen müssen, um das was buchstäblich auf uns zurollt, einigermassen zu meistern:

===> Heute lebt 55% der Weltbevölkerung in Städten. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. [Quelle: The Guardian]

Das Zusammenspiel Größenwahn und Versorgung

Es ist nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal, dass ich hier auf Agrarbetrieb über das Thema Versorgung schreibe. Ich möchte hierbei nicht nur eine entsprechende Sensibilität für dieses herausfordernde Thema schaffen, sondern u.a. auch auf die Probleme hinweisen und vor allem, Lösungsansätze und -alternativen bieten.

Siehe hierzu:

Vor ein paar Tagen habe ich ein interessantes Interview mit dem norwegischen Wirtschaftsphilosophen und Bestsellerautor Anders Indset gehört, was mich dazu bewegt hat, der Versorgungsthematik einen neuen „Spin“ zu geben.

Was mir an Anders besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass er kein Theoretiker ist. Vor seiner Karriere als Business Philosopher und vertrauter Sparrings-Partner für CEOs und Politiker hatte er selbst ein Unternehmen gegründet und geleitet, d.h. er kennt die „Ups and Downs“ im Geschäft und die damit einhergehenden Herausforderungen nur allzu gut.

Quelle: phoenix, YouTube

Obwohl ich nicht in allen Themen mit ihm übereinstimme, finde ich den Ansatz von Anders wo er darauf hinweist, dass wir zukünftig die Probleme auf globaler und lokaler Ebene anpacken müssen, anstatt wie heute auf nationaler Ebene, mehr als richtig.

  1. Globale Herausforderungen: Nehmen wir als Beispiel das aktuelle Finanzsystem. Wir haben Privatbanken, staatliche Banken, dann Zentralbanken, unterschiedliche Währungen usw. Das mag zwar alles super funktioniert haben in der Vergangenheit aber heute und vor allem zukünftig, kommen wir mit diesem System ans Limit. Es muss ein anderer Ansatz her. Digitalisierung ist eine Sache, eine ganz andere hingegen, ein komplett neues Finanz- und Wirtschaftssystem aus dem Boden zu stampfen, was nachhaltig sein wird. Wir brauchen eine globale Lösung. Nationale Lösungen in einer 100% voneinander abhängigen Welt macht keinen Sinn.
  2. Lokale Herausforderungen: Es kann nicht sein, dass wir Gesetze auf nationaler Ebene festlegen und uns dabei an den Bedürfnissen von Mega Cities wie z.B. Berlin, London, New York, Sydney, Los Angeles, Bangkok usw. orientieren, um diese dann eins zu eins in alle anderen Städte, Gemeinden und Dörfer zu implementieren. Das ist jenseits von gut und böse. Was in Berlin, München oder Hamburg gilt, kann in einer Gemeinde mit 100.000 Einwohnern ganz anders aussehen. Bürgermeister werden zukünftig eine „echte“ Leadership-Rolle übernehmen und eigene Gesetze erlassen müssen, die lokal am meisten Sinn machen.

So sehr wir an dem Konzept der Nationalstaaten festhalten, müssen wir heute anders denken und uns anders organisieren, damit wir überhaupt eine Überlebenschance haben.

Wer die Konsequenzen der Digitalisierung, Robotisierung, Quantenwirtschaft / Quatencomputer, Künstliche Intelligenz und Superintelligenz nicht versteht bzw. bewusst ignoriert, wird in den kommenden Jahren ein paar böse Überraschungen erleben.

Übersetzt auf die Versorgungsthematik sehe ich den Ansatz von Anders Ingles wie folgt umgesetzt (ein paar Vorschläge):

A. Globale Versorgungssysteme

Erschaffung neuer Handelszonen die Sinn machen und nicht nur auf Profit bzw. Ausbeutung ausgelegt sind. Optimierung der Transportwege sowie der Logistik und des Supply Chain Managements mit Hilfe von Blockchain-Technologien. Erschaffung von Transparenz was wir ebenfalls mit Blockchain erzielen können. Förderung von Vielfältigkeit und Unterbindung sog. „Too Big To Fail“- Monopolinstitutionen (Big Banks, Big Tech) wie wir sie heute kennen.

