Walipini: Grubengewächshäuser erobern die ganze Welt

Walipini: Grubengewächshäuser erobern die ganze Welt

Von Südamerika über die Mongolei und England bis hin in die USA, überall basteln Menschen an innovativen Grubengewächshäusern, um das ganze Jahr über mit frischen Nahrungsmittel versorgt zu sein. Schluss mit langen Transportwegen und dem Logistikchaos. Beim Bau eines Walipini geht es um einen minimalen Energie- und Wasserverbrauch und den Verzicht auf Pestizide. Dafür geht es um die Verfügbarkeit von leckerem Obst und Gemüse – unabhängig von der Jahreszeit.

Der Begriff „Walipini“ stammt aus Südamerika. Das unterirdische Gewächshaus bedeutet für die Aymara-Ureinwohner von Bolivien ein „Ort der Wärme“. Wer auf 4000m Höhe baut, wird mit jeder Menge Herausforderungen konfrontiert. Hinzu kommt, dass es in dieser Region nur 3 Monate lang regnet, d.h. die Trockenheit macht alles zunichte. Um die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen, haben sich die Bolivianer diese versenkten Treibhäuser namens Walipinis zu eigen gemacht.

Die Bauweise der Walipinis hat es in sich: Die oberste Erdschicht wird als Boden des Gewächshauses verwendet. Der restliche Boden wird an der Schattenseite als Wand angebracht. Um Energie zu sparen, werden die Fenster so angelegt, dass der Winkel zur Sonne während der Wintersonnenwende 90 Grad beträgt.

Am besten lassen wir uns das Konzept von einem echten Bolivianer erklären …

Quelle: Bolivia ONGs, YouTube

Worauf sollte man beim Bau eines Walipini unbedingt achten?

Das Unwort beim Bau eines Grubengewächshauses ist Plastik. Deshalb gilt es auf jeden Fall auf Plastikfolien oder PVC-Plastikdächer zu verzichten. Der Grund hierfür liegt in der Verseuchung der Luft mit Mikroplastik und Weichmachern.

Welches Material eignet sich dann am besten für das Dach?

Wer transparente Dächer bevorzugt, kann auf Glas oder Plexiglas zurück greifen. Diejenigen, die Feststoff für den Bau heranziehen, können ein normales Dach bauen und dieses z.B. mit einer Fensterfront zur Sonnenseite kombinieren. Um Hagelschäden zu vermeiden, bietet sich die Verwendung von Hühnerdraht an. Die beliebtesten Konstruktionen sind in U- oder V-Form.

Weitere Tipps:

  • Wandmaterialien bzw. Wand stabilisieren mit Erdziegeln, Natursteine, Wasserfässer oder Erdsäcke
  • Tiefe: mindestens 1,2 Meter => Achtung: Grubengewächshäuser sollten unbedingt 1m über dem Grundwasserspiegel gebaut werden
  • Bewässerung: Regenwasser in Wasserfässer sammeln und damit die Pflanzen giessen => wer das Konzept der Permakultur anwendet, d.h. eine Hochbeet-Schichtung mit Holz, Laub und Kompost vornimmt, braucht nicht giessen
  • Die Fensterseite muss immer auf die Sonnenseite gerichtet sein
  • Die Belüftung sollte durch kleine eingebaute Fenster funktionieren

Eins der größten Vorteile dieser Walpini ist und bleibt die Ausnutzung der konstanten Temperatur der Erde.

Grubengewächshäuser auf der ganzen Welt

Die teilversenkten Gebäude sind kein Hype oder ein weiterer Trend der modernen Welt. Ganz im Gegenteil. Es handelt sich hierbei um ein Wissen, das seit Generationen in vielen Teilen der Welt ständig weiter gegeben wurde und wird.

So durfte es niemanden verwundern, dass wir die Grubengewächshäuser nicht nur in LaPaz (Bolivien) entdecken, sondern auf ähnlichen Höhen auf einem ganz anderen Kontinent, nämlich auf dem asiatischen Kontinent, in Nepal oder in der Mongolei. Weitere interessante Exemplare finden wir in Argentinien, Indien sowie in Europa, besser gesagt in England oder Nordamerika, sowohl in Kanada als auch in den USA.

Wie ausgefallen die Umstellung auf ein Grubengewächshaus sein kann, sehen wir am besten am Beispiel eines ehemaligen Raketensilos aus Nebraska (USA). Das verlassene unterirdische Haus ist der perfekte Anbauort für Kartoffeln, Tomaten, grüne Bohnen, Radieschen, Brokkoli und Knoblauch. Der Boden der Garage ist mit Holzboden und Kunstrasen ausgelegt. Die Konstruktion ähnelt zwar dem Set eines SciFi-Films, aber ansonsten ist an dem Ort und der Umsetzung nichts auszusetzen.

Anbei ein kurzer Videobeitrag über diese bizarre Transformation eines Relikts aus dem kalten Krieg …

Quelle: AP Archive, YouTube

In Europa scheint sich das Walipini-Konzept noch nicht so stark durchgesetzt zu haben, wie dies z.B. der Fall in den USA ist. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir mit dem derzeitigen Bewusstseinswandel und einer steigenden Anzahl von Gemeinschaften, die es bevorzugen so autark wie möglich zu leben, einen Boom dieser unterirdischen Grubengewächshäuser erleben werden.

Ist Euch ein bekanntes Walipini im DACH-Raum bekannt? Falls ja, was fasziniert Euch am meisten an der Konstruktion?

Bildquelle: Foto von nonstopsmile auf Pixabay

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