B. Lokale Versorgungssysteme

Fokus auf regionale, lokale und saisonale Produkte. Dem Monokulturen-Wahnsinn einen Riegel vorschieben. Einsatz moderner Technologien (z.B. Entsalzungsanlagen) um frisches Trinkwasser vor Ort bereit zu stellen. Einbettung sog. ökonomischer Incentives zur Förderung von KMUs und kleinbäuerlicher Betriebe. Entwicklung moderner Bewässerungssysteme, um kleine landwirtschaftliche Betriebe und Familienwirtschaften in Drittländer zu unterstützen. Aufklärung der Bevölkerung über die Schäden einer „falschen“ Ernährungsweise. Programme zur Förderung der Bodenregeneration, der Insekten- und Bienenpopulation sowie von Wälder, Wiesen und Täler. Ausbau moderner Konzepte wie z.B. Vertikale Landwirtschaft, schwimmende Farmen, Vertical Gardening / Urban Gardening, urbane Landwirtschaft, Underground Farming usw. in den Mega Cities.

Steuern wir auf ein Versorgungschaos zu?

Wenn wir so weiter machen wie bisher, dann lautet die Antwort „JA“.

Wir befinden uns in einer Umbruchszeit. Wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Normen und Werte stehen verwirrt vor den Toren einer digitalen Revolution, die die Menschheit so wie wir sie seit Jahren und Jahrhunderten kennen, völlig verändern wird.

Gleichzeitig stellt diese Herausforderung auch eine tolle Chance dar, das bisherige Lebensmodell zu überdenken. Während die meisten Menschen voller Panik nur noch reagieren und dadurch problemlos von A nach B geleitet werden können, sehen diejenigen, die es schaffen innere Ruhe zu bewahren, jede Menge Gelegenheiten und damit einen radikalen Neuanfang.

Es geht hierbei nicht darum, dass wir alle Vegetarier / Veganer werden oder dass wir unser Fleischkonsum durch künstliches Fleisch aus dem Reagenzglas ersetzen. Eine neue Weltanschauung muss her. Wie der bekannte Wirtschaftsphilosoph Indset es recht passend formuliert hat:

„Unsere Führungskräfte von heute brauchen die Philosophie von gestern gepaart mit der Wissenschaft und der Technologie von morgen.“

– Anders Indset

Eine kontinuierliche und ausreichende Lebensmittelversorgung ist und bleibt ein fundamentaler Baustein für die Zukunft der Menschheit.

Bildquelle: ELEVATE, Pexels.com

Schiffscontainer Mehr als nur bezahlbare Studentenwohnungen

Schiffscontainer: Mehr als nur bezahlbare Studentenwohnungen

In Kopenhagen zu studieren ist ein Luxus. Bezahlbare Studentenwohnungen sind eine Rarität. Urban Rigger verwendet Schiffscontainer und baut schwimmende Viertel an Stadtkanälen, um bezahlbaren Wohnraum für Studenten zu schaffen. Kann die Landwirtschaft von dieser Idee profitieren? Wie können wir das in unserer Branche nutzen?

Von der dänischen Firma Urban Rigger hörte ich zum ersten Mal in 2016. In einem kurzen Video präsentierte das Unternehmen damals seine erste schwimmende Plattform mit ein paar Schiffscontainern drauf. Urban Rigger 1.0 beherbergt 12 Studenten, die über ein eigenes Schlafzimmer, ein eigenes Bad und eine eigene Küche verfügen.

Folgendes gehört noch zu einer Urban Rigger:

  • 160 qm großer gemeinsamer grüner Innenhof
  • eine Badeplattform
  • ein Grillplatz
  • eine Kajaklandung
  • 65 qm große gemeinschaftliche Dachterrasse
  • 220 qm großer Keller mit einem Gemeinschaftsbereich, Waschgelegenheiten und individuellen Schließfächern für jede Wohnung => das alles befindet sich unterhalb des Meeresspiegels

Was kostet ein Zimmer auf der Urban Rigger?

Die Miete für Studenten liegt bei rund 600€ pro Monat.

Für Investoren liegen die Preise bei 955.000 DKK (rund 149.000 US-Dollar) bis 1,25 Mio DKK (rund 196.000 US-Dollar) pro Einheit, je nach Präferenz. [Quelle: Mashable]

Wie sieht eine Urban Rigger aus Schiffscontainer aus? Welche innovativen Heizungs- und Lüftungslösungen werden angewandt? Welche Rolle spielen Solar- / PV-Anlagen bei der Schaffung moderner, energieeffizienter schwimmender Häuser für Kopenhagens Studenten?

Dies und mehr erfahrt Ihr in dem nachfolgenden Videobeitrag.

Quelle: Danfoss, YouTube

Urban Rigger 2.0

Ende letzten Jahres war es dann soweit. Die neuen Urban Rigger Schiffscontainer wurden zusammengebaut und bereitgestellt.

Fünf weitere Plattformen machen das Angebot heuer perfekt. Die revolutionäre Idee führte zu einer Expansion der schwimmenden Wohnsysteme in den Kanälen der Stadt Kopenhagen. In der teueren Stadt hat die junge Generation endlich eine Alternative.

Quelle: Urban Rigger, YouTube

Schiffscontainer in der Landwirtschaft

Bezahlbare Studentenwohnungen ist eine Sache, aber wie können diese Schiffscontainer noch anderweitig eingesetzt werden?

In der Landwirtschaft kommen vielen Erntehelfer diese Container sehr bekannt vor. Sie werden nämlich als Sanitärcontainer oder auch als mobile Raum- (Unterkunft) und Bürocontainer eingesetzt.

Der Begriff Container-Farmen müsste für Urban Farming Liebhabern wie Musik in den Ohren klingen. In den USA gibt es bereits mehrere Anbieter die Farming-Container-Boxen anbieten. Das Prinzip ist bei allen gleich, d.h.:

  • Es werden Schiffscontainer verwendet.
  • Zuerst werden diese von innen isoliert.
  • Auf dem Dach wird eine PV-Anlage installiert, die den Strom für das Belüftungs-, Wasserversorgungs- und Lichtsystem liefert.
  • Die Pflanzen werden in einer Nährstofflösung eingebettet.
  • Das Wachstum findet vertikal statt (für weiterführende Infos siehe hierzu meine Beiträge zur vertikalen Landwirtschaft).
  • Die passende Dosis an LED-Licht und Wasser wird per App gesteuert.

So wird aus einem simplen Schiffscontainer, ein „smarter“ Container der Salat, Kräuter und Co. per Knopfdruck produzieren kann.

Eine interessante Umsetzung kommt von den beiden Gründern des deutschen Unternehmens ECF Farmsystems GmbH. In 2011 haben Christian Echternacht und Nicolas Leschke auf dem Gelände einer alten Malzfabrik in Berlin, einen Schiffscontainer zu einem Aquaponik-System umgebaut.

Das Aquaponik-Farmsystem funktioniert wie folgt:

  • Im Container befindet sich eine Art Aquarium für Fische (z.B. Barsche).
  • Auf dem Dach des Containers, wird das Gewächshaus platziert (z.B. Basilikum).

VORTEIL Geschlossener Wasserkreislauf: Die Ausscheidungen der Fische im Container werden als Dünger für das Gewächshaus verwendet. Die Pflanzen auf dem Dach, dienen als Kläranlage für das Wasser.

Quelle: Der Spiegel, YouTube

Mobile, nachhaltige Aquaponik- / Container-Farmen für die Stadtbewohner

Immer mehr Menschen ziehen in die Städte und ein Verzicht auf frische, nachhaltig produzierte Lebensmittel kommt für sie nicht in Frage. Um diese Stadtbewohner zu versorgen, spielen derartige mobile Container-Farmen bzw. Farm-Boxen eine wichtige Rolle. Denn sie sind platzsparend, unabhängig von Witterungseinflüssen und bieten „regional“ angebautes frisches Gemüse und evtl. auch Fische an. Kurze Transportwege sind ein weiterer Vorteil.

Wie bereits in meinem Beitrag „Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme“ erwähnt, können wir mit Vertical Farming und / oder Urban Farming keine Stadt komplett versorgen.

Diese Schiffscontainer und auch kleinere Containereinheiten die z.B. im eigenen Garten platziert werden können, sind interessante Stadtfarm-Alternativen, die eine kleine Entlastung in die oft sehr angespannte und äußerst komplexe Versorgungssituation vor Ort bringen können.

Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren ein paar tolle neue Optionen für unsere Mitbürgern aus den Städten finden werden. Solange wir alle kreativ bleiben, an innovativen Lösungen tüfteln und bereit sind von anderen Branchen zu lernen, sehe ich nichts was uns im Weg stehen kann.

Der Einsatz von Schiffscontainer in der Landwirtschaft – Top oder Flop? Was glaubt Ihr?

Image: hectorgalarza / Pixabay.com

Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme

Mega Cities bedeutet mega Versorgungsprobleme

Die Welt steht kopfüber. Kein gesunder Menschenverstand weit und breit. Viele Supermarktregale sind leer und die Einwohner großer Städte erwachen langsam aber sicher zur Realität. Versorgungsprobleme sind zu erwarten.

Wir stehen derzeit vor riesen Herausforderungen. Über die Schattenseiten der Urbanisierung und Globalisierung in punkto Lebensmittelversorgung wurde zwar diskutiert aber getan wurde vielzu wenig. Seit Jahren warnen Industrieexperten, Forscher und auch wir aus der Landwirtschaft, dass die Konzepte nicht nachhaltig sind und das System langfristig so nicht funktionieren kann.

Alles nur noch über Großkonzerne und „big investment money“ abwickeln zu lassen, hat die Situation nur noch verschärft. Wozu Regionalität, Tradition und Kultur beachten, wenn wir alles über einen Haufen kehren können? Falsche Denkweise; die Konsequenzen spüren wir in Krisensituationen wie heuer besonders stark.

Jetzt stehen vor allem die ‚Big City‘ Bürger vor leeren Regalen und die Fragen mehren sind. Wieso haben wir das zugelassen, dass wir so abhängig werden? Einen Vorgeschmack gab es schon mal, u.z. als der Vulkan in Island ausbrach und u.a. der Flugverkehr (auch Cargo) eingestellt wurde. Die ersten beiden Wochen waren noch OK aber in der dritten Woche standen mehr und mehr Regale leer.

London, New York, Los Angeles, Sydney, Paris, Berlin – Wie wollen wir die teils über 10. Mio Einwohner großen Städte versorgen?

In kritischen Zeiten (wie jetzt gerade) müssen sich z.B. Londoner auf Mengeneinschränkungen einlassen. So darf man derzeit in einigen Supermarktfilialen nicht mehr als 2 Packungen Nudeln / Reis kaufen. Es ist sogar von Coupons die Rede, die einem erlauben sollen nur für einen bestimmten Betrag Lebensmitteln zu kaufen. Die Einführung von Lebensmittelrationen ist in den kommenden Tagen auch denkbar.

Wieso wurden die innovativen Lösungsansätze Vertical Farming und Underground Farming nicht angenommen?

Nicht alle Großstädte haben in punkto Versorgung so eine tolle Lage wie z.B. Wien oder München. Es gibt jede Menge landwirtschaftliche Betriebe in der Nähe, die einerseits neben den globalen Playern am Markt agieren und andererseits mit ihrer regionalen Ware schnell vor Ort sein können. Hinzu kommt, dass die beiden Städte im Vergleich zu den Mega Cities London oder New York recht „klein“ sind.

Ich habe hier auf Agrarbetrieb des Öfteren über das Thema vertikale Landwirtschaft geschrieben und u.a. auch Erfolgskonzepte aus Asien präsentiert, wo in dieser Richtung sehr viel getan wird. Berichtet habe ich auch über den in 33 Meter tiefen Weltkriegsbunker der von zwei britischen Unternehmer dazu verwendet wird, um die Londoner Supermärkte Marks und Spencer, Whole Foods oder Ocado mit z.B. Salat zu versorgen.

Wenn Ihr mehr dazu erfahren wollt, empfehle ich Euch folgende Beiträge:

Versorgungsprobleme in Großstädten waren vorprogrammiert. Selbstverständlich potenziert die aktuelle Situation die gesamte Thematik um das Mehrfache.

„In the age of information, ignorance is a choice.“

— Donny Miller

Versorgungsprobleme proaktiv angehen

Offensichtlich sind Hochhäuser und Luftschutzbunker nicht DIE Lösung für dieses komplexe Problem; aber sie sind schonmal zwei bewährte Alternativen die funktionieren und die Situation vor Ort in punkto Lieferung von Salate, Kräuter & Kleingemüse ein bisschen entschärfen.

In Zukunft erwarte ich ein paar interessante Lösungsansätze aus dem Bereich der 3D-Printer, die in der Hydroponik großartig eingesetzt werden können (siehe hierzu meinen Beitrag zu Hydrokulturen).

Quelle: The B1M, YouTube

Bei „Grünzeug“, was wenig Gewicht hat, sind diese Konzepte Klasse. Aber was ist mit denjenigen die auf Fleisch und Fisch nicht verzichten möchten? Auch auf diese Frage versuchen Viehzüchter zusammen mit Forscher und Experten, eine passable Lösung zu finden. So steht derzeit eine sogenannte schwimmende Farm am Hafen der niederländischen Stadt Rotterdam. Die zweistöckige 1.200 qm große Plattform bietet Platz für 40 Kühe. Derzeit leben 32 Tiere der Rinderrasse Montbeliard auf der Milchviehfarm.

Wenn der Begriff ’schwimmende Fischfarmen‘ fällt, dann denken die meisten von uns direkt an Vietnam, Malaysia, Indonesien & Co. Jedoch, pimpt man diese Fischfarmen mit ‚High-Tech‘ auf, dann könnten sie auch in der nächsten Umgebung der Mega Cities Sydney, New York oder Los Angeles angedockt werden.

Zu den Vorteilen der oben aufgeführten Methoden zählen u.a. kurze Lieferwege, weniger Umweltbelastung, Produktion und Versorgung direkt vor Ort, mehr Unabhängigkeit. Ein großer Nachteil dieser Konzepte ist sicherlich die Tatsache, dass dies eher was für die Big Player ist, die sich die entsprechenden Genehmigungen, Technologien und vor allem Mieten leisten können.

Krise hin oder her, es wird in den kommenden Jahren auch mit der traditionallen „horizontalen“ Landwirtschaft nicht einfacher. Die Anzahl der Familienbetriebe sinkt (in 2016 gab es nur noch 244.000 Einzelunternehmen; in 2010 waren es 273.000), dafür steigt die Zahl der Personengesellschaften (von 21.000 in 2010 auf 26.000 in 2016). Strukturwandel, Digitalisierung, Preisverfall, Gesellschaftswandel, Bevölkerungswachstum, Landflucht…. Das sind nur einige der Themen die auf uns zupreschen.

Jammern bringt nichts. Auf die Regierung warten, bringt noch weniger. Wir müssen es selbst anpacken, kreativ sein, uns austauschen und zusammen neue Konzepte entwickeln. Nur so kommen wir weiter. Nur das wird uns erlauben pragmatische Lösungen für die Versorgungsprobleme der Zukunft zu finden.